Ausgabe 4.2014 / Gegenwart

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Redaktion: Lutz Hengst / Christiane G. Kant

Ausgabedatum: 13.01.2015

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  • Publication
    Sex, Drugs, Rock 'n' Roll und Fußball. Der BAP-Altar von Wolfgang Niedecken
    Hauschild, Stephanie; Hengst, Lutz; Kant, Christiane G.
    Wolfgang Niedeckens BAP-Altar auf die Spur zu kommen, seine Ikonographie, die Funktion und Bedeutung genauer zu verstehen, darum geht es in diesem Text. Der Aufsatz trägt die verstreuten Informationen über den Altar zusammen, beschäftigt sich mit künstlerischen und historischen Vorbildern, fragt nach Entstehung, Gebrauch und Funktion des Altars im Arbeitsalltag der Band und hinter der Bühne. Untersucht wird die Bedeutung des Altars als BAP- Archiv und als Künstlertagebuch, in dem es um das Sammeln von Dingen und Erinnerungen geht, um das Verstreichen der Zeit und um die Verbindungen zwischen Musik und bildender Kunst.
  • Publication
    Zusammenschau statt feste Kontur
    Hengst, Lutz; Hengst, Lutz; Kant, Christiane G.
    Zu Ausstellung und Katalog 'lense-based sculpture. Die Veränderung der Skulptur durch die Fotografie' (Akademie der Künste Berlin/Kunstmuseum Liechtenstein, 2014)
  • Publication
    Variation & Interpretation. Zum posthumen Aufbau installativer Kunstwerke
    Schäffler, Anna; Hengst, Lutz; Kant, Christiane G.
    Die posthume Präsentation prozesshafter und installativer Kunstwerke stellt die Restaurierungspraxis in den letzten Jahren zunehmend vor neue Herausforderungen, da sich diese Werke der Vorstellung eines zu rekonstruierenden Originalzustands entziehen. Die Gestaltung eines Werkes nach dem Tod der KünstlerIn ist nicht zuletzt abhängig von der jeweiligen Gewichtung der damit verbundenen ästhetischen, konzeptuellen oder auch ökonomischen Aspekte. Interpretierende Restaurierungsentscheidungen und Variation der räumlichen Anordnung stellen gängige Konzepte von Autorschaft, Authentizität und Originalität in Frage. Mein Beitrag fokussiert auf Problemfelder, die sich zwischen restauratorischen Richtlinien, musealem Bewahrungsauftrag und künstlerischer Intention ergeben können. Beginnend mit einigen grundlegenden Erläuterungen des restauratorischen Handelns wird zunächst die Veränderung des Aufgabenbereichs bei der Erhaltung installativer Kunstwerke und die folgenreiche Auffassung der RestauratorIn als InterpretatorIn skizziert. Zudem werden die restauratorischen Leitlinien auf ihr Verständnis von Original und Authentizität hin untersucht. Ausgehend von meiner eigenen praktischen Installierungserfahrung der Werke von Anna Oppermann veranschaulicht der zweite Teil des Beitrags die von Oppermanns Nachlass entwickelte Form der "interpretierenden Neuinstallierung" als einen Versuch, das ephemere, offen angelegte Werk der Künstlerin adäquat zu präsentieren und zu bewahren. Um den prekären Status des Werkbegriffs angesichts stetigen Wandels und Fortentwicklung zu fassen stelle ich abschließend den Begriff der Variation zur Diskussion und plädiere für ein zunehmendes Bewusstsein dafür, dass Veränderung und Austausch teil der kulturellen Bewahrung von zeitlich beschränkten materiellen Werken ist.
  • Publication
    Temporär bespielt. Die plastischen Werke auf der Fourth Plinth zwischen Intervention und Denkmalsetzung
    Heindl, Nina; Hengst, Lutz; Kant, Christiane G.
