2018 Objektkulturen der Sichtbarmachung. Instrumente und Praktiken

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Beiträge zum Workshop der Zentralen Kustodie der Georg-August-Universität Göttingen
Göttingen, 28. bis 29. September 2017

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  • Publication
    Objektkulturen der Sichtbarmachung. Instrumente und Praktiken
    Vogel, Christian; Stahl, Lina Maria; Sczepanek, Stephanie; Runkel, Johanna; Holzer, Charlotte; Érsek, Erika; Ahner, Helen; Atzl, Isabel; Pilekić, Marjanko; Moser, Thomas; Dellmann, Sarah; Kratzer, Nikolaus; Seidl, Ernst; Steinheimer, Frank; Weber, Cornelia
    In den letzten Jahren ist ein verstärktes Interesse an objektbasierter Forschung vor allem in den Sozial- und Kulturwissenschaften zu beobachten. Auch die neuere Wissenschaftsgeschichte interessierte sich besonders für die materiellen Kulturen der Wissenschaft und lenkte die Aufmerksamkeit auf universitäre Sammlungen, deren Objekte Aufschluss geben über (historische) wissenschaftliche Arbeitspraktiken und die materiellen Bedingungen wissenschaftlicher Erkenntnisprozesse. Dieser Band vereint 11 Beiträge von Nachwuchswissenschaftler_innen aus den Bereichen Kunstgeschichte, Kulturanthropologie, Archäologie und Restaurierungswissenschaften sowie Ethnologie und Wissenschaftsgeschichte, die sich diesem Feld mit je unterschiedlichen Fragestellungen und Analysemethoden nähern. Eine Reflexion über forschungsleitende methodische Aspekte und theoretische Herangehensweise objektbasierter Forschung bildet einen gemeinsamen Referenzpunkt der Beiträge.
  • Publication
    Horizonte der Sichtbarkeit. Astronomische Apparate als Medien der Sichtbarmachung
    Stahl, Lina Maria
    In diesem Beitrag werden drei grundsätzliche, medientheoretisch informierte Überlegungen zu heutigen Praktiken der astronomischen Himmelsdarstellung und den dabei beteiligten Apparaten in Form von drei Thesen angestellt. Herausgearbeitet wird, warum es sich bei den verwendeten Apparaten wie dem Teleskop nicht etwa um ein ‚bloßes Instrumentarium‘, sondern vielmehr um Medien handelt, die sich in die resultierenden Bilder einschreiben. Weshalb diese Bilder neben Sichtbarkeiten stets auch Unsichtbarkeiten produzieren und keine mimetischen Abbildungen, sondern genuin hybride Bilder darstellen, wird im Anschluss erläutert. Für das Verständnis dieser Bilder ist eine genaue Kenntnis der technischen Grundlagen und Funktionsweisen astronomischer Apparate notwendig.
  • Publication
    Linie, Fläche und Proportion als Formen der zeichnerischen Aneignung: Die Camera Lucida als optisches Zeichenhilfsmittel bei David Hockney
    Sczepanek, Stephanie
    2001 veröffentlichte David Hockney mit der Monographie „Secret Knowledge“ seine theoretischen und praktischen Nachforschungen zur Verwendung optischer Hilfsmittel in der Malerei seit dem 15. Jahrhundert. Hockney experimentierte anschließend selbst mit der Camera Lucida und zeichnete mit ihr mehrere 100 Porträts. Das 1806 erfundene Instrument ermöglicht den Nutzern, die mit den Augen wahrgenommene Realität auf dem Papier mittels Abpausens zu übertragen, also bereits als eine Abstraktion des Gesehenen festzuhalten. Es entsteht eine neue Bilderfahrung im Sinne eines anderen Sehens, das im 19. Jahrhundert vor allem während des wissenschaftlichen und künstlerischen Instrumentengebrauchs aufgetreten war. Der Gebrauch der Camera Lucida macht dies greifbar und praktisch erfahrbar. Wenn zum Zeichnen von Bildern ein Apparat verwendet wird, der ein Abbild der wahrgenommenen Außenwelt auf der Zeichenfläche erzeugt, wirft dies die Frage nach der künstlerischen Autorschaft auf. Vor allem in dieser Weise wurden Hockneys Thesen von Kunstwissenschaftler_innen, Museumsfachleuten und den Feuilletons immer wieder kritisiert. Die Camera Lucida lässt es zu, sich als Betrachter_in des Bildes die Blickveränderung durch den praktischen Gebrauch des Instruments zu vergegenwärtigen. Obwohl sich die Veränderung des Blicks im Allgemeinen schwer nachvollziehen und dokumentieren lässt, erlaubt es die Camera Lucida, den Einfluss des Instrumentengebrauchs auf das Sehen exemplarisch zu erfassen. Innerhalb meines Dissertationsvorhabens dient Hockneys künstlerischer Umgang mit ihr als Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Indikatorenkataloges. Dieser gibt zunächst Auskunft darüber, ob die Camera Lucida als Hilfsmittel benutzt wurde. Davon ausgehend lässt sich aber die weitergehende Frage stellen, ob und auf welche Weise sich der Gebrauch eines Hilfsmittels auf die künstlerische Handschrift auswirkt und wie dies im Hinblick auf die Originalität des Künstlers zu bewerten ist.
