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Die Notwendigkeit einer verhaltensorientierten Fortbildung in der Polizei wurde in der Bundesrepublik Deutschland bereits in den 60er/70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts erkannt, da sich in dieser Zeit sowohl die Anforderungen an den Polizeidienst als auch das Berufsbild des Polizeibeamten wandelten. In den einzelnen Bundesländern wurden unterschiedliche Fortbildungsformen entwickelt, die den Polizeibeamten eine höhere Kompetenz beim Umgang mit dem Bürger - insbesondere auf dem Gebiet der Kommunikation - bringen sollten. Weiterer Fortbildungsbedarf ergab sich aus den gestiegenen Anforderungen an den Polizeidienst in dieser Zeit, wie z.B. der wachsenden Bedrohung durch den Terrorismus. Diese neuen Bedingungen verlangten nach einer Erweiterung der Fähigkeiten und Fertigkeiten auf dem Gebiet der Taktik und Eigensicherung und nach einem sicheren, rechtlich korrekten Umgang mit der Schusswaffe. Unter den erschwerten dienstlichen Bedingungen erschien auch ein Training auf dem Gebiet der Stressbewältigung sinnvoll. Ein Programm, das alle diese Elemente vereinte, wurde zu Beginn der 80er Jahre von der Polizei Nordrhein-Westfalens in Zusammenarbeit mit dem Max-Plank-Institut für Psychiatrie unter dem Namen „Integrierte Fortbildung“ entwickelt und eingeführt. Dieses Konzept wurde zu Beginn der 90er Jahre im damals neu geschaffenen Land Brandenburg übernommen. Dabei war der Integrierten Fortbildung die Aufgabe zugedacht, Eigenschaften und Handlungsmuster herauszubilden und weiter zu festigen, die es ermöglichen, bei der Erfüllung des gesetzlichen Auftrages:
Zielgruppe der Seminare sind alle Polizeivollzugsbediensteten des mittleren und gehobenen Dienstes, die zu einer regelmäßigen Teilnahme verpflichtet sind. Im Idealfall nimmt jeder dieser Beamten einmal im Jahr an einem vier- bis fünftägigen Seminar und an vier Tagesseminaren teil. Zur Erfüllung dieser Aufgabe stehen in sechs Trainingsstützpunkten im Land ca. einhundert Trainer zur Verfügung. Die fachliche Anleitung der IF-Trainer erfolgt durch Lehrtrainer, die der Fachhochschule der Polizei in Basdorf angegliedert sind.
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Die Integrierte Fortbildung ist die wichtigste Form der dezentralen Fortbildung der Polizei des Landes Brandenburg, da sie alle im Außendienst tätigen Polizeibeamten regelmäßig erfasst, während die anderen Bereiche der verhaltensorientierten Fortbildung nur mit wenigen Seminaren für einen jeweils recht kleinen Teilnehmerkreis wirksam werden. Sie stellt den einzigen Bereich der verhaltensorientierten Fortbildung der Brandenburger Polizei dar, der nicht zentral an der Fachhochschule der Polizei, sondern dezentral bei den einzelnen Behörden und Einrichtungen angesiedelt ist. Als Instrument zur landesweiten Änderung von Verhaltensweisen der Polizeibeamten kommt somit nur die Integrierte Fortbildung in Frage.
