Bräuer, Siegfried: Wallfahrtsforschung als Defizit der reformationsgeschichtlichen Arbeit. Exemplarische Beobachtungen zu Darstellungen der Reformation und zu Quellengruppen

Kapitel 4. Rechnungsbücher und Quittungen

In der Archivwissenschaft werden die Rechnungen zu den Beweisurkunden gezählt, die Quittungen gelten sogar als „die gebräuchlichste Beweisurkunde“<76>. Von den erhalten gebliebenen Rechnungen der Wallfahrtsstätten sind die der Liebfrauenkapelle zu Grimmenthal teilweise bereits durch Brückner ausgewertet worden. Auf die ebenfalls im Thüringischen Staatsarchiv Meiningen vorhandenen, aber noch unausgewerteten Rechnungen der Kapelle St. Wolfgang bei Hermannsfeld aus den Jahren 1480-1517 hatte Dersch kurz hingewiesen<77>.

Mehr Informationen enthalten Rechnungsbelege über Wallfahrten, vor allem von Fürsten, Grafen und Herren. Sie sind erst teilweise erschlossen und mehr punktuell ausgewertet worden. Im Zuge ihrer Forschungen zu den Jerusalemwallfahrten veröffentlichten 1883 Reinhold Röhricht und Heinrich Meisner das Rechnungsbuch des kursächsischen Landvogts Hans Hundt aus den Jahren 1493/94. Es dokumentiert ausführlich die Wallfahrt Kurfürst Friedrich des Weisen und seines Gefolges zum Heiligen Grab vom 28. März bis zum 27. Oktober 1493. Weniger Beachtung haben die Stationen gefunden, die der Kurfürst im Sinne einer Mehrfachwallfahrt auf der Rückreise genutzt hat. Sie sind von Hundt in gleicher Weise verzeichnet worden. Am 9. und 10. Oktober 1493 war der Kurfürst mit Begleitung in Altötting, legte 10 Gulden in den Opferstock, kaufte für 7 Kreuzer Pilgerzeichen, opferte weitere 6 Kreuzer und ließ für 2 Gulden eine Messe lesen. In Andechs opferte er am 12. Oktober 3 Gulden „zum heilthum“ und gab 1 Gulden „fur zehen gedruckt cronika“ sowie 8 Kreuzer für Pilgerzeichen aus<78>. Unter den Ausgaben von 1494 hat Hundt bei der Reise, zu der Kurfürst Friedrich am 31. Oktober in Torgau aufbrach, notiert, daß von Leipzig aus 1 Gulden zu St. Wolfgang nach Taucha geschickt wurde. 2 Groschen erhielt dieses Gotteshaus auch auf der Rückreise am 21. November<79>. Mit einiger Sicherheit kann angenommen werden, daß es sich um eine Kapelle bei der Terminei der Lichtenburger General-Präzepturei der Antoniter handelte, die Rat und Gemeinde Taucha auf dem ehemaligen Burgberg vor der Stadt erbauen ließen. Um 1525 soll sie bereits wüst gelegen haben. Die ohnehin karge und legendäre Überlieferung enthält keine Nachrichten über Wallfahrten<80>. Auf dieser Reise hat der Kurfürst in die Opferstöcken der Wallfahrtskirchen von Vierzehnheiligen (15. November) und Ziegenhain (16. November) bei Jena 2 bzw. 3 Gulden gelegt<81>. Schließlich vermerkt Hundt noch zum Aufenthalt in Leipzig am 20. November: „2 gr. einem priester zur Eich, meinem gnedigsten hern messe zu lessen.“ Der Rechnungseintrag setzt nicht die persönliche Anwesenheit des Kurfürsten in der relativ leicht erreichbaren Wallfahrtskirche Eicha bei Naunhof voraus<82>.

Erst Paul Kirn ergänzte die Angaben aus Hundts Rechnungsbuch über Friedrich des Weisen Verhältnis zu Wallfahrten durch den Nachweis einer Wallfahrt nach Wilsnack 1490 oder 1491 sowie den Hinweis auf einen kurfürstlichen „Befehl an die Untertanen, durch Prozessionen und Wallfahrten gutes Wetter zu erbitten“. Dieser Befehl, am 30. April 1490 nach Mißernten in den Jahren zuvor erlassen, bezog sich aber nur auf „sunderlich process und betferte“, nicht auf Wallfahrten<83>. Der namhafte Lutherforscher Georg Buchwald publizierte schließlich mit seinen Auszügen aus den Rechnungsbüchern des Weimarer Archivs ein reichhaltiges Material über die Frömmigkeitsäußerungen der ernestischen Fürsten, das bislang kaum ausgeschöpft worden ist. Wallfahrten gehörten am kursächsischen Hof bis 1520/21 zu den selbstverständlichen Formen der Frömmigkeitspraxis. Kirns unsichere Angabe zur Wallfahrt des Kurfürsten nach Wilsnack kann Buchwald auf Juli 1490 präzisieren. Er belegt außerdem, daß auch Herzog Johann im März 1504 mit großem Gefolge (71 Pferde) zum Heiligen Blut nach Wilsnack zog<84>. Ohne Informationen über die genaueren Umstände sind die Ausgaben am 7. Juli 1505 „aufs heyltum zcun heyligen dreyen konigen“ in Köln (3 Gulden) und am 3. August desselben Jahres „zcu unser lieben frawen“ in Aachen (1 Gulden Opfergeld und 3 Gulden in den Opferstock), desgleichen Anfang 1512 bei einer „Raisße“ auf kurfürstliche Anordnung nach Altötting, St. Wolfgang, St. Sebastian und St. Leonhard (insgesamt 5 Gulden und 16 Groschen) vermerkt worden<85>. Ausführlich sind dagegen die Opfergaben dokumentiert, die beide fürstlichen Brüder, Kurfürst Friedrich und Herzog Johann, bei einer Mehrfachwallfahrt spendeten, die sie im Juli 1489 von Jena aus antraten<86>. In Vierzehnheiligen bei Jena legten die Fürsten am 16. Juli 2 Gulden in den Opferstock und kauften für anderthalb Groschen Pilgerzeichen. Am Tag darauf opferten sie in Ziegenhain ebenfalls 2 Gulden. Für Pilgerzeichen gaben sie 2 Groschen und 2 Pfennige aus<87>. Die Route führte weiter über Heiligenleichnam südlich von Altenburg. Der entsprechende Rechnungseintrag fehlt jedoch<88>. Erst in Meißen wird am 20. Juli wieder notiert, daß zu St. Wolfgang 2 Gulden in den Opferstock gelegt und für einen halben Groschen Pilgerzeichen erworben worden sind. Der an der Wallfahrtsstätte tätige „Bruder“ erhielt 1 Groschen. Die ‚neue St. Wolfgang-Kapelle vor Meißen’ ist erst um 1470 errichtet worden<89>. Am 21. und 22. Juli waren die Fürsten in Hayn, legten in den Opferstock zu St. Sebastian 2 Gulden, erwarben für 6 Groschen Pilgerzeichen und gaben dem dort tätigen Bruder 1 Groschen<90>. Nach einem Zwischenaufenthalt in Oschatz beendeten die fürstlichen Brüder in Eicha bei Naunhof am 24. Juli ihre Wallfahrt mit einem Opfer von 7 Gulden und dem Kauf von Pilgerzeichen für 3 Groschen. Im Dezember 1515 schickte Herzog Johann seinen Bediensteten Hans Reißenbusch mit einem Opfer von 3 Schock und 30 Groschen nach Eicha und bedachte ein Jahr später die Antoniterniederlassung auch in seinem Testament. 1517 folgte der Kurfürst seinem Beispiel<91>. Nur noch einmal erscheint in Buchwalds Rechnungsauszügen der Begriff Wallfahrt. Herzog Johann hat sich am 23. Juli 1520 von Coburg aus zu „unser lieben fraukirchen uff der hayden“ begeben, 21 Groschen opfern lassen und den Priestern für eine Messe 5 Groschen „zu presentz“ gegeben. 1 Schock und 3 Groschen hat er „am wieder wege der wallfart ym Closter Monchrote zur letze geben lassen“<92>.

