↓165 |
Kapitel 6 geht vor allem der Frage nach, inwiefern zwischen den Untersuchungsgebieten Angebotsdifferenzen bestehen, ob sich Unterschiede bezüglich des Verhaltens der BewohnerInnen je nach Untersuchungsgebiet zeigen und inwiefern die Differenzen von Angebot und Verhalten Zusammenhänge aufweisen. Das Kapitel gliedert sich nach den drei Teilbereichen des Einkaufens, die Wahl der Einkaufsstätte, die Produktwahl und die Einkaufsmobilität. Zusätzlich werden die Ergebnisse zu dem alltagspraktischen Wissen der BewohnerInnen und der Bedeutung, die diese dem Thema Umweltschutz.B. im Einkaufen beimessen, präsentiert. Jeweils werden zunächst die Möglichkeiten zum umweltfreundlichen Einkauf in den Untersuchungsgebieten dargestellt. Abschließend wird im Abschnitt 6.4 für alle Verhaltensweisen der Zusammenhang zwischen dem Einkaufsverhalten und den potenziellen Einflussfaktoren Lebenslage, Lebensstil, Einstellungen und Wissen analysiert, und zwar unabhängig vom Wohngebiet. Daneben wird die Bedeutung des Wohngebiets unabhängig von der Lebenslage untersucht, um festzustellen, ob sich die Differenzen im Verhalten der BewohnerInnen auf die unterschiedlichen Lebenslagen reduzieren lassen.
↓166 |
Die in diesem Kapitel dargestellten Ergebnisse stammen vorwiegend aus den quantitativen Erhebungen (Kartierung und Befragung). Teilweise fließen in die Auswertung aber auch Ergebnisse der qualitativen Interviews ein. Zusätzlich werden die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung zu denen anderer Studien in Bezug gesetzt. Die Signifikanzen (Signifikanzniveau p > 0,05) wurden in der Regel mittels Chi-Quadrat-Test durchgeführt, bei den metrischen Variablen dagegen mittels Mittelwertvergleich (ANOVA). Die Tabellen mit dem Umweltverhalten der BewohnerInnen nach Gebiet befinden sich in Anhang VII.
Bezüglich der Wahl der Einkaufsstätte ist von Interesse, welche Bedeutung die Umweltfreundlichkeit von Einkaufsstätten für die KonsumentInnen haben, was die KonsumentInnen unter einer umweltfreundlichen Einkaufsstätte verstehen und ob sie in den als umweltfreundlich bewerteten Einkaufsstätten einkaufen. Neben dieser Fragestellung wird im Folgenden untersucht, ob die aufgesuchten Einkaufsstätten innerhalb des jeweiligen Wohngebiets liegen, da der Einkauf in nahe gelegenen Einkaufsstätten zu kurzen Wegen führt und die Nutzung umweltfreundlicher Verkehrsmittel begünstigt. Die Wahl der Einkaufsstätte wird dabei vor dem Hintergrund der vorhandenen Einkaufsmöglichkeiten in den Untersuchungsgebieten thematisiert. Es wird also aufgezeigt, inwiefern sich die Möglichkeiten zum Umweltverhalten bei der Wahl der Einkaufsstätte zwischen den Gebieten unterscheiden, ob sich Differenzen zwischen dem Verhalten der BewohnerInnen der verschiedenen Gebiete zeigen und inwiefern diese mit den Gelegenheitsstrukturen zusammen passen. Im Folgenden beschränkt sich die Betrachtung auf Einkaufsstätten für Lebensmittel.
Die Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten im Untersuchungsgebiet erfolgt anhand der Anzahl, Art und räumlichen Verteilung der Lebensmittel-Einkaufsstätten. Die thematischen Karten zum Lebensmittelangebot befinden sich in Anhang VIII. Die Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten wird ergänzt durch die Ergebnisse der qualitativen Interviews. Eine genauere Betrachtung der speziellen Bioeinkaufsstätten erfolgt in Kapitel 6.2.3 bei der Analyse des Bioangebots in den Untersuchungsgebieten.
↓167 |
Tabelle 6.1: Anzahl unterschiedlicher Einkaufsstätten für Lebensmittel in den Kartierungsgebieten
Neukölln |
Friedrichs-hain |
Köllnische Heide |
Lichten-berg |
Rudow |
Alt-glienicke |
|
SB-Warenhäuser |
1 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Verbrauchermärkte, Supermärkte |
2 |
1 |
1 |
2 |
2 |
0 |
SB-Läden |
13 |
22 |
1 |
3 |
1 |
0 |
Discounter |
3 |
2 |
0 |
2 |
4 |
0 |
Bäckereien |
23 |
11 |
2 |
2 |
6 |
0 |
Fleischereien |
2 |
2 |
0 |
0 |
0 |
1 |
Getränke |
4 |
4 |
0 |
1 |
2 |
0 |
Bioeinkaufsstätten |
4 |
5 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Sonstiges58 |
2 |
1 |
1 |
1 |
2 |
0 |
Insgesamt |
54 |
48 |
5 |
11 |
17 |
1 |
In beiden Gebieten mit gründerzeitlicher Blockbebauung, Neukölln und Friedrichshain, gibt es eine große Anzahl an unterschiedlichen Einkaufsstätten für Lebensmittel, darunter auch spezialisierte Fachgeschäfte (siehe Tabelle 6.1). In Neukölln ist die Anzahl an größeren Vollsortimentern höher, während in Friedrichshain ein breiteres Angebot an kleinen SB-Läden besteht. Diese haben häufig besonders lange Öffnungszeiten („Spätkauf“)59. Auch in Neukölln findet sich eine Vielzahl von SB-Läden, die meist Obst und Gemüse sowie türkische, arabische und asiatische Lebensmittel anbieten.
Zusätzlich zum stationären Einzelhandel gibt es in Friedrichshain einen großen Wochenmarkt (Boxhagener Platz) auf dem vorwiegend Lebensmittel angeboten werden. In Neukölln hat der zweimal wöchentlich stattfindende Wochenmarkt auf dem Hermannplatz nur ein sehr geringes Lebensmittelangebot, ein größeres Angebot bieten zwei etwas außerhalb des Untersuchungsgebiets liegende Märkte60.
↓168 |
Aufgrund des breiten und vielfältigen Angebots an Einkaufsmöglichkeiten zeigen sich die in den Gründerzeitquartieren interviewten BewohnerInnen mit den Einkaufsmöglichkeiten vor Ort sehr zufrieden. Allerdings fehlen ihnen teilweise in Friedrichshain spezielle Produkte, beispielsweise türkische Spezialitäten, oder die vorhandenen Einkaufsstätten werden ihren Ansprüchen nicht gerecht und sie vermissen eine „gute“ Fleischerei oder einen „guten“ Gemüseladen.
Abbildung 6.1: Einkaufsmöglichkeiten in den gründerzeitlichen Blockbebauungsgebieten | ||
Spätkauf und SB-Markt in Friedrichshain, Discounter und Biobäckerei in Neukölln (Photos: Weiß 2003) |
In beiden Großwohnsiedlungen, Köllnische Heide und Lichtenberg, entstand beim Bau der Wohnhäuser jeweils ein integrierter Supermarkt bzw. eine integrierte Kaufhalle, die nach 1990 zu einem Verbrauchermarkt umgestaltet wurde. Der Supermarkt stellt in Köllnische Heide die einzige Einkaufsstätte mit einem breiten Lebensmittelangebot dar, daneben befinden sich in diesem Gebiet noch zwei Bäckereien und ein Gemüseladen (siehe Tabelle 6.1). In Lichtenberg hingegen eröffneten seit 1990 einige Einkaufsstätten, darunter ein Discounter sowie ein kleines Einkaufszentrum, das neben Dienstleistungseinrichtungen einen Discounter, eine Bäckerei und einen Getränkeladen enthält. Außerdem befinden sich innerhalb des Kartierungsgebiets – in dem benachbarten Gründerzeitquartier gelegen – SB-Läden und Fachgeschäfte. Die Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel sind in Lichtenberg daher besser als in Köllnische Heide, insbesondere für den Kauf von preisgünstigen Waren.
↓169 |
Entsprechend der Differenzen bei der Ausstattung mit Einkaufsmöglichkeiten in den beiden Großwohnsiedlungen unterscheidet sich die in den qualitativen Interviews geäußerte Zufriedenheit der BewohnerInnen. Während die BewohnerInnen in Lichtenberg zufrieden mit der Einkaufssituation sind und lediglich das Fehlen kleinerer Spezialgeschäfte erwähnen, bekunden die BewohnerInnen in Köllnische Heide große Unzufriedenheit. Ihnen fehlt insbesondere ein preiswertes Lebensmittelgeschäft. Jedoch sind sie insgesamt mit der Versorgungsinfrastruktur unzufrieden. Angesichts der Anzahl an BewohnerInnen und der großen Dichte in den Großwohnsiedlungen erwarten die dort Interviewten ein besseres Angebot. In Köllnische Heide wird von den Interviewten darüber hinaus die Entfernung zum einzigen Supermarkt und der dort gelegenen Bushaltestelle als Hindernis für das Einkaufen angeführt, insbesondere für ältere BewohnerInnen.
In den Einfamilienhausgebieten, Rudow und Altglienicke, konzentrieren sich die Einkaufsmöglichkeiten auf die alten Dorfzentren. Die Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel sind in dem Rudower Untersuchungsgebiet sehr viel besser als in dem Altglienicker Gebiet. Dies liegt zum einen daran, dass das Angebot im Rudower Dorfkern umfangreicher und vielfältiger als in Altglienicke ist. Zusätzlich gibt es in Rudow Lebensmittelgeschäfte in Streulagen, darunter einige größere Einkaufsstätten an den Hauptstraßen. Zum anderen liegt in Rudow der alte Dorfkern, auf den sich die Einkaufsmöglichkeiten konzentrieren, im Gegensatz zu Altglienicke teilweise innerhalb des Kartierungsgebiets. Im alten Rudower Dorfkern existieren sowohl kleinteiliger Einzelhandel als auch Supermärkte und Discounter. Es findet einmal pro Woche ein Wochenmarkt statt, der frische Lebensmittel und Non-Food-Waren anbietet.
↓170 |
In Altglienicke wurden einige kleine Läden in Streulagen während der letzten Jahre geschlossen, so dass sich heute nur noch eine Fleischerei im Untersuchungsgebiet (nahe des alten Dorfkerns) befindet. Die Ausdünnung des Angebots in Streulagen im östlichen Einfamilienhausgebiet kann als typisch für Ostberlin angesehen werden (vgl. Kulke, 1999). Der Dorfkern selbst liegt rund 600 m vom Rand des Befragungsgebiets entfernt und ist damit nicht Teil des Kartierungsgebiets. Dennoch wurde mittels einer Begehung ein Überblick über die dortigen Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel gewonnen. Im alten Dorfkern von Altglienicke befinden sich an Lebensmittelgeschäften lediglich ein Supermarkt, ein Discounter, Bäckereien, ein Obst- und Gemüseladen und ein Getränkeladen. Insgesamt existieren also im Dorfkern von Altglienicke sehr viel weniger Einkaufsstätten als in Alt-Rudow.
In den Einfamilienhausgebieten benennen die meisten Personen in den qualitativen Interviews die weiten Wege zu den Einkaufsstätten als Problem, die das Einkaufen zu Fuß behindern. Dies gilt insbesondere für Altglienicke. Allerdings erwarten die BewohnerInnen angesichts der Bebauungsstruktur keine andere Einkaufssituation und sehen die Entfernungen weniger für sich persönlich, als viel mehr für weniger mobile Personen als Problem an. In beiden Gebieten wird das Fehlen eines Bioladens bemängelt. Zudem hätten einige BewohnerInnen in Altglienicke gerne kleine Spezialgeschäfte und einen Markt in der Nähe.
Abbildung 6.3: Einkaufsmöglichkeiten in den Einfamilienhausgebieten | ||
Altglienicke (Mitte und links) und Rudow (rechts); (Photos: Weiß 2003) |
↓171 |
Neben der Anzahl der Einkaufsstätten im Gebiet stellt auch deren Erreichbarkeit ein Kriterium für die Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten in den Untersuchungsgebieten dar. Die Entfernung zur nächsten Einkaufsmöglichkeit mit einem breiten Lebensmittelangebot ist für die BewohnerInnen in Neukölln, Friedrichshain und Lichtenberg mit maximal 300 m Luftlinie vergleichsweise gering (siehe Tabelle 6.2). Die Einkaufsstätten liegen in diesen drei Quartieren relativ gleichmäßig über das Gebiet verteilt (vgl. Karte im Anhang VIII). Allerdings befinden sich die größeren Einkaufsstätten in Friedrichshain in einer Distanz von 300 – 750 m zum Befragungsgebiet, liegen also am Rand des Kartierungsgebiets. In Köllnische Heide und Rudow konzentrieren sich die Einkaufsstätten mit einem breiteren Angebot auf wenige Punkte, entsprechend variieren die Distanzen zu den nächsten Einkaufsmöglichkeiten. In Altglienicke liegen die nächsten Einkaufsmöglichkeiten im Dorfzentrum und damit vergleichsweise weit vom Befragungsgebiet entfernt.
Tabelle 6.2: Distanzen zu den nächstgelegenen Einkaufsstätten und maximale Distanzen zu den Einkaufsstätten im Gebiet
Distanz zur nächsten Einkaufsstätte mit breitem Angebot (Vollsortimenter, Discounter) |
Maximale Distanz zu im Gebiet gelegenen Haupteinkaufsstätten |
|
Neukölln |
0 - 300 m |
900 m |
Friedrichshain |
0 - 200 m |
900 m |
Köllnische Heide |
100 - 650 m |
750 m |
Lichtenberg |
100 - 300 m |
750 m |
Rudow |
100 - 750 m |
1050 m |
Altglienicke |
600 - 1300 m |
1200 m |
Alle Entfernungen als Luftlinie von den Wohnhäusern des Befragungsgebiets; bei der maximalen Distanz wurden nur Einkaufsstätten berücksichtigt, die in der Befragung als Haupteinkaufsstätte genannt wurden. |
Die maximale Distanz, die die Befragten zu ihren im jeweiligen Untersuchungsgebiet gelegenen Haupteinkaufsstätten zurücklegen liegt bei 1,2 km, in den Gründerzeitgebieten und den Großwohnsiedlungen sogar unter 1 km (siehe Tabelle 6.2).
↓172 |
Abbildung 6.4: Anzahl der Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel in den Kartierungsgebieten | ||
(Eigene Darstellung) |
Die Bestandsanalyse der Einkaufsmöglichkeiten in den Untersuchungsgebieten bestätigt die Annahme, dass sich die Angebotsstrukturen je nach Gebietstyp unterscheiden. Es zeigen sich zum Teil auch deutliche Unterschiede zwischen dem Angebot der jeweiligen Vergleichsgebiete (Ost und West). Sowohl bezüglich der Angebotsvielfalt als auch der Angebotsdichte - und damit der Entfernung zu den nächsten Einkaufsstätten -, sind die Einkaufsmöglichkeiten in den beiden Gründerzeitgebieten am besten (siehe auch Abbildung 6.4). Beide Großwohnsiedlungen weisen dagegen Defizite bezüglich der Angebotsvielfalt auf, die Entfernungen zu den nächsten Einkaufsmöglichkeiten sind aufgrund einer stärkeren räumlichen Konzentration der Einkaufsstätten für einen Teil der BewohnerInnen vergleichsweise weit. Allerdings ist in Lichtenberg sowohl die Angebotsvielfalt als auch die Anzahl an Einkaufsstätten sehr viel größer als in Köllnische Heide, wo vor allem eine preiswerte Einkaufsstätte fehlt. In den Einfamilienhausgebieten existieren Einkaufsmöglichkeiten zentral in den Dorfkernen und teilweise Einkaufsstätten in Streulagen. Das Angebot in Rudow ist vielfältiger und umfangreicher als in Altglienicke. Die als besonders umweltfreundlich angesehen Einkaufsmöglichkeiten, Bioeinkaufsstätten und Wochenmärkte (siehe Kapitel 6.1.2) existieren nur in den Gründerzeitgebieten und Rudow, also in den Gebieten mit der größten Vielfalt an Einkaufsmöglichkeiten.
Insgesamt können die Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel damit in den Gründerzeitgebieten als sehr gut betrachtet werden, diejenigen in Rudow und Lichtenberg noch als gut, wohingegen die Einkaufsmöglichkeiten in Köllnische Heide mäßig und in Altglienicke direkt im Untersuchungsgebiet schlecht sind. Diese Bewertung korrespondiert mit der Bewertung der Einkaufsmöglichkeiten durch die befragten BewohnerInnen. Allerdings zeigt sich, dass sich die Erwartungen an eine adäquate Ausstattung je nach Baustrukturtyp unterscheiden und somit die Unzufriedenheit in Köllnische Heide sehr viel größer als in Altglienicke ist. Das Fehlen von kleinen Fachgeschäften wird in allen drei östlichen Gebieten bemängelt, wohingegen die BewohnerInnen in den westlichen Gebieten dies nicht als Problem nennen.
↓173 |
Die Bedeutung der Umweltfreundlichkeit von Einkaufsstätten wurde in der quantitativen Erhebung mittels folgender Aussage erhoben: „Es ist mir egal, ob meine Einkaufsstätte besonders umweltfreundlich ist oder nicht.“ Nur wenige (knapp 20 %) lehnen diese Aussage entschieden ab und zeigen damit ein größeres Interesse an den ökologischen Leistungen der Einkaufsstätte (siehe Abbildung 6.5). Dagegen ist fast der Hälfte der Befragten die Umweltfreundlichkeit der aufgesuchten Einkaufsstätte (eher) egal. Die Aussagen der Befragten in den unterschiedlichen Untersuchungsgebieten unterscheiden sich nicht signifikant.
Die Bewertung der Umweltfreundlichkeit der bis zu fünf wichtigsten Einkaufsstätten („Haupteinkaufsstätten“) durch die Befragten wurde mittels einer offenen Fragestellung erhoben. Anhand deren Ergebnisse erfolgt eine Analyse der Bewertung unterschiedlicher Arten von Einkaufsstätten und der Bewertungskriterien. Mehr als die Hälfte der befragten Personen (56 %) gibt auf die Frage nach besonders umweltfreundlichen Einkaufsstätten keine ihrer Haupteinkaufsstätten an, wobei allein 25 % keine Angabe machen konnte. Nur drei Viertel der Befragten waren also in der Lage die regelmäßig aufgesuchten Einkaufsstätten hinsichtlich ihrer Umweltfreundlichkeit zu bewerten. Der Anteil der Befragten, die eine oder mehrere Einkaufsstätten für besonders umweltfreundlich halten, ist in den Gebieten mit gründerzeitlicher Blockbebauung am größten.
↓174 |
Insgesamt wird ein Fünftel aller Haupteinkaufsstätten als besonders umweltfreundlich bewertet. Abbildung 6.6 zeigt, dass je nach Art der Einkaufsstätte diese bezüglich ihrer Umweltfreundlichkeit unterschiedlich bewertet werden. Bioeinkaufsstätten gelten als besonders umweltfreundlich, Discounter dagegen werden - auch im Vergleich zu größeren Vollsortimentern (min. 400 qm Verkaufsfläche) und kleineren Einkaufsstätten (SB-Läden, Spezialgeschäfte, Lebensmittelhandwerk) - selten als umweltfreundlich eingeschätzt. Noch deutlicher zeigt sich diese Differenz, wenn die Personen, die keine Angaben zu der Umweltfreundlichkeit ihrer Einkaufsstätten machen, unberücksichtigt bleiben. Von den übrigen Befragten werden 94 % der aufgesuchten Bioeinkaufsstätten sowie 33 % der größeren Vollsortimenter und 30 % der kleinen Einkaufsstätten als umweltfreundlich bewertet, von den Discountern dagegen nur 18 %.
Abbildung 6.6: Anteil der als besonders umweltfreundlich eingeschätzten Einkaufsstätten nach Art der Einkaufsstätte | ||
(Eigene Darstellung) |
In den qualitativen Interviews zeigt sich, dass Wochenmärkte aufgrund des geringen Energieverbrauchs (keine Heizung, kein Licht), der kurzen Transportwege, des Verzichts auf Verpackung und des geringen Lagerungsbedarfs für besonders umweltfreundlich gehalten werden. Dazu eine interviewte Bewohnerin:
↓175 |
„Also, was perfekt ist, würde ich mal so sagen, der Markt. Wo dann so der Typ aus Brandenburg kommt, der (...) von seinem eigenen Acker da irgendwelche Äpfel verkauft. Das ist eigentlich unter Umweltstandards schon am perfektesten.“ (Frau Tacke) |
Die Wochenmärkte tauchen in der quantitativen Befragung jedoch kaum auf, da sie nur selten als Haupteinkaufsstätten genannt werden (siehe Kapitel 6.1.3).
↓176 |
Als Kriterien für die Umweltfreundlichkeit der Einkaufsstätte nennen die Befragten besonders häufig die Themen Verpackung und Abfall (siehe Abbildung 6.7). Gut ein Drittel dieser Angaben beziehen sich auf die Möglichkeit zur Abfalltrennung bzw. Abfallrückgabe in den Einkaufsstätten, knapp ein Drittel jeweils auf Mehrwegsysteme/Pfandflaschen und auf wenig oder besonders umweltfreundlich verpackte Produkte. Erst danach folgt das Angebot an Bioprodukten, regionalen und frischen Produkten. Selten genannt wurden Hinweise oder Informationen der Einkaufsstätten zum Thema Umweltschutz.
Für die positive Bewertung der Bioeinkaufsstätten ist das Angebot an Bioprodukten jedoch sehr wichtig und wird bei mehr als drei Viertel dieser Einkaufsstätten genannt. Auch die regionalen Produkte werden in diesen Einkaufsstätten häufiger genannt als im Durchschnitt, das Thema Verpackung und Abfall dagegen selten.
Literaturvergleich und Diskussion der Ergebnisse
↓177 |
Die geringe Bedeutung der Umweltfreundlichkeit von Einkaufsstätten und das Unvermögen, die aufgesuchten Einkaufsstätten diesbezüglich zu bewerten, zeigen sich auch in einer Studie zum Thema Nachhaltigkeit im Einzelhandel (Blättel-Mink und Umpfenbach, 2000; TA Akademie et al., o.J.).
Je nach Art der Einkaufsstätte zeigen sich Unterschiede in der Bewertung: Während Bioeinkaufsstätten und Wochenmärkte als besonders umweltfreundlich gelten, heben die Befragten selten die Umweltfreundlichkeit der Discounter hervor. Dies kann auch erklären, warum in den Gründerzeitgebieten, in denen am meisten Befragte in Bioeinkaufsstätten einkaufen (siehe Kapitel 6.2.3), besonders viele eine umweltfreundliche Einkaufsstätte angeben.
