Ausgabe 2013.3 / Ostblick

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Redaktion: Andreas Puth / Antje Kempe / Robert Born / Katja Bernhardt

Ausgabedatum: 15.10.2013

Mit unserer diesjährigen Herbstausgabe von kunsttexte.de/ostblick setzen wir ein Format fort, welches wir mit der Ausgabe 4.2011 eingeführt haben. Das Update, wie wir dieses Format nennen, bietet jungen Nachwuchswissenschaftlern ein Podium, Projekte, an welchen sie aktuell arbeiten, oder aber die Ergebnisse Ihrer Qualifikationsarbeiten vorzustellen. Die vorliegende Ausgabe präsentiert in ihrem Kern erneut eine Auswahl von Arbeiten, die im Rahmen des Forschungskolloquiums Kunstgeschichte des östlichen Europas im Sommersemester 2012 und im Wintersemester 2012/13 an der Humboldt-Universität zu Berlin präsentiert wurde, erweitert um einige zusätzliche Beiträge. Es liegt im Wesen eines solchen Formates, dass das hier aufgefächerte Themenspektrum heterogen ist. Dennoch spiegeln sich in den Artikel der vorliegenden Ausgabe einige in der Forschung aktuell virulente Schwerpunkte. Das betrifft die in den letzen Jahren intensivierte bildwissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kartographie, deren Untersuchung für Ostmitteleuropa gleichwohl nach wie vor ein Forschungsdesiderat darstellt. Arlene Peukert greift dieses auf und untersucht die Instrumentalisierung der Kartenproduktion in Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg, mit der unter Verwendung bedeutungskräftiger, traditionsreicher Motive, Bilder und Farben ein genuin ungarisch kodiertes Raumbild des historischen Königreich Ungarn evoziert und damit einen Gegenentwurf zu den im Friedensvertrag von Trianon (1920) festgelegten Grenzen visualisiert wurde. Die Untersuchung von Andreas Kriege-Steffen zum Wiederaufbau des Dresdener Altmarkts und die Arbeit von Andreas Baudisch über die Schalenbauten von Ulrich Müther wiederum knüpfen an die bereits etablierte, jedoch in den letzten Jahren erneut forcierte Forschungen zur DDR-Architektur an. Die Autoren arbeiten die Verschränkung derselben mit architekturtheoretischen und -praktische Diskussionen heraus, die einerseits die Architekturproduktion in der DDR in ein enges Verhältnis zu Konzepten der Vorkriegszeit stellt und andererseite Strategien erkennbar werden lässt, mit denen Impulse außersozialistischer Entwicklung offensiv adaptiert wurden. Mit der Analyse des Videos The Mystery is Looking von Alicja Żebrowska, die Renata Choinka zu dieser Ausgabe beiträgt, wie auch die Besprechung des von Katrin Kivimaa herausgegebenen Sammelbandes Working with Feminism. Curating and Exhibitions in Eastern Europe durch Anna Baumgartner wird hingegen die feministische Kunst im östlichen Europa und das Problem ihrer kuratorischen Präsentation und damit ein Problemfeld thematisiert, welches erst in den letzten Jahren, und dies unter Kontroversen, eine größere Aufmerksamkeit und Differenzierung erfahren hat. Das Kuratieren von Ausstellungen und die Rolle des Kurators stehen auch in der Studie von Krisztina Hunya im Mittelpunkt, die mit ihrer Analyse der Ausstellung Interpol – A global network from Stockholm and Moscow nicht nur die Erweiterung des Gattungs- wie auch des Kunstwerkbegriffs, sondern auch die Dichotomie einer nach Westen und Osten aufgespaltenen Kunstgeschichtsschreibung problematisiert. Abgeschlossen wird die Ausgabe mit der Vorstellung des gleichermaßen ambitionierten wie auch wichtigen Publikationsprojektes eines Überblickswerkes zur Kunstgeschichte Estlands, im Rahmen dessen nunmehr der Band für den Zeitraum von 1900 bis 1940 erschienen ist, den Anu Allas rezensiert.