Ohne den Begriff „Wallfahrt“ zu verwenden, werden in den Rechnungen von 1514 an immer wieder Opfergaben bzw. Geschenke an Priester durch Herzog Johann für Vierzehnheiligen bei Jena notiert: 7. April 1514: 10 Groschen für Priester; 30. Januar 1516: 1 Gulden und 9 Groschen für 10 Priester, 5 Groschen für Chorschüler, 1 Gulden für den Opferstock, 2 Groschen für Hühner als Opfer durch die Herzogin; 26. März 1516: 49 Groschen und 4 Pfennige; 19. Dezember 1516: 9 Groschen als Präsenz und Opfergeld; 23. Januar 1517: 8 Groschen und 6 Pfennige; 11. April 1517: 4 Groschen; 27. August 1517: 14 Groschen als Opfer; 11. März 1519: 23 Groschen als Opfer; 30. April 1519: 21 Groschen als Opfer; 24. September 1519: 27 Groschen als Opfer; 24. Juni 1521: 12 Groschen und 4 Pfennige Ausgaben des herzöglichen Beichtvaters<93>. Mehrfache Opfergaben werden sonst nur für die Kreuzkapelle vor Torgau erwähnt. Friedrich der Weise hatte sie bei Antritt seiner Palästinawallfahrt bauen lassen: 1503: 3 Groschen zur Reparatur eines abgebrochenen Beines am Wachsbild, das die verstorbene Herzogin geopfert hatte; 1505: 12 Groschen beim Gelöbnis für den erkrankten Kurprinzen Johann Friedrich; Anfang 1513 10 Groschen und noch einmal 2 Gulden in die Opferstöcke; Anfang August 1519 Herzog Johann 2 Schock und 27 Groschen als Opfer, seine Frau ein Votivbild von 14 Pfund Wachs im Werte von 1 Schock und 3 Groschen. Kurz darauf ließ auch der erkrankte Kurprinz 3 Schock 30 Groschen opfern. Im Sommer 1520 wurden 10 Pilgerzeichen für 3 Groschen und 10 Pfennige erworben und 22 Groschen „an eynem goltgulden“ geopfert<94>. Vermutlich gehört auch das einmalige Opfer von 21 Goschen, das Herzog Johann am 22. Januar 1515 für St. Sebastian in Ebersdorf überbringen ließ, in den Zusammenhang der Wallfahrtsfrömmigkeit. Für seine am 7. Juli 1515 „in Sant Nicklas kirchen der newen walfart zu wernßdorff“ geopferten 10 Gulden ist das genauso sicher wie die Spenden von 2 Gulden Anfang 1516 zum Bau der St. Wolfgangskirche bei Gotha sowie von 10 Groschen am 1. September 1519 „zum baw unser lieben frawen Capellen“ bzw. 21 Groschen „zum Capellenbaw der elenden marie unter dem Schlos Schellenberg“ (später Augustusburg)<95>.

Die persönliche Wallfahrtsfrömmigkeit der ernestinischen Fürsten wird ergänzt durch die übliche finanzielle Unterstützung fremder Pilger. 1491 erhielt ein Mönch, der zum Heiligen Grab unterwegs war, 42 Groschen, 1514 ein armer Priester aus Schwerin, der nach Rom wollte, den halben Betrag. Im gleichen Jahr erhielt ein an Geschwüren Leidender aus Gießen, der sich in Rufach im Elsaß Heilung erhoffte, 5 Groschen<96>. Der Stallknecht Jörg Soll, der 1517 eine Wallfahrt nach St. Wolfgang im Gebirge antrat, erhielt 10 Groschen und 6 Pfennige. Die gleiche Unterstützung für das gleiche Ziel empfingen im Jahr darauf ein reisiger Knecht und Katharina Heckler aus Chemnitz<97>. Geichfalls nach St. Wolfgang im Gebirge scheinen der arme Edelmann Peter von Weiher aus Brabant 1513 und ein Wächter aus Weida 1515 unterwegs gewesen zu sein. Beiden wurden 21 Groschen ausgehändigt. Für ihre Reisen zu einer der thüringisch-sächsischen St. Wolfgang-Wallfahrtsstätten erhielten 1514 zwei Pilger, ein Mann und eine Frau vom Bodensee sowie ein armer Mann, danach noch einmal 1518 ein armer Schüler Spenden von 2 und 5 Groschen, von 5 Groschen 3 Pfennigen und 5 Groschen. Nur 1516 vermerkt die Rechnung den Betrag von 6 Groschen, die „zweyen wallern“ gegeben wurden, ohne den Ort zu nennen<98>.

