Band 29: Genealogie und Migrationsmythen im antiken Mittelmeerraum und auf der Arabischen Halbinselhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/982024-03-19T01:49:46Z2024-03-19T01:49:46ZGenealogie und Migrationsmythen im antiken Mittelmeerraum und auf der Arabischen HalbinselRenger, Almut-BarbaraToral-Niehoff, IsabelHieke, ThomasVieweger, FelixWiedemann, FelixStenger, JanLangner, MartinSchmitzer, UlrichSommer, MichaelBickel, Susannehttp://edoc.hu-berlin.de/18452/185512020-03-07T04:53:07Z2013-12-20T00:00:00ZGenealogie und Migrationsmythen im antiken Mittelmeerraum und auf der Arabischen Halbinsel
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel; Hieke, Thomas; Vieweger, Felix; Wiedemann, Felix; Stenger, Jan; Langner, Martin; Schmitzer, Ulrich; Sommer, Michael; Bickel, Susanne
Exzellenzcluster 264 Topoi
http://dx.doi.org/10.18452/17888
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Ggenealogien sind in Kulturen des antiken Mittelmeerraums
und der Arabischen Halbinsel weit verbreitet.
Sie dienen dazu, durch Bezüge zwischen einzelnen
Menschen und Gruppen sowie zwischen Mensch und
Gottheiten Kontinuität und Dauer herzustellen. Unter
diachron-historisierender Rückbindung in vertikalen
Geschlechterfolgen werden soziale Wirklichkeiten
konstruiert, die Ordnung, Stabilität und Beständigkeit
suggerieren. Brüche und Diskontinui täten werden
harmonisiert, Fortdauer und Verstetigung garantiert
und so religiöse, politische und ethnische Ansprüche
und Vorrechte legitimiert. Viele dieser Funktionen teilen
die Genealogien mit Mythen von der Herkunft und
den Wanderungen einer fi ktiven oder realen Person,
eines Geschlechts oder einer Ethnie. Die interdisziplinäre
Betrachtung von Genealogie und Migrationsmythen
stellt ein Desiderat dar, dem der vorliegende
Band mit Beiträgen aus Religionswissenschaft und
Theologie, Biblischer und Klassischer Archäologie,
Alter Geschichte, Gräzistik und Latinistik, Ägyptologie
und Arabistik anhand exemplarischer Einzelstudien
nachkommt.
Erscheint in der Reihe "Berlin Studies of the Ancient World" herausgegeben von Exzellenzcluster 264 Topoi ;29
2013-12-20T00:00:00ZGötter - Herrscher - AmtsinhaberBickel, SusanneMünch, Hans-Hubertushttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59382020-03-07T04:06:47Z2013-12-20T00:00:00ZGötter - Herrscher - Amtsinhaber
Bickel, Susanne; Münch, Hans-Hubertus
http://dx.doi.org/10.18452/5286
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Im Verlauf der altägyptischen Geschichte war Genealogie ein wichtiges Mittel, um die Vergangenheit zu strukturieren und zu bewerten. Königliche Genealogien dienten als Instrument der Zeitmessung und ermöglichten es, Könige als Nachfahren der Götter darzustellen. Durch ihren selektiven und normativen Charakter waren königliche Genealogien dazu geeignet, die kollektive Erinnerung und das historische Wissen zu konstruieren. Dies fand vor allem im Tempelbereich und bei öffentlichen Feiern der Ramessiden-Zeit statt. Vergleichbare Herrscherfolgen wurden in den privaten Grabbereich übernommen, um das Fortleben des Verstorbenen im Jenseits sicherzustellen. Längere private Genealogien sind allerdings erst seit dem 1. Jahrtausend v. Chr. belegt. Königliche wie private Genealogien dienten dem Zweck der Legitimation.; Throughout the Ancient Egyptian history, genealogy was an important tool for structuring and validating the past. Royal genealogies were established as a means of measuring time and relating kingship to the gods as predecessors. In their selective and normative form, royal genealogies were means of constructing the collective memory and historical knowledge. These constructions were primarily mobilised within temple decoration and public feasts of the Ramesside period. Similar groupings of kings were also taken over and adapted in private tombs as means of sustaining the deceased’s further existence in the afterlife. Longer private genealogies are, however, attested only from the 1st millennium onwards. Both royal and private genealogies served as arguments of legitimation.
2013-12-20T00:00:00ZNebukadnezar, Ma'add und seine VerwandtenToral-Niehoff, Isabelhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59372020-03-07T04:06:47Z2013-12-20T00:00:00ZNebukadnezar, Ma'add und seine Verwandten
Toral-Niehoff, Isabel
http://dx.doi.org/10.18452/5285
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Obwohl der Koran dazu aufruft, das pagane Paradigma der Blutsverwandtschaft abzulösen, sind mittelalterliche arabische Texte weiterhin von einem tribalen Idiom geprägt. Die zentralen Themen dieser genealogischen Erzählungen, die auch öfters verknüpft erscheinen, sind die folgenden: 1. das arabische Stammessystem; 2. dessen Beziehung zu biblischen Genealogien und die Position des Propheten in diesem genealogischen Netz; 3. die sogenannten ‚mekkanischen Legenden‘, die den Aufstieg der Quraysh als hegemoniale Gruppe erzählen; 4. Migrationsmythen. Dieser Artikel untersucht eine aufschlussreiche genealogische Erzählung, in der alle diese Themen verbunden sind, und die ein dichtes Netz von Assoziationen und Beziehungen zwischen Gruppen und Einzelpersonen webt. Ziel des Textes ist es, den Status der arabischen ethnischen Identität und den Propheten Mohammed aufzuwerten und Arabien als einen Raum der göttlichen Wirkens darzustellen. Die genealogische Legende erzählt, wie der babylonische König Nebukadnezar den Ma'add, Eponym der Nordaraber und Ahne des Propheten, vertrieb, und wie dieser schließlich nach Mekka auswanderte.; Although the Koran favors the overcoming of genealogical patterns, medieval Arabic texts continued to be characterized by the language of tribe and kinship. The central themes of these genealogical narratives were topics which often appear entangled, namely 1. the Arabic tribal system; 2. its relation to biblical genealogies, and the position of the prophets within this genealogical net; 3. the so-called ‘Meccan Legends’ telling the rise of the Quraysh as a hegemonic group; 4. migration myths. This article investigates a telling case of genealogical narrative that connected all these themes, weaving a tight network of associations and ties between groups and individuals. The aim was to enhance the status of Arab ethnicity and the prophet Muhammad, and to focus Arabia as a space of divine activity. The genealogical legend tells how the Babylonian king Nebuchadnezzar’s expulsed Ma'add, who was the eponym of the Northern Arabs and ancestor of the prophet, and how Ma,add eventually immigrated to Mecca.
