Ausgabe 3.2004 / Kunst MedienOffenes Hefthttp://edoc.hu-berlin.de/18452/5582024-03-28T16:18:52Z2024-03-28T16:18:52ZBacon`s Beasts. Von Nashörnern und Affen und vom Herstellen von BildernWeltzien, Friedrichhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/80692020-03-07T04:11:34Z2004-09-06T00:00:00ZBacon`s Beasts. Von Nashörnern und Affen und vom Herstellen von Bildern
Weltzien, Friedrich
http://dx.doi.org/10.18452/7417
Die animalischen Züge im Triebwesen Mensch hat der Maler Francis Bacon wie wenige andere zum lebenslangen Thema seiner Kunst gewählt. Er malte nicht nur zahlreiche Bilder von Tieren, die wie der Hund an der Leine oder der Stier in der Arena sich oft in einem spezifischen Umgang mit dem Menschen befinden. Er vermischte in zahlreichen Gemälden auch tierische und menschliche Züge miteinander oder kombinierte aus verschiedenen Tierteilen eigenartige Chimären. Neben dieser Darstellung von Tierischem ist aber auch seine Arbeitsweise tiefgehend von einer Vorstellung des Menschen als animal rationale geprägt. Das Ideal des bewusstlosen Arbeitens, das Vertrauen in Trieb und Instinkt, in Traum und Gefühl, als irrtumsfreiem Wegweiser zum Kunstwerk, die Valuation des unwillkürlichen Zeichens und der zufälligen Markierung begreift den Künstler im kreativen Akt als Quasi-Tier. Die Metaphern des Kunstschaffens als Jagd und Fallenstellerei machen aber deutlich: der Künstler muss in Bacons Verständnis immer auf beiden Seiten stehen, Jäger und Gejagter sein, Räuber und Beute in einem.
2004-09-06T00:00:00ZMax Ernst, der "König der Vögel" und die mythischen Tiere des SurrealismusZuch, Rainerhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/80682020-03-07T04:11:34Z2004-05-30T00:00:00ZMax Ernst, der "König der Vögel" und die mythischen Tiere des Surrealismus
Zuch, Rainer
http://dx.doi.org/10.18452/7416
Im Surrealismus treten zahlreiche animalische Figurationen mit mythischen, genderspezifischen, sexuellen und metamorphotischen Bezügen auf, die, wie die Melusine, die Sphinx oder der Minotaurus, vor allem als Mischwesen erscheinen. Max Ernsts anthropomorphe Vogelfigur ?Loplop? stellt das prägnanteste Beispiel einer individualmythologischen Anwendung animalischer Figurationen im Surrealismus dar. Unter der Verwendung tiefenpsychologischer, mythologischer, romantischer und autobiographischer Quellen synthetisiert Ernst in dem Vogelwesen ein theriomorphes ?Alter Ego?, welchem er in autobiographischen Texten und in seinem bildenden Werk verschiedene Rollen zuweist: Stellvertreter des Künstlers im Bild, Personifikation surrealistischen Künstlertums sowie der unterdrückten Triebnatur, autobiographischer ?Seelenvogel? und totemistischer Schutzdämon. Ernst instrumentalisiert das Vogelwesen als Tarnidentität und Maske. Indem er ihn bestimmte Rollen spielen lässt und in ihm bestimmte Facetten seiner Persönlichkeit repräsentiert, setzt er die surrealistische Negierung einer stabilen Persönlichkeit zugunsten metamorphotischer Identitätskonzepte um. Ernsts Umgang mit seinem Vogel zeigt paradigmatisch das surrealistische Spiel des Enthüllens und Maskierens mittels differierender Identitätskonzepte. Dabei bedient er sich nicht nur der Erkenntnisse der psychologischen Theorien Freuds und Jungs, sondern vollzieht wiederum deren Rezeption mythologischer, totemistischer und animistischer Systeme nach, wonach etwa Totemtiere als Figurationen von Trieben oder apotropäischen Bedürfnissen gedeutet werden. Nicht selten inszeniert Ernst seinen Vogel als persönliches Emblem oder Wappentier. Durch Verweise auf privatmythologische Figurationen anderer KünstlerInnen in Gestalt chimärischer Mischwesen (Carrington, Fini, Brauner) wird der Surrealismus als ein der Entwicklung individueller mythologischer Systeme mit den dazugehörigen Figurationen außerordentlich förderliches Umfeld charakterisiert.