Der Schwerpunkt der ernestinischen Wallfahrtsunterstützung lag bei den Pilgern nach Santiago de Compostela, den „Jacoffs brüdern“, wie sie meist bezeichnet werden. In 34 der von Buchwald publizierten Rechnungseinträgen zwischen 1513 und 1520 geht es um diesen europäischen Hauptwallfahrtsort im Vorfeld der Reformation. Nach einem Eintrag im Jahr 1513 kommt es 1514 zum Höhepunkt mit 12 entsprechenden Angaben, die sich danach auf 3 (1515, 1517, 1520) oder 4 (1516, 1518, 1519) einpendeln. Mit 21 Groschen Unterstützung konnten nur am Hof bekannte Personen oder Bedienstete rechnen: 1514 Hans Zinkenbläser und Volkmar Moller aus Weimar, 1515 ebenfalls zwei Weimarer, 1516 der Badergeselle Steffen Roseler und zwei Köche aus Dresden, 1517 ein Diener Hirschfelds und der lange Landsknecht Nickel, 1518 Jorg Bolzendrehers Sohn und ein reisiger Knecht Konrad Metzschs, 1519 2 Bürger aus Gotha, Kleeberg, ein Bediensteter der Hochmeisters von Preußen sowie ein Erhart Graefe und sein Geselle<99>. Relativ hohe Beträge wurden weiterhin ausgegeben 1514 für den Schüsselwäscher und den Hundeknecht ( 1 Schock und 8 Pfennige für Kleidung, 10 Groschen für Zehrung), 1516 für einen Kleinschmied aus Wittenberg (1 Gulden), 1517 für den späteren Erfurter Stadthauptmann und kursächsischen Amtmann auf der Wachsenburg Hermann von Hoff (10 Gulden für Zehrung) und 1518 für den Kellerknecht Leonhard (1 Gulden)<100>. Als übliche Wallfahrtsunterstützung wurde von den Ernestinern sonst zwischen 2 und 5 Groschen gezahlt, meist auf Anordnung von Herzog Johann, von 1514 an auch veranlaßt durch die Herzogin oder den Kurprinzen Johann Friedrich.

Ein vollständiges Bild von der Wallfahrtsunterstützung durch die Ernestiner ist jedoch mit den von Buchwald veröffentlichten Auszügen aus den Rechnungen nicht zu gewinnen, da Angaben über den Grad der Vollständigkeit genauso fehlen wie über die Art der benutzten Rechnungsbücher. Das Ausgabenbuch des Kurprinzen von ca. 1515/16 mit „den fast täglich wiederkehrenden Almosen und ‚Opfern’ in der Kirche“ ist von Buchwald außerdem kaum ausgewertet worden<101>. Zu prüfen ist auch, ob in den Rechnungen die kurfürstlichen Sicherungsmaßnahmen zu den Wittenberger Heiltumsweisungen tatsächlich nur für 1512 und 1520 zu belegen sind: Am 1. November 1512 wurden für 1 Schock und 42 Groschen von den Edelleuten und Schulzen „aus der pflege zcu Martzan vortzert, als sie uff der straßen und grentz gehalten uff das Aplas omnium sanctorum“. Differenzierter ist die Begründung der Ausgabe von 2 Schock und 4 Groschen 1520 für 7 Personen und 7 Pferde, „welche die grentz und helde beriethen uff zceigung des hochwirdigen heyligthumbs montag nach montags nach misericordias domini, auf Sonnabend zcw nacht nach quasimodogeniti, Sontag, montag und dinstag, den halben tag nach misericordias domini zcw marzan und wittenberg“<102>. Neue Recherchen sind unerläßlich, wenn ein umfassender Eindruck von der vorreformatorischen Frömmigeit am kursächsischen Hof vermittelt werden soll. Sie müßten außerdem durch ähnliche Forschungen zu benachbarten Fürstenhöfen ergänzt werden, um durch Vergleiche eine Einordnung in den Kontext der Zeit zu ermöglichen. In dieser Hinsicht, vor allem zum albertinischen Sachsen, fehlen bislang entsprechende Vorarbeiten.

Ähnlich wenig Beachtung haben in der Wallfahrtsforschung die Rechnungsbücher der mitteldeutschen Grafschaften gefunden. Für seine materialreiche Darstellung der Reformation im schwarzburgischen Gebiet hat Guido Einicke, Pfarrer in Immenrode-Straußberg, in ungewöhnlich intensiver Weise auch die gräflichen Rentei- und Amtsrechnungen sowie die städtischen Rechnungen herangezogen. Die Quellen werden aber nicht umfassend für die Wallfahrtsproblematik ausgewertet, sondern vor allem nach Bedarf als Einzelbelege verwendet. Über die Beteiligung der Grafen an den Jerusalemwallfahrten der Wettiner berichtet er nach der chronikalischen Überlieferung: 1461 Graf Günther XXXVI. als Begleiter Herzog Wilhelms von Sachsen, 1476 Graf Günther XXXIX. im Gefolge Herzog Albrechts von Sachsen, 1493 Graf Balthasar II. von Schwarzburg-Leutenberg mit Kurfürst Friedrich dem Weisen. Balthasars Sohn Graf Johann Heinrich, der sich früh der Reformation zuwandte, unternahm noch 1517 eine Jerusalemwallfahrt, für die er bei den Fuggern ein Darlehn aufnehmen mußte<103>. Hinter einer in der Arnstädter Amtsrechnung von 1513/14 erwähnte Frankreichreise des Grafen Günther XXXIX. vermutet Einicke ebenfalls eine Wallfahrt. In der chronistischen Überlieferung wird auch von einer Fernwallfahrt 1482 nach Santiago durch die Gräfin Katharina von Gleichen, geb. von Schwarzburg, gemeinsam mit der alten Gräfin von Schwarzburg berichtet. Neun Jahre zuvor, am Tage der Kreuzerzhöhung (14. September) 1473 soll Gräfin Katharina von Tonna aus zu Fuß nach Elende gepilgert sein<104>. Nach Aussage der Renteirechnung von 1414/15 ritt schon Graf Heinrich XXVI zu den Vierzehn Nothelfern und nach Elende. Gleichfalls eine Wallfahrt nach Elende und Lohra durch die Gräfin Anna, Gemahlin Heinrichs XXXI., ist in der Sondershäuser Renteirechnung von 1517/18 nachgewiesen. Eine Pilgerreise nach Lohra und nach Grimmenthal am 26. Juli 1517 (St. Anna) hatte der Graf selbst unternommen<105>. Die Arnstädter Amtsrechnung von 1494/95 belegt außerdem noch, daß die Gräfin eine Wallfahrt nach Reinhardsbrunn unternahm. In der des vorangegangenen Rechnungsjahres wird vermerkt, daß Graf Heinrich d. J. von Stolberg-Wernigerode auf seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem mit sieben Pferden in Arnstadt Station gemacht hat<106>.