Im Vergleich zu den aus der Literaturauswertung abgeleiteten Kriterien für die Umweltfreundlichkeit von Einkaufsstätten beziehen sich die Nennungen fast ausschließlich auf die Rolle des Einzelhandels als Mittler zwischen HerstellerInnen und KonsumentInnen, nicht hingegen auf die Betriebsführung oder die Standortwahl (siehe Kapitel 2.2.1). Einkaufsstätten können sich dabei vor allem anhand ihres Sortiments als besonders umweltfreundlich profilieren. Das Hauptaugenmerk der Befragten liegt auf verpackungsarmen Produkten und Mehrwegsystemen sowie der Bereitstellung von Entsorgungsmöglichkeiten. Die Befragten achten bei der Bewertung also vor allem auf Abfall/Verpackung, was jedoch in Untersuchungen zu den Umweltauswirkungen von Lebensmitteln nur eine geringe Umweltrelevanz zeigt (vgl. Kapitel 2.4.1). Das Angebot an Bioprodukten und regionalen Produkten hat dagegen nur in geringem Maße Einfluss auf die Bewertung der Umweltfreundlichkeit der Einkaufsstätte. Jedoch gelten die Bioeinkaufsstätten gerade aufgrund ihres Angebot an Bioprodukten, aber auch an regionalen Produkten, als besonders umweltfreundlich. Bei den Wochenmärkten werden außerdem Aspekte der Betriebsführung genannt.
↓178 |
Aufgrund der geringen Bedeutung der Umweltfreundlichkeit der Einkaufsstätten ist nicht davon auszugehen, dass Umweltschutzaspekte bei vielen Befragten eine wichtige Rolle bei der Wahl der Einkaufsstätte spielen. Selbst wenn die KonsumentInnen auf Umweltfreundlichkeit achten, berücksichtigen sie eher wenig relevante Aspekte, so dass dies nicht unbedingt zu einem besonders umweltfreundlichen Verhalten führt.
Im Folgenden geht es um die Frage, ob die BewohnerInnen die im Gebiet gelegenen Einkaufsstätten nutzen. Von besonderem Interesse für die Fragestellung dieser Arbeit ist außerdem, ob die BewohnerInnen die von ihnen als besonders umweltfreundlich eingeschätzten Einkaufsstätten (siehe Kapitel 6.1.2) aufsuchen. Berücksichtigt werden die maximal fünf in der Befragung genannten Haupteinkaufsstätten für den Lebensmitteleinkauf.
Abbildung 6.8: Anteil der Befragten, die mindestens eine Einkaufsstätte der jeweiligen Betriebsform als Haupteinkaufsstätte nennen (N=324) | ||
(Eigene Darstellung) |
↓179 |
Die meisten Befragten kaufen sowohl in einem Discounter als auch in einem größeren Vollsortimenter ein (siehe Abbildung 6.8). In den Gründerzeitgebieten nutzen daneben einige Personen kleinere Einkaufsstätten und den Wochenmarkt61, die BewohnerInnen der Einfamilienhausgebiete gehen dagegen häufig in Spezial- und Fachgeschäfte einkaufen (inklusive Lebensmittelhandwerk). Die Befragten in Friedrichshain und Neukölln zeichnen sich durch einen besonders hohen Anteil an Bioeinkaufsstätten aus. Nur der Kauf im Discounter zeigt keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gebieten.
Auch im Vergleich zu deren Anteil in den Untersuchungsgebieten (siehe Kapitel 6.1.1) nennen die BewohnerInnen überdurchschnittlich häufig Discounter und größere Vollsortimenter als Haupteinkaufsstätten.
Abbildung 6.9: Lage der genannten Haupteinkaufsstätten (N=1058) | ||
(Eigene Darstellung) |
↓180 |
Die Lage der aufgesuchten Einkaufsstätte wurde aufgeteilt in die Kategorien „im Untersuchungsgebiet“, „im übrigen Bezirk“62 und „außerhalb des Bezirks“. In Einkaufsstätten innerhalb des Untersuchungsgebiets kaufen vor allem die BewohnerInnen in Neukölln und Friedrichshain sowie in Lichtenberg und Rudow ein (siehe Abbildung 6.9). Dies sind die untersuchten Gebiete, die über eine gute bis sehr gute Ausstattung an Einkaufsmöglichkeiten verfügen. In Köllnische Heide fallen auf den innerhalb des Gebiets liegenden Supermarkt lediglich 22 % der Nennungen, fast die Hälfte der Befragten nutzt diesen nicht als Haupteinkaufsstätte und kauft damit regelmäßig nur außerhalb des Gebietes ein. Der in Altglienicke ansässige Fleischer wird von den Befragten in Altglienicke nur selten als Haupteinkaufsstätte genannt. Jede dritte von den Befragten in Altglienicke benannte Einkaufsstätte liegt jedoch im Ortsteilzentrum von Altglienicke (n=77), wobei vor allem der Supermarkt (55 % der Befragten) und der Discounter (27 % der Befragten) dort genutzt werden. In Altglienicke und Köllnische Heide ist der Anteil an außerhalb des Bezirkes aufgesuchten Einkaufsstätten am höchsten. Die Befragten in den Gebieten ohne gute nahräumliche Einkaufsmöglichkeiten legen also besonders häufig weite Einkaufswege zurück. Die Unterschiede zwischen den Gebieten sind signifikant.
Obwohl in gut ausgestatteten Untersuchungsgebieten häufig im Wohnumfeld eingekauft wird, liegt auch in diesen Gebieten im Schnitt mindestens eine Haupteinkaufsstätte pro befragter Person außerhalb des Gebiets. Diesbezüglich besteht kaum ein Unterschied zwischen den Gebieten mit sehr guter und guter Ausstattung. So stellen in allen Gebieten Personen, deren Haupteinkaufsstätten alle im Gebiet liegen, eine Minderheit dar (Tabelle 6.3). Jedoch kaufen in den Gebieten mit guter Ausstattung nur wenige Befragte gar nicht im Gebiet ein.
Tabelle 6.3: Anteil der Personen, bei denen keine bzw. alle genannten Haupteinkaufsstätten im Gebiet liegen (N=324)
Neukölln |
Friedrichs-hain |
Köllnische Heide |
Lichten-berg |
Rudow |
Alt-glienicke |
|
alle Haupteinkaufsstätten liegen im Gebiet |
35 % |
22 % |
3 % |
24 % |
8 % |
0 % |
keine der Haupteinkaufsstätten liegt im Gebiet |
0 % |
13 % |
44 % |
11 % |
7 % |
91 % |
↓181 |
Ein möglicher Grund für das Aufsuchen von Einkaufsstätten außerhalb des eigenen Wohngebiets kann das Fehlen von vergleichbaren nahräumlichen Gelegenheiten sein. Um dies zu untersuchen werden im Folgenden die Art der aufgesuchten Einkaufsstätten innerhalb und außerhalb des Untersuchungsgebiets verglichen. Innerhalb des Gebiets kaufen die BewohnerInnen in Lichtenberg und Rudow vor allem in Discountern ein (siehe Tabelle 6.4), in Neukölln und Friedrichshain in Vollsortimentern, Discountern und sonstigen Einkaufsstätten63. In Neukölln kauft rund die Hälfte der Befragten (n = 21) in dem SB-Warenhaus ein, das im Untersuchungsgebiet liegt.
Tabelle 6.4: Anteil der Nennungen als Haupteinkaufsstätte im Gebiet
Neukölln |
Friedrichs-hain |
Köllnische Heide |
Lichtenberg |
Rudow |
Altglienicke |
|
N |
99 |
160 |
24 |
76 |
125 |
16 |
Discounter |
40 % |
38 % |
0 % |
66 % |
74 % |
0 % |
Vollsortimenter |
48 % |
42 % |
100 % |
34 % |
20 % |
0 % |
Bioeinkaufsstätte |
7 % |
10 % |
0 % |
0 % |
0 % |
0 % |
Sonstige Einkaufsstätten |
4 % |
10 % |
0 % |
0 % |
7 % |
100 % |
Außerhalb des jeweiligen Gebiets wird vor allem in SB-Warenhäusern und Discountern eingekauft (siehe Tabelle 6.5). Bei den außerhalb des Gebietes aufgesuchten Discountern handelt es sich vor allem um Filialen von Lidl und ALDI. Die BewohnerInnen in Lichtenberg, bei denen sowohl eine Filiale von Lidl als auch ALDI innerhalb des Gebiets liegt, suchen entsprechend selten Discounter außerhalb auf. SB-Warenhäuser (Real, Kaufland und Walmart) machen insgesamt 28 % der außerhalb der Gebiete genannten Einkaufsstätten aus. Die übrigen Vollsortimenter haben zusammen nur einen Anteil von 16 %. Sie werden vor allem von den BewohnerInnen in Altglienicke und Friedrichshain genannt. In Altglienicke fehlen innerhalb des Gebietes jegliche Einkaufsstätten mit breiterem Angebot, in Friedrichshain befinden sich im Untersuchungsgebiet nur wenige größere Vollsortimenter.
↓182 |
Tabelle 6.5: Einkaufsstätten, in denen außerhalb des Untersuchungsgebietes regelmäßig eingekauft wird
Neukölln |
Friedrichs-hain |
Kölnische Heide |
Lichten-berg |
Rudow |
Alt-glienicke |
|
N |
42 |
82 |
100 |
44 |
111 |
206 |
Discounter |
57 % |
31 % |
58 % |
12 % |
29 % |
54 % |
Vollsortimenter - nur SB-Warenhaus |
7 % 0 % |
48 % 13 % |
34 % 30 % |
79 % 68 % |
65 % 49 % |
38 % 3 % |
Bioeinkaufsstätte |
0 % |
11 % |
0 % |
0 % |
0 % |
1 % |
Sonstiges |
36 % |
10 % |
8 % |
9 % |
6 % |
7 % |
Die angegebenen Anteile beziehen sich auf die insgesamt außerhalb des jeweiligen Untersuchungsgebiets genannten Einkaufsstätten. |
Außerhalb des eigenen Wohngebiets kaufen die Befragten also besonders häufig in vergleichsweise preisgünstigen Einkaufsstätten, teilweise auch in vergleichsweise großen Einkaufsstätten, ein. Dies gilt insbesondere für die Einkaufsstätten außerhalb des jeweiligen Stadtbezirks: Dies sind vor allem SB-Warenhäuser (32 %), Discounter (27 %) und eine Selbstbedienungseinkaufsstätte des Großhandels64 (20 %). Insgesamt haben die Einkaufsstätten außerhalb der jeweiligen Bezirke aber nur einen Anteil von 6 %.
Die qualitativen Interviews zeigen, dass der Einkauf im Discounter und den SB-Warenhäusern nicht nur aus Preisgründen geschieht, sondern auch als Folge einer Verschlechterung des Angebots in den (nahe gelegenen) Supermärkten. So geben einige Interviewte an, dass in den Supermärkten gerade bei Obst und Gemüse die Sortimentsbreite und die Frische nachlassen. Als Grund dafür nennen sie den Rückgang des Einkaufs im Supermarkt, den sie in ihrer Nachbarschaft beobachten. Da somit das Angebot im nahe gelegenen Supermarkt selbst für langjährige StammkundInnen an Attraktivität verliert, kaufen auch diese KundInnen zunehmend in den Discountern und SB-Warenhäusern ein.
Literaturvergleich und Diskussion der Ergebnisse
↓183 |
Differenzen zwischen den Untersuchungsgebieten bestehen vor allem bezüglich der Lage der Haupteinkaufsstätten. In den Gebieten mit einem guten Angebot im Wohnumfeld kaufen die BewohnerInnen zu einem höheren Anteil innerhalb des Gebiets ein und legen damit kürzere Wege zurück. Dies sind gleichzeitig auch die Gebiete, die insgesamt über die umfangreichste Versorgungsinfrastruktur verfügen, und damit auch am meisten Kopplungsmöglichkeiten bieten.
Andere Studien kommen ebenso wie die vorliegende Arbeit zu dem Ergebnis, dass insbesondere die BewohnerInnen von innenstadtnahen, nutzungsgemischten Gebieten im Wohnumfeld einkaufen (Floeting et al., 1994; Hammer et al., 2003; Holz-Rau et al., 1999; Kagermeier, 1999). Als Grund hierfür wird in diesen Studien vor allem das bessere Angebot an Einkaufsmöglichkeiten in diesen Stadtvierteln genannt. In der vorliegenden Arbeit lassen die Differenzen zwischen Rudow und Altglienicke bzw. Lichtenberg und Köllnische Heide bezüglich des Einkaufsverhaltens zudem darauf schließen, dass vor allem die Angebotsstruktur für den Einkauf im Wohnumfeld Bedeutung hat, weniger hingegen die Baustruktur. Jedoch kaufen selbst in Gebieten mit sehr gutem Angebot die meisten Befragten regelmäßig auch außerhalb des Gebiets ein.
Eine Studie in Köln kommt zu dem Ergebnis, dass selbst bei einem geringfügigen Angebot im Wohnumfeld kleinere Einkäufe häufig dort erledigt werden (Holz-Rau et al., 1999). In der vorliegenden Untersuchung nutzen jedoch viele Befragte das beschränkte Angebot in Köllnische Heide überhaupt nicht für ihre regelmäßigen Lebensmitteleinkäufe.
↓184 |
Nur sehr wenige Befragte kaufen in den als besonders umweltfreundlich bewerteten Bioeinkaufsstätten ein. Die nur von wenigen Befragten als umweltfreundliche Einkaufsstätten beurteilten Discounter dagegen werden häufig aufgesucht. So kaufen die meisten Befragten unabhängig vom jeweiligen Angebot im Untersuchungsgebiet sowohl regelmäßig in größeren Vollsortimentern als auch in Discountern ein. Kleinere Einkaufsstätten werden hingegen praktisch nur dort genutzt, wo sie im Wohnumfeld vorhanden sind, dies gilt auch für die Bioeinkaufsstätten (siehe Kapitel 6.2.3).
Insgesamt bestätigen sich in der vorliegenden Arbeit die Ergebnisse anderer Studien zum Zusammenhang zwischen nahräumlichen Einkaufsmöglichkeiten und der Lage der aufgesuchten Einkaufsstätte. Bezüglich der Art der gewählten Einkaufsstätte zeigt sich, dass einige Einkaufsstättenarten nur dann aufgesucht werden, wenn sie nahräumlich vorhanden sind, andere dagegen auch, wenn dafür weite Wege zurück gelegt werden müssen. Vor allem für Einkaufsstätten, die für ihr preiswertes Angebot bekannt sind (Discounter, SB-Warenhaus), werden weite Wege zurückgelegt. Diese liegen häufig an auto-orientierten Standorten und verfügen meist über ausreichende Autoparkplätze (siehe auch Kapitel 6.3.1). Kleinere Einkaufsstätten werden dagegen nur dort regelmäßig aufgesucht, wo sie wohnungsnah vorhanden sind. Für die vorliegende Arbeit von besonderem Interesse ist, dass nicht für die als umweltfreundlich eingeschätzten Einkaufsstätten weite Wege zurück gelegt werden, sondern im Gegenteil eher für die wenig umweltfreundlichen.
Umweltschutz ist den meisten KonsumentInnen bei der Wahl der Einkaufsstätte kein großes Anliegen und das Wissen dazu ist bei vielen eher gering. Damit verwundert auch der geringe Anteil des Kaufs in als besonders umweltfreundlich bewerteten Einkaufsstätten wenig. Die als besonders umweltfreundlich bewerteten Einkaufsstätten werden von vielen Befragten anhand eines besonders wenig umweltrelevanten Kriteriums eingeschätzt, so dass die tatsächlichen Unterschiede in der Umweltfreundlichkeit der unterschiedlichen Einkaufsstättenarten nicht mit der Bewertung seitens der KonsumentInnen übereinstimmen müssen. Das geringe Wissen zu den Merkmalen umweltfreundlicher Einkaufsstätten kann bei denjenigen, denen Umweltschutz.B. i der Wahl der Einkaufsstätte ein Anliegen ist, also eine Barriere für umweltorientiertes Verhalten darstellen.
↓185 |
Zwischen den Untersuchungsgebieten bestehen deutliche Angebotsdifferenzen, sowohl was die Vielfalt an Einkaufsstätten als auch deren Dichte angeht. Dabei unterscheiden sich vor allem die Angebote zwischen den Gebietstypen, teilweise auch zwischen den Vergleichsgebieten in Ost- und Westberlin.
Der Anteil des Einkaufs innerhalb des Untersuchungsgebiets unterscheidet sich je nach Gebiet. Innerhalb der Gebiete kaufen vor allem die BewohnerInnen der gut ausgestatteten Gebiete ein. In Übereinstimmung mit anderen Studien kann davon ausgegangen werden, dass die nahräumlichen Einkaufsmöglichkeiten hierfür ein wichtiger Grund sind. In Kapitel 6.3.2 wird der Frage nachgegangen, inwiefern die unterschiedlichen Distanzen zu den aufgesuchten Einkaufsstätten einen Zusammenhang zur Verkehrsmittelwahl aufweisen.
Die Art der aufgesuchten Einkaufsstätten unterscheidet sich nur bedingt zwischen Gebieten mit unterschiedlicher Ausstattung. Während kleinere Einkaufsstätten kaum außerhalb des jeweiligen Wohngebiets aufgesucht werden, kaufen fast alle Befragten unabhängig vom nahräumlichen Angebot in Discountern und größeren Vollsortimentern ein. Damit werden weite Wege eher für die als wenig umweltfreundlich bewerteten Einkaufsstätten zurück gelegt. Ein gutes nahräumliches Angebot, das Discounter und größere Vollsortimenter umfasst, kann also eventuell zu einer Reduktion weiter Einkaufswege beitragen.
↓186 |
Als potenzielle Einflussfaktoren für den Kauf von umweltfreundlichen Lebensmitteln werden zunächst die Umwelteinstellungen, das alltagspraktische Wissen und das Angebot an umweltfreundlichen Lebensmitteln in den Untersuchungsgebieten betrachtet. Im Anschluss erfolgt die Darstellung der Ergebnisse zum Kauf umweltfreundlicher Lebensmittel, aufgeteilt nach den Produktmerkmalen.
Die Bedeutung des Umweltschutzes bei der Auswahl von Lebensmitteln wurde in der Befragung anhand der Zustimmung zu den folgenden drei Aussagen erhoben:
„Bei der Auswahl von Lebensmitteln achte ich vor allem darauf, dass sie umweltfreundlich sind.“
↓187 |
„Um möglichst umweltfreundliche Lebensmittel zu bekommen, lege ich auch mal einen weiteren Weg zurück.“
„Umweltfreundliche Lebensmittel sind mir zu teuer.“
Während es bei den ersten beiden Aussagen um die Aufmerksamkeit für Umweltschutzaspekte beim Einkaufen und die Bereitschaft geht, dafür einen Mehraufwand in Kauf zu nehmen, kann die dritte Aussage als Bereitschaft zu Mehrausgaben unter Einbeziehung der individuellen finanziellen Möglichkeiten gesehen werden.
↓188 |
Knapp die Hälfte der Befragten achtet bei der Lebensmittelwahl auf Umweltfreundlichkeit (siehe Abbildung 6.10). Dies trifft nur auf wenige „sehr“ oder „überhaupt nicht“ zu, die Angaben liegen zum größten Teil in den beiden mittleren Rubriken. Da somit nur für wenige Befragte Umweltschutz.B. im Lebensmitteleinkauf ein zentrales Thema darstellt, überrascht die geringe Bereitschaft, weite Wege für deren Kauf auf sich zu nehmen, nicht. Auch zur Zahlung höherer Preise sind die meisten Befragten nicht bereit oder in der Lage. Bezüglich der Einstellungen existieren zwar Unterschiede zwischen den Gebieten, diese sind jedoch nicht signifikant.
Zwischen den drei Einstellungen bestehen signifikante Korrelationen, die besonders hoch zwischen der Berücksichtigung von Umweltschutz.B. im Lebensmittelkauf und der Bereitschaft zu weiten Wegen sind (Pearson r = 0,576**). Geringer ist dagegen der Zusammenhang zur Mehrzahlungsbereitschaft. Dies kann dahingehend interpretiert werden, dass bei der Frage der Akzeptanz höherer Preise bei umweltfreundlichen Lebensmitteln neben den Umwelteinstellungen die finanziellen Ressourcen eine wichtige Einflussgröße sind.
↓189 |
Insgesamt zeigt sich, dass der Kauf von umweltfreundlichen Lebensmitteln nur für wenige Befragte eine sehr wichtige Orientierung beim Einkaufen darstellt. Entsprechend wenige sind bereit, für den Kauf von umweltfreundlichen Lebensmitteln weite Wege zurück zu legen oder mehr für diese Produkte zu zahlen.
Umweltfreundliches Handeln erfordert Wissen zur Umweltrelevanz der möglichen Verhaltensalternativen. In dieser Arbeit wird untersucht, inwiefern dieses alltagspraktische Wissen zu umweltfreundlichen Lebensmitteln bei den Befragten vorhanden ist. Daneben geht die Untersuchung der Frage nach, an welche Aspekte die Befragten beim Kauf umweltfreundlicher Lebensmittel denken und inwiefern diese mit den in der Literatur genannten umweltrelevanten Bereichen (vgl. Kapitel 2.4.1) übereinstimmen.
Der Fragebogen enthielt drei Fragen zum alltagspraktischen Wissen:
↓190 |
„Wodurch zeichnen sich Ihrer Meinung nach umweltfreundliche Lebensmittel aus?“
„Woran können Sie umweltfreundliche Lebensmittel im Laden erkennen?“
„Welches sind von Ihrer Wohnung aus die nächst gelegenen Geschäfte, in denen Bioprodukte verkauft werden?“
↓191 |
Die beiden ersten Fragen beziehen sich allgemein auf umweltfreundliche Lebensmittel, die dritte Frage hingegen zielt auf Bioprodukte ab. Die Reduktion der dritten Frage auf eine Produkteigenschaft erfolgte, da Aussagen zu den Einkaufsmöglichkeiten sehr unterschiedlicher umweltfreundlicher Produkte - beispielsweise zum Kauf von Bioprodukten und zum Kauf von Getränken in Mehrwegflaschen - keine Vergleichbarkeit des Angebots zwischen den Gebieten ermöglichen würden. Ausgewertet wurde die Bandbreite der genannten Aspekte sowie der Anteil der Befragten, der die Fragen überhaupt (qualifiziert) beantworten konnte.
Die meisten Befragten konnten Eigenschaften von umweltfreundlichen Lebensmitteln benennen, nur ein Zehntel der Befragten (n=33) machte hierzu keine Angaben. Die Nennungen auf die offene Frage wurden anschließend den Bereichen Herstellung (Landwirtschaft), Transport, Verarbeitung und Verpackung zugeordnet (siehe Abbildung 6.11). Rund jede fünfte Angabe passt in keine dieser Kategorien. Bei diesen sonstigen Angaben handelt es sich häufig um Produkteigenschaften, positive („intensiverer Geschmack“, „sehen aus wie aus dem eigenen Garten“, „natürlich“) als auch negative („teurer“, „schrumpelig“, „halten nicht so lange“), sowie um die Themen Gentechnik, Tierschutz, Saisonalität, Einkaufsort und Kennzeichen.
Der größte Teil der Angaben bezieht sich mit fast einem Drittel der Nennungen auf die Herstellung. Von diesen Nennungen entfallen zwei Drittel auf einzelne Aspekte einer umweltfreundlichen Landwirtschaft wie „kein chemischer Dünger“, „keine Pestizide“ oder „Boden erhaltend“. Diese sind unter der Rubrik „umweltfreundliche Herstellung“ zusammen gefasst. Das andere Drittel der Angaben zur Herstellung dagegen gilt explizit der ökologischen Landwirtschaft (Kategorie „Bioanbau“). Die Kategorie „Verpackung“ folgt an zweiter Stelle und erhält mehr als ein Viertel der Nennungen. In dieser Rubrik sind sowohl die Verringerung der Verpackungsmenge und die Vermeidung wenig umweltfreundlicher Verpackung (z. B. „ohne Verpackung“, „lose Ware“, „nur in Papier eingepackt“, „nicht so viel Plastik“) als auch Nennungen zum Thema Wiederverwertung/Recycling zu finden. An dritter Stelle folgen mit deutlich weniger Nennungen die Kategorien „Transport“ (Herkunft der Produkte) und „Verarbeitung“ („frisch“, „wenig verarbeitet“, etc.).
