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Informationsvisualisierung kann als eigenständige Forschungsdisziplin mit unterschiedlichen Forschungsfeldern betrachtet werden. Zu diesen Forschungsfeldern zählen die Bereiche Information Retrieval, Hypertext und WWW, Digitale Bibliotheken und Mensch-Computer-Interaktion [8, S. 1]. Die Begriffe Knowledge Visualization und Information Visualization sind dabei zu unterscheiden; zudem ist eine Abgrenzung dieser Begriffe zu Scientific Visualization und Simulation Modelling vorzunehmen.1 Betrachtet man die Visualisierungstechniken – also die graphischen Elemente, die für eine Visualisierung eingesetzt werden – können konventionelle und innovative Techniken unterschieden werden. Den konventionellen Techniken sind u. a. Kreis-, Balken- oder Liniendiagramme, aber auch Glyphenplots zuzuordnen. Im Rahmen der innovativen Techniken wird eine Reihe sehr unterschiedlicher graphischer Darstellungsformen oder Metaphern angeboten, z. B. Hyperbolic Tree, Perspective Wall oder Information Landscape.2
Bereits vor der Entwicklung der Datenverarbeitung wurden komplexe Sachverhalte und umfangreiche Datenmengen graphisch dargestellt. So hat beispielsweise der französische Ingenieur Charles Joseph Minard die Verluste der Napoleonischen Truppen im Jahre 1812 aufgezeichnet. Die Truppenstärke, die sich von anfänglich 420 000 auf 100 000 Mann reduzierte, die jeweiligen Tagestemperaturen und die Entfernung von der polnischen Grenze bis Moskau wurden in einer Graphik zusammengefasst.3 Das Werk „The Commercial and Political Atlas“ von William Playfair aus dem Jahre 1786 veranschaulicht mit Hilfe von graphischen Darstellungen den Import und Export des Mutterlandes England von und nach Ost-Indien.4 Dieser Atlas gilt als eines der ersten Werke, die statistische Graphen nutzten.
Abb. 1: Visualisierung von Datenströmen im globalen Datennetz | ||
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Diese historischen Beispiele veranschaulichen, dass in graphischen Darstellungen beschreibende Daten mit geographischen Positionen verbunden werden können. Ein aktuelles Beispiel für eine Visualisierung von geographischen und beschreibenden Daten liefert die Kartographie des Internets. Abbildung 1 zeigt den Datenverkehr in Nordamerika sowie die Verbindungen zum europäischen und pazifischen Raum.5
Die Informationsvisualisierung wurde nicht zuletzt durch die Entwicklung moderner Computer-Interfaces vorangetrieben. Es existieren zahlreiche DV-technische Systeme, mit deren Hilfe komplexe Objekte am Bildschirm manipuliert werden können. Die Visualisierung von Rechercheergebnissen, also die graphische Aufbereitung von bibliographischen Daten, findet ihren Einsatz u. a. in elektronischen Bibliothekskatalogen und Fachdatenbanken. Im nachfolgenden Kapitel werden beispielhaft einige Visualisierungsinstrumente vorgestellt.
1 Zur Unterscheidung dieser Bereiche vgl. u. a. [13, S. 2; 23].
2 Zu den unterschiedlichen Darstellungsformen vgl. [5; 15; 18].
3 Abbildungen der Karte sind u. a. zu finden unter der URL: http://en.wikipedia.org/wiki/Charles_Joseph_Minard.
4 Abbildungen sind u. a. zu finden unter der URL: http://en.wikipedia.org/wiki/William_Playfair
5 Diese Graphik sowie weitere Darstellungen zum Datenverkehr sind zu finden bei [1].
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