Mit Sicherheit sind aus Rentei- und Amtsrechnungen der anderen Harzgrafschaften weitere Angaben über Wallfahrten zu gewinnen. Stichproben in den Renteirechnungen der Grafen von Stolberg-Wernigerode brachten die Bestätigung. Nach der Renteirechnung von 1497 erhielt Graf Heinrich d. Ä. am 21. November beim Antritt zu einer WallIfahrt nach Wilsnack, die er gemeinsam mit seinem Schwager Herzog Wilhelm von Braunschweig unternahm, 10 Gulden für die Zehrung<107>. In der Renteirechnung von 1503/04 hat Rentmeister Hermann Schneidewin unter den Ausgaben für Wachs festgehalten: „16 Groschen vor 4 Pfund hat sein gnaden zcum elende genomen Sontagen nach visitationis marie virginis“, d. h. am 9. Juli 1503. Das Wachs stammte von dem Wachskauf (insgesamt 1 ½ Zentner und 47 ½ Pfund) auf dem Leipziger Michaelismarkt 1502<108>. Möglicherweise suchte Graf Heinrich d. J., der seit 1499 anstelle seines Vaters (Heinrich d. Ä.) im wesentlichen die Regierungsgeschäfte führte, die Wallfahrtsstätte auf dem Wege zum Hofe Herzog Georgs in Dresden auf, denn am 12. Juli 1503 ist er in Dresden nachweisbar<109>. Unter den besonders aufgeführten Ausgaben für Graf Heinrich d. Ä., den „gnedigen altenn hernn“, ist bei dem Titel „auswendige zcerung“ zunächst vermerkt: „1 gulden Sontags noch visitacionis marie sienn gnaden zcur zcerunge zcum Elennde hatte sein gnaden den marschall in siener kranckeit dargelobet.“ Am 3. Februar 1504 notierte der Rentmeister: „1 Gulden 19 Groschen 9 Pfennige han ich sein gnaden Sonnabend noch purificationis marie als sein gnaden mit meinem gnedigen herrn von magdeburg zcum Elende vnd forth zu graffen Ernsten [von Hohnstein] ghein lare [Lohra] gefaren zcur zcerungen gegeben.“ Vom Küchenschreiber ließ sich Graf Heinrich d. Ä. außerdem 1 Gulden für diese Wallfahrt mit dem ihm enger verbundenen Erzbischof Ernst von Magdeburg geben<110>. In der Renteirechnung von 1504/05, hat der Rentmeister, nunmehr Heinrich Tudelrod, unter den Wachsausgaben vermerkt: „2 Pfund hat seine gnaden mit gebin elende dinstage noch Kiliani [9. Juli 1504] genhomen.“ Da Heinrich d. J. zu dieser Zeit bereits Herzog Georg auf seinem Zug nach Friesland begleitete, wird sein Zwillingsbruder Botho den wohl traditionellen Wallfahrtstermin als regierender Graf wahrgenommen haben<111>. Unter den wiederum gesondert aufgeführten Ausgaben für auswärtige Zehrung Graf Heinrich d. Ä. sind für dieses Rechnungsjahr zwei Wallfahrten angegeben: 9 Groschen verzehrte Heinrich d. Ä. „octaua visitationis marie zcu Elende“, d. h. wohl am 10. Juli 1504. Am 9. Februar 1505 hat er 22 Groschen „ zu lore [Lohra] zu trangelde gegebin als seine gnaden zcum elende vnd zu sanct ann gewest“<112>.

Durch weitere Recherchen sind sicher genauere Aufschlüsse über die Beziehungen der Stolberger Grafen zur Wallfahrtsstätte Elende zu erlangen. Vielleicht lassen sich auch Kontakte zu weiteren Wallfahrtsstätten nachweisen. Auf eine bislang unbekannten Eintrag in der Renteirechnung von 1503/04 soll hier noch aufmerksam gemacht werden. Unter den 10 Notaten im Kapitel „Ausgab Gelt an hurigenn Zcinsen dis Jahre auf zcith wie nochfolget vorfallenn vnd sint alle aus der kammern zcu geben vorschriebenn vnnd erst vf den tag walpurgis [1. Mai] geistlichen leutenn“ findet sich an siebender Stelle: „40 gulden denn formunden der kirchenn zcur eichenn vf M[illesim]o gulden houbt gelde dor vor sich die pfluge m[einer] g[nedigen] herschafft zu gute v[or]schreiben haben“<113>. Mit der Erwähnung des sächsischen Geschlechtes Pflug als Bürge dürfte gesichert sein, daß die Wallfahrtsstätte Eicha bei Naunhof gemeint ist. Die endgültige Bestätigung bringen zwei Quittungen. Am 7. Oktober 1502 quittierte der Landrentmeister Johann Leimbach die Zahlung von 60 Gulden durch Heinrich Schneidewin für die Kirche in Eiche. Im Jahr darauf, am 3. Oktober, stellte der Generalpräzeptor der Lichtenburger Antoniter Goswyn von Orsoy selbst dem Stolberger Grafen die Quittung über die gezahlten 60 Gulden Zinsen für die von der Kirche Eiche geliehenen 1000 Gulden aus<114>. Wenn aber Eicha Anfang des 16. Jahrhunderts wie andere potente Wallfahrtsstätten als Darlehnsgeber dem verschuldeten Grafenhaus Stolberg mit einer derart beträchtlichen Summe zum üblichen Zinssatz von 5 % aushelfen konnte, so erscheint das bisher wohl unterschätzte Pilgerziel in einem neuen Licht<115>.

