Ausgabe 1.2002 / Denkmalpflege

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Ausgabedatum: 25.03.2002

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Recent Submissions

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  • Publication
    "Nachdenken über Denkmalpflege", Symposium im Haus Stichweh, Hannover am 3. November 2001
    Brandt, Sigrid
    "Nachdenken über Denkmalpflege", Symposium der Projektgruppe "Nachdenken über Denkmalpflege" im Haus Stichweh, Hannover am 3. November 2001 Rezensentin: Sigrid Brandt
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    Die Herrenhäuser des Havellandes, hg. v. A. Andrae und U. Geiseler, Berlin 2001
    Schuhmann, Dirk
    Rezensent: Dirk Schumann
  • Publication
    "Nachdenken über Denkmalpflege" - Ankündigung, Programm, TeilnehmerInnen
    Rüsch, Eckart
    Auszug aus der Symposiumsankündigung vom Juni 2001, Programm, Liste der TeilnehmerInnen.
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    Denkmalgerechte Ersatzmaterialien?
    Lippe, Hanna von der
    Das Beispiel der Häusergruppe an der Podbielskistraße in Hannover reißt an, was wir für dringend geboten, wenn nicht für unverzichtbar halten: die Differenzierung der Denkmäler innerhalb der Inventarisation und deren präzisierte Beschreibung und Begründung. Insbesondere sollte meines Erachtens genau beschrieben werden, was eine Gruppe baulicher Anlagen (in anderen Bundesländern als Ensemble oder Gesamtanlagen benannt) rechtlich von Einzeldenkmalen unterscheidet und welche Eigenschaften jeweils ihren Schutz begründen. Wenn ein voller Substanzschutz auch für Gesamtanlagen gelten sollte, wozu die Unterscheidung im Gesetz? Dies fragte zu Recht bereits 1993 Jan Nikolaus Viebrock vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Das aber ist genug Stoff für einen anderen Vortrag oder eine Reformdiskussion.
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    Nachdenken über Denkmalpflege. Begrüßung zum Symposium
    Rüsch, Eckart
    Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, es gibt natürlich einen Auslöser für unser "Nachdenken über Denkmalpflege", und das ist ein Unbehagen. Unbehagen entsteht immer dann, wenn Anerkennung schwindet und Widerstände zunehmen, also wenn Ansprüche und Realitäten auseinander klaffen. Eione solche Lage ist im privaten Leben genauso beklemmend wie im beruflichen Umfeld. Der Weg zur Besserung beginnt in jedem Fall mit einer Analyse möglicher Ursachen, um dann bestenfalls in Besinnung und Neuorientierung zu münden.
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    Denkmal-Erkenntnis und Denkmal-Funktion
    Rüsch, Eckart
    Im Mittelpunkt des Beitrags steht ein erkenntnistheoretischer Ansatz zur Klärung der bisher selten angetasteten Grundsatzfrage, wie ein Denkmal entsteht und ihm dabei ein Sinn zukommt. Die These ist, dass der Mechanismus der Denkmal-Erkenntnis in einem geistigen Dreischritt verläuft: Erstens ist zunächst Aufmerksamkeit erforderlich, während der ein Gegenstand wahrgenommen und betrachtet wird oder auch sein (z. B. historischer) Kontext untersucht wird. Darauf folgt zweitens die Zuordnung einer Bedeutung (z. B. Erinnerung, Botschaft). Genauer gesagt ist Bedeutung eine an vor-geprägte Vorstellungen geknüpfte, bestimmte Gefühls-Struktur, die der Betrachter in sich aufruft und durchlebt. Schließlich muss drittens die Denkmal-Aneignung eintreten. Sie ist die Bereitschaft, eine wiederholte Vergegenwärtigung der Bedeutung zuzulassen, die damit eine persönliche Denkmal-Setzung auslöst. Entfällt nur einer der drei Schritte Wahrnehmung , Bedeutungs-Zuordnung oder Aneignung , bleibt der Gegenstand bedeutungslos und wird - in kognitiver Hinsicht - nicht zum Denkmal. Von den drei genannten Schritten am interessantesten ist der Kern der Denkmal-Erkenntnis, die Schnittstelle der Bedeutungs-Zuordnung. In ihr wird ein bisher bloßer Gegenstand zum bedeutenden Denkmal, was nichts weniger ist als der Schöpfungsakt einer neuen geistigen Realität. Die subjektiv gesetzte Bedeutung macht, dass der Gegenstand nun symbolisch und gleichnishaft für etwas anderes, nämlich den Wert selbst einzustehen scheint: Der Mensch beseelt die Gegenstände mit Bedeutungen, und umgekehrt vergegenständlicht er bedeutende Werte. Es folgt daraus: Kein Gegenstand ist allein für sich und aus sich heraus bedeutend. Es gibt keine ungewollten Denkmale . Alle Denkmale entstehen durch menschliche Bewertung, sind demnach gewollt .