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  • Publication
    Update II: Editorial und Inhalt
    Bernhardt, Katja; Born, Robert; Kempe, Antje; Puth, Andreas; Puth, Andreas; Kempe, Antje; Born, Robert; Bernhardt, Katja; Born, Robert
  • Publication
    Kartographische Bildstrategien im Ungarn der Trianon-Periode
    Peukert, Arlene; Puth, Andreas; Kempe, Antje; Born, Robert; Bernhardt, Katja
    Der Beitrag untersucht die Funktionalisierung der Repräsentation der Grenze auf Karten und kartenartigen Darstellungen im Ungarn der Zwischenkriegsjahre anhand von drei ausgewählten Fallbeispielen. Nach dem Ersten Weltkrieg und den Friedensverhandlungen von Trianon im Juni 1920 wird der Darstellung der Grenze auf Karten ein besonders hoher Stellenwert beigemessen. Dabei wird deutlich, dass der Grenze als simpler Linie auf der Karte zunehmend misstraut wird. Durch die Verwendung bedeutungskräftiger, traditionsreicher Motive, Bilder und Farben wird zudem der Raum innerhalb der Grenze als genuin ungarisches Territorium ausgewiesen. Die Grenze auf Karten und kartenartigen Darstellungen wandelt sich somit von einer neutralen Linie zu einem Träger des nationalen Selbstverständnisses. Die Darstellung der Grenze als ephemere Erscheinung hingegen deutet auf den Wandel einer vormals festzementierten Situation hin. Grenzen trennen also nicht nur reale und gedachte Räume scharf voneinander ab, sie können auch Übergänge von einem Raum in den anderen, von einem Zustand in den nächsten markieren. Mit der Schöpfung eines eigenen kartographischen Codesystems in Trianon-Ungarn wird einerseits eine ungarische Sicht der politischen Gemengelage argumentativ zum Ausdruck gebracht, andererseits aber auch zum Ziel gesetzt, auf die Realität, den geopolitischen Status quo, einzuwirken. Vermittels dieses Codesystems werden aus fiktiven Vorstellungen, eingeschrieben in Karten und bestärkt durch bedeutungsgeladene Zeichen, Motive, Farben und Bilder, mentale Landkarten und somit Realitäten evoziert.
  • Publication
    Working with Feminism. Curating and Exhibitions in Eastern Europe, hg. von Katrin Kivimaa, Tallinn 2012.
    Baumgartner, Anna; Puth, Andreas; Kempe, Antje; Born, Robert; Bernhardt, Katja
  • Publication
    Eesti kunsti ajalugu V: 1900-1940 [Geschichte der estnischen Kunst, Bd. 5: 1900-1940], hg. v. Mart Kalm, Tallinn 2010
    Allas, Anu; Puth, Andreas; Kempe, Antje; Born, Robert; Bernhardt, Katja
  • Publication
    Performatives Kuratieren in der ersten Hälfte der 1990er Jahre
    Hunya, Krisztina; Puth, Andreas; Kempe, Antje; Born, Robert; Bernhardt, Katja
    Die Ausstellung Interpol – A global network from Stockholm and Moscow organisiert von Jan Åman und Viktor Misiano im Jahr 1996 in den Färgfabriken Stockholm, basiert auf einem experimentellen Konzept, das Austausch und Kommunikation zum kuratorischen Grundprinzip erhebt. Nach den kontroversen Ereignissen der Eröffnungsnacht wurde das Projekt unter dem Untertitel The Exhibition Which Divided East and West bekannt und wird seither in Hinblick auf die Ost-West-Beziehung nach der politischen Wende um 1989 diskutiert. Für diesen Beitrag bilden die geopolitischen Auseinandersetzungen zwar den Kontext aber nicht den Inhalt, der auf die kuratorischen Ansätze fokussiert. Eingebettet in den Diskurs der allgegenwärtigen Hinterfragung des Kurators in den 1990er Jahren, in sowohl Ost- als auch Westeuropa, bietet das Fallbeispiel Interpol eine Möglichkeit die performativen kuratorischen Strategien von ihrem Ursprung zu der Ausführung nachzuverfolgen. Die Studie richtet sich auf die Rollenbilder der Kuratoren Åman und Misiano, und fasst die Ereignisse von Interpol jenseits des Ost-West-Konflikts zusammen.
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    Blickwechsel mit dem sehenden Geschlecht
    Choinka, Renata; Puth, Andreas; Kempe, Antje; Born, Robert; Bernhardt, Katja
    Das 1995 entstandene Video The Mystery is looking der polnischen Künstlerin Alicja Żebrowska zeigt in extremer Nahaufnahme ein befremdlich wirkendes Auge, das sich im Verlauf des Videos als ein künstlicher Augapfel zu erkennen gibt, der sich in der Körperöffnung eines weiblichen Geschlechtsorgans befindet. Auf diese Weise erzeugt die Künstlerin eine wirkungsvolle Irritation beim Betrachter. Żebrowska nutzt das strenge Darstellungstabu, mit dem die Vulva belegt ist und die schockierende Wirkung ihres Anblicks für eine effektive Kritik an den Repräsentationsstrukturen des weiblichen Körpers bei gleichzeitiger Revision traditioneller Blickverhältnisse. Die vorliegende Arbeit argumentiert, dass Żebrowska damit nicht nur einen relevanten Beitrag zur internationalen feministischen Kunst leistet, sondern auf pointierte Weise konservative Tendenzen postsozialistischer Sexualitätsdiskurse in Polen kommentiert, dessen Maßnahmen zur Kontrolle der weiblichen Sexualität (wie z.B. das Abtreibungsverbot von 1993) zur Folge haben, dass Frauen zunehmend in die häusliche Sphäre der Familie abgedrängt und damit systematisch aus der ökonomisch-politischen Öffentlichkeit ausgegrenzt werden.