2004-05-30T00:00:00ZZur Aktualität von Tier-Physiognomik und Mensch-Tier-Hybriden bei Daniel Lee bei Patricia PiccininiZeising, Andreashttp://edoc.hu-berlin.de/18452/80672020-03-07T04:11:34Z2004-05-30T00:00:00ZZur Aktualität von Tier-Physiognomik und Mensch-Tier-Hybriden bei Daniel Lee bei Patricia Piccinini
Zeising, Andreas
http://dx.doi.org/10.18452/7415
Die Möglichkeiten genetischer und biotechnischer Manipulation erscheinen heute ebenso unbegrenzt wie unkalkulierbar. Zeitgenössische Künstler reagieren auf vielerlei Weise auf diese aktuellen Herausforderungen. Eine Rolle spielen dabei auch Vorstellungen einer Kombinatorik von Mensch und Tier, wie dies exemplarisch Arbeiten von Daniel Lee und Patricia Piccinini zeigt. Ideengeschichtlich verweisen diese indes auch in die Geschichte der physiognomischen Charakterdeutung, wo ? lange vor dem Siegeszug der positivistischen Wissenschaften ? Mensch-Tier-Vergleiche und hybride Mischwesen bildliche Gestalt gewannen.
2004-05-30T00:00:00ZDie gewalttätige Bildwerdung des AnimalischenUllrich, Jessicahttp://edoc.hu-berlin.de/18452/80662020-03-07T04:11:34Z2004-05-30T00:00:00ZDie gewalttätige Bildwerdung des Animalischen
Ullrich, Jessica
http://dx.doi.org/10.18452/7414
Die Verwendung des toten oder lebenden Körpers des Tieres als Bild, als Material oder als Medium in bildender Kunst und visueller Kultur geht von der Vorstellung einer Hierarchie der Lebewesen aus, bei der der übergeordnete Mensch das untergeordnete Tier in jeder Form beherrscht und in Bilder zwingt. Die Vorstellung vom Tier als passivem Objekt und vom Menschen als aktivem Subjekt dominiert die westliche Geistes- und Naturwissenschaft, woraus sich die Behandlung des Tieres als Objekt auch in künstlerischen Repräsentationen ableitet. Während in der Bildhauerei oft der tote und zuweilen auch der lebende Tierleib als künstlerisches Material verwendet wird, nimmt das Tier in eher performativ orientierten Arbeiten die Rolle eines Mediums im Sinne eines Vermittlers ein. Das animalische Gegenüber kann in seiner organischen Materialität zum Vehikel für Bedeutung, zum Versuchsobjekt, zum Kommunikationspartner oder zum Träger physikalischer Vorgänge werden. Es kann in der Kunst ebenso wie in der alltäglichen Lebenswirklichkeit Experimentierfeld sein, Werbeträger, biotechnisch manipulierbare Ware oder Opfer ritueller Handlungen und sexuellen Missbrauchs. In diesem Beitrag soll die strukturelle und körperlich manifeste Gewalt gegen Tiere in der bildenden Kunst seit Mitte des 20. Jahrhunderts in ihren verschiedenen Ausprägungen aufgezeigt werden sowie Möglichkeiten des Ausbruchs daraus. In der Betrachtung der unterschiedlichen künstlerischen Positionen zum tierischen Gegenüber (u. a. von Jonathan Horowitz, Damien Hirst, Christian Lemmerz, Marc Dion, Iris Schieferstein, Eduardo Kac sowie Rosemarie Trockel und Carsten Höller), stellen sich zwei weit reichende (?naturgemäß? anthropozentrisch motivierte) ethische Fragen: Erstens: Was geschieht durch die Bildwerdung mit dem Tier? Und zweitens: Kann Kunst die ethischen und gesellschaftlichen Implikationen des Umgangs mit dem Tier nur aufzeigen und beschreiben, oder kann sie diese aktiv mitgestalten?