Einicke hat darauf aufmerksam gemacht, daß sich den Ausgaben in den Rechungsbüchern der Städte ebenfalls Informationen über die Lebensweise und Frömmigkeit in vorreformatorischer Zeit entnehmen lassen. Er erwähnt vor allem Ausgaben für Geschenke, Bewirtung und auswärtige Zehrung. Wallfahrten führt er in diesem Zusammenhang ebenfalls an. Wenn er aber aus den Arnstädter Rechnungen von 1491 und 1492 zitiert, daß sich die St. Jakobs-Brüder beteiligten, als man in der Stadt „die walffart ging“, dürfte eher an eine Prozession zu denken sein<116>. Eine kritische Durchsicht der Arnstädter Rechnungsbücher im Blick auf relevante Informationen über die Wallfahrtsproblematik steht noch aus, desgleichen die zahlreicher anderer Städte im mitteldeutschen Bereich. Meine Durchsicht der städtischen Rechnungen von Stolberg, Quedlinburg, Zwickau und Braunschweig in den siebziger und achtziger Jahren konzentrierte sich auf Thomas Müntzer und sein mögliches Umfeld, so daß ich aus der Erinnerung nicht sagen kann, ob diese Quellen auch Aussagen über Wallfahrten enthalten. Denkbar ist das durchaus, wie ein Ergebnis zu Braunschweig belegt. Müntzer sollte sich, wie erwähnt, zum Konflikt um den Ablaß für Königslutter 1517 äußern. Beim Bemühen, die schmale Quellenbasis hierfür zu erweitern, stieß ich in den Braunschweiger Kämmererbüchern auf die Verbuchung der Ausgaben für die Maßnahmen, die zum Schutze der Bürger bei ihrer Wallfahrt nach Königslutter am Tage Peter und Paul (29. Juni) ergriffen wurden, z. B. 1516: „20 ½ Schock 2 Pfennige vortert albert van marenholte mit den deneren alse se helden vp vnse borgere vnd borgerschen de tho lutter weren“<117>. Die Ausgaben für die Sicherung der Braunschweiger Wallfahrer sind bis 1525 zu verfolgen. Zu 1526 fehlt das Kämmererbuch. 1527 ist diese Ausgabe bereits nicht mehr verbucht worden, obgleich die Reformation erst im darauffolgenden Jahr eingeführt wurde.

Nach Möglichkeit wären auch Rechnungsunterlagen städtischer Körperschaften, Einrichtungen und Kirchen auf Spuren der Wallfahrtspraxis durchzusehen. Der Braunschweiger Zollschreiber Hermen Bote hat seinem Schichtbuch von 1514 eine Beschreibung der Stiften, Klöster, Pfarrkirchen, Kapellen und Spitäler der Stadt angefügt. Zur St. Thomas-Kapelle bei der Peterskirche gibt er an, „unde me spiset dar de ackeschen brodere, dede to der tiit van Aken komen“<118>. Über die Frequenz auswärtiger Aachenfahrer in Braunschweig gibt es bisher keine Aussagen, ebenso wenig ist über das Verhältnis der Jakobsbruderschaft zu den Jakobspilgern bekannt, das über allgemeine Aussagen hinausgeht<119>. Durch Ausnutzung von Rechnungsunterlagen konnte kürzlich wenigstens die Kenntnis über Wallfahrten von Mitgliedern der Jakobsbruderschaft in Altenburg etwas erweitert werden. Wie stark die in den Statuten verankerte Beherbergung von Rom-, Aachen-, Einsiedeln- und St-Wolfgangspilgern tatsächlich in Anspruch genommen worden ist, scheint mangels Quellen nicht ergründbar zu sein<120>. Zu prüfen wäre weiterhin, ob die Wallfahrten in Kirchrechnungen Niederschlag gefunden haben. In den Kirchrechnungen zu St. Stephani in Aschersleben sind 1500 2 Schock, 1510 9 Silbergroschen und 4 Pfennige und 1521 10 Schneeberger als Ausgaben für die Kreuzträger nach Ihlenstedt bzw. Idelenstedt vermerkt<121>. In Ihlenstedt / Idelenstedt 5 km nordöstlich von Quedlinburg, befand sich eine Klausnerei bei einem Gesundbrunnen. Die Klausnerinnen stellten Siegelwachs und Kerzen her, die sie dem Quedlinburger Rat verkauften<122>. Da die Quedlinburger eine ihrer auswärtigen Prozessionen zum Brunnen von Ihlenstedt unternahmen, sind vermutlich auch die Kreuzträger aus Aschersleben nicht als Wallfahrer, sondern eher als Teilnehmer an einer auswärtigen Prozession zu verstehen. Diese Beispiele signalisieren, daß die Auswertung von Rechungsbüchern und Quittungen zu den Desideraten der Wallfahrtforschung zu zählen ist.


Fußnoten:

<76>

Otto Heinrich Meisner: Archivalienkunde vom 16. Jahrhundert bis 1918. Leipzig 1969, S. 38. - Allgemein vgl. R[olf] Sprandel: Rechnungsbücher, in: Lexikon des Mittelalters Bd. 7, Sp. 508-510.

<77>

Dersch (wie Anm. 67), S. 3. - Genauere Informationen über die Rechnungen der St. Wolfgangskapelle verdanke ich Dr. Mötsch (vgl. Anm. 73): Findbuch: 10.5. Rechnungen einzelner Institutionen, Nr.: 144: Rechnungen der Kapelle St. Wolfgang bei Hermannsfeld 1480-1485, 1487, 1489-1490, 1493, 1496-1497, 1499-1510, 1517 (insges. 228 Bl.). - Zu St. Wolfgang vgl. G[eorg] Brückner: Landeskunde des Herzogtums Meiningen, T. 2. Meiningen 1853, S. 152f. - Dersch: Ein Wunderbuch, S. 1f. (Lit.). - Hans Dünninger: Sankt Wolfgang in Franken und angrenzenden Regionen. Ein Katalog vorreformatorischer Kirchen, Kapellen und Bildwerke der Heiligen, in: Jahrbuch für Volkskunde NF. 13 (1990), S. 211-217, hier S. 212.

<78>

Reinhold Röhricht und Heinrich Meisner: Hans Hundts Rechnungsbuch (1493-1494), in: Neues Archiv für Sächsische Geschichte und Altertumskunde 4 (1883), S. 37-100, hier S. 80f. und 82. Von Nürnberg aus hat der Kurfürst am 24. Oktober außerdem einen Boten mit 20 Gulden nach St. Wolfgang geschickt (ebenda, S. 90).

<79>

Ebenda, S. 94 und 98.