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    Lebendige und tote Denkmale. Vom Recht der Denkmale auf Veränderung
    Rossmann, Rainer
    Ausgehend von den Fragen, was ist ein lebendiges Denkmal in bezug auf seinen toten Bruder, welche gesellschaftlichen Bedürfnisse befriedigen lebendige gegenüber toten Denkmalen, warum ist der Schutz von Denkmalen ein bürgerliches Phänomen, verlieren Denkmale ihren historischen Quellenwert durch Veränderung, ist die Befragung des Denkmals in bezug auf seinen historischen Aussagewert ausschließlich an die Originalsubstanz gebunden, werden in dem Aufsatz die folgenden Thesen vertreten: Das 20. Jahrhundert war das der Technik. Dem akzelerierenden Veränderungsprozess und dem anything goes hat die Denkmalpflege tote Denkmale quasi als Schranke und Bremse entgegengestellt. Das 21. Jahrhundert wird das Jahrhundert der Ökologie werden oder es wird nicht sein. Denkmalpflege wird sich dem übergeordneten anthropologischen Interesse unterordnen müssen. Dies wird nicht ohne Beseitigung von gebauter Geschichte gehen. Die Veränderbarkeit der Denkmäler könnte deren konstruktiver Beitrag zur ökologischen Herausforderung sein. Die Veränderbarkeit der Denkmäler und mit diesem ihr (partieller) Substanzverlust findet seine (Über-)Kompensation durch Neusetzung von Wert. Das Denkmal wird einem Wertsetzungsprozess überantwortet, dessen Kehrseite notwendig ein kontinuierlicher Substanzverlust ist. So gesehen wäre Denkmalpflege im 21. Jahrhundert die Ermöglichung und Dokumentation eines kontinuierlichen Veränderungsprozesses. Das Denkmal, das historische Zeugnis ist der Veränderungsprozess selbst. Die von der Öffentlichkeit den Denkmalpflegern und Denkmalpflegerinnen übertragene Aufgabe besteht unter diesen Prämissen darin, den Prozess der Veränderung offen anzuerkennen und so zu begleiten, dass hiermit ein geänderter Denkmalwert konstituiert wird.
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    Emotionalität und Denkmalverständnis
    Nitzsche, Mathis
    Die Frage nach einem Denkmalgefühl wurde in denkmalpflegerischen Diskussionen zwar schon öfter aufgeworfen, jedoch konnte sich bisher niemand durchringen, eine systematische Verbindung zwischen Denkmaltheorien und Emotionstheorien herzustellen. Dieser Beitrag will das Verhältnis von Emotionalität und Denkmalverständnis beispielhaft am Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig erläutern. Ausgangspunkt der Überlegungen war die Rieglsche Theorie über den modernen Denkmalkultus, die ins Verhältnis gesetzt wurde zu einer ganz allgemein verstandenen Emotionalität ( Lebensgefühl ), die sich in Bewertungsprozessen zu einem bestimmten Empfinden gegenüber dem Denkmal ausbilden kann. Dabei wurde nach Riegl zwischen Vergangenheitswerten als den wesentlichsten Denkmalwerten und Gegenwartswerten, die an einem zum Denkmal erklärten Alten wirken, unterschieden. Der von Riegl charakterisierte Gebrauchswert konnte zusätzlich um einige, heute weit verbreitete Bedeutungsebenen des Denkmals (Finanzwert, Imagewert) erweitert werden. Die Grundthese des Vortrages ist, dass erst mit der Ausbildung von bestimmten höheren Gefühlen (Haltungen, Einstellungen, Identifizierungen) bei einer breiten Mehrheit und beim Denkmaleigentümer die Zeugnisse der Vergangenheit einem sicheren Substanzschutz unterliegen. Diese Behauptung erfolgt mit dem Wissen, dass Denkmale bei Vielen keine oder nur geringe emotionale Reaktionen hervorrufen.
