Ausgabe 2015.4 / Ostblick

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Redaktion: Katja Bernhardt / Antje Kempe

Ausgabedatum: 20.01.2016

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kunstgeschichte im östlichen Europa nach 1945 gewinnt derzeit an Intensität. Die aktuelle Ausgabe von kunsttexte.de/ostblick beteiligt sich an dieser Diskussion mit einem Themenheft, dessen Beiträge auf die Sektion (Dis)Kontinuitäten. Kunsthistoriografien im östlichen Europa nach 1945, die Teil des XXXII. Kunsthistorikertages (Greifswald 2013) war, zurückgehen. In ihren unterschiedlichen Zugängen geben die Autoren einen Eindruck von den möglichen Gegenständen und Fragestellungen eines sich in statu nascendi befindlichen Forschungsfeldes der Wissenschaftsgeschichte.

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  • Publication
    (Dis)Kontinuitäten. Kunsthistoriografien im östlichen Europa nach 1945 [Vorwort und Inhalt]
    Bernhardt, Katja; Kempe, Antje; Bernhardt, Katja; Kempe, Antje
  • Publication
    Kunstwissenschaft versus Kunstgeschichte?
    Bernhardt, Katja; Bernhardt, Katja; Kempe, Antje
    Die Studie geht von der Beobachtung aus, dass das universitäre Fach Kunstgeschichte in den 1960er und 1970er Jahren in der DDR einer auffallenden Marginalisierung unterlag. Um einem Verständnis dieses Phänomens näher zu kommen, wird das Fach zunächst institutionell in der durch die 3. Hochschulreform der DDR stark veränderten Universitätsstruktur verortet und sodann das Konzept einer sozialistischen Kunstwissenschaft, mit welchem sich das Fach auseinanderzusetzen hatte, erörtert. Es zeigt sich dabei, dass anders als es die anfängliche Beobachtung nahe gelegt hat, der Kunstgeschichte als Kunstwissenschaft eine durchaus bedeutende Rolle in der DDR zugewiesen wurde. Allerdings waren damit Arbeitsbereiche, Gegenstände und Methoden verbunden, die nicht ohne weiteres mit den bis dahin etablierten Formen, Themen und Fragestellungen der Kunstgeschichte in Übereinkunft zu bringen waren bzw. diese in Teilen in Frage stellten. Diesem zunächst theoretisch herausgearbeiteten Problem wird mit der Romantikforschung ein Beispiel gegenübergestellt, mit dem nach der tatsächlichen Praxis im Spannungsfeld zwischen Kunstwissenschaft und Kunstgeschichte gefragt wird. Die Analysen dienen dazu, die Kunstgeschichte in der DDR der 1960er und 1970er Jahre als Forschungsgegenstand zu umreißen. Es werden Problemfelder skizziert, weiterführende Fragen formuliert und Vorschläge für mögliche Zugänge zu diesem Forschungsgegenstand zur Diskussion gestellt.
  • Publication
    Editorial
    Bernhardt, Katja; Kempe, Antje; Bernhardt, Katja; Kempe, Antje
  • Publication
    Konstruierte Kontinuität
    Kempe, Antje; Bernhardt, Katja; Kempe, Antje
    Ende der 1940er Jahre gelang Karl Heinz Clasen, der seit den 1930er Jahren an den Universitäten Königsberg, Posen und Rostock tätig war, mit seine Berufung nach Greifswald der Wiedereinstieg in das Wissenschaftssystem der nunmehrigen DDR. Anhand seiner Person kann ein Schlaglicht auf die frühen Jahre einer Kunstgeschichte in der DDR geworfen werden, in der namentlich von Gerhard Strauss ausgehend mit der Formulierung neuer Leitlinien der Versuch einer Neuausrichtung nach materialistisch-dialektischen Gesichtspunkten unternommen wurde. Dabei steht zum einen im Vordergrund wie sich Clasen selber positionierte, zum anderen aber auch wie er von Seiten der zwischen Autonomie und Reformen lavierenden Universität Greifswald positioniert wurde.
  • Publication
    „Der verfemte Teil“