In den 90er Jahren veränderten sich erneut das Berufsbild des Polizeibeamten und die Rahmenbedingungen des Polizeidienstes. Die Polizei war nun größeren Sparzwängen ausgesetzt. Es wurden aber auch Forderungen nach einer größeren Bürgernähe laut. Der größeren Bürgernähe stand jedoch ein gestiegenes Gefährdungspotenzial gegenüber (vgl. KfN 2002). Somit stand die Polizei vor dem Problem, mehrere sich widersprechende Aufgaben lösen zu müssen. Um den Sparzwängen Rechnung zu tragen, musste sie mit weniger Personal und materiellen Ressourcen einem erhöhten Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung gerecht werden, also mehr leisten als zuvor. Dies sollte so „zivil“ wie möglich, also unter größter Bürgernähe erfolgen. Dabei musste jedoch einem erhöhten Bedarf nach Eigensicherung Rechnung getragen werden. Diese konträren Anforderungen führten in mehreren Bundesländern zur Initiierung von Projekten wie dem TQM, zur Entwicklung von Leitbildern des Polizeibeamten, oder - wo auch dass nicht mehr ausreichte, wie z.B. in Berlin und Brandenburg - zu einer grundlegenden Polizeistrukturreform. Im Land Brandenburg war der organisatorisch-administrative Teil dieser Reform zum 1. Juli 2002 in wesentlichen Zügen abgeschlossen. Die Ziele der Polizeistrukturreform waren:
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Erfahrungsgemäß dauert die Umsetzung derartiger Reformprozesse durch alle Ebenen einer Organisation hindurch fünf bis zehn Jahre. Sowohl die veränderten äußeren Bedingungen als auch die Umsetzung der Ziele der Polizeistrukturreform im Land Brandenburg erfordern weitgehende Verhaltensänderungen der Polizeibeamten auf allen Hierarchieebenen. Verhaltensänderungen, die auf ein bestimmtes Ziel gerichtet sind, ergeben sich aber nicht im Selbstlauf, sondern können nur durch Fortbildungsmaßnahmen erreicht werden. Die Notwendigkeit, Verhaltensänderungen bei den Polizeibeamten zu erreichen, geht jedoch einher mit einer drastisch verschärften Finanzlage, sodass die Frage nach einer erhöhten Effektivität der Fortbildung in den Vordergrund rückt. Der Zwang zur Einsparung führt zu Kürzungen im Bereich der Fortbildung, sodass auch dort mit weniger Mitteln und weniger Beschäftigten mehr geleistet werden muss. In diesem Zusammenhang verringert sich auch zwangsläufig die Zahl der Beamten, die an Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen dürfen. Damit steht auch die Integrierte Fortbildung vor der doppelten Herausforderung, mit weniger Kollegen, weniger Mitteln und weniger Seminarteilnehmern, mehr leisten zu müssen, nämlich – zusätzlich zu den bisherigen Aufgaben - ein neues Anforderungsprofil des Polizeibeamten durchsetzen zu helfen.
Parallel zu den gestiegenen Anforderungen, die eigentlich einen höheren Fortbildungsbedarf implizierten, ließ das Interesse an der Integrierten Fortbildung Ende der 90er Jahre und in den Jahren 2000 bis 2003 rapide nach. Sowohl die dienstlichen Leiter als auch die Zielgruppe selbst zeigten immer weniger Interesse an diesen Fortbildungsveranstaltungen, sodass es selbst bei guten materiellen Voraussetzungen immer schwieriger wurde, genügend Teilnehmer für die ausgeschriebenen Lehrgänge zu finden. Die Probleme wurden zwar erkannt, aber es gab kein wissenschaftlich fundiertes Herangehen bei der Suche nach Lösungen, sondern es kam in den einzelnen Trainingsstützpunkten zu immer größeren Abweichungen vom ursprünglichen, verhaltensorientierten Konzept der Integrierten Fortbildung. Faktisch entstanden mehrere schutzbereichsspezifische Fortbildungskonzepte, die sich im Wesentlichen an den aktuellen Interessen der Schutzbereichsleiter und den persönlichen Neigungen der Trainer orientieren. Eine landesweite Durchsetzung von Verhaltensänderungen, wie sie zur vollständigen Umsetzung der Ziele der Polizeistrukturreform nötig ist, kann auf diesem Wege aber nicht erreicht werden.