↓192 |
Sowohl bezüglich der Menge an Angaben als auch der genannten Aspekte zeigen sich Unterschiede zwischen den Gebieten. Insgesamt können in Köllnische Heide besonders viele Befragte keine Angaben machen, wohingegen in den drei Untersuchungsgebieten im Ostteil Berlins viele Personen mehrere Aspekte angeben. Die Unterschiede bezüglich des Anteils an Befragten, die qualifiziert antworten konnten, sind zwischen den Gebieten signifikant. Die FriedrichshainerInnen nennen besonders häufig den ökologischen Anbau sowie den Transport, in den Großwohnsiedlungen wird die Verarbeitung häufig genannt.
Gut drei Viertel der Befragten sind in der Lage, Erkennungsmöglichkeiten für umweltfreundliche Lebensmittel zu nennen. Viele Befragte machen dabei allerdings nur sehr allgemeine Angaben wie „Kennzeichen“ oder „Beschriftung“, ohne dass sie die Art der Kennzeichen oder die genaue Beschriftung konkretisierten (siehe Abbildung 6.12). Daneben bezieht sich immerhin ein gutes Viertel der Angaben auf das staatliche Bio-Siegel, das im Frühjahr 2003 – also kurz vor dem Befragungszeitraum - mittels einer großen Plakat-Kampagne beworben wurde. Selten genannt werden Marken von Biolebensmitteln (sowohl die Eigenmarken des LEH als auch Herstellermarken) und Kennzeichen der Bioanbauverbände (Bioland, demeter, etc.). Insgesamt nennen von den Befragten 31 % explizit ein Kennzeichen von Bioprodukten (Bio-Siegel, Anbauverbände, Biomarken), wobei allein das Bio-Siegel von 28 % der Befragten angegeben wird65.
↓193 |
Neben diesen Erkennungsmerkmalen von Bioprodukten wurde auch der „Blaue Engel“ von einigen Befragten angegeben, der als Umweltzeichen vorwiegend Produkte des Non-Food-Bereiches kennzeichnet. Weiterhin wurden regionale Herkunftsangaben, ein geringes Maß an Verpackung und der „Grüne Punkt“ genannt. Bei der Betrachtung des Anteils, der korrekte Angaben machen konnte, wird die Angabe „Grüner Punkt“ nicht berücksichtigt, da es sich dabei nicht um ein Umweltzeichen handelt. Nur wenige Befragte geben als Möglichkeit, umweltfreundliche Lebensmittel zu erkennen, die Einkaufsstätte oder den Verkaufsort innerhalb einer Einkaufsstätte (z. B. Bioecke im Supermarkt) an. Im Vergleich zu den Kennzeichen von Bioprodukten erhielten die Aspekte „Verpackung“ und „Verarbeitung“ bei der Frage nach den Erkennungsmöglichkeiten von umweltfreundlichen Lebensmitteln wenig Nennungen.
In den qualitativen Interviews zeigte sich, dass viele KonsumentInnen zwar das Bio-Siegel oder einzelne Bioprodukte erkennen, jedoch erhebliche Unsicherheiten bezüglich der Merkmale von Bioprodukten bestehen. So hatten mehrere Interviewte Probleme, den Direktkauf vom Kauf von Bioprodukten zu unterscheiden. Auch bei speziellen Produkten und Produktgruppen (z. B. Müsli) zeigten einzelne Personen Unsicherheiten:
↓194 |
„Weiß ich nicht ob das Bio ist. ‚Actimel66’ trinken wir gerne und so was. Also, sonst eigentlich weniger, so großartig Bio. Wenn man die Möglichkeit hat. Mal so Kartoffeln lassen wir uns mitbringen. Wenn jemand irgendwie auf den Bauernhof fährt, dann lassen wir uns was mitbringen.“ (Frau Lanzow) |
Der Anteil an Personen, die Erkennungsmerkmale von umweltfreundlichen Produkten angeben können, unterscheidet sich zwischen den Untersuchungsgebieten signifikant. Während in Friedrichshain nur wenige BewohnerInnen keine Angaben machen, sind dies in Köllnische Heide besonders viele. Bezüglich der genannten Erkennungsmerkmale zeigen sich ebenfalls Gebietsspezifika: In Friedrichshain benennt die Hälfte der Befragten eines der Kennzeichen von Bioprodukten (Bio-Siegel, Ökomarke oder Anbauverband), in Lichtenberg, Köllnische Heide und Altglienicke weniger als ein Viertel.
↓195 |
Eine Einkaufsmöglichkeit für Bioprodukte können die meisten Befragten angeben (siehe Abbildung 6.13). In Neukölln und Friedrichshain nennen die Befragten signifikant häufiger eine entsprechende Einkaufsmöglichkeit als in den anderen Gebieten.
Insgesamt werden sowohl Einkaufsstätten des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels (LEH) als auch spezielle Bioeinkaufsstätten häufig genannt. Die Art der angegebenen Einkaufsstätten unterscheidet sich dabei nach Gebiet. Bioeinkaufsstätten dominieren in den Gründerzeitquartieren, in beiden Gebieten werden aber auch Wochenmärkte von einigen Befragten als wichtige Einkaufsmöglichkeiten benannt, in Neukölln zusätzlich eine Biobäckerei. In den übrigen Gebieten hingegen beziehen sich die Nennungen vor allem auf Geschäfte des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels. Die Art der genannten Einkaufsstätte unterscheidet sich signifikant zwischen den Gebieten.
↓196 |
Die Bioeinkaufsstätten in den Gründerzeitquartieren werden nicht nur von den dortigen BewohnerInnen als nächste Einkaufsmöglichkeit für Bioprodukte genannt, sondern auch von viele BewohnerInnen der Großwohnsiedlungen67. Dagegen nennen diese häufig nicht das sehr viel näher gelegene Bioangebot des LEH. Das Reformhaus in Rudow, das nur wenige hundert Meter vom Rand des Untersuchungsgebiets entfernt liegt, geben nur wenige der dortigen Befragten als Einkaufsmöglichkeit für Bioprodukte an68. Allerdings nennen die Befragten in den Einfamilienhausgebieten nicht mehr die in der Innenstadt gelegenen Bioeinkaufsstätten.
Es besteht ein statistischer Zusammenhang zwischen dem Wissen in den drei Bereichen, insbesondere zwischen der Anzahl genannter Eigenschaften von umweltfreundlichen Lebensmitteln und der Anzahl genannter Erkennungsmöglichkeiten (Pearson r=0,322***). Gering ist die Stärke der Korrelation zwischen dem Kennen von Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte und dem Wissen über die Eigenschaften umweltfreundlicher Produkte (r=0,180**) bzw. deren Erkennungsmöglichkeiten (r=0,231*** ). Ein möglicher Grund für den geringen Zusammenhang könnte darin bestehen, dass das Kennen von Einkaufsmöglichkeiten auch vom nahräumlichen Angebot abhängt.
Der Hauptfokus bei umweltfreundlichen Lebensmitteln liegt bei den Befragten in den Bereichen Herstellung (Landwirtschaft) und Verpackung. Im Vergleich zu den Bewertungen seitens der naturwissenschaftlichen Umweltforschung (siehe Kapitel 2.4.1) wird das Thema Verpackung von den Befragten also überbewertet. Dagegen werden wichtige, in der Literatur genannte umweltrelevante Aspekte wie die Art des Verkehrsmittels beim Transport, die Saisonalität der Produkte, der Anbau im Gewächshaus sowie die Vermeidung tierischer Produkte seitens der Befragten kaum genannt. Die Konzentration auf das Thema Verpackung und Abfall zeigt sich auch bei der Bewertung der Einkaufsstätten (siehe Kapitel 6.1.2).
↓197 |
Von den Kennzeichen für umweltfreundliche Lebensmittel ist insbesondere das Bio-Siegel bekannt, das mehr als ein Viertel der Befragten nannten. In einer anderen Befragung kennen sogar drei Viertel der Befragten das Biosiegel (Kuckartz und Rheingans-Heintze, 2004), allerdings bei einer gestützten Frage, bei denen die Bekanntheit von Biokennzeichen immer höher als bei offenen Fragen liegt (siehe Kapitel 2.4.2). Obgleich also die Kennzeichen für Bioprodukte vielen VerbraucherInnen bekannt sind, bestehen bei genauerer Betrachtung dennoch Unsicherheiten, ob es sich dabei um Bioprodukte handelt. Zu diesem Ergebnis kommen auch Birzle-Harder et al. (2003).
In den Gebieten, in denen Bioeinkaufsstätten liegen, können besonders viele Personen eine Einkaufsstätte mit Bioangebot benennen. Das Bioangebot im LEH fällt vielen BewohnerInnen dagegen nicht auf. Als Gründe für die geringe Bekanntheit des Bioangebots im LEH können die schlechte Platzierung dieser Produkte und die fehlende Werbung sein, auf die Untersuchungen zum Bioangebot im LEH hinweisen (Hempfling, 2004; Ziemann und Thomas, 2004). Die Bekanntheit von Einkaufsstätten für Bioprodukte wurde bisher noch nicht erhoben, so dass kein Vergleich zur Literatur möglich ist. Allerdings stellt eine andere Studie in Berlin fest, dass die KundInnen von Bioeinkaufsstätten diese vor allem dadurch kennen, dass sie in der Nähe liegen (Schade et al., 2002). Dies unterstützt das Ergebnis, dass die Bekanntheit von Bioeinkaufsstätten räumlich sehr eingeschränkt ist, wobei in der vorliegenden Arbeit auch die BewohnerInnen der angrenzenden Gebiete (Großwohnsiedlungen) häufig die Bioeinkaufsstätten in den Gründerzeitgebieten kennen.
Von den Fragen zum alltagspraktischen Wissen konnte am häufigsten die Frage nach den Eigenschaften umweltfreundlicher Lebensmittel beantwortet werden. Erkennungsmerkmale und Einkaufsstätten hingegen konnte jeweils ein Viertel der Befragten nicht benennen. Allerdings lag bei den beiden letzten Fragen der Fokus auf Bioprodukten, während bei der erste Frage das Spektrum an umweltfreundlichen Eigenschaften breiter war.
↓198 |
Bevor die Ergebnisse zum Kauf von Bioprodukten in den unterschiedlichen Gebieten verglichen werden, erfolgt eine Darstellung der Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte in den Untersuchungsgebieten.
Zwischen dem Angebot an Bioprodukten in den Untersuchungsgebieten bestehen deutliche Unterschiede bezüglich der Angebotsbreite und –tiefe (siehe Tabelle 6.6).
Die Gründerzeitgebiete, Neukölln und Friedrichshain, verfügen über ein breites und tiefes Bioangebot. In Neukölln befindet sich im Untersuchungsgebiet ein Bioladen, ein Bio-Mitgliederladen und eine Biobäckerei. In dem Friedrichshainer Gebiet existieren drei Bioläden und zwei Bio-Mitgliederläden. Zusätzlich bieten in Friedrichshain auf dem Wochenmarkt Boxhagener Platz einige Stände Produkte aus ökologischer Landwirtschaft an (v. a. Gemüse, Obst, Backwaren und Molkereiprodukte). Außerdem gibt es dort in 550 m Entfernung69 einen Biosupermarkt. Nur unweit des Neuköllner Gebietes (in 700 m Entfernung) bietet ein wöchentlicher Ökomarkt auf dem Hohenstaufenplatz Obst, Gemüse, Backwaren und Molkereiprodukte an. Daneben besteht in beiden Gebieten auch in einigen Einkaufsstätten des LEH ein Angebot an Bioprodukten.
↓199 |
Tabelle 6.6: Anzahl der Einkaufsstätten in den Kartierungsgebieten, die Bioprodukte anbieten
Einkaufsstätten des konventionellen LEH mit einem Angebot an Bioprodukten |
Spezielle Bioeinkaufsstätten |
|
Neukölln |
9 |
3 |
Friedrichshain |
6 |
5 |
Köllnische Heide |
1 |
0 |
Lichtenberg |
2 |
0 |
Rudow |
3 |
0 |
Altglienicke |
0 |
0 |
Das Bioangebot in Lichtenberg, Köllnische Heide und Rudow beschränkt sich auf Einkaufsstätten des konventionellen LEH, die nur in geringem Umfang Bioprodukte anbieten. In den Großwohnsiedlungen bieten die im Gebiet liegenden Supermärkte und Verbrauchermärkte Eier, Milch und wenige Gemüsesorten, sowie weitere Produkte (vorwiegend Trockenwaren) in Bioqualität. In Rudow existiert in zwei Supermärkten und einem Discounter ebenfalls ein Bioangebot geringen Umfangs. Zusätzlich befindet sich in Rudow ein Reformhaus etwas außerhalb des Untersuchungsgebiets in einer Entfernung von 650 m, das vor allem Biotrockenwaren anbietet. In dem Gebiet in Altglienicke gibt es – mangels Einkaufsstätten – kein Angebot an Bioprodukten. Auch hier bieten jedoch der Supermarkt und der Discounter im Ortsteilzentrum in 650 m Entfernung ein kleines Angebot an Bioprodukten. In diesem Ortsteilzentrum werden außerdem in der Kirche an einem Nachmittag der Woche fair gehandelte Produkte verkauft, die teilweise aus ökologischem Anbau stammen.
Tabelle 6.7: Anzahl der Einkaufsstätten in den Kartierungsgebieten, die die jeweiligen Produktgruppen als Bioprodukte anbieten
Bioeier |
Biomilch |
Biogemüse 70 |
|
Neukölln |
8 |
9 |
3 |
Friedrichshain |
8 |
7 |
5 |
Köllnische Heide |
1 |
1 |
1 |
Lichtenberg |
2 |
1 |
1 |
Rudow |
2 |
2 |
2 |
Altglienicke |
0 |
0 |
0 |
↓200 |
Die drei untersuchten Produktgruppen werden in allen Gebieten in den nahe gelegenen Einkaufsstätten in Bioqualität angeboten71 (siehe Tabelle 6.7). Das Angebot an Biogemüse beschränkt sich außerhalb der Gründerzeitgebiete jedoch auf wenige Gemüsesorten (v. a. Karotten, Kartoffeln und Zwiebeln), die der konventionelle LEH im Sortiment führt. In den Gründerzeitgebieten bieten dagegen die Bioeinkaufsstätten und die Märkte ein breites Angebot an Biogemüse; dort führen auch mehr Einkaufsstätten Biomilch und Bioeier im Sortiment.
Zur räumlichen Verteilung der Bioeinkaufsstätten in Berlin existiert bisher keine Literatur. Auf Grundlage einer Liste mit den Berliner Bioeinkaufsstätten der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL, 2005) wurde eine Auswertung des Angebots nach Bezirken vorgenommen. Abbildung 6.14 zeigt, dass sich sowohl die Anzahl als auch die Art der Bioeinkaufsstätten je nach Bezirk unterscheidet. Insgesamt befinden sich in den inneren Stadtbezirken viele Bioeinkaufsstätten. In den Stadtrandgebieten, insbesondere in Ostberlin, existieren dagegen nur wenige Bioeinkaufsstätten und diese sind meist Reformhäuser.
Abbildung 6.14: Räumliche Verteilung der Bioeinkaufsstätten in Berlin | ||
(Darstellung: Weiß/Winkelbrandt, Daten aus FÖL, 2005) |
↓201 |
Zusätzlich zu der Verteilung der Einkaufsstätten nach Bezirken wurde die Dichte des Angebots als Indikator für die durchschnittliche Distanz zur nächsten Bioeinkaufsstätte ermittelt. Abbildung 6.15 zeigt, dass die Anzahl an Einkaufsstätten je Flächeneinheit in den Innenstadtbezirken am höchsten ist, in den Stadtrandbezirken Ostberlins – aber auch in Spandau - dagegen sehr niedrig. Eine Auswertung der Anzahl an Bioeinkaufsstätten bezogen auf die Einwohnerzahlen der Bezirke kommt zu ähnlichen Ergebnissen, allerdings haben die westlichen Stadtrandbezirke Zehlendorf und Steglitz gemessen an der Einwohnerzahl vergleichsweise viele Bioeinkaufsstätten.
Abbildung 6.15: Dichte des Angebots an Bioeinkaufsstätten in den (alten) Berliner Bezirken | ||
(Eigene Darstellung, Datenquelle: FÖL, 2005) |
Die größere Angebotsdichte an speziellen Bioeinkaufsstätten in den untersuchten Gründerzeitquartieren kann also als typisch für die innerstädtischen Gebiete Berlins angesehen werden. Ebenso typisch ist das Fehlen von Bioeinkaufsstätten in Altglienicke, also einem Stadtrandgebiet Ostberlins, und das Reformhaus in Rudow, dem Westberliner Stadtrandgebiet.
↓202 |
Hinsichtlich des Kaufs von Bioprodukten wurde zum einen die Fragestellung untersucht, von welchen BewohnerInnen die speziellen Bioeinkaufsstätten aufgesucht werden, und zum anderen, ob und in welchem Umfang sie Bioprodukte kaufen. Dabei interessieren vor allem Unterschiede im Kaufverhalten zwischen den Untersuchungsgebieten. Zum Kauf von Bioprodukten enthielt der Fragebogen Fragen zum Bioanteil bei Eiern, Milch und Gemüse bei den drei meistgekauften Gemüsesorten.
Ein Bioangebot mit großer Tiefe und teilweise auch Breite findet sich in den auf Bioprodukte spezialisierten Einkaufsstätten. Als Haupteinkaufsstätten geben fast ausschließlich BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete Neukölln (18 % der Befragten) und Friedrichshain (27 % der Befragten) diese Bioeinkaufsstätten an. Von den übrigen Befragten nennt lediglich eine Person in Altglienicke ein Reformhaus als eine ihrer wichtigsten Einkaufsstätten. Insgesamt suchen also vor allem die Befragten der Wohngebiete, in denen Bioeinkaufsstätten vorhanden sind, diese regelmäßig auf.
Bioprodukte kaufen neben den KundInnen der Bioeinkaufsstätten auch viele andere Befragte. Im Folgenden werden die Befragten, die mindestens eine der drei untersuchten Produktgruppen (Milch, Eier, die drei meistgekauften Gemüsesorten) als Bioprodukt kaufen, als BiokäuferInnen bezeichnet. Diese BiokäuferInnen sind in allen Gebieten zu finden, allerdings liegt ihr Anteil in Neukölln und Friedrichshain mit jeweils mehr als der Hälfte der Befragten deutlich höher als in den anderen Untersuchungsgebieten (siehe Abbildung 6.16)72. Nur die Hälfte der BiokäuferInnen kauft Biomilch oder Biogemüse, bei Bioeiern sind es immerhin zwei Drittel.
↓203 |
Abbildung 6.16: Anteil der Befragten, die Bioprodukte einkaufen (N=324) | ||
(Eigene Darstellung) |
Bei der Betrachtung des Bioanteils, also des Anteils, den die Bioprodukte an der gesamten Einkaufsmenge des jeweiligen Produkts ausmachen, zeigt sich noch deutlicher die vergleichsweise große Bedeutung des Biokaufs in den Gründerzeitgebieten (siehe Abbildung 6.17): So liegt der Bioanteil bei allen drei Produktgruppen in den Gründerzeitgebieten mehr als drei mal so hoch wie in den anderen Gebieten, lediglich in Rudow wird noch vergleichsweise viel Biomilch gekauft73. In den übrigen Gebieten erreichen lediglich Bioeier Anteile von mehr als 5 %. Der Bioanteil bei Eiern liegt insgesamt doppelt so hoch wie bei Gemüse und Milch. Die meisten BiokäuferInnen kaufen in den drei untersuchten Produktgruppen nur zu einem geringen Anteil Bioprodukte.
Abbildung 6.17: Bioanteil bei den unterschiedlichen Produktgruppen | ||
(Eigene Darstellung) |
↓204 |
Viele der Befragten können für die drei Produktgruppen keine Angaben zum Anteil an Bioprodukten an ihrem Einkauf machen. Bei Eiern und Gemüse gibt ein Viertel der Befragten keine Bioanteile an, bei Milch nur rund ein Zehntel. Die Personen, die keine Angaben machen können, konzentrieren sich in den Einfamilienhausgebieten und in Lichtenberg, wo bei Gemüse und Eiern bis zu 45 % der Befragten keine Bioanteile nennen. Dieses Ergebnis passt zu der Feststellung, dass viele Personen Schwierigkeiten mit der korrekten Zuordnung von Bioprodukten haben (vgl. Kapitel 6.2.2).
Das Angebot an Bioprodukten unterscheidet sich vor allem zwischen den beiden Gründerzeitquartieren, in denen viele Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte – darunter spezielle Bioeinkaufsstätten mit einem breiten und tiefen Angebot – vorhanden sind, und den anderen Gebieten, in denen lediglich ein geringes Angebot an Bioprodukten in einzelnen Einkaufsstätten des LEH vorhanden sind. Das Angebot an speziellen Bioeinkaufsstätten kann dabei als typisch für die Lage der jeweiligen untersuchten Gebiete (innere vs. äußere Stadtteile; Ost- vs. Westteil) gelten. Die Bekanntheit von Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte in den Gründerzeitgebieten weist auf die Bedeutung von Bioeinkaufsstätten im Wohnumfeld für das Kennen von Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte hin, wohingegen das Bioangebot im LEH vielen Befragten unbekannt ist.
Der hohe Anteil an BiokäuferInnen und von KundInnen der Bioeinkaufsstätten in den Gründerzeitgebieten korrespondiert mit dem dortigen breiteren Angebot, insbesondere an Bioeinkaufsstätten. Auch wenn in allen Gebieten nahräumliche Einkaufsmöglichkeiten für Bioeier und Biomilch, mit Einschränkung auch für Biogemüse, existieren, so scheint insbesondere das besonders bekannte Bioangebot der speziellen Bioeinkaufsstätten für den Kauf von Bioprodukten nicht unwichtig zu sein. Ein Grund für die geringe Bedeutung des Bioangebots im LEH kann auch die in der Literatur teilweise benannte Skepsis der KonsumentInnen gegenüber Bioprodukten im LEH sein (z.B. Schäfer, o.J.). In den qualitativen Interviews zeigt sich ebenfalls, dass das Fehlen von nahe gelegenen Bioeinkaufsstätten bei BiokäuferInnen teilweise zum Kauf konventioneller Produkten führt und nur zum Teil durch den Kauf von Bioprodukten im LEH ersetzt wird. Auf der anderen Seite sind Bioprodukte im LEH vergleichsweise günstig und viele KonsumentInnen geben an, dass sie Bioprodukte in ihren konventionellen Einkaufsstätten kaufen wollen (vgl. Kapitel 2.4.2).