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    Denkmalschutz jenseits hoheitlichen Verwaltungshandelns
    Maaß, Jörg
    Als Dieter Hoffmann-Axthelm jüngst in seinem provokanten Gutachten zur Denkmalpflege deren Entstaatlichung forderte, gab es aus dem Lager der Denkmalpflege und ihrer engsten Verbündeten einen entrüsteten Aufschrei gerade als ob allein staatliches Handeln der Garant für den Erhalt der Denkmallandschaft sei. Sicherlich ist staatliche Verantwortung für das kulturelle Erbe in einem Kulturstaat unverzichtbar aber kann und muss der Staat deshalb alles selbst in die Hand nehmen? Ist die ausschließlich staatlich-hoheitliche Verfasstheit dieses wichtigen kulturpolitischen Bereichs tatsächlich die ultima ratio? Der allgemeine Aufschrei verdeckte doch viel mehr, dass der Staat längst selbst durch Personal- und Mittelkürzung, Gesetzesnovellierung, Deregulierung, Verkauf eigener Denkmalbestände etc. seinen Rückzug auf diesem Gebiet organisiert. Die hoheitliche Denkmalverwaltung ist auf dem absterbenden Ast und muss sich nach neuen Partnern und Mitteln umschauen, die die Erhaltung der Denkmallandschaft jenseits bzw. zusätzlich zur klassischen Hoheitsverwaltung gewährleisten können. Wenn es nicht gelingt, die Verantwortung für die Denkmalerhaltung neu und auf mehr Schultern zu verteilen als bisher, dann wird sich das, was Hoffmann-Axthelm als Verelendungsstrategie des staatlichen Rückzugs formuliert, unter der Hand quasi naturwüchsig durchsetzen.
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    Rekonstruktion als Methode der Denkmalpflege
    Hertzig, Stefan
    Eine Denkmalpflege, die den Monumenten wirklich gerecht werden will, muss diese sowohl als Geschichts- als auch als Kunstdenkmale betrachten. In diesem Sinne ist vor jedem Eingriff eine (Aus-)Wertung der Denkmalqualitäten nötig. In der denkmalpflegerischen Praxis kommt man dadurch niemals ohne Rekonstruktionen aus. Wichtig erscheint die Verankerung der Denkmalpflege in der Öffentlichkeit. An berühmten Dresdner Beispielen sollen die Thesen verdeutlicht werden: Die permanente Wiederherstellung und Vervollständigung des Zwingers während mehr als 200 Jahren. Der rekonstruktive Wiederaufbau der Semperoper im Sinne einer �größeren Retusche�. Der Wiederaufbau �eines� Dresdner Residenzschlosses als bewusste Schaffung eines �mixtum compositum� verschiedener Bauetappen. Die aus den Beispielen resultierenden Erkenntnisse lassen sich auf das Dresdner Neumarktgebiet als eines Falles für eine � z. Z. von der Öffentlichkeit geforderte � �Komplettrekonstruktion� übertragen: Den zerstörten Denkmalen kam im einzelnen wie auch als Ensemble (harmonische Einheit!) großer kunsthistorischer Wert zu bzw. sie waren von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Identität der Stadt. Das Gebiet kann städtebaulich-räumlich klar eingegrenzt werden. Es besteht durch die Rekonstruktionen die Möglichkeit, die hier noch erhaltenen oder wiederhergestellten �Originale� (Johanneum, Landhaus, Kurländer Palais, Frauenkirche) in ihrer geschichtlichen wie auch in ihrer künstlerischen Dimension wieder verständlich zu machen. Noch vorhandene Originalsubstanz der Bauten (Keller, Fassadenfragmente) können eingefügt werden. Die Rekonstruktion kann auf der Grundlage einer sehr guten fotografischen und planmäßigen Dokumentation auf wissenschaftliche Weise durchgeführt werden. Zum Schluss bleibt die Erkenntnis, dass das vordringliche Beschäftigungsobjekt der Denkmalpflege natürlich die noch erhaltenen Originale sein müssen. Komplettrekonstruktionen sollten deshalb nicht das Anliegen der Denkmalpflege, sondern einer engagierten Öffentlichkeit (Bürgerinitiativen!) sein. Die Denkmalpflege sollte aber auf keinen Fall zum Verhinderer von Rekonstruktionen werden, sondern diese wissenschaftlich begleiten (Bereitstellung von Dokumentationsmaterial, fachmännische Betreuung der Durchführung) und sachlich über Chancen aber auch Grenzen von Rekonstruktionen informieren.
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    "Konservieren, nicht Restaurieren" - ein Mythos der Denkmalpflege?