  • Publication
    Die Sammlung des Stiftes Neukloster. Entstehung, Bestand und Erhaltung
    Runkel, Johanna
    Fehlendes Wissen über eine Sammlung ist neben unsachgemäßer Lagerung die häufigste Ursache für Verluste. Aus diesem Grund muss sich eine adäquate Sammlungspflege auch mit der Erforschung und Zugänglichmachung des Bestandes beschäftigen. Diese interdisziplinäre Vorgehensweise kam im Stift Neukloster in Wiener Neustadt zum Einsatz und mündete in der Eröffnung der Kunst- und Wunderkammer. Die Sammlung weist mehr als 4.700 Einzelstücke auf und enthält unter anderem Elfenbeinschnitzereien, Steinschnittgefäße, Gemälde, Globen, antike Vasen, Klosterarbeiten, Muscheln und Mineralien. Seit 1998 war sie nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, vollkommen unerforscht und unter inadäquaten Bedingungen gelagert. Nach mehr als drei Jahren intensiver Arbeit, währenddessen die Verfasserin mit ihrer Dissertation begann, wurden zahlreiche Restaurierungen vorgenommen sowie zwei Depots und ein Ausstellungsbereich eingerichtet. Die Neuaufstellung der Objekte macht die Geschichten und Zusammen­hänge wieder erfahrbar. Sie basiert auf der Erforschung der Sammlung, die sich auf die Inventarisierung, auf Archiv- und Literaturrecherche und auf Vergleichsbeispiele stützt. Die Ursprünge des heute unter dem Oberbegriff „Kunstkammer“ ausgestellten Bestandes werden in diesem Beitrag beleuchtet, ebenso die Sammlerpersönlichkeiten, Vorbilder und Einflüsse. Darüber hinaus wird die „Praxis der Theorie“ erläutert: Bei der Durchführung des Projekts standen Strategien der Sammlungspflege im Mittelpunkt, die vor allem durch nachhaltige Maßnahmen und eine klare Prioritätensetzung geprägt waren.
  • Publication
    Restaurierung im Labor: Einsatz instrumenteller Analytik bei der Reinigung eines Glasfaserkleides
    Holzer, Charlotte
    Die Entscheidung zur Restaurierung eines Museumsstückes bzw. zu Art und Weise, wie sich dieser Prozess gestaltet, wird von verschiedenen Faktoren bestimmt: der Auswahl für eine Ausstellung, der Bedeutung des Exponats, dem finanziellen Budget und den Fertigkeiten des Restaurators etwa. In diesem Beitrag werden die Entscheidungsprozesse bei der Restaurierung bzw. genauer der Reinigung des Glasfaserkleids der Infantin Eulalia von 1893 behandelt. Das Kleidungsstück steht im Zentrum meiner Dissertation zum Erhalt historischer Glasfasertextilien. Die Restaurierung erfolgt in den neuen Laborräumen der Abteilung Restaurierungsforschung im Deutschen Museum. Zur Kontrolle und Dokumentation von Reinigungstests an Faserproben und am Kleid wurden die dortigen Laborgeräte herangezogen. Bei der Reflexion der eigenen Arbeitsweise wurde als Gedankenmodell das „Revelation-Investigation-Preservation Balance Triangle“ von Chris Caple genutzt.
