Birnbaum, Jürgen: Gastrointestinaler Sauerstofftransport und Laktatstoffwechsel während des normothermen kardiopulmonalen Bypasses beim Menschen |
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16 Patienten wurden zunächst in die Studie aufgenommen. Vier dieser Patienten wurden im weiteren Verlauf der Untersuchung aus folgenden Gründen aus der Studie ausgeschlossen:
Die in der Studie verbliebenen 12 Patienten hatten einen unkomplizierten perioperativen Verlauf und konnten innerhalb der ersten sechs Stunden nach Aufnahme auf die Intensivtherapiestation extubiert und am nächsten Tag auf die herzchirurgische Normalstation verlegt werden. Auch der weitere Krankenhausaufenthalt war unauffällig.
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In Tabelle 1 sind demographische Daten der 12 in der Studie verbliebenen Patienten aufgelistet.
Patient Nr. |
Alter Jahre |
EF % |
Bypasszeit min |
Aortenklemmzeit min |
Anzahl Bypässe |
1 |
61 |
74 |
74 |
54 |
2 |
2 |
67 |
48 |
93 |
63 |
3 |
3 |
56 |
74 |
48 |
33 |
2 |
4 |
61 |
61 |
61 |
36 |
3 |
5 |
70 |
73 |
81 |
63 |
2 |
6 |
55 |
47 |
70 |
46 |
3 |
7 |
37 |
68 |
89 |
56 |
3 |
8 |
59 |
46 |
103 |
76 |
3 |
9 |
52 |
76 |
87 |
53 |
3 |
10 |
57 |
68 |
66 |
34 |
2 |
11 |
65 |
47 |
85 |
49 |
3 |
12 |
66 |
70 |
69 |
51 |
2 |
Mean |
59 |
63 |
77 |
51 |
2,6 |
SD |
± 8 |
± 12 |
± 15 |
± 12 |
± 0,5 |
Bei drei Patienten wurde nach Abgang von der Herz-Lungen-Maschine bzw. unmittelbar postoperativ auf der Intensivtherapiestation vorübergehend Dobutamin in einer Dosis zwischen 1,5 und 5 µg/kg/min zur Kreislaufunterstützung appliziert.
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Die Körpertemperatur der Patienten betrug im Mittel 36,2 ± 0,6 °C vor dem Bypass. Während und nach der extrakorporalen Zirkulation kam es zu keiner signifikanten Temperaturänderung. 2 bzw. 7 Stunden nach Aufnahme auf die Intensivtherapiestation stieg die Temperatur signifikant auf 37,1 ± 0,5 °C und 37,3 ± 0,5 °C an.
In Tabelle 2 sind neben hämodynamischen Daten systemische Sauerstofftransportparameter dargestellt.
Präbypass |
Bypass |
Postbypass |
ITS + 2 |
ITS + 7 |
|
CI [l/min/m2] |
2,05 ± 0,66 |
2,85 ± 0,32* |
3,06 ± 0,68* |
3,20 ± 0,73* |
3,26 ± 0,81* |
MAP [mm Hg] |
74,4 ± 8,9 |
61,8 ± 10,3* |
71,9 ± 4,7 |
84,7 ± 11,8 |
84,8 ± 10,2 |
Hb [g/dl] |
12,0 ± 1,6 |
8,9 ± 1,3* |
10,2 ± 1,1 |
11,7 ± 1,4 |
11,9 ± 1,4 |
SvO2 [%] |
71,9 ± 4,9 |
78,0 ± 4,9 |
74,0 ± 5,9 |
73,1 ± 7,0 |
70,0 ± 4,8 |
DO2 sys [ml/min/m2] |
348 ± 134 |
360 ± 52 |
425 ± 131 |
513 ± 163* |
528 ± 162* |
VO2 sys [ml/min/m2] |
97 ± 25 |
90 ± 12 |
113 ± 24 |
138 ± 27 |
153 ± 29* |
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Trotz des Hämoglobinabfalles infolge Hämodilution nach Beginn der extrakorporalen Zirkulation kam es zu keinem Abfall des systemischen Sauerstoffangebotes. Der verminderte arterielle Sauerstoffgehalt wurde durch eine entsprechende Erhöhung des Pumpenflusses auf 2,8 l/min/m2 kompensiert. Als Richtwert wird im allgemeinen ein Pumpenfluß von 2,4 l/min/m2 angestrebt. Die gemischtvenöse Sauerstoffsättigung blieb über den Beobachtungszeitraum unverändert.Der mittlere arterielle Blutdruck fiel mit Beginn des Herz-Lungen-Bypasses um etwa 18% ab und blieb im weiteren Verlauf gegenüber dem Ausgangswert vor Bypass unverändert.
Der Anstieg des systemischen Sauerstofftransportes 7 Stunden nach Aufnahme auf die Intensivtherapiestation entspricht einer Erhöhung um 51% gegenüber der Baselinemessung vor Bypassbeginn. Der systemische Sauerstoffverbrauch 7 Stunden nach Aufnahme auf die Intensivtherapiestation ist im Vergleich zur Messung vor dem Bypass um 57% angestiegen.