    Auf der sogenannten Fourth Plinth, dem leer gebliebenen Sockel der Londoner Denkmal- und Platzanlage Trafalgar Square, haben seit 1999 bereits neun Skulpturen zeitgenössischer KünstlerInnen temporär Platz gefunden. Diese plastischen Werke befinden sich durch deren Situierung in einem nicht auflösbaren Spannungsverhältnis zwischen plastischer Intervention auf dem historischen Platz und temporärer Denkmalsetzung. Wie in diesem Spannungsverhältnis zwischen Veränderlichem und Beständigem, Intervention und Denkmalsetzung bereits anklingt, müssen sich die partizipierenden KünstlerInnen in der Konzeption einer besonderen Herausforderung stellen - der Auseinandersetzung mit der historischen Dimension des Platzes, der Bespielung des traditionellen Sockels, der in der modernen und zeitgenössischen Kunst als überwunden gilt, und der heutigen Bedeutung des Trafalgar Square als touristisches Reiseziel und politischer Versammlungsort. Zudem stehen die plastischen Installationen auch in gegenwärtigem Bezug zu den jeweils vorangegangenen Arbeiten auf der Fourth Plinth. Im vorliegenden Aufsatz werden diese unterschiedlichen Aspekte anhand der Kategoriepaare Historizität und Denkmalcharakter, Dimensionalität und Geschlechtlichkeit sowie Materialität und Zeitlichkeit erschlossen.
  • Publication
    Die bewegte Skulptur des 21. Jahrhunderts: Charakteristika des skulpturalen Ereignisses am Beispiel von Michael Sailstorfers Reibungsverlustam Arbeitsplatz (2014), St. Agnes Berlin
    Graser, Jenny; Hengst, Lutz; Kant, Christiane G.
    Im Zentrum des Beitrages steht das skulpturale Werk von Michael Sailstorfer (*1979), der eine neue Generation von Bildhauern repräsentiert, die sich im 21. Jahrhundert der bewegten Skulptur widmet. Die Maschinenkunst Sailstorfers knüpft an die Tradition der kinetischen Plastik der 1960er Jahre an. Auch seine Apparate verwirklichen sich erst, wenn sie in Bewegung versetzt werden. Treten die Skulpturen in Aktion, nehmen die Objekte ereignishafte Charaktereigenschaften an. Eine Definition der Ereignishaftigkeit, die der bewegten Skulptur inhärent ist, stellt nach wie vor ein Desiderat dar. Diese Definition ist jedoch notwendig, um den allein auf die Bewegung abzielenden Begriff der kinetischen Skulptur zu erweitern und darüber hinaus die Verbindungslinien zwischen der Maschinenkunst der 1960er Jahre und der nachfolgenden Generationen aufzuzeigen. Die Analyse von Sailstorfers Skulpturen ist folglich von der Frage geleitet, wie sich das skulpturale Ereignis beschreiben lässt. Auf welche Weise konstituieren sich Materialitiät, Räumlichkeit und Zeitlichkeit? In welchem Verhältnis stehen Objekt- und Ereignishaftigkeit? Der Beitrag widmet sich diesen Fragen, um den Begriff des Ereignishaften in die Skulpturtheorie einzuführen. Um den Begriff des Ereignishaften zu schärfen, werden in die Untersuchung Beiträge von Martin Seel, Dieter Mersch und Erika Fischer-Lichte einbezogen.
  • Publication
    Plastische Vergänglichkeit - Zeitlichkeit und Ephemeres in der Skulptur
    Ströbele, Ursula; Hengst, Lutz; Kant, Christiane G.
