Europa im Mittelalter

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Abhandlungen und Beiträge zur historischen Komparatistik

Herausgegeben von: Michael Borgolte, Wolfgang Huschner und Barbara Schlieben

ISSN: 1615-7885
eISSN: 2192-3361

Die Reihe greift die in der Mediävistik oft erhobene, aber selten nachhaltig umgesetzte Forderung nach einer vergleichenden Betrachtung des europäischen Mittelalters auf. Seit 1999 werden Monographien und Sammelbände veröffentlicht, die gesellschafts- oder kulturhistorische, rechts- oder verfassungsgeschichtliche Fragestellungen in europäischer Perspektive behandeln. In den letzten Jahren werden auch verstärkt Ansätze zur transkulturell-globalhistorischen Erforschung Europas als Teil der mittelalterlichen Welt dokumentiert.

Die Reihe erscheint im Imprint Akademie Verlag bei de Gruyter.

Über den edoc-Server werden derzeit die Bände 1-20 öffentlich und kostenlos verfügbar gemacht

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  • Publication
    Europa im Geflecht der Welt
    Borgolte, Michael; Dücker, Julia; Müllerburg, Marcel; Predatsch, Paul; Schneidmüller, Bernd; Hoerder, Dirk; Burkhardt, Stefan; Insley, Thomas; Mersch, Margit; Ritzerfeld, Ulrike; Schröder, Stefan; Skiba, Viola; Geary, Patrick; Onesti, Nicoletta Francovich; McKitterick, Rosamond; Poser, Thomas; Schlüter, Dagmar; Zimmermann, Julia; Israel, Uwe; Linseis, Verena; Metzler, Berenike; Saßenscheidt, Christian; Jacoby, David; Popović, Mihailo St.; Beihammer, Alexander D.; Eggert, Manfred K. H.; Takayama, Hiroshi; Fröhlich, Judith; Simo, David; Borgolte, Michael; Dücker, Julia; Müllerburg, Marcel; Predatsch, Paul; Schneidmüller, Bernd
    Der Band dokumentiert Vorträge und Workshops der internationalen Abschlusstagung des DFG-Schwerpunktprogrammes 1173 „Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter“, die Ende Mai 2011 in Berlin stattgefunden hat. Bei der Arbeit im Schwerpunktprogramm hatte sich gezeigt, wie schwierig es ist, Europa im geographischen und historischen Sinne vom Mittelmeerraum mit Nordafrika und Vorder¬asien zu trennen. Daher wurden die Grenzen des mittelalterlichen Europa bewusst überschritten und auch die Geschichte weiter entfernter Länder in den Blick genommen. Als thematischer Schwerpunkt boten sich in diesem Zusammenhang Migrationen an. Migrationen sind ja ein globales Phäno¬men, das an allen Orten und zu allen Zeiten immer wieder die Geschichte der Menschheit prägt und dabei unvermeidlich – selbst in der scheinbaren Isolation einer „Diaspora“ oder „Parallelgesellschaft“ – zu transkulturellen Verflechtungen führt. Fremde und einheimische Gruppen und Individuen werden in neue soziale Umgebungen gerückt und Kontakte oder Konflikte zwischen ihnen erzeugt. Wo aber das jeweilige Leben gegeneinander abgeschottet werden soll, verliert Kultur ihre Inno¬vations¬kraft und versteinert die Gesellschaft. Mit dem Sachthema der „Migrationen“ und mit einem Blick weit über Europa hinaus, bis nach Amerika, Japan und ins südliche Afrika, wird der Übergang von einer eurozentrierten Mittelalterforschung zu einer transdisziplinären Mediävistik in globalen Zusammenhängen markiert.