Veränderungsbedarf am Konzept der Integrierten Fortbildung ergibt sich auch daraus, dass dieses Konzept auf dem wissenschaftlichen Erkenntnisstand vom Beginn der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts beruht. Gerade in den letzten zehn Jahren wurden aber grundlegende Erkenntnisse auf dem Gebiet der Neurophysiologie gewonnen, die sich stark auf die Lerntheorie und die Stresstheorie auswirkten. Einen ebenso umfangreichen Erkenntnisgewinn gab es auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung. Somit ist eine Überarbeitung des Konzeptes der Integrierten Fortbildung nicht nur aus Sicht der gewachsenen Anforderungen an die Polizeibeamten erforderlich, sondern es muss auch der heutige Erkenntnisstand zur pädagogischen Einflussnahme auf das Verhalten von Erwachsenen berücksichtigt werden.
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Bisher setze sich die Integrierte Fortbildung aus einzelnen Fachsegmenten zusammen, die alle auf unterschiedlichen theoretischen Modellen beruhten. Ziel der Arbeit ist es - ausgehend von der neurobiologisch begründeten Kognitions- und der konstruktivistischen Lerntheorie - ein Modell für die Integrierte Fortbildung zu entwickeln, das auf einer einheitlichen theoretischen Grundlage beruht. Diese Arbeit soll weiterhin die Probleme erklären, die in den letzten Jahren in der Integrierten Fortbildung auftraten und Wege zu ihrer Lösung zeigen. Die Integrierte Fortbildung soll damit soweit zukunftssicher gemacht werden können, dass sie auch den wesentlich höheren Anforderungen nach der Polizeistrukturreform gerecht werden und die Umsetzung der Ziele der Polizeistrukturreform im verhaltensorientierten Bereich unterstützen kann. Ausgehend von den veränderten Bedingungen des Polizeidienstes, den Zielen der Polizeistrukturreform und dem daraus resultierenden neuen Anforderungsprofil an den Polizeibeamten soll untersucht werden, welches erziehungswissenschaftliche Instrumentarium heute zur Verfügung steht, um eine verhaltensorientierte Fortbildung für Polizeibeamte zu gestalten, die den gegenwärtigen Anforderungen gerecht wird.
In dieser Arbeit sollen allgemeingültige Bedingungen für Verhaltensänderungen im Erwachsenenalter untersucht und realistische Möglichkeiten aufgezeigt werden, derartige Verhaltensänderungen auch in der pädagogischen Praxis zu erreichen. Dabei sollen zwei Schwerpunkte betrachtet werden:
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Diese beiden Bereiche sollen unter verschiedenen theoretischen und praktischen Aspekten getrennt bearbeitet, dann aber wieder in einem einheitlichen Konzept vereint werden. Als praktisches Beispiel für eine verhaltensorientierte Fortbildung von Erwachsenen, in der diese beiden Schwerpunkte eine Rolle spielen, wird in dieser Arbeit ein Konzept für die Integrierte Fortbildung entwickelt werden, das
Dieses Programm soll evaluierbar und damit mit dem bisherigen Modell der Integrierten Fortbildung vergleichbar sein.
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Auch wenn das in dieser Arbeit entwickelte Programm zur Unterstützung einer Maßnahme der politisch-administrativen Reorganisation konkret auf die Polizeistrukturreform im Land Brandenburg zugeschnitten ist, so soll es doch – in seinen wesentlichen Zügen – auch auf andere Landespolizeien übertragbar sein. Wesentliche Teile der Arbeit sollen sich in Bereichen umsetzen lassen, in denen Erwachsene innerhalb einer hierarchisch organisierten Struktur zu einer Änderung althergebrachter Verhaltensweisen veranlasst werden sollen.