  • Publication
    Digitale 3D-Modelle als Quellen der Objektforschung
    Érsek, Erika
    Im Jahr 2017 hat sich am Karlsruher Institut für Technologie ein Forschungsprojekt mit der 3D-Digitalisierung von histo-rischen Anlagen der Technik beschäftigt. Dabei wurden bildgebende Verfahren hinsichtlich ihrer Anwendungsmöglichkeiten und ihres Aussagewerts erforscht. Auf der Grundlage dieses Projektes soll ein Digitalisierungsvorhaben zur „3D-Digitalisierung von Kulturdenkmalen der Technik als Quellen der Technikgeschichte“ in der Förderlinie „eHeritage“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) beantragt werden. Die aufbereiteten 3D-Modelle sollen der objekt- und technikgeschichtlichen Forschung sowie verwandten Fachgebieten als Quellen dienen. Der vorliegende Beitrag berichtet aus der Praxis und skizziert den Gegenstand des Pilotforschungsprojekts und dessen Ergebnisse. Eine Dissertation zum Thema „Digitale 3D-Quellen in der Technikgeschichte“, die auf den Projekterkenntnissen aufbaut, wird derzeit durch die Projektbearbeiterin und Verfasserin dieses Berichts vorbereitet.
  • Publication
    Stielaugen der Wissenschaft. Zur Geschichte eines Tübinger Teleskops
    Ahner, Helen
    Durch das Okular eines Teleskops wird der Weltraum sichtbar – und noch viel mehr. Anhand der Objektbiografie des Tübinger Zeiss-Teleskops, das hier im Mittelpunkt steht, setzt sich dieser Beitrag mit den vielfältigen Funktionen auseinander, die eine wissenschaftliche Apparatur im Laufe ihrer Existenz übernehmen kann. Es wird erkundet, welche Konzeptionen und Modalitäten von Wissen, Wissenschaft und Wissensvermittlung daran sichtbar werden – beispielsweise Ideen und Vorstellungen darüber, was es heißt, „modern“ zu sein, oder das Zusammenfallen von Wissenserzeugung und -vermittlung in der Praxis. Ausgehend davon können Schlüsse über die gegenseitige Durchdringung von Alltag und Wissen(schaft) und den damit zusammenhängenden Erfahrungs-, Seh- und Wissensweisen gezogen werden. Verbunden wird die Geschichte des Tübinger Teleskops mit Überlegungen zum Projektionsplanetarium, das mit seinen spezifischen Erfahrungs- und Sehweisen im Mittelpunkt des Dissertationsprojektes steht, aus dem der Aufsatz hervorgegangen ist. In der Zusammenschau der beiden Instrumente zeigt sich, dass Wissen nicht – wie dem Gedanken der Moderne oft inne-wohnt – eine kühle, rationale Geistesleistung ist, sondern sich in Verzauberungserfahrungen formiert, zu denen bestimmte räumliche Arrangements, Atmosphären und Gefühle gehören.
  • Publication
    Pflegepraktiken und Pflegealltag. Ein objektzentrierter Zugang
    Atzl, Isabel
    Das bei der Tagung des „Jungen Forums“ vorgestellte Promotionsprojekt befasst sich mit pflegerischen Praktiken im Kontext des stationären Alltags im Sinne der zwischenmenschlichen Interaktion am Krankenbett in der Krankenpflege um 1900 und versucht diesen ausgehend von Objekten zu rekonstruieren. Grundsätzlich ist die Pflege alter und kranker Menschen ohne Dinge, gleichgültig in welchem zeitlichen Horizont man sich bewegt, nicht durchführbar, jedoch sind Objekte für die Rekonstruktion pflegerischen Handelns in der historischen Forschung bislang unberücksichtigt geblieben. Die Dissertation untersucht das Themenfeld, ausgehend von erhalten gebliebenen Gegenständen in medizinhistorischen Sammlungen, mithilfe der primären Sammlungsforschung und setzt die Ergebnisse mit der überwiegend normativen Literatur in Beziehung. Im vorliegenden Beitrag wird der methodische Zugang des gesamten Forschungsvorhabens umrissen und am Beispiel des Fieberthermometers verdeutlicht, wie dieser Ansatz ausgearbeitet werden soll. Es zeigt sich hier, dass nicht nur Aussagen zur Praktik des Fiebermessens selbst, sondern zugleich auch zur sozialen Ordnung am Krankenbett sowie zur zwischenmenschlichen Interaktion zwischen Pflegenden und Gepflegten getroffen werden können.