    Hellbruegge, Christoph Friedrich
    Die Denkmalpflege sei Hüterin der historischen Substanz, so lautet die oft geäußerte Vorstellung vom Selbstverständnis des Faches. Gleichzeitig wird dabei auf eine Tradition seit der Wende von 19. zum 20. Jahrhundert verwiesen, insbesondere auf den Grundsatz Georg Dehios: Konservieren, nicht restaurieren . Der Vortrag versucht, den Mythos dieser konservierenden Denkmalpflege zu entzaubern. Er tut dies vor allem anhand der Vorgeschichte der sogenannten Grundsatzdebatte um 1900, ihrem Entwicklungsprozess und ihrer Genesis. Der geschichtliche Überblick, der Fragen der nationalen Identität der Deutschen, Probleme der Baukultur in ihrem Verhältnis zu denkmalpflegerischen Standpunkten und Verhaltensweisen diskutiert, zeigt eindringlich: Die Methoden der Denkmalpflege sind nicht einem Grundsatz unterworfen, sondern der jeweils zugewiesenen Bedeutung und Sinnfunktion nachgeordnet. Konservieren, nicht restaurieren war ein Grundsatz für eine bestimmte Zeit und einen eingeschränkten Denkmalbereich.
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    Denkmalpflege heißt Geschichte erlebbar machen
    Donath, Matthias
    Die staatliche Denkmalpflege ist in eine Krise geraten. Eine wesentliche Ursache liegt in der zunehmenden Entfremdung zwischen der scheinbar wissenschaftlichen Denkmaltheorie und den Anforderungen der Öffentlichkeit. Aus den Schriften von Georg Dehio, Alois Riegl und Max Dvorak wurde ein immer dichter werdendes Regelwerk gebastelt, das vor allem aus Ver- und Geboten besteht und den Begriff der Substanz zum alleinigen Maßstab erhebt. Diese einengenden Gebote negieren jedoch einen zentralen Aspekt, den emotionalen Denkmalwert. Von historischen Bauwerken gehen Anregungen und Gefühlswerte aus, die sich nicht allein wissenschaftlich erfassen lassen. Das Kulturbewusstsein einer breiten Öffentlichkeit basiert auf den emotionalen Wirkungen der Denkmale. Die Denkmalpflege muss diese Anforderungen und Bedürfnisse der Öffentlichkeit ernst nehmen und die bisherigen Methoden überdenken. Aus meiner Sicht besteht die Aufgabe der Denkmalpflege darin, die geschichtlichen Aussagen von Bauwerken, Gärten, Stadt- und Dorfanlagen für eine breite Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Geschichte lässt sich vor allem durch eine ganzheitliche, ästhetisch wirksame Präsentation der Monumente vermitteln. Der alleinige Rückgriff auf die Substanz ist ein Irrweg, der immer mehr auf Unverständnis stößt. Die Aktivierung von Geschichte schließt auch den Wiederaufbau von zerstörten Bauten und Stadtanlagen mit ein. Bei Umbauten oder Erweiterungen von Denkmalen, bedingt durch neue Nutzungen, ist ein Weiterbau in Respekt vor dem alten Bauwerk anzustreben, ohne eine konfrontative moderne Architektur, die die Aura des Gebäudes stört oder gar aufbricht. Ein historisch angemessener Weiterbau kann sich auch historischer oder retrospektiver Architekturformen bedienen.