  • Publication
    Mongolensturm und Fall Konstantinopels
    Schiel, Juliane; Borgolte, Michael
    Zwei Krisenmomente des europäischen Spätmittelalters stehen im Zentrum des Buches: der sogenannte „Mongolensturm“ (1241) und der „Fall Konstantinopels“ (1453). Diese Geschehnisse brüskierten lateinische Weltvorstellungen und Geschichtserwartungen: Die Mongolen zerstörten den Traum der kreuzfahrenden Lateiner von einer vollständigen Christianisierung der Welt unter Führung Roms. An den Höfen und Universitäten und in den Klöstern Europas wurde über Herkunft, Identität und heilsgeschichtliche Bedeutung der Eroberer spekuliert. Die Osmanen eroberten mit Konstantinopel die Stadt, die als Erbin des letzten Weltreichs auf Erden angesehen wurde. Ihr Untergang weckte akute Endzeiterwartungen und stellte die christliche Historiografie und Theologie insbesondere in Bezug auf die heilsgeschichtliche Deutung der Osmanen vor neue Herauforderungen. Wie diese Geschehnisse erzählt, gedeutet und bewältigt wurden, untersucht Juliane Schiel an dominikanischen Zeugnissen: Briefe, Chroniken, Traktate, Reden und Predigten.
  • Publication
    Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter
    Borgolte, Michael; Dücker, Julia; Müllerburg, Marcel; Schneidmüller, Bernd; Jörg, Christian; Parker, Kenneth Scott; Pleuger, Nina; Zwanzig, Christofer; Brauer, Michael; Cecini, Ulisse; König, Daniel; Küçükhüseyin, Şevket; Jochum-Godglück, Christa; Linseis, Verena; Potthast, Daniel; Saßenscheidt, Christian; Scharr, Andreas; Müllerburg, Marcel; Müller-Schauenburg, Britta; Wels, Henrik; Seidl, Stephanie; Zimmermann, Julia; Gerogiorgakis, Stamatios; Scheel, Roland; Schorkowitz, Dittmar; Burkhardt, Stefan; Mersch, Margit; Ritzerfeld, Ulrike; Schröder, Stefan; Borgolte, Michael; Dücker, Julia; Müllerburg, Marcel; Schneidmüller, Bernd
    Das mittelalterliche Europa war keine christliche Einheitskultur, sondern geprägt von vielfältigen Prozessen des Kontakts und der Abgrenzung zwischen Kulturen, bei denen die drei monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam eine herausragende Rolle spielten. Seit 2005 erforscht das DFG-Schwerpunktprogramm "Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter" die Geschichte Europas als Geschichte kultureller Differenzen. Der Band dokumentiert die Dynamiken und Erträge eines wissenschaftsorganisatorischen Experiments: Gegliedert in fächerübergreifende Arbeitsgruppen, erforschten 24 Einzelprojekte aus 14 Disziplinen Integrations- und Desintegrationsprozesse von Skandinavien bis Ägypten, von der Iberischen Halbinsel bis zu den Steppen Zentralasiens in komparativem Zugriff; sie präsentieren ihre Ergebnisse nun in Beiträgen, die von mehreren Autorinnen und Autoren gemeinsam verfasst worden sind. Dabei werden Begriffe wie "Kultur" problematisiert und schon eingeführte Konzepte wie "Integration/Desintegration", "Inklusion/Exklusion", "Hybridisierung" und "Transfer" als Instrumente transkultureller Mediävistik auf den Prüfstand gestellt. Das Ende der Laufzeit des Schwerpunktprogramms gibt zugleich Anlass, methodisch-theoretische Einsichten der gemeinsamen Forschung wie auch praktische Erfahrungen bei der transdisziplinären Zusammenarbeit zu bilanzieren.
  • Publication
    Die Entdeckung des 'Heidentums' in Preußen
    Brauer, Michael; Borgolte, Michael
    Die Alteinwohner Preußens, die Prußen, waren im 13. Jahrhundert zwar zum Christentum konvertiert, im 15. und 16. Jahrhundert wird aber noch von ihrem Heidentum berichtet. In Abgrenzung zum gängigen Interpretationsmuster, das eine Fortdauer der Altreligion im Geheimen sieht, entwickelt Michael Brauer einen Ansatz, der als Dialektik von Christianisierung und Entdeckung des ‚Heidentums‘ bezeichnet werden kann: Erst als in den Reformbemühungen des 15. Jahrhunderts die vertiefte Christlichkeit der ganzen Gesellschaft angestrebt wird, geraten auch die wenig assimilierten prußischen Bauern ins Visier der Reformer; ihre eigenwillige, aber nicht religiöse oder antichristliche Festkultur wird schrittweise heidnisch konnotiert, reguliert und verboten. Mit der Einführung der Reformation in Preußen vereinigen sich die Einzelinitiativen verschiedener Akteure (Obrigkeit, Bischöfe), und erst zu dieser Zeit kommt es zur wirklichen Erfindung des prußischen ‚Heidentums‘ als antichristlicher Religion, für die kaum zeitgenössische Belege existieren. Die Rede über die "Heiden" diente der Verständigung über das rechte christliche Leben. Das Buch thematisiert nicht nur die Entdeckung des "Heidentums", sondern ist zugleich eine Kulturgeschichte Preußens zwischen Mittelalter und Neuzeit.