↓205 |
Im Vergleich zu den Anteilen an BiokäuferInnen in repräsentativen Bevölkerungsbefragungen, der je nach Erhebung bei 57 % - 81 % liegt (vgl. Kapitel 2.4.2), ist der Anteil der BiokäuferInnen in der vorliegenden Arbeit sehr niedrig. Ein Grund hierfür kann die Reduktion der Erhebung des Biokaufs auf drei Produktgruppen sein. Diese drei Produktgruppen werden jedoch von den meisten BiokäuferInnen in Bioqualität gekauft (Birzle-Harder et al., 2003). Neben der Reduktion der Befragung auf drei Produktgruppen unterscheidet sich jedoch auch die Art, wie der Biokauf erhoben wurde. In den meisten Studien wird lediglich die Häufigkeit des Biokaufs anhand von Antwortskalen erhoben (z.B. Kuckartz und Rheingans-Heintze, 2004: immer, häufig, selten, nie). In der vorliegenden Arbeit wurde dagegen nach dem genauen Anteil der Bioprodukte an der jeweiligen Produktgruppe gefragt.
Damit lässt sich also nicht klären, inwiefern in den Untersuchungsgebieten im Vergleich zum bundesweiten Durchschnitt besonders viele oder wenige BiokäuferInnen wohnen. Allerdings kann der Anteil der Bioprodukte verglichen werden. In der vorliegenden Arbeit liegt der durchschnittliche Bioanteil der Befragten bei Eiern doppelt so hoch wie der Bioanteil der TeilnehmerInnen des GfK-Haushaltspanels 2004 (Anteil Bioeier: 8 %)74 (vgl. Rippin und Engelhardt, 2005). Dies bestärkt die Annahme, dass den in der vorliegenden Arbeit vergleichsweise geringen Anteilen an BiokäuferInnen eher methodische Ursachen als deren geringe Anzahl zugrunde liegen.
Bereits zwischen dem Anteil des Kaufs unterschiedlicher Produktgruppen in Bioqualität bestehen deutliche Unterschiede. Dass Gemüse selten in Bioqualität gekauft wird, kann durch das gerade bei Gemüse in den meisten Gebieten geringe Angebot begründet werden, da der LEH meist nur ein sehr geringes Angebot an Biogemüse führt. Das Angebot an Bioeiern und Biomilch ist dagegen vergleichbar, dennoch werden viel häufiger und von mehr Personen Bioeier gekauft. Ein Grund hierfür kann die seit Jahren in den Medien breit diskutierte Frage des Tierschutz.B. i Legehennen sein, so dass hier Tierschutzmotive eventuell sehr viel wichtiger als bei Milch sind. Die geringen Anteile von Biogemüse überraschen, da in der Literatur neben Eiern gerade Gemüse als das Produkt genannt wird, das besonders viele KonsumentInnen häufig in Bioqualität kaufen (siehe Kapitel 2.4.2). Dies unterstützt die Vermutung, dass das geringe Angebot an Gemüse in den Untersuchungsgebieten dessen Kauf behindert.
↓206 |
Auffällig an den Ergebnissen der vorliegenden Arbeit ist auch die hohe Zahl an Befragten, die keine Angaben machen konnte. In einer bundesweiten Befragung machte nur 1 % der Befragten keine Angaben zur Häufigkeit des Kaufs von Bioprodukten (Kuhnert et al., 2002); die meisten Studien geben sogar keine Anteile an fehlenden Angaben an. Ein Grund für die vielen fehlenden Angaben kann in der detaillierten Abfrage liegen. Die fehlenden Angaben zum Anteil der gekauften Bioprodukte stellen zwar als fehlende Daten ein Problem für die weitere Auswertung der Angaben zum Biokauf dar. Gleichzeitig zeigen sie, dass viele KonsumentInnen nicht in der Lage sind, ihre Bioanteile bei einzelnen Produkten abzuschätzen. Diesen fehlenden Angaben liegen eventuell Unsicherheiten bezüglich dessen, was Bioprodukte sind, zugrunde, die in Kapitel 6.2.2 dargestellte wurden. Obwohl auch andere Studien diese Unsicherheiten zeigen, tauchen sie in den Erhebungen zum Biokauf anhand von Häufigkeitsskalen nicht auf. Gleichzeitig wird immer wieder festgestellt, dass die Anteile an BiokäuferInnen angesichts der geringen Bioumsätze zu hoch sind (vgl. Bruhn, 2001; Kropp und Sehrer, 2004). Die häufig verwendete undifferenzierte Abfrage könnte ein Grund dafür sein, dass Fehleinschätzungen zu Bioprodukten seitens der Befragten in diesen allgemeinen Abfragen nicht auftauchen. Damit erscheint eine detaillierte Erhebung des Biokaufs auch anhand von Bioanteilen durchaus Vorteile für die Datenqualität zu haben.
In der Befragung wurde der Kauf regionaler Produkte anhand der drei untersuchten Produktgruppen erhoben. Regionale Produkte haben dabei aufgrund der kurzen Transportstrecken in der Regel besonders geringe negativen Umweltauswirkungen (siehe Kapitel 2.4.1). Unter dem Kauf regionaler Produkte wird im Folgenden der Kauf von Produkten aus der Region Berlin-Brandenburg verstanden. Neben der Regionalität fand auch die Saisonalität des Gemüses Berücksichtigung, denn der nicht-saisonale Anbau von Gemüse in Treibhäusern – auch wenn er in der Region stattfindet – stellt ebenfalls keine umweltfreundliche Alternative dar. Unter saisonalem Gemüse werden in dieser Untersuchung diejenigen Gemüsesorten verstanden, die im Untersuchungszeitraum (Mai/Juni) in Deutschland im Freiland oder in unbeheizten Gewächshäusern wachsen oder als Lagergemüse verkauft werden. Der Kauf saisonaler Produkte wurde in der Befragung nicht direkt abgefragt, sondern die drei zu der Erhebungszeit am meisten gekauften Gemüsesorten wurden bezüglich ihrer Saisonalität anhand von saisonalen Gemüsekalendern für Deutschland bewertet (siehe Anhang IX).
Das Angebot an Produkten aus der Region ist in den Einkaufsstätten relativ eingeschränkt. Regionale Milch ist in allen Gebieten zu bekommen, vor allem in den größeren Vollsortimentern und Bioeinkaufsstätten, vereinzelt auch in Bäckereien und SB-Läden75. Eier und Gemüse aus der Region werden dagegen nur in den Gründerzeitgebieten und in Lichtenberg angeboten. Das Angebot an regionalem Gemüse beschränkt sich in den Gründerzeitgebieten auf die Bioeinkaufsstätten, in Lichtenberg auf das Angebot von regionalem Spargel in dem Verbrauchermarkt. Da gerade bei Gemüse häufig nur das Herkunftsland und nicht die Region ausgeschildert wird, ist häufig nicht zu erkennen, ob es sich um regionale Produkte handelt. Deshalb wurde in Tabelle 6.8 auch das Angebot an Gemüse aus Deutschland aufgenommen, das in sehr viel mehr Einkaufsstätten zu finden ist. Eier aus der Region werden in den Bioeinkaufsstätten, aber auch in einzelnen Vollsortimentern, angeboten. Auch bei den Eiern besteht das Problem, dass teilweise nur das Herkunftsland und nicht die genaue Region ausgeschildert ist. Im Gegensatz zum Gemüse kommen die Eier jedoch überwiegend aus Deutschland, so dass das Angebot an Eiern aus Deutschland nicht extra berücksichtigt wurde. Insgesamt zeigen sich große Differenzen im Angebot an regionalen Produkten. Die Einkaufsstätten, die nach Tabelle 6.8 Gemüse anbieten, hatten zum Befragungszeitraum fast alle saisonales Gemüse im Sortiment.
↓207 |
Tabelle 6.8: Anzahl der Einkaufsstätten, die in den Gebieten Milch, Eier oder Gemüse anbieten bzw. aus der Region/aus Deutschland anbieten76
Milch |
Eier |
Gemüse 77 |
||||||
|
gesamt |
regional |
gesamt |
regional |
gesamt |
regional |
aus Deutschland |
saisonal |
Neukölln |
17 |
10 |
14 |
4 |
10 |
2 |
6 |
10 |
Friedrichshain |
35 |
5 |
23 |
4 |
17 |
4 |
6 |
16 |
Köllnische Heide |
2 |
1 |
2 |
0 |
2 |
0 |
1 |
2 |
Lichtenberg |
6 |
2 |
6 |
2 |
6 |
1 |
3 |
6 |
Rudow |
7 |
2 |
6 |
0 |
5 |
0 |
3 |
5 |
Altglienicke |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
0 |
Bei den Angaben in Tabelle 6.8 fehlt das Angebot der Wochenmärkte und anderer Formen der Direktvermarktung, die für den Kauf von regionalen Produkten besonders wichtig sind (vgl. Kapitel 2.4.2). Von den Wochenmärkten in den Untersuchungsgebieten (siehe Kapitel 6.1.1) bietet lediglich der Wochenmarkt in Friedrichshain ein breiteres Angebot an regionalen Frischwaren an. Das regionale Angebot auf den Rudower und Neuköllner Wochenmärkten ist dagegen sehr gering. Allerdings haben die zwei Wochenmärkte, die nahe des Neuköllner Gebiets liegen, ein breiteres Sortiment an regionalen Lebensmitteln.
Die räumliche Auswertung der Wochenmärkte in Berlin (Abbildung 6.18) zeigt, dass deren Dichte in den Innenstadtgebieten tendenziell etwas höher als in den äußeren Stadtgebieten ist. Es bestehen jedoch deutlich geringere Differenzen zwischen den Berliner Bezirken als bei der Verteilung der Bioeinkaufsstätten (siehe Abbildung 6.15). Insgesamt ist in Berlin die Anzahl der Wochenmärkte (N = 123) niedriger als die Anzahl spezieller Bioeinkaufsstätten (N = 250).
↓208 |
Abbildung 6.18: Dichte des Angebots an Wochenmärkten in den (alten) Berliner Bezirken | ||
(Eigene Darstellung, Datenquelle zu den Wochenmärkten:Senatsverwaltung für Wirtschaft, 2005) |
Das von den Befragten im Untersuchungszeitraum hauptsächlich gekaufte Gemüse beschränkt sich auf wenige Sorten. Die fünf am häufigsten genannten Gemüsesorten machen allein zwei Drittel der Nennungen aus, die in Tabelle 6.9 dargestellten zwölf am häufigsten genannten Sorten sogar 90 %. Insgesamt wurden in der Befragung 35 Gemüsesorten genannt. Dabei fällt bei den fünf meistgenannten Gemüsesorten auf, dass diese das ganze Jahr über zum Standardsortiment des LEH in Deutschland gehören. Von den fünf am häufigsten gekauften Sorten, Tomaten, Gurken, Salat, Karotten und Paprika, sind lediglich Karotten im Frühsommer saisonal78. Im Vergleich zum gesamten Gemüseverzehr in Deutschland fallen die hohen Anteile von Salat und Spargel auf.
Tabelle 6.9: Anzahl und Anteil der zwölf am häufigsten genannten Gemüsesorten (N=881)
Anzahl |
Anteil |
Saisonales Gemüse |
Anteil am Gemüseverbrauch 1 , BRD 2003/2004 |
|
Tomaten |
177 |
20 % |
Nein |
21 % |
Gurken |
131 |
15 % |
Nein |
7 % |
Salat |
109 |
12 % |
Nein |
2 % |
Karotten |
87 |
10 % |
Ja |
7 %² |
Paprika |
80 |
9 % |
Nein |
n. a. |
Spargel |
44 |
5 % |
Ja |
2 % |
Blumenkohl |
37 |
4 % |
Ja |
3 %³ |
Kartoffeln |
29 |
3 % |
Ja |
n. b. |
Brokkoli |
28 |
3 % |
Ja |
n. a. |
Zucchini |
27 |
3 % |
Nein |
n. a. |
Kohlrabi |
26 |
3 % |
Ja |
2 %4 |
Zwiebeln |
21 |
2 % |
Ja |
7 % |
n. a.: nicht aufgeführt; n. b.: nicht berücksichtigt 1) ohne Kartoffeln, mit verarbeitetem Gemüse; 2) inklusive Rote Bete; 3) inklusive Grünkohl; 4) inklusive Wirsing und Chinakohl |
↓209 |
Aus der Region kaufen die Befragten insbesondere Spargel, aber auch Karotten, Kohlrabi, Salat und Tomaten. Der Anteil an regionalem Gemüse ist mit 14 % insgesamt gering (siehe Abbildung 6.19). Jedoch werden 40 % der Gemüsesorten vorwiegend aus Deutschland gekauft, kaum Gemüse von außerhalb Europas. Bei gut einem Viertel der genannten Gemüsesorten konnten die Befragten keine Angaben zu dessen Herkunft machen. Tendenziell nimmt das Wissen zur Herkunft des Gemüses von der Innenstadt zum Stadtrand hin zu, gleichzeitiger steigt der Anteil regionalen Gemüses. Der regionale Anteil ist jeweils in den westlichen Untersuchungsgebieten höher. Diese Unterschiede sind jedoch nicht signifikant.
Abbildung 6.19: Herkunft der genannten Gemüsesorten (N=881) | ||
(Eigene Darstellung) |
Im Vergleich zu den geringen Anteilen regionalen Gemüses kaufen mit zwei Dritteln viele Befragte saisonales Gemüse, allerdings meist nur bei einem Teil der drei genannten Gemüsesorten. Die Befragten Altglienickes kaufen zu einem besonders geringen Anteil saisonales Gemüse (31 % des Gemüses), in Köllnische Heide liegt dagegen der Anteil besonders hoch (45 % des Gemüses). Die Unterschiede zwischen den Anteilen an saisonalem Gemüse sind jedoch nicht signifikant.
↓210 |
Abbildung 6.20: Kauf saisonalen Gemüses (N=310) | ||
Anteil der Befragten, bei dem keine, eine, zwei oder drei der drei genannten Hauptgemüsesorten saisonal sind(Eigene Darstellung) |
Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Kauf von saisonalem und regionalem Gemüse. So liegt der Anteil saisonalen Gemüses bei Gemüse aus der Region bei 63 %, bei Gemüse aus dem übrigen Deutschland noch bei 52 %. Gemüse von außerhalb Deutschlands ist dagegen nur zu 17 % saisonal79.
Milch kaufen die Befragten im Gegensatz zu Gemüse überwiegend aus der Region (Abbildung 6.21). Lediglich in Friedrichshain ist der Anteil von Personen, die Milch aus anderen Teilen Deutschlands kaufen, ebenso hoch wie der Anteil KäuferInnen von regionaler Milch. Fast niemand kauft dagegen importierte Milch und nur wenige Befragte konnten keine Angaben zur Herkunft ihrer Milch machen. Zwischen den Gebieten bestehen signifikante Differenzen bei der Herkunft der Milch und dem Anteil Befragter, die diese nicht angeben konnten.
↓211 |
Abbildung 6.21: Angaben zur Herkunft der Milch (N=299) | ||
(Eigene Darstellung) |
Die gekauften Eier kommen ebenfalls vorwiegend aus Deutschland, zu fast gleichen Teilen aus der Region Berlin-Brandenburg und aus anderen Teilen Deutschlands (siehe Abbildung 6.22). Der Kauf regionaler Eier nimmt von der Innenstadt zum Stadtrand hin tendenziell zu, jedoch kaufen auch in Neukölln viele Befragte regionale Eier. Die Unterschiede bei der Herkunft der Eier zwischen den Gebieten sind signifikant. Der Anteil der Befragten, die keine Angaben zu der Herkunft der gekauften Eier machen konnten, zeigt ebenfalls signifikante Unterschiede je nach Gebiet.
Abbildung 6.22: Angaben zur Herkunft der Eier (N=324) | ||
(Eigene Darstellung) |
↓212 |
Der Vergleich zwischen den drei Produktgruppen zeigt, dass insbesondere Milch regional eingekauft wird, selten dagegen Gemüse (siehe Abbildung 6.23). Der Anteil fehlender Angaben zur Herkunft der Produkte ist dagegen bei Milch besonders gering, bei Gemüse am höchsten.
Abbildung 6.23: Personenanteil, der in der jeweiligen Produktgruppe überwiegend regionale Produkte einkauft (N=324) | ||
Bei Gemüse: mindestens eine Gemüsesorte überwiegend regional (Eigene Darstellung) |
Das Angebot an regionalen Lebensmitteln unterscheidet sich zwischen den Untersuchungsgebieten. Dabei nimmt der Kauf regionaler Produkte tendenziell von der Innenstadt zum Stadtrand hin zu, bei gleichzeitiger Abnahme des Anteils an Befragten, die keine Angaben zur Herkunft machen. Allerdings sind diese Differenzen nur bei Milch und Eiern signifikant. Im Gegensatz dazu ist das Angebot an regionalen Produkten in den Gründerzeitgebieten am breitesten; Gemüse aus der Region gibt es fast nur dort in den speziellen Bioeinkaufsstätten zu kaufen bzw. es ist nur dort zu erkennen. Obwohl das Angebot an regionalen Produkten zumindest in den Untersuchungsgebieten bei den besonders häufig aus der Region gekauften Frischwaren sehr gering ist, stellt der Mehraufwand für deren Kauf keine wichtige Barriere dar (vgl. Kapitel 2.4.3).
↓213 |
Insgesamt zeigt sich beim Kauf regionaler Produkte keine Übereinstimmung zwischen dem Angebot an regionalen Produkten in den Untersuchungsgebieten und dem Regionalkauf der BewohnerInnen. Ein möglicher Grund dafür, dass am Stadtrand mehr regionale Produkte gekauft werden, kann die größere Nähe zum Umland sein, wodurch mehr Möglichkeiten des Direktkaufs bestehen (v. a. Stände an der Straße, aber auch direkt ab Hof). So kaufen von den Interviewten einige Personen gerne direkt von Erzeugern im Umland.
Der Kauf regionaler Produkte zeigt deutliche Unterschiede zwischen den drei untersuchten Produktgruppen. Milch, bei der in allen Gebieten ein Angebot an regionalen Produkten vorhanden ist, wird besonders häufig aus der Region gekauft, Gemüse dagegen, für das ein sehr viel geringeres Angebot an regionalen Produkten besteht, am seltensten. Der Anteil fehlender Angaben liegt bei Gemüse besonders hoch, bei Milch ist er am geringsten. Außerdem beschränkt sich das Gemüse, bei dem die Befragten eine regionale Herkunft angeben, weitgehend auf Spargel, bei dem ein bekanntes Anbaugebiet nahe Berlin liegt. Von den häufig gekauften Gemüsesorten sind wenige saisonal, auch wenn viele Personen teilweise saisonales Gemüse kaufen.
Auch in anderen Studien zeigt sich, dass tierische Produkte sehr viel häufiger aus der Region gekauft werden als Gemüse (vgl. Wirthgen et al., 1999). Die Differenzen beim Kauf regionaler Produkte je nach Produktgruppen lassen sich auf zwei Aspekte zurückführen: zum einen die Verfügbarkeit und Erkennbarkeit der regionalen Produkte, zum anderen die Bedeutung, die KonsumentInnen der Herkunft je nach Produktgruppe geben (vgl. Kapitel 2.4.3).
↓214 |
Gemüse aus der Region ist in den Untersuchungsgebieten in geringerem Maße verfügbar als regionale Eier und Milch. So wird in Deutschland nur 40 % der Menge an Gemüse angebaut, die konsumiert wird. Bei Eiern sind es 71 %, bei Milch 91 % (vgl. LfL, 2005). Das importierte Gemüse stammt zu 90 % aus den Ländern der EU, v. a. aus den Niederlanden, Spanien und Italien. Importiert werden vor allem Tomaten, Gurken, Paprika, Zwiebeln und Karotten (zusammen allein zwei Drittel des importierten Gemüses). Viele dieser Gemüsesorten wachsen in Deutschland nicht das ganze Jahr (zumindest im Freiland), was eine regionale Gemüseversorgung erschwert. Der Konsum regionalen Gemüses bedeutet also eine Einschränkung der Anzahl an Sorten je nach Jahreszeit (Wirthgen et al., 1999). So achten KonsumentInnen im Sommer eher auf regionales Gemüse und akzeptieren im Winter weitere Transportwege (Leopold Center, o. J.).
Die Herkunft der Milch ist in der Regel durch die Angaben auf der Verpackung gut erkennbar. Bei Eiern finden sich auf der Verpackung sowie den Eiern selber Herkunftsangaben, allerdings nur das Herkunftsland, nicht die Region80. Dagegen kann die Herkunft von Gemüse in der Regel nur in der Einkaufsstätte festgestellt werden, wo die Ausschilderung häufig nur nach Herkunftsland und nicht nach Region erfolgt. Die Erkennbarkeit der Herkunft von Gemüse ist dabei in den Einkaufsstätten häufig gering (Wirthgen et al., 1999). Auch wechselt die Herkunft des Gemüses je nach Jahreszeit. Die Herkunft der tierischen Produkte ist dabei nicht nur besser zu erkennen, die VerbraucherInnen haben bei tierischen Produkten auch mehr Interesse an deren Herkunft (vgl. Alvensleben, 2000; Balling, 2000).
Das Thema umweltfreundliche Verpackung wurde in der Befragung am Beispiel der Milchverpackung erhoben, bei der die Milch in der Mehrwegflasche und im Schlauch die umweltfreundlichere Alternative im Vergleich zu Milch in der Verbundverpackung (Tetra-Pak) darstellt (siehe Kapitel 2.4.1). In der Befragung wurde der Anteil an Milch, der in der jeweiligen Verpackungsart gekauft wird, erhoben.
↓215 |
Die Erhebung des Angebot beschränkt sich in der vorliegenden Arbeit auf die Einkaufsmöglichkeiten für Milch allgemein und für Milch in der Flasche. In allen Gebieten existieren Einkaufsmöglichkeiten für Milch in der Flasche, jedoch meist nur in einem geringen Anteil der Einkaufsstätten mit Milch (siehe Tabelle 6.10)81. In Friedrichshain besteht die Möglichkeit zum Kauf von Milch in der Flasche sogar fast ausschließlich in den Bioeinkaufsstätten. In den anderen Gebieten bieten vor allem die größeren Vollsortimenter Milch in der Flasche an.
Tabelle 6.10: Anzahl an Einkaufsstätten, die Milch in Mehrwegflaschen anbieten
Einkaufsmöglichkeiten für Milch |
Einkaufsmöglichkeiten für Milch in der Mehrwegflasche |
|
Neukölln |
17 |
9 |
Friedrichshain |
35 |
6 |
Köllnische Heide |
2 |
1 |
Lichtenberg |
6 |
2 |
Rudow |
7 |
1 |
Altglienicke |
0 |
0 |
Die Befragten kaufen Milch überwiegend in der Verbundverpackung, wählen also die am wenigsten umweltfreundliche Variante (siehe Abbildung 6.24). Der durchschnittliche Anteil an Milch, der in der Flasche gekauft wird, erreicht lediglich in Friedrichshain einen Anteil von mehr als 10 %. Eine noch geringere Bedeutung als die Mehrwegflaschen hat die Schlauchverpackung. Der Anteil der Personen, die Milch in der Flasche kaufen, beträgt in Friedrichshain ein Drittel, in den anderen Gebieten liegt er nur zwischen 5 % und 13 %. Milch in der Schlauchverpackung kaufen dagegen insgesamt nur 4 % der Befragten. Signifikant sind die Unterschiede zwischen den Gebieten beim Kauf von Milch in der Flache und im Tetrapack, nicht dagegen bei Schlauchmilch.