Die Erkenntnisse zum zweiten Schwerpunkt dieser Arbeit - also zu den Möglichkeiten der Änderung von Handlungsabläufen, die unter extremen Stressbedingungen beherrscht werden müssen – sollen sich ebenfalls in anderen Organisationen nutzen lassen. Sinnvoll wäre eine Umsetzung des hier vorgestellten Konzeptes also auch in der Fortbildung von Feuerwehrleuten, Militärangehörigen, Lehrern, Erziehern oder vom Personal in Krankenhäusern, wo sowohl eine hierarchische Organisationsstruktur vorherrscht als auch Handeln unter hohem Stress nötig ist. Einzelne Aspekte sollen aber auch - unabhängig vom Gesamtkonzept - für verschiedene Fortbildungsmaßnahmen der Erwachsenenbildung nutzbar sein, in denen es entweder um die Unterstützung und Begleitung von Reorganisationsmaßnahmen oder aber um die Änderung von eingeschliffenen Verhaltensweisen bei Erwachsenen geht.
Die Änderung von eingeschliffenen Verhaltensweisen erweist sich gerade in der Erwachsenenbildung als sehr schwierig. Diese Arbeit setzt sich deshalb unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten - aber mit starkem Praxisbezug – mit folgenden Fragen auseinander:
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Diese Arbeit stützt sich in wesentlichen Teilen auf Literatur zur empirischen Polizeiforschung. Nach Ohlemacher und Liebl kann als empirische Polizeiforschung „jede im weiteren Sinne sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Polizei gelten, die basierend auf der Methodologie und Methodik empirischer Sozialforschung theoretisch inspiriert und methodisch kontrolliert Daten erhebt, analysiert und/oder interpretiert.“ (Ohlemacher, Liebl 2000, S. 7 f.) Diese Definition ist stark soziologisch orientiert, im Rahmen der Polizeiforschung gibt es aber auch Studien, die sich mit Problemen der Polizei unter psychologischen, rechtlichen und historischen Aspekten auseinandersetzen, dabei jedoch sehr unterschiedliche wissenschaftliche Ansätze verfolgen.
Ein wissenschaftliches Interesse an der Polizei bildete sich erst mit der politischen Bewusstseinsöffnung in Deutschland Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre heraus. Diese Zeit war durch eine Radikalisierung politischer Überzeugungen und einer materiellen Aufrüstung der Polizei gekennzeichnet. Solange die Rolle der Polizei als „Friedensbewahrer“ noch nicht in Frage gestellt wurde, beschränkte sich das wissenschaftliche Interesse der Polizeiforschung im Wesentlichen auf die Verfahrensweise der Polizei und die damit verbundenen Handlungsspielräume. Im weiteren Verlauf der politischen Auseinandersetzung zeigte sich jedoch, dass der Einsatz von Polizei in den politischen Kämpfen die direkte Auseinandersetzung zwischen Politikern und politisch Andersdenkender so gut wie unmöglich machte. Erst im Laufe der folgenden Jahre konnten diese politischen Kämpfe auf die institutionelle Ebene verlagert werden, wo nach langjährigen Verfahren ein neuer politischer Konsens erreicht wurde. In dieser Zeit entwickelte sich insgesamt ein größeres Interesse an der wissenschaftlichen Analyse gesellschaftlicher Strukturen - auch der Institution Polizei. Dabei sollten die Strukturen der Institution aufgezeigt und ihre gesellschaftliche Funktion als Machterhaltungsorgan offen gelegt werden. (Savelsberg 1995, S. 96 f.)
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In der Entwicklung der deutschen Polizeiforschung lassen sich nach Ohlemacher und Liebl drei Phasen unterscheiden:
Die im Rahmen dieser Arbeit genutzte deutschsprachige Literatur zur empirischen Polizeiforschung soll im Folgenden kurz charakterisiert werden. In diese Aufstellung wurden auch einige Artikel und Bücher aufgenommen, die zwar nicht im vollen Maße den - soziologisch orientierten - Kriterien der oben zitierten Definition gerecht werden, die aber der Polizeiforschung im weitren Sinne zuzurechnen sind und wichtige Impulse für diese Arbeit lieferten. Grundsätzlich sind die hier aufgeführten Kategorien nicht als starr aufzufassen, sondern es sind auch immer Mischformen möglich. Auch können einzelne Studien mehreren Kategorien zugeordnet werden. Die Zuordnung der einzelnen Arbeiten erfolgte hier jeweils zu den dominanten Kategorien. Dabei wurde nicht jede Quelle auf allen möglichen Unterscheidungsebenen betrachtet, sondern nur in den relevanten Fällen - also dort, wo spezifische Kenntnisse zu den Autoren der Studie, ihrer Zielstellungen bzw. ihrer Methodik für das bessere Verständnis des folgenden Textes wichtig sind.