  • Publication
    Hybride Kulturen im mittelalterlichen Europa
    Borgolte, Michael; Schneidmüller, Bernd; Schiel, Juliane; Seitz, Annette; Münkler, Marina; Berend, Nora; Spanos, Apostolos; Zarras, Nektarios; Luchitsky, Svetlana; Bottiglieri, Corinna; Ciggaar, Krijnie; Kiening, Christian; Tolan, John; Toussaint, Gia; Krause, Karin; Kugler, Hartmut; Egilsdóttir, Ásdís; Drews, Wolfram; Höfert, Almut; Klaniczay, Gábor; Ousterhout, Robert; Kedar, Benjamin Z.; Aslanov, Cyril; Schmitt, Jean-Claude; Borgolte, Michael; Schneidmüller, Bernd
    Kulturen sind keine monolithischen Blöcke. Sie sind hybrid, setzen sich also aus Elementen verschiedenster Herkunft zusammen und bringen aus ihnen Neues hervor. Das DFG-Schwerpunktprogramm "Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter" hat sich zum Ziel gesetzt, die Geschichte Europas im Mittelalter vom permanenten Kontakt und Austausch her zu denken und die sich daraus ergebenden Prozesse kultureller Innovationen zu analysieren. Auf einer "International Spring School" im April 2008 präsentierte sich das Schwerpunktprogramm einer breiten wissenschaftlichen Öffentlichkeit. Der Band vereint die dort gehaltenen Vorträge und Workshops. Das Phänomen der Hybridität von Kulturen und die Differenzen der mittelalterlichen Welt zwischen Island und der Levante, zwischen Skandinavien und Nordafrika werden aus den Blickwinkeln verschiedener Disziplinen (Byzantinistik, Skandinavistik, Mediävistik, Germanistik, Kunstgeschichte, Orientalistik, Judaistik, Osteuropäische Geschichte) und Wissenschaftsnationen (Ungarn, Italien, Niederlande, Russland, Frankreich, Israel, Griechenland, USA, Island, Deutschland) beleuchtet.
  • Publication
    Lateinisch-griechisch-arabische Begegnungen
    Mersch, Margit; Ritzerfeld, Ulrike; Wolf, Gerhard; Georgopoulou, Maria; Ousterhout, Robert; Krause, Karin; Hoffmann, Annette; Bianchi, Vito; Heißenbüttel, Dietrich; Müller, Anne; Mersch, Margit; Ritzerfeld, Ulrike; Borgolte, Michael
    Das spätmittelalterliche Mediterraneum war geprägt von komplexen Gesellschaften mit einem hohen Grad kultureller Heterogenität. Menschen mit unterschiedlichen ethnischen, religiösen und linguistischen Hintergründen lebten zum Teil schon seit Generationen, zum Teil erst kurzfristig mit- oder nebeneinander und kamen auf unterschiedlichen Ebenen miteinander in Kontakt. Die Erforschung dieser spätmittelalterlichen mediterranen "hotspots" kultureller Diversität verspricht wichtige Erkenntnisse über die Konstruktion von sozialen und kulturellen Identitäten und über die integrativen und desintegrativen Prozesse in komplexen pluralen Gesellschaften. Dieser international und interdisziplinär zusammengestellte Sammelband behandelt Aspekte interkultureller Kommunikation, wie sie in Architektur, Bildkunst, Handwerksproduktion und Schrifttum reflektiert werden, untersucht die Genese hybrider Kunstformen sowie Kulturpraktiken und fragt nach der Rolle und Selbstverortung spezifischer Personen und Korporationen in interkulturellen Kontaktsituationen.