↓216 |
Abbildung 6.24: Durchschnittlicher Anteil der unterschiedlichen Milchverpackungen an der von den Befragten gekauften Milch nach Gebieten | ||
(Eigene Darstellung) |
Literaturvergleich und Diskussion der Ergebnisse
Der Anteil an Milch in der Flasche und im Schlauch liegt bei den Befragten in der vorliegenden Arbeit im Schnitt deutlich über dem bundesweiten Anteil. So wurde 2004 nur 2,2 % der Frischmilch in Mehrwegflaschen gekauft und 0,6 % im Schlauch (vgl. Milch-Markt, 2005). Der Anteil von Milch in der Flasche sank innerhalb der letzten Jahre drastisch, 1991 betrug die Mehrwegquote bei Frischmilch bundesweit noch 20 % (vgl. Schorb et al., 1998)82.
Vergleichsweise hohe Anteile an Milch in der Flasche werden in den Gründerzeitgebieten und Einfamilienhausgebieten gekauft, insbesondere in Friedrichshain. Das Angebot an Milch in der Flasche ist in den Gründerzeitgebieten am besten. Angebot und Nachfrage zeigen damit nur begrenzt räumliche Übereinstimmungen.
↓217 |
Bei der Betrachtung des Kaufs von Milch in der Flasche muss dessen traditionell enger Zusammenhang zum Kauf von Biomilch berücksichtigt werden, da sich bis in die 1990er Jahre das Angebot an Biomilch fast ausschließlich auf Milch in der Flasche beschränkte. Obwohl inzwischen Biomilch fast überall (auch) in der Verbundverpackung angeboten wird, kaufen von den befragten Biomilch-KäuferInnen 57 % Milch in der Flasche, wohingegen nur 6 % der übrigen Befragten Milch in der Flasche kaufen. Biomilch wird besonders häufig in den Gründerzeitgebieten, besonders selten dagegen in den Großwohnsiedlungen gekauft. Die Verknüpfung zum Kauf von Biomilch kann also ebenfalls die räumlichen Differenzen beim Kauf von Milch in der Flasche teilweise erklären.
Obgleich viele Befragte Verpackung als Merkmal umweltfreundlicher Lebensmittel sehen und in den qualitativen Interviews Verpackung für viele das zentrale Thema im Bereich umweltfreundlicher Einkauf darstellt, kauft nur ein geringer Teil der Befragten Milch in der Flasche. Dies kann zum einen an der Verknüpfung mit dem Kauf von Biomilch liegen. Darüber hinaus thematisieren die Interviewten eher die Entsorgung der Verpackung als deren Vermeidung bzw. die Wahl umweltfreundlicher Alternativen. Wehrspaun und Löwe (2002) betonen ebenfalls, dass die Vermeidung von Abfall weit weniger populär als deren getrennte Entsorgung sei. Nicht bestätigt werden konnte das Ergebnis von Burkard und Ridder (1996), dass in Ostberlin mehr Produkte in umweltfreundlicher Verpackung gekauft werden (vgl. Kapitel 2.4.4).
Der Kauf von Produkten aus artgerechter Tierhaltung wurde anhand des Kaufs von Eiern erhoben, wobei der Anteil der Eier aus Freiland-, Boden- und Käfighaltung ermittelt wurde.
↓218 |
In allen Untersuchungsgebieten werden Eier aus Freilandhaltung und aus Bodenhaltung angeboten (siehe Tabelle 6.11)83. In den Gründerzeitgebieten werden häufiger Eier aus Freilandhaltung angeboten, auch aufgrund eines entsprechenden Angebots in den Bioeinkaufsstätten. In den anderen Gebieten werden Eier aus Freiland- und Bodenhaltung im selben Umfang angeboten.
Tabelle 6.11: Angebot an Eiern und Eiern aus Freiland- und Bodenhaltung in den Gebieten
Einkaufsstätten mit Eiern |
Einkaufsstätten mit Eiern aus Freilandhaltung |
Einkaufsstätten mit Eiern aus Boden haltung |
|
Neukölln |
14 |
10 |
5 |
Friedrichshain |
23 |
10 |
2 |
Köllnische Heide |
2 |
1 |
1 |
Lichtenberg |
6 |
3 |
3 |
Rudow |
6 |
4 |
4 |
Altglienicke |
0 |
0 |
0 |
Die Befragten geben in allen Gebieten an, vor allem Eier aus Freilandhaltung zu kaufen (siehe Abbildung 6.25). Dennoch unterscheiden sich die Anteile der Eier, die aus Freiland- und Bodenhaltung gekauft werden, zwischen den Gebieten signifikant. Am meisten Eier aus Bodenhaltung kaufen die Befragten in Altglienicke und Köllnische Heide. In den Gründerzeitgebieten liegt der Anteil der Befragten, der Eier aus Käfighaltung kauft, besonders niedrig. Mit unter 10 % der Befragten können nur wenige Personen keine Angaben dazu machen, aus welcher Form der Tierhaltung die von ihnen gekauften Eier kommen. Weitere 5 % kaufen keine Eier.
↓219 |
Abbildung 6.25: Durchschnittlicher Anteil der Eier aus der jeweiligen Tierhaltungsart am gesamten Eierkauf | ||
(Eigene Darstellung) |
Literaturvergleich und Diskussion der Ergebnisse
Das Angebot an Eiern aus Freiland- und Bodenhaltung ist in allen untersuchten Gebieten gut, wobei in den Gründerzeitgebieten gerade das Angebot an Eiern aus Freilandhaltung besonders groß ist, auch aufgrund des Angebots in den Bioeinkaufsstätten. Die meisten Befragten kaufen vor allem Eier aus Freilandhaltung. Insgesamt werden in den Gründerzeitgebieten mehr Eier aus Freiland- und weniger aus Käfighaltung gekauft als in den anderen Gebieten. Der hohe Anteil an Eiern aus Freilandhaltung zeigt nur begrenzt Übereinstimmungen mit dem dortigen Angebot.
Zwischen dem Kauf von Bioeiern und dem Kauf von Eiern aus Freilandhaltung besteht ebenso wie zwischen dem Kauf von Biomilch und Milch in der Flasche ein Zusammenhang, da Bioeier prinzipiell aus Freilandhaltung kommen. So geben von den Bioeier-KäuferInnen 87 % an, dass sie Eier aus Freilandhaltung kaufen, bei den übrigen Befragten sind es nur 57 %. Auch wenn insgesamt mehr Personen Eier aus Freilandhaltung als Bioeier kaufen kann die Verknüpfung mit dem Biokauf ein Grund für die hohen Anteile an Eiern aus Freilandhaltung in den Gründerzeitgebieten sein.
↓220 |
Die Anteile an Eiern aus Käfighaltung in der vorliegenden Arbeit deutlich unter den Anteilen in anderen Studien. Im GfK-Haushaltspanel 2004 stammt die Hälfte der gekauften Eier aus Käfighaltung und nur ein Drittel aus Freilandhaltung (Rippin und Engelhardt, 2005)84. Nach den Marktdaten der ZMP (2004) kommen sogar 62 % der verkauften Eier aus Käfighaltung, nur 28 % aus Freilandhaltung, 10 % aus Bodenhaltung (LfL, 2005).
Tiefkühlprodukte sind im Vergleich zu Frischwaren in der Regel wenig umweltfreundlich, da der Energiebedarf für die Verarbeitung und Lagerung der Tiefkühlprodukte hoch ist (siehe Kapitel 2.4.1). In der vorliegenden Arbeit wurde der Anteil des Tiefkühlgemüses am gesamten gekauften Gemüse erhoben. Die Verfügbarkeit von Tiefkühlgemüse in den untersuchten Gebieten wurde nicht untersucht, da es sich dabei nicht um ein umweltfreundliches Angebot handelt.
Ein Drittel der Befragten kauft überhaupt kein Tiefkühlgemüse, bei der Hälfte der Befragten macht Tiefkühlgemüse mehr als 5 % des Gemüseverbrauchs aus (siehe Abbildung 6.26). In Lichtenberg und Altglienicke kaufen besonders viele Befragte einen vergleichsweise hohen Anteil an Tiefkühlgemüse. In diesen beiden Gebieten liegt auch der durchschnittliche Anteil an Tiefkühlgemüse am höchsten, wohingegen dieser in Neukölln und Friedrichshain besonders niedrig ist. Der Kauf von Tiefkühlgemüse unterscheidet sich signifikant zwischen den Untersuchungsgebieten.
↓221 |
Abbildung 6.26: Anteil von Tiefkühlgemüse am gesamten Gemüsekauf der Befragten (N=324) | ||
(Eigene Darstellung) |
Die Einkaufsstätten in Altglienicke und Lichtenberg unterscheiden sich von der Art nicht grundsätzlich von denen der anderen Untersuchungsgebiete, so dass kein Hinweis auf Unterschiede im Angebot an Tiefkühlgemüse bestehen. Allerdings wohnen in diesen beiden Gebieten besonders viele Personen aus der DDR. Inwiefern die Herkunft aus der DDR ein Einflussfaktor für den Kauf von Tiefkühlgemüse ist wird in Kapitel 6.4 untersucht.
Vergleichend werden im Folgenden die Ergebnisse zum Kauf umweltfreundlicher Lebensmittel je nach Produkteigenschaft dargestellt und diskutiert. Zunächst erfolgt dafür eine Betrachtung des Angebots an umweltfreundlichen Lebensmitteln in den Untersuchungsgebieten, anschließend wird das Kaufverhalten der BewohnerInnen thematisiert. Außerdem werden Differenzen zwischen Angebot und Nachfrage je nach Produktgruppen angesprochen.
↓222 |
Angebotssituation für umweltfreundliche Produkte
Differenzen zwischen den Untersuchungsgebieten bezüglich der Anzahl an Einkaufsmöglichkeiten bestehen für alle untersuchten Produkteigenschaften, wobei jeweils die Gründerzeitgebiete das umfangreichste Angebot bieten. Die Lebensmittel mit den untersuchten umweltfreundlichen Produkteigenschaften sind jedoch fast alle in den sechs Untersuchungsgebieten nahräumlich erhältlich. Lediglich Gemüse und Eier aus der Region werden nur in den Gründerzeitgebieten und Lichtenberg angeboten.
Die räumlichen Angebotsdifferenzen zeigen einen Zusammenhang zu der Einzelhandelsstruktur in den Gebieten, da sich das Angebot an umweltfreundlichen Lebensmitteln zwischen unterschiedlichen Arten von Einkaufsstätten unterscheidet.
↓223 |
Die Konzentration der Bioeinkaufsstätten in den innerstädtischen Gründerzeitgebieten kann auch im Vergleich zu der räumlichen Verteilung von Bioeinkaufsstätten insgesamt in Berlin als typisch angesehen werden. Die Konzentration von Wochenmärkten in den Gründerzeitquartieren kann dagegen für Berlin allenfalls in geringem Maße festgestellt werden.
Wissen zu den umweltfreundlichen Lebensmitteln und deren Kauf
Unterschiede zwischen den Produkteigenschaften bestehen hinsichtlich der Fähigkeit der Befragten, Angaben zu ihrer Nachfrage nach diesen Produkten zu machen. So können zwar viele Befragte nicht angeben, wie hoch ihr Anteil der Bioprodukte ist, ihren Anteil an Eiern, die aus Käfig-, Boden- und Freilandhaltung kommen, kennen dagegen fast alle Befragten. Die Angabe von Produktanteilen stellt also nicht prinzipiell, sondern nur für den Anteil der Bioprodukte ein Problem dar. Unsicherheiten, die insbesondere bezüglich der Zuordnung einzelner Produkte zu Bioprodukten bestehen, zeigen sich auch in den qualitativen Interviews. Mit der Angabe der Herkunft von Produkten haben viele Befragte ebenfalls Schwierigkeiten. Die detaillierte Abfrage des Kaufs von Umweltprodukten ist also auch geeignet, die bestehenden Unsicherheiten zu diesen Produkten aufzuzeigen, die in Abfragen mit Häufigkeitsskalen nicht hervorkommen (siehe Kapitel 6.2.3).
↓224 |
Weitere Wissenslücken bestehen auch bezüglich der Umweltrelevanz unterschiedlicher Produkteigenschaften. Zwar können die meisten Befragten Angaben zu umweltfreundlichen Lebensmitteln machen. Dabei werden jedoch nicht unbedingt die aus Umweltschutzsicht relevantesten Verhaltensweisen berücksichtigt, sondern vor allem das Thema Abfall und Verpackung genannt. In der Folge liegt der Fokus der KonsumentInnen auf wenig umweltrelevanten Verhaltensweisen. Neben der Verpackung achten die Befragten bezüglich der Umweltfreundlichkeit von Einkaufsstätten auf das Sortiment (vor allem an Bioprodukten, teilweise auch Produkten aus der Region), bezüglich umweltfreundlicher Lebensmittel insgesamt auf den Aspekt der Herstellung in der Landwirtschaft, wobei häufig der ökologische Landbau genannt wird.
Kaufverhalten je nach Produkteigenschaft
In den untersuchten Gebieten kaufen am meisten Personen Eier aus artgerechter Tierhaltung, erst danach folgen regionale Produkte und Bioprodukte. Diese Reihenfolge stimmt mit der Bedeutung unterschiedlicher Einkaufskriterien in einer anderen Befragung überein, in der die artgerechte Tierhaltung für die KonsumentInnen sehr viel mehr Bedeutung als die regionale Herkunft und die Herkunft aus ökologischem Landbau hatte (BLE, 2004). Der geringe Anteil der Milch in der Flasche verwundert angesichts der hohen Bedeutung, die das Verpackungsthema bei den KonsumentInnen hat. Gründe dafür können die höhere Popularität von Mülltrennung im Gegensatz zur Vermeidung von Verpackung sowie die Verknüpfung des Kaufs von Milch in der Flasche mit dem Kauf von Biomilch sein.
↓225 |
Zwischen den sechs Untersuchungsgebieten bestehen signifikante Unterschiede bezüglich der Nachfrage nach den betrachteten umweltfreundlichen Lebensmitteln - außer beim Kauf saisonalen und regionalen Gemüses. In welchen Gebieten diese Produkte besonders häufig gekauft werden unterscheidet sich jedoch. In den Gründerzeitgebieten kaufen die BewohnerInnen vergleichsweise häufig Bioprodukte, Eier aus artgerechter Tierhaltung und Milch in der Flasche. In den Einfamilienhausgebieten werden besonders häufig regionale Produkte erworben. Die BewohnerInnen in den Untersuchungsgebieten im Ostteil Berlins (vor allem in Lichtenberg und Altglienicke) kaufen besonders hohe Anteile an Tiefkühlgemüse.
Bioprodukte werden vor allem in den Gebieten häufig gekauft, in denen ein besonders gutes Angebot an Bioprodukten besteht. Dasselbe gilt für Milch in der Flasche und Eier aus Freilandhaltung. Dagegen lässt sich beim Kauf von regionalen Lebensmitteln keine Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage erkennen. So werden regionale Lebensmittel vorwiegend in den Gründerzeitgebieten angeboten, dennoch kaufen die BewohnerInnen dieser Gebiete keine besonders hohen Anteile an regionalen Produkten. Der Frage, inwiefern diesen Unterschieden Differenzen hinsichtlich der Lebenslage und dem Lebensstil zugrunde liegen, geht Kapitel 6.4 nach. In Kapitel 6.5 wird nochmals genauer auf den Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage eingegangen.
Ausdifferenzierung von Angebot und Nachfrage je nach Produktgruppe
Sowohl bei den regionalen Produkten als auch bei den Bioprodukten bestehen nicht nur räumliche Angebotsdifferenzen, sondern deren Verfügbarkeit unterscheidet sich auch je nach Produktgruppe: Das Angebot an Gemüse ist jeweils geringer als das Angebot an Eiern und Milch. Bei den Bioprodukten kann außerdem festgestellt werden, dass die untersuchten, häufig gekauften Frischwaren eine vergleichsweise hohe Distributionsdichte aufweisen, wohingegen viele andere Produkte nur in den speziellen Bioeinkaufsstätten in Bioqualität oder überhaupt erhältlich sind. Dies gilt insbesondere für Produkte für spezielle Zielgruppen wie AllergikerInnen oder VegetarierInnen, die im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel kaum zu finden sind.
↓226 |
Unterschiede im Kaufverhalten bestehen ebenfalls je nach Produktgruppe. Dadurch kann nicht von dem Biokauf oder dem Regionalkauf gesprochen werden. Dies heißt zum einen, dass die Erfassung von umweltfreundlichen Verhaltensweisen anhand einzelner Indikatoren nur sehr begrenzt auf andere Produktgruppen übertragbar ist, zum anderen ermöglicht nur eine detaillierte Erfassung einzelner Produktgruppen auch einen Einblick in den Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage.
Bezüglich der Einkaufsmobilität wird im Folgenden die Verkehrsmittelwahl beim Einkauf von Lebensmitteln betrachtet. Zuvor erfolgt eine Bewertung der Eignung der Gebiete für die Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel.
Die Bewertung der Verkehrsinfrastruktur wurde von einem anderen Teilprojekt des Graduiertenkollegs übernommen (siehe Kapitel 4.2). In diesem wurde die Eignung der Untersuchungsgebiete für die Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel mittels Kartierung der Verkehrsinfrastruktur und der Qualität der Verkehrseinrichtungen (ÖPNV, Straßen) sowie mehrfacher Begehungen erhoben. Zusätzlich fließen in die Bewertung die Ergebnisse der Kartierung der Parkplätze der Einkaufsstätten für Lebensmittel ein.
↓227 |
Die beiden Gründerzeitgebiete verfügen über eine sehr gute ÖPNV-Anbindung, die Nutzung der anderen Verkehrsmittel ist jedoch mit Problemen behaftet. Die vielbefahrenen Hauptstraßen in den Gebieten sind aufgrund des Lärms und der Abgase weder gut für den Fuß- noch Radverkehr geeignet und stellen ein Querungshindernis dar. In den Nebenstraßen behindert fast überall Kopfsteinpflaster den Fahrradverkehr. Das zu Fuß Gehen wird in der Folge durch die auf die Fußwege ausweichenden RadfahrerInnen beeinträchtigt. Für den MIV stellt die Parkplatzsituation ein Problem dar, da es kaum private Abstellplätze gibt und die Anzahl an Parkmöglichkeiten im öffentlichen Raum im Vergleich zu der hohen Einwohnerdichte sehr gering ist.
Die Großwohnsiedlungen bieten aufgrund vieler autofreier Wege durch die Grünanlagen gute Möglichkeiten zum Fahrradfahren und für FußgängerInnen. Für den MIV stehen ausreichend wohnungsnahe Parkplätze zur Verfügung. Die ÖPNV-Anbindung ist dagegen aufgrund der häufig weiten Distanzen zu den Haltestellen wenig befriedigend.
Die Einfamilienhausgebiete eignen sich prinzipiell gut für die Nutzung nicht-motorisierter Verkehrsmittel, allerdings stellen in Altglienicke einige Kopfsteinpflasterstraßen eine Barriere für das Fahrradfahren dar. Während Rudow über eine gute ÖPNV-Anbindung verfügt, sind in Altglienicke die Distanzen zum S- und U-Bahnnetz groß. Auf den privaten Grundstücken und an den Straßenrändern existieren genügend Parkmöglichkeiten für den MIV.
↓228 |
Erhoben wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit, ob die Lebensmitteleinkaufsstätten in den Gebieten über Parkplätze verfügen. Während in den Einfamilienhausgebieten und den Großwohnsiedlungen fast alle größeren Einkaufsstätten über eigene Parkplätze verfügen, fehlen diese bei den meisten Einkaufsmöglichkeiten in den Gründerzeitgebieten. Dies verschärft beim Einkaufen mit dem Auto noch das Parkplatzproblem in den Gründerzeitgebieten.
Die Berücksichtigung von Umweltschutz bei der Verkehrsmittelwahl wurde mittels der Zustimmung zu folgender Aussage erhoben: „Aus Umweltschutzgründen lege ich möglichst viele Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück.“ Es wird also für die Wahl nicht-motorisierter Verkehrsmittel erhoben, inwiefern diese umweltfreundlichen Verkehrsmittel aus Umweltschutzgründen gewählt werden. Nur knapp die Hälfte der Befragten bemüht sich aus Umweltschutzgründen um die Nutzung der nicht-motorisierten Verkehrsmittel (siehe Abbildung 6.27). Allerdings werden alle vier Antwortmöglichkeiten häufig genannt, es zeigt sich also eine deutliche Ausdifferenzierung. Wege mit dem Fahrrad oder zu Fuß legen vor allem die NeuköllnerInnen aus Umweltschutzgründen zurück, weniger die Befragten in Köllnische Heide. Die Unterschiede zwischen den Gebieten sind signifikant.
↓229 |
Die Verkehrsmittelwahl wurde anhand der hauptsächlich verwendeten Verkehrsmittel auf dem Weg zu den Haupteinkaufsstätten erhoben. Der Anteil der Einkaufsstätten, die zu Fuß aufgesucht werden, liegt in den gründerzeitlichen Blockbebauungsgebieten und Lichtenberg am höchsten, die BewohnerInnen Altglienickes gehen dagegen kaum zu Fuß einkaufen (siehe Abbildung 6.28). Das Fahrrad wird insbesondere in den beiden Gründerzeitgebieten genutzt, selten dagegen in den Großwohnsiedlungen. Der ÖPNV spielt lediglich in den Großwohnsiedlungen, vor allem in Köllnische Heide, eine Rolle für die Einkaufswege. Der MIV stellt in den Einfamilienhausgebieten das dominierende Verkehrsmittel dar, wird aber auch in den Großwohnsiedlungen häufig genutzt.
Die Differenzen bei der Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel zwischen den Gebieten sind signifikant. Der Anteil der Verkehrsmittel in den Gebieten bleibt auch bei einer Berücksichtigung der Einkaufshäufigkeiten in den jeweiligen Einkaufsstätten weitgehend konstant. Noch deutlicher wird die Dominanz des MIV in den Einfamilienhausgebieten, wenn alle von den jeweiligen BewohnerInnen genannten Verkehrsmittel betrachtet werden: Dies sind mehr als drei Viertel der dortigen Befragten. Auch in den Großwohnsiedlungen nutzt rund die Hälfte der Befragten den MIV zum Einkaufen. Dagegen geben mehr als 80 % der Befragten in den Gründerzeitgebieten den MIV nicht an.
↓230 |
Insgesamt zeigen sich bei der Wahl der Verkehrsmittel deutliche Unterschiede zwischen den Gebieten, insbesondere den Gebietstypen. Diese lassen sich nur bedingt durch die Differenzen in der Verkehrsinfrastruktur erklären. Die hohen MIV-Anteile in den Einfamilienhausgebieten stimmen mit der dortigen guten Verkehrsinfrastruktur für den MIV überein. Dagegen werden die Verkehrsmittel des Umweltverbundes (ÖPNV, Fahrrad und zu Fuß) eher in den Gebieten verwendet, in denen die Verkehrsinfrastruktur für die Verkehrsmittel des Umweltverbundes vergleichsweise schlecht ist.