    Bałus, Wojciech; Bernhardt, Katja; Kempe, Antje
    Mieczysław Porębski (1921-2012), polnischer Kunsthistoriker und Spezialist für die Kunst des 20. Jahrhunderts, veröffentlichte 1962 eine Studie Kunst und Information. Für ihn stellten Kunstwerke Spuren dar, die der Künstler (Sender) hinterließ, um sie dem Empfänger zu vermitteln. Nach Meinung des Autors wurde die Kunst als Information innerhalb der gesellschaftlichen Realität geboren, die sich nach dem Konzept von Roger Caillois in profanum und sacrum gliedert. Porębski schrieb in Anlehnung an George Bataille, dass Feste und Feiern dazu dienen, jegliche Art von akkumuliertem Überschuss zu zerstören, was Bataille ebenso auf materiellen Überfluss bezieht wie auf gefährliche, aufgestaute Gefühle wie Aggressionen. Indem er eine mystische Begründung der Überschreitung ausklammert, kann Porębski aus ihr ein Werkzeug der Revolution schmieden. Die Transgression konnte sich nun als dauerhaft und unwiderruflich erweisen. Aber die Herrschaft des Kommunismus hat die Überreste des sacrum nicht zum Verschwinden gebracht. Die Spuren des Sakralen blieben in der Kunst lebendig. Der sozialistische Realismus wollte dieses Erbe zum Verschwinden bringen. Ganz in diesem Sinne konstatierte Porębski 1950, dass die Isolation der Kunst endlich überwunden sei und damit eine „gemeinsame Sprache“ das Wort ergriffen habe, „gemeinsame Kriterien, die sowohl für die eigene Realität des Sozialismus als auch die Welt außerhalb ihrer Geltung beanspruchen können“. Nach dem Ende des Stalinismus bemühte er sich aufzuzeigen, dass es sich genau umgekehrt verhalte. Das künstlerische Schaffen sollte sich außerhalb der ideologischen Zwangsjacke entwickeln – was jedoch nicht eine Trennung von der gesellschaftlichen und politischen Realität bedeuten sollte.
  • Publication
    Marxism in Czech art history 1945–1970
    Bartlová, Milena; Bernhardt, Katja; Kempe, Antje
    Czechoslovakia was subject to authoritarian rule of the Communist Party since 1948 and any research had to comply with Marxism-Leninism as the sole acceptable scientific method. Czech art history (as different form art criticism) lacked any experience with Marxism. Around and after 1950, there continued the quest for a method that would be both compatible with the scholarly tradition following the Vienna School and acceptable to the ideologues of the political regime. Jaromír Neumann found the best result in his invention of “formalist iconology” around 1960: a strange hybrid of Panofsky’s post-war iconology and the late Dvořák’s “spiritual art history” has served Czech art history well until today.
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    Die Renaissance hinter dem Eisernen Vorhang
    Dmitrieva, Marina; Bernhardt, Katja; Kempe, Antje
    Der Aufsatz behandelt die Rolle von Renaissancestudien in der Kunsthistoriographie des östlichen Europa in ihrem Bezug zum ideologischen Klima und der Kulturpolitik im Kalten Krieg. Es werden institutionelle Verankerung der Renaissancestudien analysiert sowie die Veränderungen ihrer Bedeutung für das Fach sowie ihrer thematischen Ausrichtung verfolgt – von der Begründung der Theorie des sozialistischen Realismus zur Verwendung verschiedener subversiven Strategien in den 1960er bis 1980er Jahren. Eine besondere Aufmerksamkeit wird zwei Schlüsselthemen – der Kunstgeographie und dem Manierismus – geschenkt. Obwohl der Fokus auf der Renaissanceforschung in Russland liegt, werden als Vergleich auch Studien zur Renaissance in Polen und der Tschechoslowakei betrachtet.