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Die in dieser Arbeit genutzte Literatur zur Polizeiforschung im Allgemeinen und zur empirischen Polizeiforschung im Besonderen lässt sich auf drei Ebenen unterscheiden:
Auf der ersten Ebene kann man zwischen internen und externen Studien unterscheiden. Interne Studien stammen von Einrichtungen der Polizei bzw. wurden im Auftrag der Polizei durchgeführt. Hier sind besonders die Polizei-Führungsakademie (PFA) in Münster (Jäger 1983, Jäger 1985, Jäger 1988, Jäger 1989, Jäger 1994, Kahmann u.a. 1991, Kniesel 1987, Murck 1989, Murck 1992, Murck, Schmalzl 1992, Trum 1989, PFA 1984, Wempe, Heß 1999), das Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KfN) (KfN 2002) und das Bundeskriminalamt (BKA) (Ahlf 1997, Sessar, Baumann, Müller 1980) zu nennen. Zu dieser Gruppe gehören aber auch Diplomarbeiten und andere Forschungsprojekte der verschiedenen Bildungseinrichtungen der Polizei (Dohm 1997, Gremmler 1991, Holling, Schmale, Brummel 1991, Holling 1989, Holling 1994, Kunisch 2000, Wagner-Haase 1995, Wagner-Haase 1995a, Wagner-Haase 1995b, Blin 2000, Falk 2000, Wanderer, Thieme 1992, Weiß 1992, Zentraler Psychologischer Dienst 1988). Wichtige Impulse für diese Arbeit lieferten die Studien wie von Prof. Dr. Max Hermanutz von der Hochschule für Polizei in Villingen-Schwenningen (Buchmann, Hermanutz 1991, Hermanutz 2004, Hermanutz u.a. 2000), Prof. Dr. Karlhans Liebl – Professor für Kriminologie an der Fachhochschule für Polizei Sachsen, Dr. Thomas Ohlemacher – wissenschaftlicher Mitarbeiter am KfN (Korell, Liebel 2000, Ohlemacher, Bosold, Pfeiffer 2000, Ohlemacher, Liebl 2000, Ohlemacher, Rüger, Schacht u.a. 2003) und dem Polizeipsychologen Uwe Füllgrabe vom Bildungsinstitut der Polizei Niedersachsen (Füllgrabe 2002).
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Den internen Studien stehen externe Studien zur Polizei gegenüber. Diese wurden nicht von der Polizei in Auftrag gegeben und sind auch nicht an einer polizeilichen Einrichtung entstanden. Dazu zählen Diplomarbeiten (Schmid 1995), Dissertationen (Behr 2000, Stührmann 1965, Winter 1998) und andere Forschungsvorhaben öffentlicher Fachhochschulen, Hochschulen und Universitäten sowie unabhängiger Forschungsinstitute (Bornewasser 2000, Mucha 2002, Weidmann 2001). Wichtiges Material zur Organisationsentwicklung lieferten die Untersuchung von Dr. Hans-W. Savelsberg - Dozent für Managementlehre, Soziologie und Politik an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen - in der Erfahrungen dargelegt werden, die bei der Umstrukturierung der Polizei in Nordrhein-Westfahlen gewonnen wurden (Savelsberg 1995) und die von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie von Lange und Schenk (Lange, Schenk 2004).