Literaturvergleich und Diskussion der Ergebnisse
Die Zunahme der MIV-Nutzung zum Stadtrand stimmt mit den Ergebnissen anderer Studien überein, die ebenfalls in den innenstadtnahen und nutzungsgemischten Gebieten geringe MIV-Anteile aufzeigen, wohingegen die Wohngebiete am Stadtrand sich durch hohe MIV-Anteile auszeichnen (siehe Kapitel 2.3.3). In anderen Studien wird für die Verkehrsmittelwahl die Bedeutung der Siedlungsstruktur betont, die Bedeutung der Einzelhandelsausstattung ist dagegen umstritten. In der vorliegenden Arbeit kann für die Gebietstypen, bei denen sich das Angebot an Einkaufsmöglichkeiten zwischen den beiden Vergleichsgebieten (Ost-West) deutlich unterscheidet, festgestellt werden, dass die BewohnerInnen in den Gebieten mit guten Einkaufsmöglichkeiten (Rudow und Lichtenberg) geringere MIV-Anteile aufweisen als in den Gebieten des gleichen Gebietstyps mit schlechteren Einkaufsmöglichkeiten (Altglienicke und Köllnische Heide). Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Lage der aufgesuchten Einkaufsstätte und der Verkehrsmittelwahl: So werden Einkaufsstätten innerhalb des jeweiligen Untersuchungsgebiets vorwiegend mit nicht-motorisierten Verkehrsmitteln aufgesucht, die anderen Einkaufsstätten vorwiegend mit dem MIV. Dabei kann sowohl die Verkehrsmittelwahl einen Einfluss auf die Lage der gewählten Einkaufsstätte als auch umgekehrt haben (vgl. Kapitel 2.3.3). Auch hierbei zeigen sich Differenzen je nach Gebietstyp, denn die BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete kaufen auch in Einkaufsstätten außerhalb des eigenen Untersuchungsgebiets meist mit Verkehrsmitteln des Umweltverbundes ein.
In der vorliegenden Arbeit zeigen sich also Unterschiede je nach Siedlungsstruktur, die teilweise mit Unterschieden in der Infrastruktur (Verkehrsinfrastruktur, Einkaufsmöglichkeiten) übereinstimmen. Nicht erhoben wurde in der vorliegenden Arbeit die Autoverfügbarkeit, die sich ebenfalls je nach Siedlungsstruktur unterscheidet und ein zentraler Einflussfaktor für dessen Nutzung auch beim Einkaufen darstellt (siehe Kapitel 2.3.4). Inwiefern die Merkmale der BewohnerInnen eine Rolle spielen wird in Kapitel 6.4 erörtert.
↓231 |
Die Verkehrsmittelwahl unterscheidet sich deutlich zwischen den Gebieten, wobei das Verhalten der BewohnerInnen sich vor allem nach Gebietstypen ausdifferenziert. Die nahräumlichen Einkaufsmöglichkeiten sind für die Verkehrsmittelwahl ebenfalls von Bedeutung, wobei ein Zusammenhang zwischen der Distanz zur Einkaufsstätte und dem genutzten Verkehrsmittel besteht. Die Verkehrsinfrastruktur zeigt zumindest für die Wahl des MIV einen Zusammenhang zu der Verwendung der Verkehrsmittel. Ein wichtiger Einflussfaktor, die Autoverfügbarkeit, wurde in der vorliegenden Arbeit nicht erhoben. Bei den Umwelteinstellungen zeigt sich eine deutliche Polarisierung. Ein Zusammenhang zwischen der Bedeutung von Umweltschutzaspekten und der Nutzung nicht-motorisierte Verkehrsmittel bei den Einkaufswegen kann bei einem Gebietsvergleich nur bedingt festgestellt werden.
Unterschiede im Verhalten der BewohnerInnen der verschiedenen Gebiete können auf Differenzen der Merkmale in den untersuchten Gebieten oder auf Unterschiede bei den Merkmalen der BewohnerInnen zurück geführt werden. Im Folgenden wird zum einen analysiert, inwiefern die Unterschiede zwischen den Gebieten sich auch in Abhängigkeit von den Merkmalen der Lebenslage zeigen und damit nicht auf Unterschiede in der Lebenslage der Bevölkerung zurück zu führen sind. Zum anderen wird die Bedeutung der potenziellen Einflussgrößen Lebenslage, Lebensstil, Einstellungen und Wissen untersucht.
Die Überprüfung der Bedeutung von Merkmalen des Gebiets für das Umweltverhalten auch unter Berücksichtigung der Lebenslage der BewohnerInnen erfolgt mittels Drittvariablenkontrolle anhand von Kontingenztafeln. Untersucht wird hier also, inwiefern die Unterschiede im Verhalten der BewohnerInnen unterschiedlicher Wohngebiete noch gelten, wenn nur Personen mit derselben Ausprägung von Merkmalen der Lebenslage betrachtet werden. Aufgrund der geringen Fallzahlen beschränken sich die Untersuchungen auf die Gebietstypen anstelle der einzelnen Gebiete, obgleich teilweise zwischen den beiden Gebieten eines Gebietstyps deutliche Unterschiede in der Lebenslage der BewohnerInnen bestehen. Diese Unterschiede fließen in die Interpretation der Kontingenztafeln ein. Deutliche Verhaltensdifferenzen bestehen jedoch zwischen den Gebieten eines Gebietstyps - insbesondere bezüglich des Kaufs umweltfreundlicher Lebensmittel - kaum. Lediglich der Kauf von Tiefkühlprodukte zeigt für zwei Gebietstypen signifikante Unterschiede zwischen dem jeweiligen östlichen und westlichen Untersuchungsgebiet. Die Partialtabellen befinden sich in Anhang X.
↓232 |
Tabelle 6.12: Dichotomisierte Merkmale der Lebenslage (N=324)
Merkmal der Lebenslage |
Merkmalsausprägungen |
Anteile |
||
1 |
2 |
1 (%) |
2 (%) |
|
höchster Schulabschluss |
max. Realschulabschluss |
min. Fachhochschulreife |
45 |
55 |
erwerbstätig |
ja |
nein |
51 |
49 |
in Ausbildung |
ja |
nein |
78 |
22 |
nicht erwerbstätig 85 |
ja |
nein |
71 |
29 |
Alter |
bis inkl. 40 Jahre |
über 40 Jahre |
52 |
48 |
Ort des Aufwachsens |
in der DDR |
nicht in der DDR |
46 |
54 |
Haushaltsgröße |
Einpersonenhaushalt |
Mehrpersonenhaushalt |
30 |
70 |
Kinder im Haushalt |
ja |
nein |
73 |
27 |
Haushaltsnettoeinkommen |
bis inkl. 2000 € |
über 2000 € |
53 |
47 |
Geschlecht |
männlich |
weiblich |
43 |
57 |
Aufgrund der geringen Fallzahlen beschränkt sich die Betrachtung der Lebenslage auf dichotome Variabeln (Tabelle 6.12). Für den Lebensstil wurden aufgrund der je Gebietstyp geringen Anzahl an Angehörigen der einzelnen Lebensstile keine Partialtabellen gebildet.
Tabelle 6.13: Dichotome Variablen des Umweltverhaltens
Untersuchte Verhaltensweisen |
Merkmalsausprägungen |
Anteile |
||
1: Umwelt verhalten |
2: Kein Umwelt verhalten |
1 (%) |
2 (%) |
|
Kauf im Discounter |
nein |
ja |
15 |
85 |
Kauf im Supermarkt |
ja |
nein |
82 |
18 |
Kauf in kleinen Einkaufsstätten |
ja |
nein |
30 |
70 |
Anteil der Haupteinkaufsstätten, die innerhalb des jeweiligen Gebiets liegen |
mehr als 50 % |
bis zu 50 % |
45 |
55 |
Nutzung ÖPNV für Einkaufswege |
ja |
nein |
15 |
85 |
Nutzung Pkw für Einkaufswege |
Nein |
Ja |
48 |
52 |
Nutzung Fahrrad für Einkaufswege |
ja |
nein |
24 |
76 |
Zu Fuß Gehen bei den Einkaufswegen |
ja |
nein |
51 |
49 |
Kauf in Bioeinkaufsstätte |
ja |
nein |
8 |
92 |
Kauf Bioprodukte (Gemüse, Milch, Eier) |
ja |
nein |
37 |
63 |
Kauf Biogemüse |
ja |
nein |
17 |
83 |
Kauf Biomilch |
ja |
nein |
16 |
84 |
Kauf Bioeier |
ja |
nein |
25 |
75 |
Kauf regionale Milch |
ja |
nein |
61 |
39 |
Kauf regionale Eier |
ja |
nein |
46 |
54 |
Kauf regionales Gemüse 1 |
ja |
nein |
14 |
86 |
Anteil saisonales Gemüse 1 |
mehr als ein Drittel |
bis zu einem Drittel |
39 |
61 |
Kauf Eier aus Freilandhaltung |
ja |
nein |
65 |
35 |
Kauf Milch in der Flasche o. im Schlauch |
ja |
nein |
82 |
18 |
Anteil Tiefkühlgemüse |
bis zu 5 % |
mehr als 5 % |
48 |
52 |
1) An den drei zum Befragungszeitraum am meisten gekauften Gemüsesorten |
↓233 |
Die ebenfalls als dichotome Variablen berücksichtigten Verhaltensweisen stellt Tabelle 6.13 dar. Bei den Verhaltensweisen mit intervallskalierten oder metrischen Variablen wurden die Personen in zwei ungefähr gleich große Gruppen aufgeteilt. Bei den dichotomen Variablen ist eine entsprechende Aufteilung dagegen nicht möglich und so verhält sich teilweise nur ein kleiner oder ein sehr großer Teil der Befragten vergleichsweise umweltfreundlich.
Bei einigen dieser Verhaltensweisen bestehen signifikante Unterschiede zwischen den Befragten der beiden Gebiete eines Gebietstyps86. Hoch signifikante Unterschiede bestehen dabei zwischen den beiden Großwohnsiedlungen sowie den beiden Einfamilienhausgebieten. Diese betreffen neben dem Kauf von Tiefkühlgemüse die Lage der Einkaufsstätte und die Einkaufsmobilität, bei denen bereits gezeigt wurde, dass diese vor allem einen Zusammenhang zur Ausstattung mit Einkaufsmöglichkeiten zeigen. Die Unterschiede zwischen den jeweiligen Gebieten eines Gebietstyps werden bei der Auswertung berücksichtigt.
Wahl der Einkaufsstätte
↓234 |
Die Wahl der Einkaufsstätte kann aufgeteilt werden in die Aspekte Lage und Art der Einkaufsstätte. Die Lage der Einkaufsstätte zeigt auch in Abhängigkeit von einzelnen Merkmalen der Lebenslage der BewohnerInnen einen Zusammenhang zum Gebietstyp: So ist der Anteil an Personen, deren Haupteinkaufsstätten überwiegend im jeweiligen Gebiet liegen, in den Gründerzeitgebieten durchweg am höchsten. Dagegen kaufen in den anderen beiden Gebietstypen, je nach Lebenslage, teils die BewohnerInnen in den Großwohnsiedlungen, teils die in den Einfamilienhausgebieten vorwiegend innerhalb ihres Gebietes ein. Bei beiden Gebietstypen bestehen deutliche Differenzen zwischen den beiden jeweiligen Gebieten bezüglich dem Verhalten und der Lebenslage der BewohnerInnen.
Die BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete wählen unabhängig von ihrer Lebenslage als Einkaufsstätten am häufigsten kleine Einkaufsstätten, die BewohnerInnen der Großwohnsiedlungen kaufen in diesen dagegen am seltensten ein. Der Kauf in größeren Vollsortimentern zeigt dagegen bei einer Betrachtung nach der Lebenslage keinen einheitlichen Zusammenhang zum Gebietstyp, sondern je nach Merkmal der Lebenslage kaufen in unterschiedlichen Gebieten besonders wenige Befragte in diesen Einkaufsstätten ein87.
Einkaufsmobilität
↓235 |
Bei der Einkaufsmobilität wurde die Verkehrsmittelwahl untersucht. Die Wahl der Verkehrsmittel MIV und ÖPNV unterscheidet sich zwischen den Gebietstypen unabhängig von der Lebenslage. So nutzen die BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete den MIV besonders selten, die BewohnerInnen der Einfamilienhausgebiete dagegen besonders häufig. Der Anteil der ÖPNV-NutzerInnen unter den Befragten ist in den Großwohnsiedlungen am höchsten, in den Einfamilienhausgebieten am geringsten. Die Anteile der FußgängerInnen liegen unabhängig von der Lebenslage in den Einfamilienhausgebieten deutlich niedriger als in den anderen beiden Gebietstypen. Das Fahrrad wird am häufigsten in den Gründerzeitgebieten genutzt. Die Differenzen zu den anderen Gebietstypen sind jedoch nicht für alle untersuchten Lebenslagemerkmale signifikant. In den Großwohnsiedlungen sind aber bei allen Lebenslagemerkmalen die Anteile an FahrradfahrerInnen besonders gering.
Kauf von umweltfreundlichen Lebensmitteln
In Bioeinkaufsstätten kaufen unabhängig von der Lebenslage fast ausschließlich BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete. Auch Bioprodukte werden unabhängig von der Lebenslage vor allem in den Gründerzeitgebieten eingekauft. Der Kauf von Milch und Eiern aus der Region zeigt hingegen bei einer lebenslagenspezifischen Betrachtung, dass die ohnehin recht geringen Unterschiede im Kaufverhalten zwischen den Gebietstypen je nach Ausprägung der Merkmale der Lebenslage divergieren88. Der Kauf von Eiern aus Freilandhaltung findet häufiger in den Gründerzeitgebieten statt, jedoch nicht bei allen Merkmalsausprägungen der Lebenslage (nicht bei Männern, in der DDR Aufgewachsenen, Personen mit niedrigerem Schulabschluss und nicht Erwerbstätigen). Es kaufen also in den Gründerzeitgebieten nur bestimmte Personengruppen mehr Eier aus Freilandhaltung. Dasselbe gilt für den Kauf von Milch in umweltfreundlichen Verpackungen (Flasche, Schlauch), die außer bei wenigen Merkmalsausprägungen der Lebenslage (Personen mit höherem Schulabschluss und in der DDR Aufgewachsene) am meisten in den Gründerzeitgebieten gekauft werden. Dagegen findet der Kauf von Tiefkühlgemüse für alle Lebenslagemerkmale eher in den Großwohnsiedlungen und Einfamilienhausgebieten statt, die Differenzen sind jedoch nicht immer signifikant.
↓236 |
Fazit
Ein signifikanter Zusammenhang zum Gebietstyp zeigt sich bei einer Betrachtung von Personen mit denselben Ausprägungen der Lebenslagemerkmale – und damit unabhängig von der Lebenslage - für Verhaltensweisen aus allen drei Teilbereichen des Lebensmitteleinkaufs (siehe Tabelle 6.14).
Die BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete verhalten sich unabhängig von ihrer Lebenslage bei der Verkehrsmittelwahl, der Wahl der Einkaufsstätte und dem Kauf von Bioprodukten besonders umweltfreundlich. Damit verhalten sich die BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete insgesamt besonders umweltfreundlich im Vergleich zu den anderen Befragten. Gerade beim Biokauf und den eng mit dem Biokauf verbundenen Verhaltensweisen Kauf von Milch in der Flasche und Kauf von Eiern aus Freilandhaltung besteht eine deutliche Zweiteilung zwischen dem Verhalten der BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete und der anderen Gebiete. Der Kauf von Tiefkühlgemüse findet besonders selten in den Gründerzeitgebieten statt – unabhängig von den Lebenslagemerkmalen. Inwiefern diesen Differenzen Unterschiede im Angebot zugrunde liegen kann hier nicht geklärt werden. Insgesamt kann damit jedoch die These, dass gerade das Angebot der Bioeinkaufsstätten in den Gründerzeitgebieten für den Kauf umweltfreundlicher Produkte von Bedeutung ist, aufrecht erhalten werden.
↓237 |
Tabelle 6.14: Signifikante Zusammenhänge zwischen Wohngebiet und Umweltverhalten unter Kontrolle der Lebenslage
Gründerzeit-gebiete |
Großwohn-siedlungen |
Einfamilien-hausgebiete |
|
Anteil der Haupteinkaufsstätten, die innerhalb des jeweiligen Gebiets liegen |
+ |
je nach Lebenslage |
|
Kauf im Discounter |
Keine signifikante Differenz zwischen Gebieten |
||
Kauf im Supermarkt |
je nach Lebenslage |
||
Kauf in kleinen Einkaufsstätten |
+ |
– | |
Nutzung ÖPNV für Einkaufswege |
+ |
– - |
|
Keine Nutzung Pkw für Einkaufswege |
+ |
+ |
– - |
Nutzung Fahrrad für Einkaufswege |
(+) |
– | |
Zu Fuß Gehen bei den Einkaufswegen |
je nach Lebenslage |
– - |
|
Kauf in Bioeinkaufsstätte |
+ | ||
Kauf Bioprodukte (Gemüse, Milch, Eier) |
+ | ||
Kauf Biogemüse |
+ | ||
Kauf Biomilch |
je nach Lebenslage |
||
Kauf Bioeier |
+ | ||
Kauf regionale Milch |
je nach Lebenslage |
||
Kauf regionale Eier |
je nach Lebenslage |
||
Kauf regionales Gemüse |
Keine signifikante Differenz zwischen Gebieten |
||
Anteil saisonales Gemüse |
Keine signifikante Differenz zwischen Gebieten |
||
Kauf Eier aus Freilandhaltung |
(+) | ||
Kauf Milch in der Flasche o. im Schlauch |
(+) | ||
Geringer Anteil Tiefkühlgemüse |
(+) | ||
+ : die BewohnerInnen dieses Gebietstyps verhalten sich auch unter Berücksichtigung der Merkmale der Lebenslage im Vergleich zu denen anderer Gebietstypen besonders umweltfreundlich – : die BewohnerInnen dieses Gebietstyps verhalten sich auch unter Berücksichtigung der Merkmale der Lebenslage im Vergleich zu denen anderer Gebietstypen besonders wenig umweltfreundlich (+): die BewohnerInnen dieses Gebietstyps verhalten sich im Vergleich zu denen anderer Gebietstypen besonders umweltfreundlich, dies gilt aber nur unter Berücksichtigung der meisten Merkmale der Lebenslage |
Die BewohnerInnen der Großwohnsiedlungen zeichnen sich durch einen vergleichsweise niedrigen Anteil des wenig umweltfreundlichen MIV aus – fahren gleichzeitig aber wenig Fahrrad. In den Einfamilienhausgebieten wird der MIV besonders häufig genutzt, der ÖPNV dagegen selten. Die BewohnerInnen beider Gebietstypen zeigen beim Kauf von umweltfreundlichen Lebensmitteln keine Auffälligkeiten. Allerdings gilt es zu berücksichtigen, dass sich gerade bei diesen beiden Gebietstypen die Angebotssituation und teilweise auch das Verhalten der BewohnerInnen deutlich unterscheidet, wohingegen das Verhalten und die Angebotsstruktur in den Gründerzeitgebieten weitgehend homogen sind. Die Reduktion der Betrachtung auf die Gebietstypen verdeckt also eventuell Unterschiede zwischen den Gebieten.
Während bisher der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Umweltverhalten und Gebietstyp in Abhängigkeit der Lebenslage nachgegangen wurde, erfolgt nun eine Auswertung der Bedeutung der potenziellen Einflussfaktoren Wissen, Einstellungen, Lebensstil und Lebenslage (siehe Abbildung 6.29). Diese werden in der vorliegenden Arbeit jedoch nur als zusätzliche Faktoren berücksichtigt und nicht im selben Umfang wie die räumlichen Differenzen betrachtet.
↓238 |
Abbildung 6.29: Weitere untersuchte potenzielle Einflussfaktoren des Umweltverhaltens | ||
(Eigene Darstellung) |
Die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Lebenslage und Verhaltensweisen erfolgt auch innerhalb einzelner Gebietstypen. Die entsprechenden Kontingenztafeln sind im Anhang dargestellt. Die Zusammenhänge zwischen Umweltverhalten und Lebensstil werden sowohl für die Gesamtheit der Befragten als auch nach Gebietstypen betrachtet, da eine Betrachtung innerhalb der Gebietstypen aufgrund der geringen Fallzahlen nur teilweise möglich ist. Die berücksichtigten Verhaltensweisen und Lebenslagemerkmale wurden bereits in Tabelle 6.12 und Tabelle 6.13 dargestellt, die berücksichtigten Variablen zu Wissen und Einstellungen zeigt Tabelle 6.15.
Tabelle 6.15: Dichotomisierte Variablen des Umweltverhaltens
Variabelausprägungen und deren Anteil (in %) |
|||||
Wissen |
Erkennungsmöglichkeiten von umweltfreundlichen Lebensmitteln genannt |
Nein |
23 |
Ja |
67 |
Eigenschaften von umweltfreundlichen Lebensmitteln genannt |
Max. 1 Eigenschaft |
48 |
> 1 Eigenschaft |
52 |
|
Einkaufsstätten für Bioprodukte bekannt |
Ja |
27 |
Nein |
73 |
|
Einstellungen |
Umweltfreundliche Lebensmittel sind mir zu teuer |
Trifft sehr oder etwas zu |
76 |
Trifft weniger oder gar nicht zu |
24 |
Umweltfreundlichkeit der Einkaufstätte ist mir egal |
42 |
58 |
|||
Achte beim Einkaufen auf Umweltschutz |
45 |
55 |
|||
Nutze Rad / gehe zu Fuß wegen Umweltschutz. |
42 |
58 |
|||
Würde weite Wege für umweltfreundliche Produkte zurücklegen |
24 |
76 |
↓239 |
Einstellungen und Wissen werden nicht in Abhängigkeit vom Gebietstyp betrachtet, da außer bei der Bekanntheit von Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gebietstypen bestehen. Es werden bei den einzelnen Verhaltensweisen nur die für das jeweilige Verhalten relevanten Einstellungen bzw. das relevante Wissen betrachtet.
Die Signifikanz der Verhaltensunterschiede der Befragten mit demselben Lebenslagemerkmal, die in unterschiedlichen Gebietstypen wohnen, wurde mittels eines Chi-Quadrat-Tests analysiert. Trotz der Reduktion auf die Gebietstypen sind einzelne Merkmale der Lebenslage und einzelne Lebensstile innerhalb der Gebietstypen teilweise nur mit wenigen Fällen besetzt. Dies findet in der Auswertung ebenso Berücksichtigung wie Differenzen, die lediglich auf die Unterschiede zwischen den beiden Gebieten des Gebietstyps zurückzuführen sind. Im Folgenden werden nur diejenigen Variablen aufgeführt, zu denen signifikante Zusammenhänge bestehen.
In Tabelle 6.16 sind die signifikanten Zusammenhänge zwischen der Wahl der Einkaufsstätte und den potenziellen Einflussfaktoren Lebenslage, Lebensstil und Einstellungen dargestellt.