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    „Was Besonderes“
    Baudisch, Andreas; Puth, Andreas; Kempe, Antje; Born, Robert; Bernhardt, Katja
    Thema des Beitrages ist der Beton-Schalenbau in der DDR zwischen den Jahren 1963 und 1971. Ausgehend von der Frage nach den Voraussetzungen für die, innerhalb der DDR-Architektur, singuläre Erscheinung der Schalenbauten Ulrich Müthers zeichnet der Verfasser in groben Zügen die politischen, ideologischen und architekturtheoretischen Entwicklungen nach, die die Rezeption und Anwendung dieser Konstruktionsweise für Sonderbauten in solitärer Anwendung sowie innerhalb städtebaulicher Konzeptionen bedingten. Dabei wird einerseits der These nachgegangen, dass der Schalenbau innerhalb des genannten Zeitraumes in der DDR unter ideologischen Vorzeichen im Allgemeinen als Versicherung der eigenen Fortschrittlichkeit im selbst ausgerufenen Zeitalter der „wissenschaftlich-technischen Revolution“ diente. Andererseits wird am Beispiel Rostocks gezeigt, dass die Schalen Ulrich Müthers im Zusammenhang mit den Zentrumsplanungen der DDR als gestalterische Alternative für die Realisierung bedeutungstragender Bauten Einzug in die städtebaulichen Konzeptionen hielten und sich für einen kurzen Zeitraum zu festen Vokabeln im gestalterischen und kompositorischen Formenschatz der Stadtplaner entwickelten. Der Beitrag basiert auf der Bachelorarbeit, die vom Verfasser am Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin im Oktober 2011 vorgelegt wurde.
  • Publication
    Ein „altes“ Bild der neuen Großstadt
    Kriege-Steffen, Andreas; Puth, Andreas; Kempe, Antje; Born, Robert; Bernhardt, Katja
    Trotz der zahlreichen Publikationen zum Wiederaufbau der DDR im Allgemeinen und zum Wiederaufbau von Dresden im Speziellen liegt bislang keine Untersuchung des 1952 erfolgten Wettbewerbs zur Zentrumsgestaltung der Stadt Dresden mit seinen vier Wettbewerbsbeiträgen vor. Dieses Vorhaben wird vom Autor im Rahmen einer Dissertation seit 2012 angestrebt. Dieser Beitrag nähert sich anhand einer Mikroperspektive mit dem Fokus auf die eingereichten Entwürfe zur Westseite des Altmarktes einer noch ausstehenden umfangreichen Würdigung des Wettbewerbs an. Die Aufbereitung der Wettbewerbsvorgeschichte zeigt, dass der Wettbewerb sich zum einen – trotz seiner nur partiellen Realisierung – in eine Reihe von Planungen für die Stadt Dresden ab den 1920er Jahren einreihen lässt, sich zum anderen aber auch der Kenntnisstand der beteiligten Planer und Berater bezüglich der Wettbewerbsanforderungen stärker unterschieden als bisher angenommen. Durch die Analyse der vier eingereichten Beiträge werden sowohl die unterschiedlichen Haltungen zum Wiederaufbau der Stadt Dresden von Seiten der beteiligten Architekten dargestellt als auch die Schwierigkeiten im Umgang mit den städtebaulichen, architektonischen und baupolitischen Vorgaben. Der prämierte, vom Kollektiv Johannes Rascher erarbeitete Entwurf für die Westseite überzeugte dabei mit einer Fassadengliederung, die sich – in einer Kombination von Baustilelementen bekannter Dresdner sowie regionaler Bauten – am Bild einer neuen Großstadt Dresden unter Bezugnahme auf die Architektursprache aus den 1920er Jahren orientiert. Damit gelang des den Planern, diese großstädtischen Gebäude in der Stadt zu verorten und zugleich vertraut erscheinen zu lassen.