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    Vergleich und Identität
    Foerster, Thomas; Borgolte, Michael
    Durch die Christianisierung Skandinaviens veränderte Europa vom 9. bis zum 13. Jahrhundert sein Gesicht. Der aquilo blieb nicht mehr wie in der biblischen Tradition das kalte Jenseits, sondern ergriff seinen Platz im politischen und kulturellen Gefüge der europäischen Völker. Diese Integrationsleistung brachte auf beiden Seiten, der gebenden wie der nehmenden, neue Formen der Selbst- und Fremddeutung hervor. Das Buch vergleicht die unterschiedlichen Perspektiven in der lateinischen und volkssprachlichen Geschichtsschreibung des 11. bis 13. Jahrhunderts – sowohl in der Historiographie im Reich und in England als auch und vor allem im Norden. Gerade dort entfaltete sich eine große Spannbreite zwischen den Mustern kontinentaleuropäischer Darstellung und der überaus eigenständigen Welt der Sagas. Der Vergleich wird hierbei als wesentliches Instrument der Identitätskonstruktion hervorgehoben.
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    Troja – Metamor phosen eines Mythos
    Wolf, Kordula; Borgolte, Michael
    Troja zählt zu den bekanntesten Mythen Europas. Die Autorin hinterfragt exemplarisch und vergleichend den in der historischen Forschung als selbstverständlich vorausgesetzten Zusammenhang zwischen Mythos und Identitätsstiftung bzw. Herrschaftslegitimation. Sie untersucht die Bedingungen für den Wandel und das Fortleben des Troja-Mythos im Mittelalter auf der Grundlage moderner Mythos-Theorien. Durch diese theoretische Neuverortung kommt neben den Herkunfts- und Gründungserzählungen auch das breite Spektrum anderweitiger Bezüge auf den Troja-Stoff in den Blick. In synchroner wie diachroner Perspektive wird auf textimmanente, literarische und historische Aspekte eingegangen, wobei der Schwerpunkt auf der französischen, englischen und italienischen Historiographie des 12. Jahrhunderts liegt.
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    Die Karolinger und die Abbasiden von Bagdad
    Drews, Wolfram; Borgolte, Michael
    In der aktuellen geschichtswissenschaftlichen Forschung ist eine Hinwendung zu vergleichenden Fragestellungen zu verzeichnen. Vor diesem Hintergrund wird ein historischer "Zufall" aus der frühmittelalterlichen Geschichte in den Blick genommen: Mitte des 8. Jahrhunderts wechselten sowohl im Frankenreich als auch im islamischen Kalifat die Herrscherdynastien, Merowinger und Umayyaden wurden nahezu zeitgleich durch Karolinger bzw. Abbasiden ersetzt. Welche Argumente wurden dabei von den Usurpatoren benutzt, welche Strategien verfolgt, um den Untertanen, namentlich den Angehörigen der Eliten, die Rechtmäßigkeit der eigenen Machtausübung schlüssig plausibel zu machen? Während die Abbasiden behaupteten, als Verwandte des verstorbenen Propheten Mohammed über ein spezielles, erbliches Charisma zu verfügen, das ihnen den Zugang zu einem unvergleichlichen, islamisch begründeten Herrschaftswissen eröffne, konstruierten die Karolinger mit Hilfe der Kirche, namentlich des römischen Papsttums, ein besonderes Amtscharisma, mit dessen Hilfe sie sich als Exponenten eines verchristlichten Herrschertums und als geistliche Verwandte des Nachfolgers des heiligen Petrus inszenierten. Trotz aller Unterschiede versuchten beide Dynastien, sich als Exponenten eines sakral konnotierten Herrschertums zu etablieren. Die konkreten Spielräume, die sich den politischen Akteuren eröffneten, hingen jedoch entscheidend von den historischen Rahmenbedingungen ab, namentlich vom jeweiligen Stadium der religiösen Traditionsbildung und den vorherrschenden religiös-kulturellen Paradigmen zur Vergangenheitsrezeption. Untersucht werden erb- und amtscharismatische Konzeptualisierungen der Herrschaft, Fragen der Rekrutierung von Eliten sowie Probleme der Instrumentalisierung und Transformation religiöser Vorstellungen zum Zweck der Integration politischer Gemeinwesen. Die Arbeit unternimmt eine umfassende Kontextualisierung zweier "Ereignisse" der politischen Geschichte, wobei sie Fragestellungen der Religions-, Kultur- und Sozialgeschichte aufgreift und funktionale Äquivalente in den beiden untersuchten religiös-politischen Systemen aufzeigt. Das Instrumentarium des Vergleichs ist wesentlich von den Kategorien Max Webers und Pierre Bourdieus inspiriert, wobei der methodische Ansatz des Vergleichs unter Aufnahme von Anregungen der neueren Globalgeschichte weiterentwickelt wird. Durch die Analyse zweier komplementärer Phänomene aus der christlich-lateinischen sowie der arabisch-islamischen Geschichte leistet die Arbeit einen Beitrag zur Konzeptualisierung einer politischen Kulturgeschichte in der Vormoderne. Die theoriegeleitete, komparative und problemorientierte Untersuchung macht Methoden und Konzepte der Historischen Komparatistik für die Frühmittelalterforschung fruchtbar und unterstützt auf diese Weise die geschichtswissenschaftliche und mediävistische Theoriebildung.