↓240 |
Tabelle 6.16: Signifikante Zusammenhänge zwischen der Einkaufsstättenwahl und Lebenslage, Lebensstil und Einstellungen
Verhaltensweise |
Signifikante Zusammenhänge innerhalb der Gebietstypen |
Kauf in Einkaufsstätten innerhalb des Gebiets |
Bei den Befragten in den Einfamilienhausgebieten gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Haushaltseinkommen und dem Anteil der genannten Einkaufsstätten innerhalb des Gebiets, wobei die Personen aus Haushalten mit niedrigen Einkommen eher nahräumlich einkaufen. Zum Ort des Aufwachsens existiert in den Großwohnsiedlungen und in den Einfamilienhausgebieten ein signifikanter Zusammenhang, der jedoch auf Differenzen zwischen den jeweiligen östlichen und westlichen Untersuchungsgebieten zurückzuführen ist. Innerhalb des eigenen Gebiets kaufen besonders häufig die Personen des Lebensstils der Aktiven ein, der Unterschied zwischen den Lebensstilen ist innerhalb der Gebietstypen jedoch nicht signifikant. |
Kauf im Discounter |
Im Discounter kaufen häufiger Frauen ein. Dieser Unterschied ist innerhalb der Gründerzeitgebiete signifikant. |
Kauf in größeren Vollsortimentern |
Zwischen dem Kauf im größeren Vollsortimenter und einigen Lebenslagemerkmalen besteht ein signifikanter Zusammenhang. Innerhalb der Gebietstypen, v. a. in den Gründerzeitgebieten und Großwohnsiedlungen, kaufen besonders häufig Befragte aus Einpersonenhaushalten und Haushalten ohne Kinder in größeren Vollsortimentern ein; in den Einfamilienhausgebieten sind es vor allem ältere Personen. |
Kauf in kleinen Einkaufsstätten |
In den kleinen Einkaufsstätten kaufen insbesondere Personen mit höheren Schulabschlüssen ein, vor allem in den Gründerzeitgebieten. Es besteht ein Zusammenhang zwischen dem Einkauf in kleinen Einkaufsstätten und dem Lebensstil, wobei die Qualitätsbewußten und Aktiven besonders häufig in kleinen Einkaufsstätten einkaufen, die Vielseitigen besonders selten. Die Unterschiede zwischen den Lebensstilen zeigen sich innerhalb der Gründerzeit- und Einfamilienhausgebiete. Ebenfalls signifikant ist der Zusammenhang zwischen dem Kauf in kleinen Einkaufsstätten und der Bedeutung der Umweltfreundlichkeit der Einkaufsstätte für die Befragten. |
Die Lebenslage hat kaum Bedeutung für die Lage der aufgesuchten Einkaufsstätten: Innerhalb der Gebietstypen bestehen kaum relevante signifikante Zusammenhänge zwischen Lebenslage bzw. Lebensstil und Verhalten. Die KundInnen der verschiedenen Einkaufsstätten unterscheiden sich auch innerhalb der Gebietstypen bezüglich ihrer Lebenslage. Obwohl fast alle Befragten in größeren Vollsortimentern und Discountern einkaufen, lassen sich Bevölkerungsgruppen identifizieren, die in diesen Einkaufsstätten wenig einkaufen. Für den Einkauf in den kleinen Geschäften zeigt sich eine Bedeutung von Lebenslage, Lebensstil und Einstellungen.
Den Zusammenhang zwischen Lebenslage, Lebensstil und Einstellungen und der Verkehrsmittewahl stellt Tabelle 6.17 dar. Zwischen der Nutzung des MIV und der Lebenslage (Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung) besteht auch innerhalb der einzelnen Gebietstypen ein Zusammenhang. Daneben zeigen auch die Einstellungen Relevanz. Die Anteile der NutzerInnen des ÖPNV unterscheiden sich je nach Lebenslage (Erwerbstätigkeit, Alter, Bildung, Haushaltsgröße) und Lebensstil, nicht dagegen nach den Einstellungen. Für die Nutzung des Fahrrads sind vor allem der Lebensstil und Einstellungen von Bedeutung. Das zu Fuß Gehen weist signifikante Zusammenhänge zu den Einstellungen, zur Lebenslage (Haushaltsgröße) und zum Lebensstil auf, allerdings kaum innerhalb der Gebietstypen.
↓241 |
Tabelle 6.17: Signifikante Zusammenhänge zwischen der Verkehrsmittelwahl beim Lebensmitteleinkauf und Lebenslage, Lebensstil und Einstellungen
Verhaltensweise |
Signifikante Zusammenhänge innerhalb der Gebietstypen |
Nutzung des MIV |
Innerhalb aller drei Gebietstypen nutzen vor allem Personen mit hohen Haushaltseinkommen und Erwerbstätige den MIV. Die MIV-NutzerInnen verfügen in den Einfamilienhausgebieten und Großwohnsiedlungen über eher höhere Schulabschlüsse und wohnen in größeren Haushalten. Die MIV-NutzerInnen geben selten an, dass sie der Umwelt zuliebe das Rad nutzen oder zu Fuß gehen. Den MIV nutzen vor allem die Engagierten und Qualitätsbewußten, allerdings zeigen sich innerhalb der Gebietstypen keine deutlichen Unterschiede zwischen den betrachteten Lebensstilen. |
Nutzung des ÖPNV |
In allen Gebietstypen nutzen Erwerbstätige besonders selten den ÖPNV. Personen in Ausbildung erledigen ihre Einkäufe nur in den Gründerzeitgebieten und den Großwohnsiedlungen besonders häufig mit dem ÖPNV. In den Einfamilienhausgebieten nutzen signifikant häufiger Ältere und Personen ohne höheren Schulabschluss den ÖPNV. In den Gründerzeitgebieten fahren die Singles besonders wenig mit dem ÖPNV. Die ÖPNV-NutzerInnen gehören besonders häufig dem Lebensstil der Vielseitigen an (v. a. in den Gründerzeitgebieten). |
Fahrradfahren |
Die Lebensstilgruppe der Aktiven fährt besonders häufig Fahrrad (v. a. in den Einfamilienhausgebieten), selten dagegen geben die Vielseitigen das Rad als Verkehrsmittel an. Zwischen der Einstellung, das Rad der Umwelt zuliebe zu nutzen, und dem Radfahren besteht ebenfalls ein signifikanter Zusammenhang. |
Zu Fuß Gehen |
In den Gründerzeitgebieten gehen die Befragten aus Mehrpersonenhaushalten signifikant häufiger zu Fuß. Andere Zusammenhänge zur Lebenslage sind auf Unterschiede zwischen den beiden jeweiligen Gebieten zurück zu führen. Es zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der erhobenen Einstellung und dem zu Fuß Gehen, wobei die Befragten auch aus Umweltschutzgründen besonders häufig zu Fuß gehen. Während die Aktiven besonders häufig zu Fuß gehen, sind unter den Qualitätsbewußten besonders wenig FußgängerInnen. Innerhalb der einzelnen Gebietstypen zeigen sich zwischen den Lebensstilen jedoch keine signifikanten Differenzen. |
Die signifikanten Zusammenhänge zwischen dem Kauf umweltfreundlicher Lebensmittel und den potenziellen Einflussfaktoren Lebenslage, Lebensstil, Einstellungen und Wissen sind in Tabelle 6.18 dargestellt. Die KundInnen von speziellen Bioeinkaufsstätten unterscheiden sich bezüglich ihrer Lebenslage, ihrem Wissen und ihren Einstellungen von den übrigen Befragten. Da sie fast ausschließlich in den Gründerzeitquartieren wohnen, ist bei ihnen vor allem der Unterschied zu anderen BewohnerInnen dieses Gebietstyps von Interesse. Die KäuferInnen von Bioprodukten, die sich nicht auf die KundInnen von Bioeinkaufsstätten beschränken, unterscheiden sich ebenfalls von den NichtkäuferInnen aufgrund ihrer Lebenslage: Eine gebietsspezifische Betrachtung zeigt vor allem die Bedeutung des Schulabschlusses, allerdings nicht in allen Gebietstypen.
Tabelle 6.18: Signifikante Zusammenhänge zwischen dem Kauf umweltfreundlicher Lebensmittel und Lebenslage, Lebensstil und Einstellungen
Verhaltensweise |
Signifikante Zusammenhänge innerhalb der Gebietstypen |
Kauf in Bioein kaufsstätten |
Im Vergleich zu den anderen BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete sind die KundInnen der Bioeinkaufsstätten häufiger Frauen und sie haben im Schnitt höhere Schulabschlüsse. Sie verfügen über ein überdurchschnittliches alltagspraktisches Wissen und geben dem Aspekt Umweltschutz.B. im Einkauf eine höhere Bedeutung (sowohl im Vergleich zu allen als auch nur zu den BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete). |
Kauf von Bioprodukten |
In den Gründerzeitgebieten kaufen vor allem Personen mit hohen Schulabschlüssen und Frauen Bioprodukte, in den Einfamilienhausgebieten Personen mit hohen Schulabschlüssen und Erwerbstätige. Biomilch und Bioeier kaufen in den Gründerzeitgebieten außerdem insbesondere Personen, die in der BRD aufgewachsen sind. Die BiokäuferInnen zeichnen sich durch ein vergleichsweise hohes alltagspraktisches Wissen und eine hohe Umweltorientierung beim Einkauf aus, auch innerhalb der unterschiedlichen Gebietstypen. Die BiokäuferInnen gehören besonders häufig dem Lebensstil der Aktiven an, selten dagegen den Qualitätsbewußten und Vielseitigen. Allerdings bestehen innerhalb der Gebietstypen keine signifikanten Differenzen zwischen den Lebensstilen. |
Kauf von regionalen und saisonalen Produkten |
Regionale Eier kaufen in den Gründerzeitgebieten vor allem Frauen und Personen aus Haushalten mit Kindern, in den Einfamilienhausgebieten vor allem die Älteren und Personen mit hohen Schulabschlüssen. Milch aus der Region wird in den Großwohnsiedlungen eher von den Älteren erworben. In den Einfamilienhausgebieten kaufen Personen mit höherem Schulabschluss mehr regionales Gemüse. Der Kauf von saisonalem Gemüse zeigt in den Großwohnsiedlungen und Einfamilienhausgebieten einen Zusammenhang zum Haushaltseinkommen. Ein signifikanter Zusammenhang zum alltagspraktischen Wissen und zu der Bedeutung von Umweltschutz.B. im Einkaufen besteht nur zum Kauf von regionalem Gemüse. |
Kauf von Eiern aus Freiland haltung |
In den Gründerzeitgebieten kaufen vor allem Frauen und Personen, die in der BRD aufgewachsen sind, Eier aus Freilandhaltung, in den Großwohnsiedlungen Personen mit höheren Schulabschlüssen und in den Einfamilienhausgebieten Personen aus der BRD. Eier aus Freilandhaltung kaufen eher Personen, die über ein hohes Umweltwissen und Pro-Umwelteinstellungen verfügen. Insbesondere die Qualitätsbewußten kaufen häufig Eier aus Freilandhaltung (auch innerhalb der Einfamilienhausgebiete), die Vielseitigen dagegen selten. |
Kauf von Milch in der Flasche |
Der Kauf von Milch zeigt innerhalb der Einfamilienhausgebiete einen signifikanten Zusammenhang zum Schulabschluss. Außerdem kaufen vor allem die Engagierten keine Milch in der Flasche. Dieser Zusammenhang ist jedoch innerhalb der Gebietstypen nicht signifikant. |
Kauf von Tiefkühlgemüse |
Einen hohen Anteil an Tiefkühlgemüse kaufen in den Einfamilienhausgebieten und den Großwohnsiedlungen vor allem Personen, die in der DDR aufgewachsen sind. In den Gründerzeitgebieten dagegen zeigt sich kein Zusammenhang zum Ort des Aufwachsens. Hier kaufen vor allem Personen ohne höheren Schulabschluss Tiefkühlgemüse. Wenig Tiefkühlgemüse kaufen die Aktiven, viel die Engagierten, jedoch konnte kein signifikanter Zusammenhang innerhalb der Gebietstypen festgestellt werden. |
↓242 |
Insgesamt bestehen Differenzen je nach Produktgruppe, wobei der Kauf von Biogemüse kaum einen Zusammenhang zur Lebenslage aufweist. Unterschiede je nach Produktgruppe treten auch beim Kauf regionaler Produkte und saisonalen Gemüses auf: Je nach Produktgruppe besteht ein Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Merkmalen der Lebenslage (Geschlecht, Kinder im Haushalt, Alter, Bildung, Einkommen), teilweise auch dem Wissen, und dem Kauf der Produkte. Ein signifikanter Zusammenhang existiert zwischen dem Kauf von Eiern aus Freilandhaltung und Lebenslagemerkmalen (Geschlecht, Bildung, Ort des Aufwachsens), dem Wissen, den Einstellungen und dem Lebensstil. Der Kauf von Milch in der Flasche zeigt lediglich einen Zusammenhang zum Schulabschluss. Einen hohen Anteil an Tiefkühlgemüse kaufen in den Einfamilienhausgebieten und den Großwohnsiedlungen vor allem Personen, die in der DDR aufgewachsen sind.
Viele Variablen zeigen bei einer bivariaten Betrachtung einen Zusammenhang zum Verhalten. in der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwiefern diese auch unabhängig vom Wohnort der Befragten bestehen. Bestehen innerhalb der Gebietstypen keine signifikanten Differenzen je nach Merkmal der Lebenslage so kann dies auch auf die teilweise geringen Fallzahlen zurück zu führen sein. Eventuell fallen hier also wichtige Einflussfaktoren unter den Tisch.
Zur Wahl der Einkaufsstätte und zur Verkehrsmittewahl lässt sich zusammenfassend feststellen, dass bei einer Betrachtung nach Gebietstypen insbesondere zwischen der Nutzung des MIV und des ÖPNV sowie Merkmalen der Lebenslage (Erwerbstätigkeit und Einkommen bzw. nur Erwerbstätigkeit) in allen Gebietstypen ein signifikanter Zusammenhang besteht. Aber auch die Art der Einkaufsstätte – vor allem der Einkauf im größeren Vollsortimenter und in kleineren Einkaufsstätten - weist signifikante Zusammenhänge zu einzelnen Merkmalen der Lebenslage auf.
↓243 |
Für den Kauf von Umweltprodukten weist kein Merkmal der Lebenslage in allen drei Gebietstypen eine signifikante Bedeutung auf, einige Merkmale jedoch in mehreren Gebietstypen:
Noch deutlicher zeigt sich die Differenz je nach dem Ort des Aufwachsens beim Kauf von Tiefkühlgemüse wenn die durchschnittlichen Tiefkühlanteile verglichen werden: Diese liegen bei den in der DDR Aufgewachsenen bei 20 %, bei den in der BRD Aufgewachsenen nur bei 13 %. In der DDR war eine umfangreiche Vorratshaltung von Lebensmitteln, auch in Form von tiefgekühlten Produkten, sehr verbreitet (vgl. Kaminsky, 1999). Der hohe Tiefkühlanteil kann also einerseits eine Fortführung dieser Vorratshaltung sein, andererseits durch die hohe Anzahl an Haushalten mit Tiefkühltruhen bzw. Tiefkühlschränken begünstigt werden, der in der vorliegenden Arbeit jedoch nicht erhoben wurde.
↓244 |
Insgesamt zeigt sich bezüglich der Lebenslagemerkmale, die signifikante Zusammenhänge zu den Verhaltensweisen aufweisen, dass diese sich weniger je nach Teilbereich sondern eher je nach Gebietstyp unterscheiden. So zeigen sich in den Gründerzeitgebieten bei Verhaltensweisen mehrerer Teilbereiche Unterschiede je nach Geschlecht und Haushaltsgröße, in den Großwohnsiedlungen je nach Schulabschluss und in den Einfamilienhausgebieten nach Schulabschluss, Alter und dem Ort des Aufwachsens. Die Befragten der beiden Vergleichsgebiete der Typen Großwohnsiedlung und Einfamilienhausgebiet unterscheiden sich hinsichtlich dieser Merkmale, so dass der Zusammenhang zwischen Verhalten und Lebenslagemerkmalen eventuell auf Gebietsdifferenzen zurückzuführen ist. Dies gilt jedoch nicht für die Gründerzeitgebiete.
Eine Konzentration bei den Angehörigen einzelner Lebensstile besteht ebenfalls bei Verhaltensweisen aller drei Teilbereiche, jedoch maximal innerhalb eines Gebietstyps. So konzentrieren sich die KäuferInnen von Eiern aus Freilandhaltung, die ÖPNV- und FahrradnutzerInnen sowie diejenigen, die in kleinen Einkaufsstätten einkaufen, innerhalb eines Gebietstyps in einzelnen Lebensstiltypen. Dabei verhalten jeweils Angehörige unterschiedlicher Lebensstile besonders umweltfreundlich, so dass nicht ein Lebensstil als besonders umweltfreundlich angesehen werden kann. Aufgrund der geringen Fallzahlen konnte der Zusammenhang zwischen Lebensstil und Umweltverhalten aber nur bedingt innerhalb der Gebietstypen untersucht werden, so dass entsprechende Zusammenhänge durchaus auch für andere Verhaltensweisen bestehen können.
Die erhobenen Einstellungen zeigen signifikante Zusammenhänge zu Verhaltensweisen aus dem jeweiligen Teilbereich. Die erhobenen Einstellungen haben außerdem einen Zusammenhang zum Kauf in kleineren Einkaufsstätten (Bedeutung Umweltschutz.B. i der Wahl der Einkaufsstätte) bzw. zur Nutzung des MIV, des Fahrrads und zum zu Fuß Gehen (Wahl nicht-motorisierter Verkehrsmittel aus Umweltschutzgründen). Bei der Produktwahl bestehen nicht zwischen allen Verhaltensweisen und den Einstellungen signifikante Zusammenhänge. Die KundInnen der Bioeinkaufsstätten sowie die KäuferInnen von Bioprodukten, regionalem Gemüse und Eiern aus Freilandhaltung halten Umweltschutz.B. im Einkaufen für besonders wichtig. Gleichzeitig verfügen diese Personen über ein besonders hohes alltagspraktisches Wissen. Damit zeigen beim Kauf von umweltfreundlichen Lebensmitteln dieselben Verhaltensweisen sowohl Zusammen hänge zum Wissen als auch zu den Einstellungen.
↓245 |
Im Folgenden werden die Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Einstellungen, Wissen, Lebenslage und Lebensstil und dem Kauf von umweltfreundlichen Lebensmitteln mit dem in Kapitel 2.4 dargestellten Stand der Forschung verglichen. Allerdings liegen nicht zu allen untersuchten Verhaltensweisen Literaturergebnisse zu diesen Einflussfaktoren vor.
In anderen Untersuchungen zeigt sich ebenfalls die Relevanz von Einstellungen und der Lebenslage für die Verkehrsmittelwahl bei Haushaltseinkäufen (siehe Kapitel 2.3.4). Zwischen der Verkehrsmittelwahl von Angehörigen unterschiedlicher Lebensstile bestehen in einigen Untersuchungen deutliche Differenzen (Gebhardt et al., 2005; Hilpert und Steinhübl, 1998), wobei die Bedeutung des Lebensstils in einer Studie im Vergleich zu anderen Variablen (Autoverfügbarkeit, behaviour settings, Lebenslage) für die Nutzung des MIV im Alltag gering ist (Hunecke, 2005). Hilpert und Steinhübl (1998) kommen ebenso wie die vorliegende Arbeit zu dem Ergebnis, dass zwischen den Angehörigen verschiedener Lebensstiltypen kaum Unterschiede bezüglich der Lage der aufgesuchten Einkaufsstätten bestehen.
Die Bedeutung des Bildungsabschlusses für den Biokauf zeigen auch viele andere Studien (z. B.Kropp und Sehrer, 2004; Schade et al., 2002). Einzelne Erhebungen kommen auch zu dem Ergebnis, dass weitere Lebenslagemerkmale von Bedeutung für den Biokauf sind, dies ist jedoch umstritten. Auch Differenzen zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Lebensstile bezüglich ihrer Biokaufs konnte eine Erhebung feststellen (Allerstorfer, 1995).
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Im Gegensatz zu der vorliegenden Studie kommen anderer Studien zu Unterschieden der Bedeutung des Regionalkaufs je nach Lebenslage (Alter, Bildungsabschluss) (Balling, 2000; Dorandt und Leonhäuser, 2001). Auch die Unterschiede zwischen Personen aus Ost- und Westberlin beim Regionalkauf, die Ulbricht (2002) feststellt, können in der vorliegenden Arbeit nicht bestätigt werden.
Die untersuchten potenziellen Einflussfaktoren zeigen alle bei einzelnen Verhaltensweisen der drei Teilbereiche einen Zusammenhang zum Umweltverhalten. Dabei können keine Verhaltensweisen identifiziert werden, die eher ein Zusammenhang zu den kontextuellen oder personalen Faktoren zeigen. Welche untersuchten Variablen einen Zusammenhang zu den Verhaltensweisen aufweisen, unterscheidet sich sowohl zwischen als auch innerhalb der Teilbereiche, selbst für unterschiedliche Produktgruppen mit derselben Produkteigenschaft (aus ökologischer Landwirtschaft, aus der Region).
Je nach Verhaltensweise bestehen signifikante Zusammenhänge zu Lebenslagemerkmalen, Lebensstil, Einstellungen und Wissen. Die Lebenslagemerkmale sind teilweise auch unter Berücksichtigung der Gebietstypen signifikant, wobei teilweise Differenzen zwischen den beiden jeweiligen Gebieten den Unterschieden zugrunde liegen können. Bei den Lebensstilen konnte nicht ein besonders umweltfreundlicher identifiziert werden.
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Gebietsdifferenzen bestehen - auch unter Berücksichtigung der Lebenslage - für Verhaltensweisen aus allen drei Teilbereichen. Jedoch zeigen sich nur bei der Verkehrsmittelwahl signifikante Differenzen zwischen allen drei Gebietstypen, wohingegen sich bei der Wahl der Einkaufsstätte und der Produktwahl nur Differenzen zwischen den Gründerzeitquartieren und den restlichen Gebieten zeigen. Eine mögliche Erklärung hierfür kann die Bedeutung der Siedlungsstruktur für die Einkaufsmobilität sowie die der nahräumlichen Angebotsstruktur für die Einkaufsstätten- und Produktwahl sein. Diese unterscheidet sich vor allem zwischen den Gründerzeitgebieten und den anderen beiden Gebietstypen. Allerdings weisen bei letzteren die Vergleichsgebiete deutliche Unterschiede auf. Für die Bedeutung der Angebotsstrukturen spricht auch, dass die BewohnerInnen der Gründerzeitgebiete in Übereinstimmung mit dem dortigen Angebot häufiger in Einkaufsstätten im Gebiet, in kleinen Einkaufsstätten und in Bioeinkaufsstätten einkaufen sowie die vor allem dort verfügbaren Bioprodukte, Milch in der Flasche und Eier aus Freilandhaltung verstärkt nachfragen89.
Den festgestellten Gebietsdifferenzen können jedoch auch weitere personale (Lebensstil, Einstellungen, Wissen, Autoverfügbarkeit) und kontextuelle (Verkehrsinfrastruktur, Versorgungsinfrastruktur, soziales Wohnumfeld) Faktoren zugrunde liegen. So kann für die Gründerzeitgebiete auch allgemein eine bessere Versorgungsinfrastruktur und damit ein großes Potenzial zur Wegekopplung festgestellt werden. Differenzen bezüglich der Verkehrsinfrastruktur bestehen zwischen allen drei Gebietstypen, auch nimmt die Autoverfügbarkeit in anderen Studien von der Stadtmitte zum Stadtrand hin zu (vgl. Kapitel 2.3.4). Ebenfalls einen Einfluss auf das Umweltverhalten der BewohnerInnen können soziale Netzwerke haben (siehe Kapitel 2.4.5), wobei für die Untersuchungsgebiete lediglich festgestellt werden kann, dass die Sozialstruktur in Friedrichshain besonders homogen ist.
