Ausgabe 2013.3 / Ostblick
Permanent URI for this collectionhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/577
Ausgabedatum: 15.10.2013
Mit unserer diesjährigen Herbstausgabe von kunsttexte.de/ostblick setzen wir ein Format fort, welches wir mit der Ausgabe 4.2011 eingeführt haben. Das Update, wie wir dieses Format nennen, bietet jungen Nachwuchswissenschaftlern ein Podium, Projekte, an welchen sie aktuell arbeiten, oder aber die Ergebnisse Ihrer Qualifikationsarbeiten vorzustellen. Die vorliegende Ausgabe präsentiert in ihrem Kern erneut eine Auswahl von Arbeiten, die im Rahmen des Forschungskolloquiums Kunstgeschichte des östlichen Europas im Sommersemester 2012 und im Wintersemester 2012/13 an der Humboldt-Universität zu Berlin präsentiert wurde, erweitert um einige zusätzliche Beiträge. Es liegt im Wesen eines solchen Formates, dass das hier aufgefächerte Themenspektrum heterogen ist. Dennoch spiegeln sich in den Artikel der vorliegenden Ausgabe einige in der Forschung aktuell virulente Schwerpunkte. Das betrifft die in den letzen Jahren intensivierte bildwissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kartographie, deren Untersuchung für Ostmitteleuropa gleichwohl nach wie vor ein Forschungsdesiderat darstellt. Arlene Peukert greift dieses auf und untersucht die Instrumentalisierung der Kartenproduktion in Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg, mit der unter Verwendung bedeutungskräftiger, traditionsreicher Motive, Bilder und Farben ein genuin ungarisch kodiertes Raumbild des historischen Königreich Ungarn evoziert und damit einen Gegenentwurf zu den im Friedensvertrag von Trianon (1920) festgelegten Grenzen visualisiert wurde. Die Untersuchung von Andreas Kriege-Steffen zum Wiederaufbau des Dresdener Altmarkts und die Arbeit von Andreas Baudisch über die Schalenbauten von Ulrich Müther wiederum knüpfen an die bereits etablierte, jedoch in den letzten Jahren erneut forcierte Forschungen zur DDR-Architektur an. Die Autoren arbeiten die Verschränkung derselben mit architekturtheoretischen und -praktische Diskussionen heraus, die einerseits die Architekturproduktion in der DDR in ein enges Verhältnis zu Konzepten der Vorkriegszeit stellt und andererseite Strategien erkennbar werden lässt, mit denen Impulse außersozialistischer Entwicklung offensiv adaptiert wurden. Mit der Analyse des Videos The Mystery is Looking von Alicja Żebrowska, die Renata Choinka zu dieser Ausgabe beiträgt, wie auch die Besprechung des von Katrin Kivimaa herausgegebenen Sammelbandes Working with Feminism. Curating and Exhibitions in Eastern Europe durch Anna Baumgartner wird hingegen die feministische Kunst im östlichen Europa und das Problem ihrer kuratorischen Präsentation und damit ein Problemfeld thematisiert, welches erst in den letzten Jahren, und dies unter Kontroversen, eine größere Aufmerksamkeit und Differenzierung erfahren hat. Das Kuratieren von Ausstellungen und die Rolle des Kurators stehen auch in der Studie von Krisztina Hunya im Mittelpunkt, die mit ihrer Analyse der Ausstellung Interpol – A global network from Stockholm and Moscow nicht nur die Erweiterung des Gattungs- wie auch des Kunstwerkbegriffs, sondern auch die Dichotomie einer nach Westen und Osten aufgespaltenen Kunstgeschichtsschreibung problematisiert. Abgeschlossen wird die Ausgabe mit der Vorstellung des gleichermaßen ambitionierten wie auch wichtigen Publikationsprojektes eines Überblickswerkes zur Kunstgeschichte Estlands, im Rahmen dessen nunmehr der Band für den Zeitraum von 1900 bis 1940 erschienen ist, den Anu Allas rezensiert.