  • Publication
    Archäometallurgische Untersuchungen in der (antiken) Numismatik zwischen Kritik und Nutzen
    Pilekić, Marjanko
    „Metallurgie“ und „Numismatik“ sind zwei Begriffe, die, so scheint es, wie ,Pech und Schwefel‘ zusammengehören sollten. Denn wo die archäologischen bzw. historisch-literarischen Quellen nicht weiterhelfen, kann die Kombination aus geistes-wissenschaftlicher Fragestellung und naturwissenschaftlicher Methode ganz neue Möglichkeiten eröffnen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Doch ergeben sich aus der Anwendung metallurgischer Analysen an Münzen Probleme, die bloße technische Aspekte übersteigen. Neben der Schwierigkeit, Ergebnisse sinnvoll zu interpretieren, ist es bis heute trotz aller technischen Fortschritte noch nicht möglich, das notwendige Material den Münzen zu entnehmen, ohne da-bei Spuren auf der Oberfläche zu hinterlassen. Dieser Umstand fällt besonders dann ins Gewicht, wenn es abzuwägen gilt, wann Erkenntnisgewinn Vorrang vor dem Prinzip der Unversehrtheit von Kulturgütern hat. Als Teil meiner Dissertation innerhalb des IMAGMA-Projekts befasse ich mich am Rande auch mit den dazugehörigen metallurgischen Analysen. Daher soll in diesem Beitrag ein kurzer Überblick über die gemeinsame Geschichte der Numismatik und der Metallurgie gegeben werden und kursorisch die Schwierigkeiten wie die Möglichkeiten nachgezeichnet werden, die eine Verbindung dieser beiden Disziplinen mit sich bringt.
  • Publication
    Objektkultur um 1900. Der Tastsinn in Décadence und Wissenschaft
    Moser, Thomas
    Mit dem Dissertationsprojekt, aus dem der vorliegende Beitrag hervorgegangen ist, soll herausgearbeitet werden, dass und auf welche Weise der menschliche Körper in seiner physiologischen Präsenz in der Objektkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts eine tragende Rolle spielt. Die leibhaften Sinnesempfindungen wurden dabei im Kontext einer zunehmend physiologisch geprägten Ästhetik aufgewertet, so dass eine somatische Kunsterfahrung in Konkurrenz zur idealistisch-geistigen tritt. Eine ausdrückliche Herausforderung der Untersuchung liegt in der geistes- und insbesondere wissenschaftsgeschichtlichen Verortung objekthafter Kunstwerke, die bislang lediglich in der Sphäre der kunsthistorischen Kennerschaft betrachtet wurden. Die Emergenz somatischer Wahrnehmungsmodi wird an der kontinuierlichen Aufwertung des taktilen Sensoriums besonders deutlich. Ausgehend von der Annahme, dass das Kunsthandwerk mit haptischen Erfahrungshorizonten verknüpft ist, wird abschließend nach der methodischen Bedeutung der Haptik für die kunsthistorische Objektwissenschaft gefragt. Es wird vorgeschlagen, die haptische Erfahrung als epistemischen, objekt-konstituierenden Faktor gleichsam als integralen Bestandteil der Objektwissenschaft zu berücksichtigen.