Nachdem bisher in diesem Kapitel die Ergebnisse zu den einzelnen Verhaltensweisen dargestellt wurden, wird im Folgenden übergreifend der Frage nachgegangen, inwiefern das Angebot eine Bedeutung für ein umweltfreundliches Verhalten beim Lebensmittelkauf hat. Dazu werden zunächst die Angebots- und Verhaltensdifferenzen thematisiert. Anschließend wird diskutiert, ob die Angebotsdifferenzen die Verhaltensunterschiede erklären können und welche weiteren Einflussfaktoren für diese von Bedeutung sind. Die Diskussion der Ergebnisse erfolgt vor dem Hintergrund der Erkenntnisse zu den Einflussfaktoren und zum Umgang mit fehlenden nahräumlichen Gelegenheitsstrukturen aus dem Forschungsstand (Kapitel 2) sowie den theoretischen Ansätzen (Kapitel 3).
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Zunächst werden die Unterschiede des allgemeinen Lebensmittelangebots und des Angebots an umweltfreundlichen Produkten zwischen den untersuchten Gebieten dargestellt. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Wahrnehmung dieses Angebots seitens der BewohnerInnen.
Unterschiede zwischen den Einkaufsmöglichkeiten der Untersuchungsgebiete
Die Ausstattung mit Einkaufsstätten für Lebensmittel unterscheidet sich zwischen den untersuchten Gebieten. Die Gründerzeitgebiete verfügen im Vergleich zu den Gebieten der anderen Gebietstypen über ein Angebot großer Dichte und Vielfalt. In den Großwohnsiedlungen und Einfamilienhausgebieten bestehen außerdem deutliche Unterscheide zwischen dem Lebensmittelangebot in den Gebieten in Ost- und Westberlin. Das geringere Angebot in dem östlichen Einfamilienhausgebiet bestätigt dabei die Ausdünnung in ostdeutschen Streulagen (vgl. Kapitel 2.2.2). Dagegen hat sich das Angebot in der Ostberliner Großwohnsiedlung aufgrund der Ansiedlung von Filialen westdeutscher Einzelhandelsgroßunternehmen verbessert und übertrifft das der Westberliner Großwohnsiedlung.
Das umfangreichste Angebot an umweltfreundlichen Produkten existiert in den Gründerzeitgebieten. In allen Gebieten sind jedoch die untersuchten umweltfreundlichen Lebensmittel großteils nahräumlich erhältlich, lediglich für Produkte aus der Region besteht in einigen Untersuchungsgebieten kein nahräumliches Angebot.
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Zu der Frage räumlicher Angebotsdifferenzen existiert bisher keine Literatur. Mittels der Unterschiede im Kaufverhalten der BewohnerInnen kommen Tanner et al. (2004) anhand einer Untersuchung in der Schweiz zu dem Ergebnis, dass einige umweltfreundliche Lebensmittel eher in der Stadt, wo häufiger in größeren Einkaufsstätten eingekauft wird, andere auf dem Land erhältlich sind (vgl. Kapitel 2.4.5)90. Während in der Schweizer Untersuchung also je nach untersuchtem Gebietstyp unterschiedliche Vor- und Nachteile hinsichtlich des Angebots festgestellt wurden, kommt die vorliegende Arbeit zu dem Ergebnis, dass ein Gebietstyp für alle untersuchten umweltfreundlichen Lebensmittel das beste Angebot bietet.
Besonders wichtig für das Angebot an umweltfreundlichen Produkten sind die Bioeinkaufsstätten. Zum einen verfügen sie im Vergleich zum Bioangebot im LEH über ein umfangreiches Angebot an Bioprodukten. Zum anderen haben die Produkte im Bioladen häufig weitere umweltrelevante Eigenschaften (regionale Herkunft, artgerechte Tierhaltung, umweltfreundliche Verpackung). So sind die Bioeinkaufsstätten die einzigen untersuchten Einkaufsstätten, die Gemüse aus der Region anbieten. Neben den Bioeinkaufsstätten führen vor allem größere Vollsortimenter umweltfreundliche Lebensmittel im Sortiment. Wochenmärkte und andere Formen der Direktvermarktung werden in der Literatur ebenfalls als wichtige Absatzwege für regionale Produkte genannt (siehe Kapitel 2.4.3). Jedoch ist das Angebot an regionalen Lebensmitteln nur bei wenigen Wochenmärkten in den untersuchten Gebieten umfangreich.
Bioeinkaufsstätten existieren nur in den Untersuchungsgebieten mit gründerzeitlicher Blockbebauung. Dort befinden sich jeweils mehrere unterschiedliche Bioeinkaufsstätten innerhalb der Gebiete. In Rudow, dem westlichen Einfamilienhausgebiet, liegt außerdem ein Reformhaus in der Nähe des Untersuchungsgebiets. Eine zusätzliche Auswertung aller Bioeinkaufsstätten in Berlin zeigt, dass diese sich allgemein in der Innenstadt konzentrieren, wo insgesamt eine große Vielfalt an Bioeinkaufstätten besteht. Die Ausstattung mit Bioeinkaufsstätten in Westberliner Stadtrandgebieten ist außerdem besser als in Ostberliner Stadtrandgebieten. Damit kann die Ausstattung mit Bioeinkaufsstätten in den Gebieten als typisch für die entsprechenden Stadtquartiere angesehen werden. Wochenmärkte mit Bioangebot und einem umfangreicheren Angebot an regionalen Frischwaren existieren nur in den Gründerzeitgebieten. Über alle Gebietstypen verteilt liegen dagegen die größeren Vollsortimenter.
Wahrnehmung der Einkaufsmöglichkeiten
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Nicht nur das tatsächliche Angebot an umweltfreundlichen Lebensmitteln, sondern auch deren Wahrnehmung als Einkaufsmöglichkeiten für umweltfreundliche Lebensmittel seitens der KonsumentInnen, ist für die Angebotsbarriere von zentraler Bedeutung. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass das Angebot an Bioprodukten in den Bioeinkaufsstätten bekannter als in den Einkaufsstätten des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels ist. Andere Studien weisen darauf hin, dass die Platzierung der Bioprodukte im LEH und die Werbung für diese häufig schlecht ist (vgl. Kapitel 2.4.2), was ein Grund für die geringe Wahrnehmung durch die KonsumentInnen sein kann.
Bei der Auswahl der Einkaufsstätten werden in der Regel nur wenige Eigenschaften der Einkaufsstätten berücksichtigt, wie andere Untersuchungen zeigen (vgl. Kapitel 3.1). Zu diesen Eigenschaften gehört beim LEH das Angebot an umweltfreundlichen Lebensmitteln für viele Befragte offensichtlich nicht, so dass dieses Sortiment bei der Wahl der Einkaufsstätten keine Berücksichtigung findet. Das Bioangebot im LEH wird nicht nur weniger wahrgenommen als das Angebot in Bioeinkaufsstätten, andere Studien weisen darauf hin, dass dessen Akzeptanz auch geringer ist (vgl. Kapitel 2.4.2). Das Fehlen nahräumlicher Bioeinkaufsstätten kann somit zu einer Barriere für den Biokauf werden.
Sowohl räumliche Differenzen beim Kauf umweltfreundlicher Lebensmittel als auch die Bedeutung des nahräumlichen Angebots für deren Kauf wurden bisher in anderen Studien nicht untersucht. Dagegen beschäftigen sich viele Untersuchungen mit der Bedeutung des nahräumlichen Angebots für die Einkaufsmobilität. Signifikante Differenzen zwischen dem Verhalten der BewohnerInnen unterschiedlicher Gebietstypen - auch unter Berücksichtigung der Lebenslage - bestehen in der vorliegenden Arbeit beim Kauf in Bioeinkaufsstätten, beim Kauf von Bioprodukten, von Milch in der Flasche und von Eiern aus Freilandhaltung, beim Einkauf in kleinen Einkaufsstätten, dem nahräumlichen Einkauf und der Verkehrsmittelwahl. Insgesamt verhalten sich die Befragten in den Gründerzeitgebieten bei all diesen Verhaltensweisen vergleichsweise umweltfreundlich. Differenzen zwischen den östlichen und westlichen Untersuchungsgebieten eines Gebietstyps bestehen beim Kauf von Tiefkühlprodukten, wobei Tiefkühlgemüse vor allem in den östlichen Untersuchungsgebieten gekauft wird.
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Im Folgenden wird zum einen diskutiert, inwiefern die dargestellten räumlichen Verhaltensdifferenzen mit dem nahräumlichen Lebensmittelangebot übereinstimmen, zum anderen wird die Bedeutung weiterer potenzieller Einflussfaktoren diskutiert.
Zusammenhang zwischen Angebot und Verhalten
Die räumlichen Differenzen zwischen den Verhaltensweisen stimmen für die Produkt- und Einkaufsstättenwahl zum Teil mit den entsprechenden räumlichen Angebotsdifferenzen überein. Dieser Zusammenhang wird im Weiteren anhand der einzelnen Verhaltensweisen thematisiert. Die Verkehrsmittelwahl unterscheidet sich weniger nach den nahräumlichen Einkaufsmöglichkeiten, sondern eher je nach Baustruktur. In den innerstädtischen Gründerzeitgebieten wird der MIV besonders selten, in den Einfamilienhausgebieten am Stadtrand besonders häufig benutzt. Zu diesem Ergebnis kommen auch andere Studien (vgl. Kapitel 2.3.3).
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Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, inwiefern zum Kauf umweltfreundlicher Lebensmittel weite Wege zurückgelegt werden, es also zur Kompensation kommt (siehe Kapitel 3.4). Bioprodukte werden vor allem von den BewohnerInnen in den Gründerzeitgebieten, die über das beste Bioangebot verfügen, gekauft. Damit nehmen die meisten Befragten nicht regelmäßig weite Wege für den Kauf von Bioprodukten auf sich. Beim Kauf von Bioprodukten und beim Kauf in kleinen Einkaufsstätten und Bioeinkaufsstätten scheint es also eher zu einer Verlagerung durch den Kauf anderer Produkte bzw. in anderen Einkaufsstätten als zu einer Kompensation, und damit zu weiteren Wegen, zu kommen. Ein Grund dafür, dass regionale Produkte trotz deutlicher Angebotslücken überall in demselben Maße gekauft werden, kann in der Bereitschaft der BewohnerInnen liegen, für diese Produkte weite Wege zurückzulegen. Eine andere mögliche Erklärung besteht in der geringen Erkennbarkeit der regionalen Frischwaren, so dass es zu vermeintlichen Regionalkäufen kommen kann.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zeigen, dass in den Untersuchungsgebieten für Bioprodukte kaum besonders weite Wege zurückgelegt werden. Im Gegensatz dazu stellt Kesseler (1994) in einer Untersuchung fest, dass BiokäuferInnen vergleichsweise weite Wege zum Einkaufen zurücklegen. Allerdings unterscheiden sich die Rahmenbedingungen, denn er untersuchte 1992 KundInnen eines Supermarkts mit Biosortiment in einer ländlichen Region. Auch sind die befragten BiokäuferInnen bei Kessler sehr konsequent, denn die Hälfte gibt an, dass sie nicht auf konventionelle Produkte ausweichen, wenn diese nicht in Bioqualität vorhanden sind. Die in der vorliegenden Arbeit befragten BiokäuferInnen kaufen hingegen fast alle die jeweiligen Lebensmittel sowohl in Bioqualität als auch konventionell, es handelt sich also nicht nur um Bio-IntensivkäuferInnen. Auch dies mag ein Grund für Unterschiede in der Bereitschaft sein, weite Wege für Bioprodukte zurückzulegen. Dagegen bestätigt sich auch in der vorliegenden Arbeit der Zusammenhang zwischen dem Kauf in kleineren Einkaufsstätten und dem Kauf von umweltfreundlichen Lebensmitteln, den eine Studie in der Schweiz feststellte (Wölfing Kast und Tanner, 2002).
Weitere Einflussfaktoren
Eine Übereinstimmung zwischen den Gebieten, in denen das Angebot gut und die Nachfrage hoch ist, kann auch aufgrund anderer Einflussfaktoren zustande kommen. Im Folgenden werden die Ergebnisse zu den weiteren personalen Einflussfaktoren Wissen, Pro-Umwelt-Einstellungen, Lebensstil und Merkmale der Lebenslage betrachtet.
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Wissen und Einstellungen zeigen einen engen Zusammenhang zum Einkaufsverhalten: So kaufen diejenigen Personen, die über ein hohes alltagspraktisches Wissen zum Kauf von umweltfreundlichen Lebensmitteln verfügen und Pro-Umwelteinstellungen zu diesem Thema zeigen, besonders häufig umweltfreundliche Lebensmittel. Allerdings zeigen die Einstellungen keine signifikanten räumlichen Differenzen. Beim Wissen besteht lediglich zu den Einkaufsmöglichkeiten für Bioprodukte ein Unterschied je nach Gebietstyp. Wissen und Einstellungen können demnach nur begrenzt für die Differenzen zwischen den Gebietstypen bei der Nachfrage nach umweltfreundlichen Lebensmitteln ursächlich sein.
Verhaltensdifferenzen bestehen auch je nach Lebenslage und Lebensstil, wobei die vorliegende Arbeit aufgrund der Verknüpfung mit dem Wohngebiet und den geringen Fallzahlen insbesondere zu der Bedeutung des Lebensstils nur sehr begrenzt Aussagen treffen kann. Die Lebenslage und die Lebensstile der Befragten der unterschiedlichen Gebiete zeigen deutliche Differenzen. Lediglich bei der Verkehrsmittelwahl (MIV und ÖPNV) kann innerhalb aller Gebietstypen ein Zusammenhang zu denselben Merkmalen der Lebenslage (Erwerbstätigkeit und Haushaltseinkommen) festgestellt werden. Bei den anderen Verhaltensweisen zeigt der Zusammenhang zwischen dem Einkaufsverhalten und den Lebenslagemerkmalen deutliche Differenzen zwischen den Gebietstypen. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass die Lebenslage keinen Zusammenhang zum Umweltverhalten zeigt, dieser ist jedoch empirisch in der vorliegenden Arbeit nur eingeschränkt belegbar. Allerdings zeigt sich, dass auch in den Gebieten, in denen sich die BewohnerInnen vergleichsweise umweltfreundlich verhalten, dies insbesondere auf bestimmte Bevölkerungsgruppen zutrifft (siehe Kapitel 6.4) So kaufen beispielsweise in den Gründerzeitgebieten trotz eines guten, nahräumlichen Angebots an Bioeinkaufsstätten nicht alle Bevölkerungsgruppen in demselben Maße dort ein. Die Lebenslage hat also durchaus eine Bedeutung.
Neben diesen personalen Faktoren existieren auch weitere kontextuelle Einflussfaktoren, die ebenfalls Unterschiede zwischen den Untersuchungsgebieten aufweisen: das soziale Wohnumfeld (siehe Kapitel 5.4.4), die allgemeine Versorgungsinfrastruktur (siehe Kapitel 5.3) und die Verkehrsinfrastruktur (siehe Kapitel 6.3.3). Außerdem kann auch die Selektivität der Wohnmobilität dazu führen, dass sich die Personen mit Interesse an einem Angebot an umweltfreundlichen Lebensmitteln in den Gebieten mit einem entsprechenden Angebot konzentrieren. Die Rolle der selektiven Wohnmobilität wird in der Literatur für das Mobilitätsverhalten diskutiert (siehe Kapitel 2.3.3). Nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl an Einflussfaktoren kann anhand der Ergebnisse der quantitativen Befragung nicht endgültig geklärt werden, in welchem Maß die Unterscheide des nahräumlichen Angebots für die Verhaltensdifferenzen von Bedeutung sind.
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58 Dabei handelt es sich um Spezialgeschäfte (Süßwaren, Tee) und Fabrikverkaufsstellen.
59 Diese kleinen Einkaufsstätten werden in Friedrichshain häufig von asiatischen InhaberInnen betrieben, ohne auf asiatische Lebensmittel spezialisiert zu sein.
60 Dies sind der wöchentliche Ökomarkt auf dem Hohenstaufenplatz (700 m Luftlinie vom Rand des Befragungsgebiets) mit Obst und Gemüse, Backwaren und Molkereiprodukten sowie der Markt am Maybachufer (750 m Luftlinie vom Rand des Befragungsgebiets), der zweimal wöchentlich eine große Vielfalt an frischen Lebensmitteln sowie Trockenwaren und Non-Food bietet.
61 In Neukölln wurde fünfmal ein Wochenmarkt als Haupteinkaufsstätte angegeben, in Friedrichshain 13-mal und in Rudow einmal.
62 Es wurden die Bezirke in den Grenzen vor der Bezirksreform 2001 berücksichtigt, d. h. die Bezirke Friedrichshain, Treptow (Untersuchungsgebiet Altglienicke), Lichtenberg (in seinen alten Grenzen) und Neukölln (die drei Westgebiete).
63 In Altglienicke und Köllnische Heide wurde jeweils nur eine Einkaufsstätte innerhalb des Untersuchungsgebiets als Haupteinkaufsstätte benannt.
64 Die vier Filialen der Metro Cash & Carry.
65 Die meisten dieser Befragten machten die Angabe „Biosiegel“, aber auch Angaben wie „Öko-Siegel“, „Bio-Plakette“, „Bio-Zeichen“ und „Siegel“ wurden der Rubrik „Biosiegel“ zugeordnet.
66 Bei Actimel handelt es sich um ein Joghurtgetränk, das kein Bioprodukt ist.
67 Die von den BewohnerInnen der Großwohnsiedlungen genannte Bioeinkaufsstätten liegen ausschließlich in innerstädtischen Altbaugebieten, in Lichtenberg bis auf eine alle in Friedrichshain, in Köllnische Heide alle in Nord-Neukölln.
68 Die von den Befragten in Rudow genannten Bioeinkaufsstätten sind das Reformhaus in Alt-Rudow und ein weiteres in Gropiusstadt. Die Befragten in Altglienicke nennen ebenfalls meist das Reformhaus in Rudow oder ein Reformhaus in Köpenick als Bioeinkaufsstätten.
69 Ebenso wie die folgenden Entfernungen ist die Distanz als Luftlinie vom Rand des Befragungsgebiets gemessen.
70 Untersucht wurde der Verkauf von Salat, Karotten, Blumenkohl, Spinat, Spargel und Kohlrabi (vorwiegend saisonales Gemüse).
71 In Altglienicke in dem außerhalb des Kartierungsgebiets liegenden Ortsteilzentrums.
72 Die Unterschiede zwischen den Anteilen an BiokäuferInnen sind signifikant, auch für die einzelnen Produktgruppen.
73 Die Differenzen zwischen den Gebieten sind in allen drei Produktgruppen signifikant.
74 In dieser Erhebung des Einkaufs von Haushalten wurden nur diejenigen Eier berücksichtigt, die einen Herkunftsstempel hatten.
75 Auch der Supermarkt im Ortszentrum in Altglienicke hat regionale Milch und Gemüse aus Deutschland im Sortiment.
76 Nicht berücksichtigt wurde in Tabelle 6.8 das Angebot der Wochenmärkte (siehe Kapitel 6.1.1). Diese bieten teilweise ein Angebot gerade an regionalem Obst und Gemüse. Allerdings ist auch dort das Angebot an regionalen Produkten begrenzt, da nur ein geringe Anteil der Stände direkt von Bauern aus der Region betrieben oder beliefert wird.
77 Das Gemüseangebot wurde anhand fünf saisonaler Gemüsesorten und Salat erhoben.
78 Salat kommt im Befragungszeitraum in Deutschland noch vorwiegend aus dem Gewächshaus (siehe Anhang).
79 Die niedrigen Anteile des saisonalen Gemüses an dem genannten Gemüse aus der Region lässt entweder auf einen hohen Anteil an Waren aus dem Gewächshaus oder fehlerhafte Angaben der Befragten bezüglich der Herkunft schließen.
80 Zwar umfasst die Kennzeichnungspflicht für Eier auch die Angabe der Legebetriebsnummer des Stalls, jedoch kann von dieser nicht ohne weitere Informationen auf die Region geschlossen werden.
81 Der Supermarkt im Ortszentrum von Altglienicke (außerhalb des Untersuchungsgebiets) bietet Milch in der Flasche an.
82 Zusätzlich gilt es zu berücksichtigen, dass inzwischen deutlich mehr als die Hälfte der verkauften Milch nicht mehr als Frischmilch sondern als H-Milch verkauft wird LfL, (Bayrische Landesanstalt für Landwirtschaft) (2005): Agrarmärkte 2004, Schriftenreihe 4/2005, Freising. http://www.lfl.bayern.de/publikationen/datenerfassung/schriftenreihe_url_1_25.pdf, 13.7.2005 , die fast ausschließlich in der Verbundverpackung angeboten wird.
83 In Altglienicke bieten der Supermarkt und der Discounter im Ortszentrum (außerhalb des Kartierungsgebiets) die Möglichkeit zum Kauf von Eiern aus Freiland- und Bodenhaltung.
84 Allerdings beruhen diese Anteile nur auf den Eiern mit aufgedruckten Herkunftsangaben (83 % aller gekauften Eier) Rippin, Markus und Engelhardt, Heike (2005): Kurzdarstellung einiger Marktforschungsdaten, 9. Internationale Bioland-Geflügeltagung vom 7.-9. März 2005. http://www.bioland.de [Zugriff am 26.5.2005] .Eier aus dem erzeugernahen Bereich (Direktverkauf) waren 2004 noch von der Pflicht zur Herkunftsangabe auf dem Ei ausgenommen. Selbst wenn unter den übrigen 17 % der gekauften Eiern keine aus Käfighaltung wären, läge der Anteil der Eier aus Käfighaltung in dem Gfk-Haushaltspanel noch bei 40 % und damit immer noch deutlich höher als in den in der vorliegenden Arbeit untersuchten Gebieten.
85 Nicht erwerbstätig meint hier Personen, die weder erwerbstätig noch in Ausbildung sind.
86 In den Altbaugebieten: Kauf von Milch in Schlauch/Flasche (*). In den Großwohnsiedlungen: Anteil der Einkaufsstätten im Gebiet (***), Kauf von Tiefkühlgemüse (**) und Nutzung ÖPNV (*). In den Einfamilienhausgebieten: Anteil Einkaufsstätten im Gebiet (***), zu Fuß Gehen (***), Kauf Tiefkühlgemüse (***), Pkw-Nutzung (**) und Kauf von Eiern aus Freilandhaltung (*). (Signifikanztest: Chi² nach Pearson; ***: p< 0,001, **: p < 0,01; *: p < 0,05)
87 Der Kauf im Discounter zeigte bereits in der bivariaten Betrachtung keinen Zusammenhang zum Gebietstyp. Dies gilt auch bei einer Berücksichtigung der Lebenslage.
88 In der bivariaten Analyse zeigte sich beim Kauf von regionalem und saisonalem Gemüse kein signifikanter Zusammenhang zum Gebietstyp. Dieser besteht auch nicht bei einer Betrachtung nach Lebenslage.
89 Der Kauf von weniger Tiefkühlgemüse in den Altbaugebieten lässt sich nicht über das Angebot erklären; hierfür wurde die Herkunft der Befragten als wichtiger Einflussfaktor identifiziert (siehe Kapitel 6.4.2).
90 Das Angebot selbst wird jedoch in der Schweizer Studie nicht untersucht; die Verfügbarkeit wird als Verhaltensschwierigkeit lediglich über das Verhalten ermittelt.
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