<80>

Vgl. Albert Damm: Taucha im Wechsel der Zeiten, Bd. 2, H. 1. Taucha (1931), S. 8-10 und 32-40 (angeblich ein Kloster). - Adalbert Mischlewski: Der Antoniterorden in Deutschland, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 10 (1958), S. 34-66, hier S. 59. - Herbert Voßberg: Luther rät Reißenburch zur Heirat. Aufstieg und Untergang der Antoniter in Deutschland. Ein reformationsgeschichtlicher Beitrag. Berlin 1968, S. 49 (Terminei Taucha als Pertinenz von Eilenburg).

<81>

Röhricht / Meisner (wie Anm. 78), S. 96. Die Hrsg. vermuten irrtümlich Vierzehnheiligen bei Lichtenfels als Empfänger des Opfers.

<82>

Ebenda, S. 97. Kurfürst Friedrich könnte Eicha gemeinsam mit seinem Vetter, Herzog Georg, aufgesucht haben, denn unmittelbar vorher wird die beträchtliche Ausgabe von 85 Gulden, 10 Groschen, 6 Pfennigen für 18 Ellen roten Karmesinsamt als Geschenk für Herzog Georg vermerkt. Allerdings fehlt eine Angabe für Opfergaben in Eicha.

<83>

Paul Kirn: Friedrich der Weise und die Kirche. Seine Kirchenpolitik vor und nach Luthers Hervortreten im Jahre 1517. Leipzig. Berlin 1926, S. 166 und 178 (=Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance 30).

<84>

Georg Buchwald: Zur mittelalterlichen Frömmigkeit am Kursächsischen Hofe kurz vor der Reformation, in: Archiv für Reformationsgeschichte 27 (1930), S. 62-110, hier S. 67 und 69. - Buchwald hat übersehen, daß bereits viel früher Förstemann aus den Rechnungen des Gothaer Amtmanns, zugleich Herzog Johanns Rentmeister, Burkart Hundt, vier der Wallfahrtseinträge veröffentlicht hat, dazu einen, der bei Buchwald fehlt, vgl. K[arl] Ed[uard] Förstemann: Auszüge aus den Hofstaatsrechnungen des Herzogs Johann zu Sachsen von 1513 bis 1518, in: Neue Mitteilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen 5 (4. H. 1841), S. 33-76, hier S. 39 (Wernsdorf), 43 (Vierzehnheiligen), 48 (Wittenberger Kleinschmied), 55 (Hermann von Hoff).

<85>

Ebenda, S. 70 und 78.

<86>

Ebenda, S. 66: „Ausgabe uff dem wege Als m. g. h. wallen giengen von Jhen auß zum Zigenhain zum heiligen leichnam gein Aldenburg, zu Sant wolffgang gein Meissen, zu Sant sebastian gen Hain und zur Eich zu unser lieben Frawen.“

<87>

Vgl. den bei Buchwald fehlenden Eintrag: Am 5. Juli 1514 hat Burkart Hundt auf Herzog Johanns Anordnung 6 Groschen „zum Ziegenhain in den heil Stock gelegt, vgl. Förstemann: Auszüge, S. 36 (wie Anm. 84). - Zu Ziegenhain vgl. Ottogerd Mühlmann: Die Wallfahrtskirche zu Ziegenhain bei Jena. Eine Dokumentation über das Bauwerk und seine Geschichte, in: Mosaiksteine. Zweiundzwanzig Beiträge zur thüringischen Kirchengeschichte. Berlin 1981, S. 181-194 (= Thüringer kirchliche Studien, 4). - Jörg Poettgen: Kryptogramme und Pilgerzeichen auf spätmittelalterlichen Glocken im östlichen Thüringen - Studien zur Werkstatt des Meisters Hedin in Jena, in: Jahrbuch für Glockenkunde 9/10 (1997/1999), S. 81-98, hier S. 88f.

<88>

Zu Heiligenleichnam vgl. Rudolf Herrmann: Thüringische Kirchengeschichte, Bd. 1. Jena 1937, S. 279.

<89>

Vgl. [Helmuth] Gröger: Meißen, in: Erich Keyser (Hrsg.): Deutsches Städtebuch, Bd. 2. Stuttgart, Berlin 1941, S. 150-153, hier S. 151. - E. G. Gersdorf (Hrsg.): Urkundenbuch der Stadt Meißen und ihrer Klöster, Bd. 4. Leipzig 1873, S. 237, Nr. 294 (24. März 1474), 260, Nr. 335 (20. Februar 1516), 266, Nr. 348 (30. März und 12. April 1525). - Vermutlich ist auch St. Wolfgang vor Meißen in der Rechnungsnotiz vom November 1488 gemeint, nach der Kurfürst Friedrich „zu sant wolffgang“ geritten ist, vgl. Buchwald (wie Anm. 84), S. 65.

<90>

Die Wallfahrtsstätte ist noch nicht identifiziert. In der Regel ist zu dieser Zeit mit Hain das spätere Großenhain gemeint, vgl. Karlheinz Blaschke (Bearb.): Historisches Ortsverzerichnis von Sachsen, T. 1. Leipzig 1957, S. 48. - Bekannt sind nur die Pfarrkirche St. Marien, die Dorfkirche St. Katharina und die Schloßkapelle St. Georg, vgl. [Leo] Bönhoff: Die Schutzheiligen der vorreformatorischen Kirchen in den Städten des heutigen Königreichs Sachsens, in: Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte 31 (1917), S. 112-144, hier S. 124. - Außerdem sind bekannt: Vorstadtkapelle St. Elisabeth (1484 in die Stadt verlegt), Barbarakapelle außerhalb der Stadt (1540 abgebrochen), Annenkapelle außerhalb der Stadt (1661 abgebrochen), vor dem Wildenhainer Tor eine Art Kalvarienberg mit vier Kapellen, vgl. [Johannes] Leipold: in: Keyser (Hrsg.) (wie Anm. 89), S. 95-97, hier S. 96.

<91>

Buchwald: Zur mittelalterlichen Frömmigkeit, S. 92 (wie Anm. 84). - Kirn (wie Anm. 83), S. 197. - Zu Eicha vgl. Anm. 6.