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    Heilige machen im spätmittelalterlichen Ostseeraum
    Heß, Cordelia; Borgolte, Michael
    Eine adlige Witwe, die den Papst aus Avignon zurückholen will, ein tapferer Streiter für die Freiheit der Kirche und eine demütig fastende Rekluse - die Heiligen des spätmittelalterlichen Ostseeraums weisen die ganze Bandbreite möglicher Heiligkeitsideale auf, und dennoch ähneln sich ihre Kanonisationsprozesse sehr. Die vorliegende Arbeit untersucht erstmals nicht nur die Kanonisationsprozesse, sondern bindet sie darüber hinaus in ihren jeweiligen Überlieferungszusammenhang ein. Durch den Vergleich älterer Vorlagen und jüngerer Bearbeitungen mit den Akten selbst gelingt es, die inhaltliche Normierung der Kanonisationsprozesse nachzuvollziehen. Viten, Wunderberichte und Zeugenaussagen werden dabei gleichermaßen als Beiträge zur Konstruktion des Heiligkeitsideals gewertet, das für die offizielle Heiligsprechung opportun erschien, sich aber deutlich von den regional propagierten Idealen unterschied. Dass das Wissen hierüber bei den Klerikern in Vadstena, Linköping und Marienwerder vorhanden war, ist gleichzeitig ein Hinweis auf die Bedeutung der Heiligenverehrung für die Einbindung der Peripherie in den Kulturraum des christlichen Europa.
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    Mittelalter im Labor
    Borgolte, Michael; Schneidmüller, Bernd; Schiel, Juliane; Haas, Thomas; Hammer, Andreas; Mersch, Margit; Ritzerfeld, Ulrike; Seidl, Stephanie; Seitz, Annette; Tischler, Matthias M.; Zimmermann, Julia; Barzen, Rainer; Bulgakova, Victoria; Güntzel, Lennart; Musall, Frederek; Pahlitzsch, Johannes; Schorkowitz, Dittmar; Deimann, Wiebke; Foerster, Thomas; Gerogiorgakis, Stamatios; Hiltman, Heiko; Jankrift, Kay Peter; Jochum-Godglück, Christa; König, Daniel; Küçükhüseyin, Şevket; Rüdiger, Jan; Schorr, Andreas; Wels, Henrik; Borgolte, Michael; Schiel, Juliane; Schneidmüller, Bernd; Seitz, Annette
    Mit diesem Band präsentiert das Schwerpunktprogramm 1173 der Deutschen Forschungsgemeinschaft „Integration und Desintegration der Kulturen im europäischen Mittelalter“ erste Ergebnisse seiner Arbeit. Von Anfang an war ihm die Aufgabe gestellt, das mittelalterliche Europa in transkultureller Perspektive und auf Wegen einer transdisziplinären Wissenschaft zu erforschen und zu begreifen. Immer ging es darum, die disziplinär verfassten Einzelwissenschaften durch transdisziplinäre Arbeit zu ergänzen. Das wissenschaftliche Anliegen des Programms ist es, das europäische Mittelalter von seinen geografischen Rändern und seinen kulturellen Differenzen her zu erforschen und zu beschreiben. Der holistischen Frage nach der Einheit Europas wird die innere Vielfalt als gegenständlicher Ausgangspunkt entgegengesetzt. Europa wird nicht als abgeschlossenes, kohärentes Gebilde verstanden, sondern als ein Kontinent, dessen permanente Austausch- und Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen Regionen und Kulturen überhaupt erst zur Ausbildung seiner charakteristischen Merkmale geführt haben.