  • Publication
    Die Glasbilder der Surinam-Expedition des Utrechter Botanikers Prof. August Adriaan Pulle (1920/21)
    Dellmann, Sarah
    Glasbilder, auch Glasdias, Glaspositive, Laternbilder und Lichtbilder genannt, wurden zwischen 1880 und 1950 in Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen massenhaft eingesetzt, um Lehrveranstaltungen, öffentliche Vorträge und Lesungen zu illustrieren. Glasbilder sind in beinahe allen universitären Sammlungen erhalten, wurden jedoch bislang kaum in Bezug auf ihre visuellen Strategien, ihren epistemischen Status und ihre Verwendung innerhalb der jeweiligen Fachgeschichte aufgearbeitet. Im Rahmen eines geplanten Forschungsprojekts zu illustrierten Publikumsvorträgen von Wissenschaftler_innen analysiere ich eine Glasbildserie des Utrechter Botanikers August Adriaan Pulle (1878–1955) und zeige verschiedene methodische und theoretische Fragen auf, die sich im Laufe meiner Arbeit mit dieser Objektgattung ergaben. Durch das Zusammenfügen von Herangehensweisen, die traditionell entweder der Medienwissenschaft oder der Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte zugeschrieben werden, rekonstruiert dieser Artikel die Bedeutung und den Einsatz dieser Objekte. Pulles Glasbildserie wurde nicht nur innerhalb der Universität, sondern auch für Publikumsvorträge eingesetzt, in denen Pulle seine wissenschaftliche Arbeit zur surinamischen Flora mit einer Stellungnahme zum (niederländischen) Kolonialismus verband. Die Beschäftigung mit Glasbildern bietet einen Zugang für noch kaum erforschte Aspekte der Mediengeschichte sowie der Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Vor allem die durch Wissenschaftler_innen selbst hergestellten Glasbilder, so das Fazit, geben Aufschluss über ihr professionelles Selbstverständnis. Mit ihnen lassen sich die politische Verortung von Forschenden, die historischen Formen des Wissenstransfers mit den dazugehörigen Medien und Medienpraktiken sowie Netzwerke universitärer und außeruniversitärer Organisationen besser verstehen. Im Fall von Pulle sind die Objekte aufschlussreicher für eine Rekonstruktion seiner politischen Positionierung als seine publizierten fachlichen Arbeiten.
  • Publication
    Zur Materialität des Lichtbildes
    Kratzer, Nikolaus
    Fotografien scheinen die Welt authentischer darzustellen, als dies bei Gemälden oder Skulpturen der Fall ist. Dabei kommt der indexikalischen Beziehung zwischen Dargestelltem und Lichtbild entscheidende Bedeutung zu. Eine postmodernistisch orientierte Diskursforschung bemühte sich in den letzten Jahrzehnten darum, die vermeintliche fotografische Unmittelbarkeit als Schein zu entpuppen und durch Analysen zu Entstehungskontexten und Produktionsbedingungen zu revidieren. Formale Analysen und Fragen der Materialität rückten dadurch in den Hintergrund. Parallel zu Entwicklungen im Bereich der Forschung sehen sich Museen der Problematik ausgesetzt, Fotografien aufgrund ihrer Materialempfindlichkeit nur bedingt und ausschließlich „auf Zeit“ ausstellen zu können. Dementsprechend stellt sich auch auf musealer Ebene die Frage, welche Bedeutung die Materialität von fotografischem Material hat. Was geschieht, wenn Fotografien durch Reproduktionen ersetzt werden, um eine langfristige Repräsentation in Ausstellungsräumen zu gewähren? Stellen nicht Objektforschung und die Vermittlung materieller Kultur zentrale Aufgaben einer jeden Sammlung dar? Welche Strategien können Museen anwenden, um einerseits Objekte in den Vordergrund zu stellen, gleichzeitig auf deren materielle Besonderheiten einzugehen und überdies maßgebliche Kontexte zu berücksichtigen? Muss man sich bei musealen Präsentationen zwischen ästhetischer Wirkung und Rekontextualisierung entscheiden? Am Beispiel zweier fotografischer Werkkonvolute aus den Landessammlungen Niederösterreich werden diese Fragen ausführlich erörtert. Ausgangspunkt für die grundsätzliche Befassung mit der Materialität des Lichtbildes war das Dissertationsvorhaben des Autors, das sich mit den Bezügen zwischen impressionistischen Gemälden und Fotografien des 19. Jahrhunderts ausein-andersetzt. Der Vergleich widmet sich nicht zuletzt den unterschiedlichen Oberflächen- und Materialqualitäten der vielfältigen fotografischen Techniken.