<92>

Buchwald (wie Anm. 84), S. 102. - Vgl. Bayerisches Städtebuch, hrsg. von Erich Keyser und Heinz Stoob, T. 1. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1971, S. 386-388 (Neustadt b. Coburg), hier S. 386 (= Deutsches Städtebuch, 5 I): Kapellen in Neustadt an der Heide: Ottilienkapelle auf dem Muppberg, Wallfahrtskapelle St. Wolfgang vor der Stadt (1507 erwähnt, nach der Reformation abgebrochen), Marienkapelle („Neue Wallfahrt“, 1518 erbaut, vor 1528 abgebrochen). - Georg Berbig: Die erste kursächsische Visitation im Ortsland Franken II, in: Archiv für Reformationsgeschichte 4 (1906/07), S. 370-408, hier S. 390 und 393: Das Visitationsprotokoll von 1529 nennt für Neustadt neben der Pfarrkirche „Capelln in der Stat, Capelln ufm Mupperg sanct Otilien steht noch, Capeln der Neuen Walfarht hat ein Rath aus vergunst der Oberhandt abgeprochen“. - Albert Greiner: Geschichte der Stadt und Pfarrei Neustadt (Herzogtum Coburg) bis 1650. Coburg 1905, S. 219-222 und 228f.: Er erwähnt die Marienkapelle nicht, sondern behauptet die Identität von Wolfgangskapelle und Neuewallfahrt vor der Heide, von der sich Rechnungen von 1517/18 und 1518/19 sowie Angaben über Vermögen und Inventar bei der Visitation erhalten haben (Einnahmen, Ausgaben, Inventar, Verkauf von ca 1500 in Nürnberg hergestellten Pilgerzeichen zwischen Trinitatis 1518 und Pfingsten 1519). - Bereits Kramer hat anhand der Neustädter Rechnungen den Irrtum Greiners korrigiert und die Kenntnisse über die Marienkapelle präzisiert und erweitert (Lage vermutlich am Fuße des Muppberges, Einweihung in der Woche nach Misericordias Domini 1518, Pilgerzeichenverkauf 1518 bis Pfingsten 1519 1450 Stück), vgl. Karl-S. Kramer: Die „Neue Wallfahrt“ in Neustadt bei Coburg. Nachrichten von einer vorreformatorischen Marienwallfahrt, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde (1963), S. 25-32. - Zu Kloster Mönchröden vgl. Berbig: Die erste kursächsische Visitation., S. 390 und 396f.; Keyser / Stoob (Hrsg.):Bayerisches Städtebuch. T 1., S. 386-388 (Neustadt b. Coburg), hier S. 386.

<93>

Buchwald (wie Anm. 84), S. 83, 93f., 96-99, 104f., 107, 110. - Zu Vierzehnheiligen bei Jena vgl. Poettgen (wie Anm. 37), S. 87f.

<94>

Buchwald (wie Anm. 84), S. 64, 70, 76f., 105f. (Am 3. August 1519, zwei Tage nach der Votivbildübergabe in der Heilig-Kreuz-Kapelle, opferte die Herzogin der Mutter Gottes in der Pfarrkirche von Liebenwerda 1 Schock und 3 Groschen, 4 Pfund Wachs für 16 Groschen und bezahlte einem Steinmetzen 14 Groschen Lohn, der aus dem Wachs ein Bein angefertigt hatte), S. 109. - Nach Peckensteins nicht durchweg zuverlässiger Geschichte Sachsens soll die Verehrung eines wundertätigen Marienbildes aus Wachs in Liebenwerda durch Luther persönlich abgeschafft worden sein, vgl. Laurentius Peccenstein: Theatri Saxonici. Dritter Theil. Jena 1608, 161.

<95>

Ebenda, S. 87, 90. 93, 106. Lehfeld hat, ohne die Wallfahrten zu erwähnen, darauf hingewiesen, daß Wersdorf (1506 als Wernsdorf bezeugt) vor der Reformation einen eigenen Pfarrer an der Nikolauskapelle besaß, vgl. Paul Lehfeld (Berab.): Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens. H. 1. Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Amtsbezirke Apolda und Buttstädt. Jena 1892, S. 380. - Klarheit brachten vor allem die Nachweise von Mitzschke und Poettgen, vgl. Paul Mitzschke: Die Wallfahrtskapelle zu Wersdorf bei Apolda, in: Thüringer Bauernspiegel, H. 5 (1920), S. 96. - Poettgen (wie Anm. 37), S. 89-93. - Friedrich Mykonius führt bei der Wallfahrtskritik in seiner Reformationsgeschichte neben St Johannisberg, Grimmenthal und St. Veit auch die Wallfahrt „um die Stadt zu St. Wolfgang“ [bei Gotha] auf, vgl. Clemen (Hrsg.) (wie Anm. 4), Bd. 7, S. 205.

<96>

Buchwald (wie Anm. 84), S. 67 und 87.

<97>

Ebenda, S. 99 und 103 (bei dem reisigen Knecht wird nur St. Wolfgang angegeben).

<98>

Ebenda, S. 86f., 103, 93.

<99>

Ebenda, S. 84f., 88, 93f., 98, 100, 102, 104f. - Außerdem ohne Namen S. 85 (1514), 88 (1515), 109 (1520).

<100>

Ebenda, S. 83, 95, 98, 103.

<101>

Georg Mentz: Johann Friedrich der Großmütige 1503-1554, T. 1. Jena 1903, S. 12 (Reg. Bb 4269). - Die Rechnungen des Gemachs bzw. „Frauenzimmers“ des Kurprinzen erwähnt Buchwald nicht, vgl. ebenda, S. 3 (Reg. Bb 5138 und 5139).

<102>

Buchwald (wie Anm. 84), S. 73 und 108. - Zur Terminproblematik vgl. Hartmut Kühne: ostensio reliquiarum. Untersuchungen über Entstehung, Ausbreitung, Gestalt und Funktion der Heiltumsweisungen im römisch-deutschen Regnum. Berlin, New York 2000, S. 417-421 (= Arbeiten zur Kirchengeschichte, 75). Marzahna bei Jüterbog spielte eine Rolle im Konflikt mit Hans Kohlhase.

<103>

G[uido] Einicke: Zwanzig Jahre Schwarzburgische Reformationsgeschichte 1521-1541, T. 1. Nordhausen 1904, S. 118 und 199f.

<104>

Ebenda, S. 119 und 153.

<105>

Ebenda, S. 119 und 202f.

<106>

Ebenda, S. 118f.

<107>

Botho Graf von Stolberg-Wernigerode: Regesta Stolbergica. Quellensammlung zur Geschichte der Grafen zu Stolberg im Mittelalter, hrsg. von G[eorg] A[dalbert] von Mülverstedt. Magdeburg 1885, S. 771, Nr. 2287.