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    Lebendige Substanz - Bild und Original in der Gartendenkmalpflege
    Bratner, Wenzel
    Ein Garten ist keine bloße Ansammlung von Pflanzen. Vielmehr bildet seine gesamte Substanz ein funktionales und räumliches Gefüge. Die künstlerische Verbindung unterschiedlicher Vegetationsschichten, Wege, Wasseranlagen, baulicher Anlagen, Blickbeziehungen, Bodenmodellierungen und so fort, die Substanz eines Gartens, setzt sich aus diesen verwendeten lebendigen und toten Materialien sowie dem daraus geschaffenen Erscheinungsbild zusammen. Dieses funktionale und räumliche Gefüge gilt es zu bewahren, wenn man die Aussage bzw. das Konzept eines Gartens für die Nachwelt tradieren möchte. Dazu sind die Definition des Denkmalwertes und das Vorhandensein von Substanz bei Gartenanlagen unerlässlich, bevor das Objekt überhaupt als relevant für eine denkmalpflegerische Behandlung gelten kann. Eine Binsenweisheit bei Gärten und Parkanlagen ist die Tatsache, dass sie aufgrund des hohen Anteils an lebendigem Material keine Chance haben, sich in einem statischen Zustand, in einem immer gleichen Bild zu präsentieren. Vielmehr ist eine erhaltende Pflege der Gärten unerlässlich, möchte man das der Anlage zugrundeliegende Konzept in dreidimensionaler lebendiger Form erhalten. Überlässt man einen Garten sich selbst, so wird er mit der Zeit in Schönheit sterben und verschwinden. Um einen historischen Garten zu erhalten, ist demnach immer wieder seine Regeneration notwendig. Für den Umgang mit der Substanz stellt sich die Schlüsselfrage: Wie weit lässt man den Verfallsprozess des Materials gehen, bis Ersatzpflanzungen unausweichlich werden? Dies bedarf eines Abwägungsvorgangs zwischen dem Quellenwert und dem Gestaltwert des Materials und der Substanz. Dabei ist zu bedenken, dass auch eine originalgetreue Ersatzpflanzung nicht dasselbe ist wie der authentische Baumbestand. Denn nur dieser originale Bestand hält die Verbindung in die Vergangenheit aufrecht, indem er Spuren der Geschichte, wie z.B. Spuren ehemaliger Schnittweisen an Gehölzen aufzeigt. Fertig im Sinne eines statischen Zustands wird ein Garten eigentlich nie, er befindet sich stets in einem dynamischen Prozess. Diesen Prozess kontinuierlich zu begleiten, ist die einzige Möglichkeit, historische Garten- und Parkanlagen für eine möglichst lange Zeit zu erhalten.
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    Von der französischen Denkmalpflege lernen?
    Bongiorno, Biagia
    Bereits Paul Clemen, einer der Gründerväter der deutschen Denkmalpflege, blickte Ende des 19. Jahrhunderts nach Frankreich und bestätigte dem Nachbarn einen vorbildlichen Umgang mit dem kulturellen Erbe. Die Frage, ob dies auch ein Jahrhundert später gilt, ist einer der Ausgangspunkte des Beitrags, der zunächst das französische System vorstellt und dann Vorschläge zur Übernahme mancher nachbarlicher Errungenschaft macht. Es werden aber auch deutsche Verfahrensweisen aufgezeigt, von denen die französische Denkmalpflege profitieren könnte. Schon aus den unterschiedlichen Staatssystemen resultieren verschiedene Denkmalschutzgesetze und -behörden. Während in ganz Frankreich ein bereits 1913 erlassenes Denkmalschutzgesetz gilt, variieren die deutschen Gesetze von Bundesland zu Bundesland, was einen Vergleich erschwert. Trotzdem lohnt es sich, über den deutschen Tellerrand zu blicken und das vorbildliche aber auch aufwendige Unterschutzstellungsverfahren der französischen Denkmalpfleger kennen zu lernen bzw. ihre Zweiklassengesellschaft der Denkmale der deutschen gleichberechtigten Behandlung gegenüberzustellen. Ob eine solche Klassifizierung Sinn macht und welche Folgen sie für die Denkmale nationaler Bedeutung (objets classés monument historique) bzw. die Denkmale regionaler Bedeutung (objets inscrits a l inventaire supplementaire des monuments historiques) hat, wird ebenso angesprochen wie Sinn und Zweck von zertifizierten Architekten oder einer nationalen Denkmalinstitution. Letztendlich ist der deutsch-französische Vergleich als Versuch zu verstehen, durch die Auseinandersetzung mit einer anderen Denkmal-Nation das eigene System, die eigenen Vorgehensweisen unter einem anderen Blickwinkel zu bewerten.
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    Denkmal oder Altlast? Eine Kraftwerksruine in Eisenhüttenstadt erzählt von Rüstungswirtschaft, Zwangsarbeit und Krieg
    Drieschner, Axel; Schulz, Barbara
    An der Nordgrenze Eisenhüttenstadts, dicht am Ufer der vorbeifließenden Oder, erhebt sich die Ruine des in den letzten beiden Jahren des Zweiten Weltkriegs errichteten Kraftwerks Vogelsang . Das Bauprojekt wurde unter Einsatz von Kriegsgefangenen, jüdischen KZ-Häftlingen und zivilen Zwangsarbeitern eilig vorangetrieben. Es war Bestandteil eines 1942 aufgelegten Programms zum Bau von Typenkraftwerken und entstand im Zusammenhang mit dem forcierten Ausbau der Kriegswirtschaft in der Region. Bei Kriegsende wurde das Kraftwerk zum Schauplatz intensiver Kampfhandlungen. Anfang Februar 1945 bildete die Rote Armee hier einen Brückenkopf. Von der Erstürmung des Kraftwerkskomplexes zeugen heute die zahlreichen Granatdurchschläge an seiner Ostflanke. Das Kraftwerk ging nie ans Netz. Durch die sowjetische Besatzungsmacht demontiert, diente seine Ruine in der DDR nur noch als Kulisse für paramilitärische Übungen. Der im Jahre 1998 begonnene Abbruch wurde aus ökologischen Gründen (Lebensraum für Fledermäuse und seltene Vogelarten) vorübergehend gestoppt.
