Zimmer, Stefan: Kariesprophylaxe als multifaktorielle Präventionsstrategie |
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Wie im vorausgehenden Kapitel ausgeführt, beschäftigt sich die aktuelle Gesundheitspolitik im Bereich der zahnmedizinischen Prophylaxe unter anderem mit Maßnahmen zur Verbesserung der häuslichen Mundhygiene sowie mit Programmen zur Kariesprophylaxe bei Risikogruppen im Rahmen der Gruppenprophylaxe. Eine bessere häusliche Mundhygiene allein durch Maßnahmen der Motivierung und Instruktion zu erreichen, ist sehr schwierig und verspricht nur wenig Erfolg . Deshalb erscheint es sinnvoll, neuartige Hilfsmittel zur Effektivierung der häuslichen Mundhygiene zu entwickeln. Dieses Ziel wurde in den vergangen Jahren von der Industrie durch die Entwicklung von Handzahnbürsten mit besonderem Design des Bürstenkopfes und vor allem von neuartigen elektrischen Zahnbürsten verfolgt. Darüber wurde in der Literaturübersicht berichtet. Es gibt allerdings einige neue Entwicklungen, für die bisher keine Studienergebnisse vorliegen.
In der Betreuung von Risikogruppen werden zwei grundsätzlich verschiedene Strategien verfolgt. Die Zahnärzteschaft und die von ihr mit getragenen Landesarbeitsgemeinschaften zur Verhütung von Zahnkrankheiten bevorzugen ein System, in dem Kinder mit erhöhtem Kariesrisiko in Screeninguntersuchungen identifiziert und individuell an Zahnarztpraxen zur intensiven prophylaktischen Betreuung verwiesen werden . Zur Frage der Erkennung von Kariesrisiko-Kindern wurden einige eigene Arbeiten veröffentlicht und auf der Grundlage der Arbeiten von Helfenstein et al. ein Kariesrisiko-Schieber entwickelt, der die Identifizierung erleichtert . Da die Kariesrisikobestimmung jedoch nicht Thema der vorliegenden Arbeit ist, soll nicht weiter darauf eingegangen werden. Das oben erwähnte System der Verweisung von Kariesrisikokindern an niedergelassene Zahnärzte ist mit dem Problem behaftet, daß diese Kinder, die nicht selten aus sozial schwierigen Verhältnissen stammen, entgegen der Empfehlung des Schulzahnarztes keinem Zahnarzt vorgestellt werden . Deshalb empfehlen die Krankenkassen einen anderen Weg . Sie fordern, daß Risikoeinrichtungen aufsuchend betreut werden und erteilen damit einer individuellen Identifizierung und Betreuung von Kariesrisikokindern eine Absage. Dieses Vorgehen hat zwar den Nachteil, daß die technische Ausstattung einer Zahnarztpraxis nicht für die
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Intensivprophylaxe genutzt werden kann, andererseits hat es den Vorteil, daß die Zielgruppe vollständig von der Intensivprophylaxe erreicht werden kann. Darüber hinaus ist dieses System der aufsuchenden Betreuung wesentlich kostengünstiger, da es weniger personal- und technikintensiv ist.Zur Bearbeitung der aufgeworfenen Fragestellungen beschäftigt sich die vorliegende Arbeit im experimentellen Teil mit den beiden Themen Programme zur Betreuung von Kindern mit erhöhtem Kariesrisiko und Verbesserung der häuslichen Mundhygiene durch neu entwickelte Zahnbürsten. Im einzelnen werden folgende Fragestellungen bearbeitet:
Die vorstehenden Fragestellungen wurden von einem Team von Mitarbeitern der Abteilung für Zahnerhaltung und Präventivzahnmedizin des Zentrums für Zahnmedizin an der Charité Berlin bearbeitet. Dem Team gehörten und gehören an: Dr. Stefan Zimmer, Dr. Rainer Seemann, Dr. Mozhgan Bizhang, ZMP Sabine Witzke, Dr. Birgit Didner, Dr. Franz Josef Robke, ZA Mario Fosca.
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