Einige Untersuchungen lassen sich nur schwer den externen und internen Studien zuordnen, sondern sie nehmen eine Zwischenstellung ein. Hier sind in erster Line Untersuchungen zu nennen, die von Organisationen oder Einrichtungen durchgeführt wurden, denen zwar vorrangig Polizeibeamte angehören, deren Ziele aber nicht mit der offiziellen Line der Polizeiführung übereinstimmen. Dazu gehören Untersuchungen der Gewerkschaft der Polizei (GdP) (GdP 2002), von Zusammenschlüssen kritischer Polizeibeamter (Autorenkollektiv 1972, Gössner, Neß 1996) oder einzelner Polizeibeamter (Dohm 1997). Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle der Soziologe Rafael Behr, der als ehemaliger Polizeibeamter in Bezug auf die Polizei sowohl über eine Innen- als auch eine Außensicht verfügt (Behr 1993, Behr 2000, Behr 2000a). Auch Prof. Dr. jur habil Thomas Feltes (Feltes 1990, Feltes 1997) wechselte in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit zwischen polizeilichen und zivilen Forschungseinrichtungen. Gegenwärtig ist an er der Ruhr-Universität Bochum Inhaber des Lehrstuhls für Kriminologie.
Auf der zweiten Ebene lassen sich die Studien nach ihrer Zielstellung unterscheiden.
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Auf der dritten Ebene, nach der ihnen zu Grunde liegenden Forschungsmethode, lassen sich Arbeiten unterscheiden, denen
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zugrunde liegen.
Grundlegende Methode dieser Arbeit ist die Sekundäranalyse statistischer Quellen und der Literatur zu den einzelnen Themenbereichen. Ausgewertet wurden eine Vielzahl von Studien aus den Bereichen Soziologie - hier besonders der empirischen Polizeiforschung, der Neurophysiologie, der Psychologie – hier besonders der Lernpsychologie und der Stresstheorie, sowie der Erziehungswissenschaften – hier besonders aus dem Bereich der Erwachsenenbildung. Ausgewertet wurde auch umfangreiche Literatur zur Organisationsentwicklung. Einen Schwerpunkt der Arbeit bildet die Analyse empirischen Materials, hier besonders von Daten, die innerhalb der Polizei zwar erfasst, aber noch nicht für Fortbildungszwecke genutzt werden. Weiterhin konnten vom Autor polizeiinterne statistische Materialien und Schriftstücke ausgewertet werden, die der Öffentlichkeit nicht unmittelbar zugänglich sind. Es wurden aber auch Quellen ausgewertet, die sich kritisch mit der Polizei an sich bzw. mit der Polizeistrukturreform auseinandersetzen. Aus der Sekundäranalyse heraus wurden praxisorientierte Schlussfolgerungen für die Organisationsentwicklung gezogen und eine pädagogische Perspektive entwickelt.
Weiterhin war der Autor im gesamten Zeitraum des Reformprozesses als Lehrtrainer der Integrierten Fortbildung an der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg tätig. Somit bediente er sich auch der Methode der „teilnehmenden Beobachtung“. Das verminderte zwar seine „objektive“ Sicht eines neutralen Beobachters, ermöglichte ihm aber einen tieferen Einblick in die internen Abläufe dieses Prozesses, der einem externen Beobachter bei einer geschlossenen Organisation wie der Polizei grundsätzlich verwehrt geblieben wäre. Auch war es dem Autor so möglich, alle in dieser Arbeit vorgestellten Methoden unmittelbar in der Praxis auf ihre Zweckmäßigkeit hin zu überprüfen und bestimmte Vorschläge zur Umgestaltung der Integrierten Fortbildung bereits zu realisieren.
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XDiML DTD Version 4.0 | Zertifizierter Dokumentenserver der Humboldt-Universität zu Berlin | HTML-Version erstellt am: 25.04.2006 |