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    Ein Lob für die Denkmalpflege. Vom Alltag (zu) einer Vision. Vortrag zur Jahrestagung der Landesdenkmalpfleger Juni 2000
    Kerkhoff, Ulrich
    Der Vortrag führt die Diskussion fort, die unter vielen Kollegen im Gang ist, will sie auch öffentlicher machen. Dies geschieht zunächst mehr in Sorge um die Gesellschaft, ihr Erbe und ihre Zukunft als in Sorge um den Fortbestand der Institution Denkmalpflege. Kursorisch wird aus Alltagsbeobachtungen die Bedeutung des Wortes "Lob" für die Denkmalpflege untersucht, um daraus einige Hoffnungen zu entwickeln, wie Denkmalpflege in Zukunft aussehen könnte. Die Alltagsarbeit wird ebenso beschrieben wie die sich darin formende Persönlichkeit des Denkmalpflegers wie auch der sich darin formende Ruf der Denkmalpflege. Erkenntnisse aus problematischen Einzelfällen verdichten sich nach Auffassung des Autors zu strukturellen Problemen der Denkmalpflege, die als Institution ein Ideal zu verwirklichen hat, dabei aber mit dem Gesetzesvollzug auf ein untaugliches Instrument angewiesen ist. Diese strukturelle Verstrickung wird noch überlagert durch die Selbstüberforderung des Faches. Darüber hinaus verfügt die Denkmalpflege aus der Alltagsarbeit heraus über eine dicke Haut. Die reflexhafte Ablehnung des Neuen und jeder Kritik, auch die misstrauische Grundhaltung in diesem Fach darf eine offene Diskussion nicht verhindern. Die folgenden Thesen sollen zur Diskussion gestellt werden. Weder Ironie noch Utopie oder gar Nestbeschmutzung: Denkmalpflege arbeitet am besten, wenn sie eines Tages überflüssig ist. Da solche Aufgaben nur in planerischer, d. h. positiver Grundstimmung zu lösen sind, sind im Fach Voraussetzungen zu schaffen: Die Denkmalpflege sollte geduldig und aufmerksam Prägungen und Erwartungen der Umwelt wie die des eigenen Faches erfassen und wägen, um ertragreichere Arbeitsfelder zu definieren. Ein Positionswechsel ist nötig: Bereitschaft zum Abschied von der Generalzuständigkeit für das Alte. Die Denkmalpflege kann helfen, damit umzugehen. Der Denkmalpfleger benötigt endlich ein gewisses Maß an Zutrauen in die Gesellschaft und die Zukunft. Er/sie müsste das gewachsene reflexartige Misstrauen der Gegenwart gegenüber in ein fast unbegründbares, ein kreatives Zutrauen der Zukunft gegenüber wandeln. Die Denkmalpflege braucht eine angstfreie interne Diskussion über die Zukunft des Faches auch und gerade unter Einbeziehung kritischster Stimmen.
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    Forst - ein "deutsches Manchester" in der Lausitz
    Voss, K.; Nareike, I.; Kaiser, A.; Ploschenz, P.