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    „Nichts als Nahrung und Kleidung“
    Jordan, Gesine; Borgolte, Michael
    Immer wieder hegten Laien oder Weltkleriker im Frühen Mittelalter den Wunsch, im Kloster zu wohnen, ohne das monastische Versprechen abzulegen, womit sie zu Grenzgängern zwischen den religiösen Ständen des Mittelalters wurden. Gesine Jordan untersucht vergleichend die Motive und individuellen Handlungsräume dieser weltlichen Wohngäste in den Klöstern St. Gallen und Redon. Laien und Kleriker, die sich aus der Welt zurückzogen und erklärten, sie wollten als Wohngäste der Mönche „nichts als Nahrung und Kleidung“ beanspruchen, wählten einen Weg der religiösen Konversion, der nicht über die benediktinische Profess führte. In Alemannien wie in der Bretagne bedeutete jedoch der dauerhafte Aufenthalt an einem heiligen Ort ein Privileg, das nicht allein aufgrund einer Güterschenkung, sondern auch aufgrund eines bestimmten sozialen Ranges gewährt wurde. Auf unterschiedliche und doch in vielem gleichartige Weise verwirklichten die Wohngäste individuelle Annäherungen an die monastische Lebensform und verbanden sich so den Mönchsgemeinschaften noch enger, als es etwa im Rahmen von Gebetsgemeinschaft und Stiftungen möglich war.
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    Skandinavier unterwegs in Europa (1000–1250)
    Waßenhoven, Dominik
    Die erhöhte Mobilität im Hochmittelalter leistete einen Beitrag zur Europäisierung Skandinaviens. Der Autor geht der Frage nach, welchen aktiven Anteil die Skandinavier an diesem Integrationsprozess hatten. Dazu wählt er einen prosopographischen Zugriff: Die Sammlung aller in nordeuropäischen und sonstigen Quellen überlieferten Personen, die aus Skandinavien stammten und es mindestens ein Mal verlassen haben, ergibt einen Katalog von 855 Personen, 617 Reisen und 1152 Reiseteilnahmen. Zu jeder Person hat der Autor ein Biogramm erstellt, in dem die wichtigsten Lebensdaten, Verwandtschaftsverhältnisse und sämtliche Reisen aufgeführt werden. Diese Prosopographie dient als Grundlage für eine vergleichende Analyse, zu der Fragen nach Reiseintentionen und bevorzugten Zielen gehören. Die in den Quellen gefundenen Wege und Stationen der Reisenden werden abgeglichen mit einem ausführlichen Itinerar des isländischen Mönchs Nikulás von Munkathverá, der um 1150 eine Reise nach Rom und Jerusalem unternahm und darüber einen ausführlichen Bericht in altnordischer Sprache verfasste. Der Autor untersucht außerdem anhand eines Fallbeispiels, welche kulturellen Transferleistungen durch die Reisen angestoßen wurden: Wer bringt welche Eindrücke, Gegenstände oder Ideen von woher mit, und welche Auswirkungen hatte das auf sein Lebensumfeld?
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    Grenzräume und Grenzüberschreitungen im Vergleich
    Herbers, Klaus; Jaspert, Nikolas; Borgolte, Michael
    In diesem Band werden erstmals zwei europäische Großregionen vergleichend in den Blick genommen, so dass neue Sichtweisen auf Grenzen und ihre spezifischen Ausprägungen eröffnet werden. Die paarweise Anordnung der in diesem Band versammelten Beiträge gewährleistet in besonderer Weise den Vergleich und verdeutlicht Affinitäten wie Unterschiede zweier geographisch weit voneinander entfernter Räume. Denn beide Bereiche, die Iberische Halbinsel und Ostmitteleuropa, waren zwar in sich einzig, doch in vielem strukturell ähnlich. Diese Randzonen Europas eignen sich aus drei Gründen besonders für eine komparatistische Untersuchung der Grenzenräume und Grenzüberschreitungen im vormodernen Europa. Zum einen waren sie stärker noch als andere Bereiche durch multi-religiöse und multi-ethnische Gesellschaften geprägt. Hier verdichten sich grundlegende soziale, religiöse und kulturelle Aspekte europäischer Gemeinschaftsordnungen. Zum anderen stießen hier oftmals mit besonderer Schärfe verschiedenartige Kulturen aufeinander. Schließlich und drittens waren diese Räume auch in funktionaler Hinsicht außerordentlich vielgestaltig: Sie dienten als Abgrenzungs- wie auch als Kontakt- und Austauschzonen, als politisch-kulturelle wie auch als kolonisatorische Grenzgebiete, als Militär- und Religionsgrenzen zugleich.