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In Abbildung 1 ist der gastrointestinale Sauerstofftransport dargestellt.
Abbildung 1 Gastrointestinaler Sauerstofftransportindex (ml/min/m2)
Der gastrointestinale Sauerstofftransport blieb vor, während und nach dem Herz-Lungen-Bypass konstant und stieg erst auf der Intensivtherapiestation signifikant an. Der Ausgangswert vor Bypassbeginn lag bei 85 ± 21 ml/min/m², 7 Stunden nach Aufnahme auf die Intensiv-therapiestation stieg der Sauerstofftransport auf 118 ± 25 ml/min/m² an.
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In Abbildung 2 ist der Sauerstoffverbrauch des Gastrointestinaltraktes dargestellt.
Abbildung 2 Sauerstoffverbrauchsindex des Gastrointestinaltraktes (ml/min/m2)
Der gastrointestinale Sauerstoffverbrauch blieb bis zur Messung nach Bypassende konstant. Er stieg von einem Ausgangswert von 31 ± 6 ml/min/m² vor Bypassbeginn signifikant auf 45 ± 8 ml/min/m² 2 Stunden nach Aufnahme auf die Intensivtherapiestation bzw. auf 51 ± 9 ml/min/m² 7 Stunden nach Aufnahme an.
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Abbildung 3 zeigt den effektiven Leberblutfluß.
Abbildung 3 Leberblutflußindex (m7l/min/m2)
Zwei bzw. 7 Stunden nach Aufnahme auf die Intensivtherapiestation kam es zu einem Anstieg des effektiven Leberblutflusses. Der Baselinewert betrug 510 ± 86 ml/min/m². Zum Zeitpunkt ITS + 2h erhöhte sich der effektive Leberblutfluß auf 724 ± 146 ml/min/m², für den Zeitpunkt ITS + 7h wurden 739±141 ml/min/m² ermittelt.
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In Abbildung 3 ist die ICG-Extraktionsfraktion der Leber dargestellt.
Abbildung 3 ICG-Extraktionsfraktion
Mit Beginn der extrakorporalen Zirkulation kam es zu einem deutlichen Abfall der ICG-Extraktionsfraktion auf 0,54 ± 0,11 gegenüber dem Ausgangswert von 0,78 ± 0,08. Auch zu den folgenden Meßzeitpunkten blieb die ICG-Extraktionsfraktion gegenüber dem Präbypasswert signifikant erniedrigt.
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In Tabelle 3 sind die pHi-Werte und die Laktatkonzentrationen dargestellt.
Präbypass |
Bypass |
Postbypass |
ITS + 2h |
ITS + 7h |
|
pHi |
7,36 ± 0,05 |
7,33 ± 0,07 |
7,32 ± 0,07 |
7,32 ± 0,06 |
7,28 ± 0,05* |
Laktatart [mmol/l] |
0,47 ± 0,14 |
0,68 ± 0,20* |
0,93 ±0,25* |
1,04 ± 0,44* |
1,95 ± 1,06* |
Laktatgv [ mmol/l] |
0,48 ± 0,14 |
0,69 ± 0,20* |
0,90 ± 0,24* |
1,03 ± 0,45* |
1,96 ± 1,14* |
Laktatlv [mmol/l] |
0,29 ± 0,20 |
0,39 ± 0,18 |
0,55 ± 0,28* |
0,67 ± 0,34* |
1,41 ± 0,95* |
Die lebervenösen Laktatkonzentrationen lagen bei allen Patienten zu jedem Zeitpunkt unter den gemischtvenösen Werten.
7 Stunden nach Aufnahme auf die Intensivtherapiestation kam es zu einem signifikanten Abfall des pHi auf 7,28 ± 0,05 gegenüber einem Ausgangswert von 7,36 ± 0,05 vor Beginn der extrakorporalen Zirkulation.
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In Abbildung 4 ist die Laktatproduktion des Gastrointestinaltraktes dargestellt.
Abbildung 4 Laktatproduktion des Gastrointestinaltraktes (Index) (mmol/min/m²)
Negative Werte repräsentieren eine effektive Laktataufnahme des Gastrointestinaltraktes inklusive der Leber. Zu jedem Zeitpunkt wurde vom Gastrointestinaltrakt mehr Laktat aufgenommen als produziert. Die effektive Laktataufnahme lag vor Bypassbeginn bei 0,09 ± 0,05 mmol/min/m² und stieg am Bypass auf 0,18 ± 0,06 mmol/min/m². Ein Maximum für die effektive Laktataufnahme des Gastrointestinaltraktes wurde 7 Stunden nach Aufnahme auf die Intensivtherapiestation mit 0,40 ± 0,21 mmol/min/m² erreicht. Das Verhältnis zwischen gastrointestinalem Laktat-Efflux und systemischem Laktatflux betrug 0,14 ± 0,05. Das bedeutet, daß 14% des gemischtvenösen Laktates aus dem Gastrointestinaltrakt stammen. Dieses Verhältnis änderte sich im Untersuchungszeitraum nicht signifikant.
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HTML - Version erstellt am: Tue Jul 14 9:14:04 1998 |