    Die Stadt Forst in der Lausitz war im vorigen Jahrhundert einer der bedeutendsten Standort der Tuchfabrikation in Deutschland. Die bauliche Entwicklung der Stadt, Infrastruktur und Sozialstruktur sind von diesem Industriezweig sehr stark geprägt worden. Der im 19. Jahrhundert begonnene Aufschwung führte dazu, dass Forst bereits um 1913 den deutschen Textilmarkt beherrschte. Das erforderte und ermöglichte die Planung und Durchführung beachtlicher Bauvorhaben. Neben Produktionsgebäuden entstanden Villen sowie einige wenige Siedlungsbauten, es erfolgte ein Ausbau der Infrastruktur. Mit einer Produktion von 18 bis 20 Millionen Metern Tuch und einer Einwohnerzahl von 44 000 Menschen in den Jahren 1938/39 erreichte die Entwicklung ihren Höhepunkt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition der Textilproduktion in der DDR fortgeführt, Forst wurde zu einem der wichtigsten Standorte. Schlagartig brach die Produktion mit der politischen Wende 1990 zusammen. Die Produktionsbauten blieben stehen, wurden zu einem geringen Teil umgenutzt, zum großen Teil stehen sie leer und sind zunehmend dem Verfall preisgegeben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt zeigen wesentliche Bereiche der Stadt eines der letzten überkommenen Beispiele einer brandenburgischen Industriestadt der Tuchfabrikation des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Der für Forst typische Industriebau, der das Stadtbild heute noch prägt, hat seinen Ursprung in England. Näher untersucht und teilweise dokumentiert wurden zwei Fabriken, die Tuchfabrik Friedrich Schmidt in der Parkstraße 14 und die Tuchfabrik Emil Cattien in der Jänickestraße 34, die exemplarisch für eine große Anzahl weiterer Firmen und ihrer Bauten stehen, deren Dokumentation und Erforschung nachdrücklich zu fordern ist. Die wirtschaftliche Situation von Stadt und Kreis Forst ist momentan kritisch. Sie ist gekennzeichnet durch eine hohe Arbeitslosigkeit, deren Überwindung durch die Randlage innerhalb Deutschlands und die Grenzlage zu Polen nicht befördert wird. Ungeklärte Eigentumsverhältnisse und unterschiedliche Interessenslagen sind im Zusammenhang mit den Bauten der Textilindustrie ein Hindernis für Investitionen jeglicher Art. Die historische Bausubstanz ist in hohem Maße gefährdet. Aufgezeigt werden allgemeine Grundsätze zum Umgang mit Denkmalen der Industrialisierung, die teilweise in Forst Anwendung finden könnten. Synopsis: Forst a German Manchester in the Lausitz region. During the last century, the town of Forst (Lausitz) was one of the most important sites of cloth production in Germany. The structural and architectural development of Forst, its infrastructure and social makeup have been strongly influenced by the cloth industry. By 1913, Forst had emerged as the principal centre of Germany s textile industry, owing largely to the economic upturn of the 19th century. Extensive building projects were planned and partly executed, both because the town s growth necessitated the creation of more production space and because it was now able to afford some prestige buildings. These projects included mainly factory buildings, but also owners mansions and some residential developments, as well as the extension of infrastructure. In 1938/39 Forst had reached the pinnacle of its development. Its population numbered 44.000, and the town produced 18-20 million meters of cloth each year. After World War II, the production of textiles continued, and Forst became one of the most important sites of cloth manufacture in the former GDR. Textile production collapsed abruptly with the political Change in 1990. Some of the production facilities were converted and put to new uses, but most were abandoned and left to decay. Very few have been conversed. Today, Forst represents one of the last exemplary industrial towns of the late 19th and early 20th century in Brandenburg. The typical Forst factory building, still a common sight in town, has its origins in England. Two factory buildings are further examined and partially documented: the cloth factories Friedrich Schmidt at Parkstraße 14 and Emil Cattien at Jänickestraße 34. Both serve as examples for a large number of other factories and buildings, research and documentation of which is to be urgently demanded. At the moment, the economical situation in Forst and the surrounding district is problematic. It is marked by high unemployment, which is aggravated by the town s proximity to the Polish border. Undetermined property ownership conditions of buildings and real estate, as well as disparate ideas about the future of the industrial facilities present considerable obstacles to any kind of investment in Forst. The historical material of the buildings is in grave jeopardy. This paper discusses general principles for the handling of industrial monuments, some of which apply to Forst.
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    Bahnkraftwerk Muldenstein
    Höhmann, Rolf
    Neben den bekannteren Kraftwerken in Zschornewitz und Vockerode existiert in Sachsen-Anhalt noch ein weiteres bedeutendes Braunkohle-Kraftwerk, das besonders für die Entwicklung der Eisenbahn-Elektrifizierung wichtig war. Nach den Teilabbrüchen und der vor kurzem erfolgten Sprengung der Vockeroder Schornsteine bietet Muldenstein nun die letzte Chance, ein noch weitgehend vollständiges Kraftwerk zu erhalten. Der nachfolgende Text ist Teil eines im Dezember 2000 erstellten denkmalpflegerischen Gutachtens, das insbesondere die Zusammenhänge der Entstehung und die interessante Geschichte dieses Kraftwerkes bewertet. Das Kraftwerk wird so in einen Zusammenhang gestellt, der vor allem seine Bedeutung als Zeugnis einer beginnenden wirtschaftlichen und politischen Machtkonzentration vorgestellt, welche bis heute den großen Energiekonzernen eigen ist. Nachgezeichnet wird die den bestehenden Gebäuden eingeschriebene Geschichte des Muldensteiner Bahnkraftwerks vom innovativen Anfang über die sinnlose Teildekonstruktion nach 1945 bis hin zum vorschreitenden Verfall in den letzten Jahren der DDR.