2004-05-30T00:00:00ZHuschen, Schwärmen, VerführenReichert, Ramonhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/80652020-03-07T04:11:34Z2004-05-30T00:00:00ZHuschen, Schwärmen, Verführen
Reichert, Ramon
http://dx.doi.org/10.18452/7413
Im Namen des Menschen wird mit der Frage ?Was hat der Mensch, was das Tier nicht hat?? das Tier zum Träger eines essenziellen Mangels. Die grundlegende Beweisführung dieser Ungleichwertigkeit hat die okzidentale Philosophie unternommen. Ihre Metaphysik setzt das humane metá zur Überwindung der tierhaften phy´sis ein. Eine Zwei-Welten-Ontologie, in der Menschlich-Intelligibles und Tierisch-Sinnliches unterschiedlichen Seins-Registern angehören, war die Folge. Kann entgegen dieser Denktradition ontologischer Doppelsphären die Frage nach dem Tier als solchem, die der okzidentale Mensch in seinen selbst ernannten Denksystemen kultiviert und auf raffinierte Art und Weise verfeinert hat, aufgekündigt werden? Wie kann 1. der Autor ?Mensch? des Konzepts ?Tier? und 2. die damit abgeleitete Inanspruchnahme seines von ihm kuratierten Umkehrbildes dezentriert werden? Welches Sprechen bleibt, wenn das Wort ?Tier? nicht länger als Objekt der Beherrschung gedacht wird? Im Text wird versucht, über die Dekonstruktion des Tieres als Medium kultureller Praktiken hinausgehend die Medialität des Tieres, d.i. die Beschreibungs-Perspektive des Humanitären, in Abrede zu stellen und an ihre Stelle ein emphatisches Denken des Huschens, Schwärmens, Verführens in Gang zu setzen.
2004-05-30T00:00:00ZMensch und Tier. Die Frage nach der Grenze und ihrer Überschreitung.Joerges, Jasdanhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/80642020-03-07T04:11:34Z2004-05-30T00:00:00ZMensch und Tier. Die Frage nach der Grenze und ihrer Überschreitung.
Joerges, Jasdan
http://dx.doi.org/10.18452/7412
Lange Zeit war die von Descartes für das moderne, rationale Abendland gezogene Grenze zwischen Mensch und Tier verbindlich. Die Biologie des 19. Jahrhunderts stellte diese von der Religion und Philosophie gezogene Grenze in Frage. Charles Darwins Abstammung des Menschen enthielt die Botschaft: Menschen und andere Tiere sind Teil eines evolutionären Kontinuums. Auch heute relativieren Wissenschaftler die einstige menschliche Sonderstellung fast täglich aufs Neue mit der Entdeckung immer weiterer genetischer Gemeinsamkeiten zwischen Mensch, Schimpanse, Kugelfisch und Fadenwurm. Im Zentrum der Debatte stehen Fragen nach dem Selbstverständnis des Menschen. Sind wir ein Tier unter vielen? Brauchen wir die Grenze zwischen Mensch und Tier? Wird es in Zukunft eine noch weiterreichende ?Vertierung? geben, eingeleitet durch die Verpflanzung von tierischen Organen und Genen in den Menschen (und umgekehrt)? Oder wird gerade der sich abzeichnende, selbstgesteuerte ?Umbau? der menschlichen Spezies dafür sorgen, dass sich der alte Traum von der Krone der Schöpfung doch noch erfüllen wird? Es scheint notwendig, diesen Fragen und den damit verbundenen ethischen Dimensionen der Mensch-Tier Beziehung nachzuspüren im Sinne des Versuchs einer Neubestimmung - einer Neubestimmung der Unterscheidungskriterien zwischen Mensch und Tier, aber auch der Grenzen für das, was wir mit Tieren tun und was wir ihnen anzutun bereit sind. Dieser Beitrag gliedert das überaus vielschichtige Thema in vier Bereiche, die kurz und plakativ so überschrieben werden können: (i) ?Geliebtes Tier?, (ii) ?Produkt Tier?, (iii) ?Abgrenzung? und schließlich (iv) ?Vereinigung?.
2004-05-30T00:00:00Z