    Seit jeher gehören Statuarik und Widerstandsfähigkeit zu den Hauptmerkmalen klassischer Skulptur. Am Beispiel von einzelnen zeitgenössischen Kunstwerken, darunter den Explosionsskulpturen Andreas Greiners/ Fabian Knechts sowie Andy Goldsworthys fragilen Naturobjekten untersucht der vorliegende Text Plastische Vergänglichkeit – Zeitlichkeit und Ephemeres in der Skulptur Phänomene des Prozessualen. Mit einem begrifflichen Exkurs zum Ephemeren in der Literaturgeschichte und einem Rückblick auf die Land Art und Minimal Art der 19060er Jahre stellt sich die Frage, was es bedeutet, die für die Plastik untypischen, immateriellen und flüchtigen Arbeiten unter dem Begriff des Skulpturalen zu verhandeln. Vor dem Hintergrund gattungsspezifischer Parameter tragen insbesondere Veränderlichkeit, Zufall, Dynamik und die polysensuelle Involvierung des Betrachters, zugleich die zeitliche Markierung im Raum zu einer Erweiterung des Mediums bei. Skulptur fungiert hier nicht mehr als greifbares, klar konturiertes, statisches Objekt; das plastische Denken kommt als performative Handlung und Aufführung zum Ausdruck. Gegenwärtigkeit, Emergenz, der Fokus auf unmittelbarer Präsenz gehören zu den entscheidenden Kennzeichen, die eine phänomenologische Analyse sowie unsere Erwartung und Geduld herausfordern.
  • Publication
    Strategien der Potentialität. Möglicher Grundtenor einer (plastischen) Kunst des 21. Jahrhunderts
    Hofer, Karin M.; Hengst, Lutz; Kant, Christiane G.
    Zukünftiges ist im Vergangenen immer schon in Keimen vorhanden. Welche davon aufgehen, wird von vielen Variablen bestimmt. Die Autorin sieht etwas, das sie "Möglichkeitskunst" oder "Kunst der Potentialität" nennen möchte, in Spuren bereits in der Vergangenheit, in der Gegenwart zunehmend und für die Zukunft als essentielle Neuerung. Wobei "plastisch" hier nicht die Materialität des Artefakts bezeichnen soll, sondern die beim Rezipienten - eines Kunstwerks und dessen Kontexts - ablaufenden mental-plastischen Vorgänge. Die durch eine Kunst der Potentialität zu Möglichkeitsräumen geführt werden, die zwar noch gestaltete Rahmen-Bedingungen, deren Inhalt aber viele Freiheitsgrade schafft. Seit dem Beginn des "nervösen Zeitalters" um 1900 haben audiovisuelle Sinnesreize global zugenommen und das Innenleben kommt durch ständige Reiz-Reaktions-Episoden kaum in den Modus einer Möglichkeitsform. Ontologisch gesehen (>Aristoteles) steht eine Seinsform der Potentialität (also von Möglichkeiten) einer der Aktualität gegenüber. Je mehr Möglichkeiten jemand entwickelt umso avancierter wird er - wenn er das überhaupt will - handeln. Kunst und Lebenswelt verschränken sich hier... Die zwei komplementären Wege, den mentalen Möglichkeitsraum der Kunst zu erweitern, bestimmt Nietzsche als Dionysisch und Apollinisch: rauschhafte Vielfalt und/oder reduktionistische Askese. Seinsweisen, die seit Urzeiten einander zyklisch ablösen, oder aber paradox gleichzeitig Kunst und Kultur strukturieren: Während der Wiener Aktionismus laut begann, performative Möglichkeitsräume zu erobern, erzeugte das lächelnde Schweigen des schachspielenden Altmeisters Duchamp einen Sog in Richtung Rezeption seines mit nur ein paar Beispielen aufgespannten Potentialitäts- Kosmos. Heute beginnt man schon vereinzelt in der kleinen, aber betriebsamen Kunstcommunity zu verstehen, dass es nicht darum gehen kann, noch mehr Gegenstände in Kunsträume zu stellen, sondern Kunst primär als psychischen Vorgang zu erkennen, der Möglichkeits-Zustände evoziert. Gegenwärtige Beispiele, die vorgestellt werden, zeigen bei aller Gegensätzlichkeit von Thematik, bildnerischen Techniken und Strategien Ansätze eines solchen Grundtenors, der versucht wird, ins Zukünftige zu extrapoliern. Wobei das Paradoxe ein zentraler Begriff wird…