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    Gold und Herrschaft
    Hardt, Matthias; Borgolte, Michael
    Eine genaue Untersuchung von Gestalt und Funktion frühmittelalterlicher Königsschätze stellte bislang ein Desiderat der Mittelalterforschung dar. Auf der Basis historischer, archäologischer und literarischer Quellen untersucht M. Hardt die Kontexte, in denen königliche Schätze überliefert sind. Zunächst unternimmt er den Versuch, eine Vorstellung vom Inhalt frühmittelalterlicher Königsschätze und von der unterschiedlichen Beschaffenheit der darin angehäuften Gegenstände und Materialien zu vermitteln. Anschließend beschreibt er Herkunft und Aufbewahrung sowie die Bewegung des in den Schatz gelangenden und aus ihm abfließenden Edelmetalls und untersucht Wirkung und Wechselwirkung von königlichen Gaben im Umfeld des Herrschers, in denen neben der königlichen Repräsentation die hauptsächliche Funktion des Schatzes als Herrschaftsmittel evident wird. Material und Fragestellung erlauben einen europäischen Vergleich der Objekte und Einzelergebnisse.
  • Publication
    Polen und Deutschland vor 1000 Jahren
    Borgolte, Michael; Samsonowicz, Henryk; Zernack, Klaus; Strzelczyk, Jerzy; Schich, Winfried; Lübke, Christian; Huschner, Wolfgang; Dormeier, Heinrich; Gawlas, Slawomir; Fried, Johannes; Wyrozumski, Jerzy; Althoff, Gerd; Schieffer, Rudolf; Scheller, Benjamin; Borgolte, Michael
    Der Begegnung Kaiser Ottos III. und des Herzogs Boleslaw Chrobry zu Gnesen im Winter des Jahres 1000 ist anläßlich des Millenniums in Polen und Deutschland vielfach gedacht worden. Nirgends aber fanden sich führende Fachhistoriker beider Länder in so großer Zahl zusammen wie zur Berliner Tagung am 28. und 29. Januar 2000 im Institut für vergleichende Geschichte Europas im Mittelalter an der Humboldt-Universität zu Berlin. Der "Akt von Gnesen" gilt in der Geschichtswissenschaft als Sternstunde in der Geschichte der polnisch-deutschen Beziehungen, als welthistorisches Ereignis, das der künftigen polnisch/westslawisch-ungarisch-deutschen Region seinen Stempel aufgedrückt hat.
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    Aristokraten und Poeten
    Rüdiger, Jan; Borgolte, Michael
    Dieses Buch handelt von der Mentalität der Menschen, die im 12. und frühen 13. Jahrhundert im tolosanischen Okzitanien lebten. Dazu untersucht der Autor ihre sozialen Praktiken, insbesondere diejenigen der kulturellen Produktion und Konsumtion. Von grundsätzlichem Wert hierfür ist die Dechiffrierung des sprachlichen Verhaltens der tolosanischen Oberschicht, wozu J. Rüdiger vor allem die "Reden" der Trobadors analysiert und kontextualisiert. Neben der okzitanischen und mediterranen Überlieferung zieht er auch die nordische Skaldendichtung vergleichend heran. Das hier entwickelte Konzept der "Grammatik der Mentalität" eröffnet eine neue Sicht auf den nordwestlichen Mittelmeerraum und ermöglicht ein besseres Verständnis der Ereignisse des Albigenserkrieges (1209-1229). Das Werk stellt eines der bislang ganz wenigen geglückten deutschen Zeugnisse einer "histoire totale" im Sinne der Annales-Schule dar: die Rekonstruktion einer räumlich begrenzten Kultur von europäischem Rang.