<108>

Landesarchiv Magdeburg-Wernigerode, Rep H. Stolberg-Stolberg F I Nr. 4, Bl. 132r. Der Rentmeister bestätigt ausdrücklich noch einmal, daß das vom Grafen nach Elende mitgenommene Wachs aus dem Leipziger Kauf stammt (ebenda, Bl. 133v).

<109>

Vgl. Botho Graf zu Stolberg-Wernigerode: Geschichte des Hauses Stolberg vom Jahre 1210 bis zum Jahre 1511, hrsg. von G[eorg] A[dalbert] von Mülverstedt. Magdeburg 1883, S. 505 und 512.

<110>

Rep. H. Stolberg-Stolberg (wie Anm. 108), Bl. 154v, 156v, 146r. - Marschall war damals Heinrich Knauth, Küchenschreiber wahrscheinlich Johannes Ballerslebe. Botho von Stolberg verlegt irrtümlich die Wallfahrt mit dem Erzbischof in den Sommer 1503. Er gibt auch an, daß die Wallfahrtsstätte im Bauernkrieg zerstört worden sei. Sie wurde aber nur geplündert, vgl. Botho Graf zu Stolberg-Wernigerode; Geschichte, S. 423 (wie Anm. 109).

<111>

Rep. H. Stolberg-Stolberg (wie Anm. 108) F I Nr. XIII, Bl. 115r. - Zu Heinrich d. J. Frieslandaufenthalt vgl. Botho Graf zu Stolberg-Wernigerode (wie Anm. 109), S. 512.

<112>

Rep. H. Stolberg-Stolberg F I Nr. XIII, Bl. 138r und 138v (wie Anm. 108).

<113>

Rep. H. Stolberg-Stolberg (wie Anm. 108), Bl. 297r und 297v.

<114>

Botho Graf zu Stolberg-Wernigerode (wie Anm. 107), S. 839, Nr. 2510. - Eine geringere Zahlungsverpflichtung Graf Heinrichs d. Ä. gegenüber der Antoniterpräzeptorei Grünberg in Hessen ist durch die quittierte Zahlung von jeweils 3 Gulden für 1502, 1503, 1505, 1506, 1510 un d 1511 belegt, vgl. ebenda, S. 830, Nr. 2483.

<115>

Zu Wolf von Pflug auf Rötha und seinen Konflikt mit den Leipziger Nonnen über die Einkünfte der Wallfahrt zum Birnbaum 1509, vgl. Clemen (wie Anm. 4), Bd. 3, S. 190. - Zur Verschuldung Graf Heinrichs d. Ä., vgl. Botho Graf zu Stolberg-Wernigerode (wie Anm. 109), S. 353f. - Darlehn von 1000 Gulden hatte Graf Heinrich d. Ä. 1497 vom Magdeburger Erzbischof, von Ritter Werner von Hanstein und von den Mansfelder Grafen Volrad und Günther genommen (vgl. Graf Botho zu Stolberg-Wernigerode: Regesta, S. 762, Nr. 2258, 769, Nr. 2280, 781, Nr. 2317), sowie 1503 vom Zwickauer Rat (vgl. Rep. H. Stolberg-Stolberg F Inr. 4, Bl. 307r).

<116>

Einicke: Zwanzig Jahre, S. 137f. und 129. - Vgl. auch ebenda, S. 121 Einickes Rede von der 1507 in Arnstadt gestifteten „Kreuz- und Wallfahrtsprozession“ (wie Anm. 103).

<117>

Stadtarchiv Braunschweig, B II 2, Nr. 1 (Kämmererbücher), Bl. 63v (Teringe buten). - Zu 1521 vgl. ebenda, Bl. 152r: „8 Schock 3 Pfennige lemken dem wepener hadde he vorlecht in die petri et pauli alse helden vp der strate vp vnse borgere vnd borgersschen de do lutter thogen in die allexij“ [17. Juli].

<118>

Die Chroniken der niederdeutschen Städte. Braunschweig, Bd. 2, 2. Aufl. Göttingen 1962, S. 473 (= Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 16). - Vgl. Hermann Dürre: Geschichte der Stadt Braunschweig im Mittelalter. Hannover-Döhren 1974, S. 591-595 (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde von Niedersachsen und Bremen, A 8).

<119>

Zur Jakobsbruderschaft vgl. Kerstin Rahn: Religiöse Bruderschaften in der spätmittelalterlichen Stadt Braunschweig. Hannover, Braunschweig 1994, S. 62f. (= Braunschweiger Werkstücke, A 38). Die Arbeit konzentriert sich vor allem auf die innerstädtischen Verhältnisse.

<120>

Bert Meister: Sie sollen bruderschafften halden. Religiöses Engagement in den genossenschaftlichen Vereinigungen (Bruderschaften, Zünfte, Gesellenvereinigungen) der Stadt Altenburg im Spätmittelalter. Beucha 2001, S. 106-120 (= Schriften der Rudolf-Kötzschke-Gesellschaft, 7).

<121>

St. Stephani Aschersleben, Kirchrechnung 1500, S. 15 (Vßgabe): „2 sch vorterth met der hilger dracht czu Ilenstede tertia post pentecosten“ [9. Juni 1500]. - Ebenda, Kirchrechnung 1510, S. 23 (Vthgaue): „9 suluergroschen vnd 4 d hedt gekostedt de Collatie den leneweuers alße ße dath Crucze tho Idelenstede drogen.“ - Ebenda, Kirchrechnunge 1521, S. 21 (Vthgaue): „10 Sneberger hath gekost dy zcerunge dy daß cruce trugen zw Idelenstedt.“ Die Kirchrechnungen von 1522-1536 fehlen.

<122>

Hermann Lorenz: Quedlinburger Geschichte, Bd. 1. Quedlinburg 1922, S. 234. - Zur Wüstung Ihlenstedt vgl. Johann Heinrich Fritsch: Geschichte des vormaligen Reichsstifts und der Stadt Quedlinburg, 1. T. Quedlinburg 1828, S. 374: „Nach einer alten Chronik fand man im J. 1433 hier bei der Warte einen Gesundbrunnen, woselbst im Anfange viel Zulaufs war, deswegen auch, wie sie erzählt, die Aebtissin [von Quedlinburg] ‚alle um den dritten Tag’ Betstunden halten ließ.“


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Thu Oct 31 14:04:17 2002