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    Der Industriearchitekt Egon Mahnkopf
    Hartung, Ulrich
    In kurzem Überblick werden die Arbeiten des Industriearchitekten Egon Mahnkopf vorgestellt, den äußere Beschränkungen und Maßgaben immer wieder in seiner Kreativität herausforderten. Bilden Mahnkopfs Bauten die bekannte Ausnahme von der Regel? Waren sie Oasen in einer baukulturellen Wüste, eingefasst von Plattenbauten, bestenfalls markiert von stalinistischer Machtarchitektur? Mit dem Verweis auf Arbeiten anderer Entwerfer wird zu zeigen versucht, dass dies ein Klischeebild ist. Gewiss zeugen die behandelten Bauten von einer besonderen Gestaltungskraft, und es war auch kein Paradox , sondern ergab sich aus den jeweils verschiedenen Aufgaben von Werksbauten, dass bei der Erstellung von Industriekomplexen weitaus weniger typisiert werden konnte als im Wohnungsbau und hier insofern für Architekten ein größerer Gestaltungsspielraum bestand. Dennoch lässt sich Mahnkopfs Architektur nicht als Einzelerscheinung verstehen die Geschichte ihrer Entstehung wäre als die einer Durchsetzung von individueller Kreativität gegenüber einer Planungsbürokratie von vornherein falsch entworfen. Der Gedanke lebt von der Unterstellung, die Entscheidungsträger hätten normative Angleichung und gestalterische Nivellierung als Selbstzweck betrieben. Wenn Dieter Hoffmann-Axthelm der Ostberliner Bauproduktion vorwirft, sie lasse, wie die DDR-Architektur im Ganzen, jede subjektive Zuspitzung vermissen; es handle sich hier um Apparatearchitektur, wo keine Person Verantwortung übernommen hat , und sie sei von einem hölzernen Objektivismus bestimmt, dann lässt sich schon an der Wortwahl dieser Polemik, mit der immerhin der Stalinismus in der Architektur charakterisiert werden soll, der klassische Fehler einer Definition ex Negativo erkennen. Gerade weil Hoffmann-Axthelm die baulichen Hinterlassenschaften des anderen Deutschlands nach seinen eigenen und ziemlich konventionellen Maßstäben beurteilt und entsprechend verurteilt, demonstriert er nur seine Ignoranz gegenüber sehr persönlichen Architekturen, die vom alten Teil des neuen Berlins aus leicht zugänglich sind. Es hat wohl auch mit einer solchen wegwerfenden Haltung und der entsprechenden Praxis zu tun, dass die Bauten von Egon Mahnkopf heute hochgradig gefährdet sind. Sie und andere zu finden, zu schützen und neu zu nutzen, wird fast ebensoviel Aufmerksamkeit und Einfallsreichtum erfordern, wie ihr Entwerfer ihnen widmete.
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    Die Hutfabrik von Erich Mendelsohn in Luckenwalde
    Drachenberg, Thomas
    Die in der Stadt Luckenwalde errichtete und von Erich Mendelsohn entworfene Hutfabrik gilt als Inkunabel der Architektur der Moderne. Der Beitrag geht auf die Bau- und Nutzungsgeschichte von 1919 bis 2001 ein. Dabei wird der nicht verwirklichte und daher weitgehend unbekannte, aber anhand der Bauakten rekonstruierbare Vorgängerbau in das Oeuvre Mendelsohns eingeordnet. Tatsächlich markieren beide Bauten, der Vorgängerbau und die tatsächlich errichtete Hutfabrik einen Wechsel in der Architekturauffassung Mendelsohns. Der Beitrag soll als Unterstützung für alle diejenigen verstanden werden, die sich seit vielen Jahren bemühen, die derzeit leerstehende Halle zu sichern und einer denkmalgerechten Nutzung zuzuführen, um die noch vorhandene Substanz vor dem endgültigen Verfall retten zu können.