  • Publication
    Die griechisch-römische Ökumene und die drei Kulturen des Mittelalters
    Pitz, Ernst; Borgolte, Michael
    Das halbe Jahrtausend, dessen Geschichte in diesem Buch geschrieben wird, sah nicht nur bedeutende Verschiebungen der geographischen Grenzen des Welttheaters. Noch stärker tritt hervor, daß sich eine Weltordnung, in der Orient und Okzident in Gestalt des persischen und des römischen Großreiches einander gegenüberstanden, zur Dreiheit der byzantinischen, der muslimischen und der abendländischen Kultur formte. Am Ende dieses Zeitalters, zu Beginn des 9. Jahrhunderts, war die bis heute gültige Gliederung unseres Weltteils in westeuropäisches Abendland, griechisch-osteuropäische Mitte und zum Orient überleitende muslimische Welt vorgezeichnet.
  • Publication
    Universitätsstift und Kollegium in Prag, Wien und Heidelberg.
    Wagner, Wolfgang Eric; Borgolte, Michael
    Band 2 der Reihe "Europa im Mittelalter" - die Untersuchung von Wolfgang E. Wagner - behandelt den menschlichen Versuch, über den Tod hinaus in Erinnerung zu bleiben. Zu diesem Zweck wurden Klöster, Spitäler, Dom- und Kollegiatkirchen gestiftet. Aber auch Universitäten wurden in frommer Absicht gegründet. Zumindest die Universitätsstiftungen im Alten Reich, in Prag, Wien, Heidelberg, Köln, Freiburg und Basel, gehen nicht zuletzt auch auf religiöse Motive ihrer Stifter zurück und stellen somit fromme Werke bzw. Seelenheilstiftungen dar. In dieser Studie geht es nicht allein darum, die in der Universitätsgeschichtsforschung bisher weitgehend unterbelichtete Stiftermemoria der Hohen Schulen zu beschreiben. Vielmehr werden vergleichend die strukturellen Auswirkungen der durch Stiftung begründeten wechselseitigen sozialen Beziehungen zwischen dem Stifter und seiner Gründung untersucht.
  • Publication
    Das europäische Mittelalter im Spannungsbogen des Vergleichs
    Borgolte, Michael; Geary, Patrick J.; Oexle, Otto Gerhard; Bak, Janos M.; Goetz, Hans-Werner; Menant, Francois; Gawlas, Slawomir; Piskorski, Jan M.; Helmrath, Johannes; Rando, Daniela; Algazi, Gadi; Nyberg, Tore; d'Avray, David L.; Bagge, Sverre; Paramonova, Marina; Luchitskaja, Svetlana; Barrow, Geoffrey W. S.; Schneidmüller, Bernd; Spieß, Karl-Heinz; Strzelczyk, Jerzy; Rexroth, Frank; Lusiardi, Ralf; Borgolte, Michael
    Marc Blochs Plädoyer von 1927 für eine vergleichende Geschichte des europäischen Mittelalters war zwar unter seinen Schülern und Enkelschülern nie ganz in Vergessenheit geraten. Doch offenkundig mußte erst die westöstliche Spaltung des Kontinents im Kalten Krieg überwunden werden, damit neue, konzentrierte Anläufe zur Realisierung des umstürzenden Geschichtskonzepts möglich wurden. Der Aufgabe, die interdisziplinäre, transkulturelle und internationale Erforschung der mittelalterlichen Geschichte voranzutreiben, hat sich das "Institut für vergleichende Geschichte Europas im Mittelalter" (IVGEM) an der Humboldt-Universität zu Berlin verschrieben. Zum Einstieg in seine langfristig angelegte Arbeit diente eine Tagung in Berlin im September 1999, auf der Mediävistinnen und Mediävisten aus allen Teilen Europas, aber auch aus Israel und den USA, über Theorie, Methoden und Praxis des Vergleichs Erfahrungen, Erkenntnisse und Perspektiven austauschten. Der Sammelband bietet die Vorträge sowie ergänzende Beiträge russischer und polnischer Autorinnen und Autoren.