2013-12-20T00:00:00ZEine "religiöse Mutation der Spätantike"Neuwirth, Angelikahttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59362020-03-07T04:06:47Z2013-12-20T00:00:00ZEine "religiöse Mutation der Spätantike"
Neuwirth, Angelika
http://dx.doi.org/10.18452/5284
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Der Artikel verfolgt die ‚Migration‘ der Gemeinde Muhammads aus ihrem tribal orientierten arabischen Milieu in die Textwelt der biblischen Tradition. In Auseinandersetzung mit der paganen Gesellschaftsordnung und ihrem Wertekanon ersetzte die koranische Gemeinde bereits während der mekkanischen Wirkungszeit des Propheten die vorherrschende Stammesloyalität durch ein spirituelles Treueverhältnis mit Gott. Biblische Figuren wurden zu Vorbildern, allen voran Abraham, der sich von seinem – dem Götzendienst anhängenden – Clan distanziert hatte. Nach ihrer Niederlassung in Medina fand sich die Gemeinde mit einem neuen, biblischen Clankonzept konfrontiert: demjenigen der Nachkommen Abrahams, die den Anspruch auf einen privilegierten Status aufgrund der ,Verdienste der Väter‘ erhoben. In einem weiteren Verhandlungsprozess wird daher ein neues Bild von Abraham geprägt, den die Gemeinde als ausschließlich spirituelles Rollenmodell versteht, losgelöst von seinen genealogischen Nachkommen, vielmehr integriert in eine Gemeinschaft der Propheten, die in dieser Phase an die Stelle der physischen Vorfahren der Gemeinde getreten waren und als die wirklichen Ahnen der Gläubigen Anerkennung genossen.; The paper traces the migration of Muhammad’s community out of its tribally oriented milieu into the textual world of the biblical tradition. By negotiating with the pagan social order and value systems, the Qur’anic community had already, during the prophet’s Meccan ministry, succeeded in superseding the prevailing tribal order with a new spiritual loyalty towards God. Biblical figures served as role models, most importantly Abraham, who rejected his pagan clan. After establishing themselves in Medina the members of the community found themselves vis-à-vis a new, Biblical concept of clan: the children of Abraham, who claim the privilege of benefiting from the ‘merits of their fathers’. In a new process of negotiation a new image of Abraham was coined, portraying him as an exclusively spiritual role model, isolated from his genealogical offspring and integrated into a community of prophets, who by then had replaced the community’s physical forefathers and been acknowledged as the true forbears of the believers.
2013-12-20T00:00:00ZElissas lange ReiseSommer, Michaelhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59352020-03-07T04:06:47Z2013-12-20T00:00:00ZElissas lange Reise
Sommer, Michael
http://dx.doi.org/10.18452/5283
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Phönizische Städtegründungen im westlichen Mittelmeer kennen normalerweise keine Gründungssagen – die große Ausnahme ist Karthago, und für die punische Metropole sind gleich drei Varianten des Mythos überliefert. Am bekanntesten ist die Geschichte um die tyrische Prinzessin Dido (Elissa), die, von ihrem tyrannischen Bruder Pygmalion verfolgt, an die Küste Nordafrikas flieht. Die Legende ist ein prototypischer Wanderungsmythos, der das klassische Repertoire an Motiven – Seefahrt, Fremdheit, Interkulturalität – in sich einschließt. Der Aufsatz untersucht, welche Rolle Wissenstransfer, Raumbezüge und Genealogien in dem Mythos spielen, dessen Ursprünge sich im Dunkel der Geschichte verlieren.; As a rule, Phoenician settlements in the western Mediterranean do not have foundation myths; the one exception is Carthage, for which there are no fewer than three narratives. The most famous one is the story centred around the Tyrian princess Dido (Elissa), who when pursued by her tyrant brother, Pygmalion, escaped to the shores of North Africa. The legend is a prototypical migration myth, with the classical repertoire of stereotypical motives: seafaring, otherness, cross-cultural encounters. The paper investigates the role knowledge transfer, space and place, and genealogy play in a narrative whose origins are lost in the mists of time.
2013-12-20T00:00:00ZItala nam tellus Graecia maior eratSchmitzer, Ulrichhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59342020-03-07T04:06:47Z2013-12-20T00:00:00ZItala nam tellus Graecia maior erat
Schmitzer, Ulrich
http://dx.doi.org/10.18452/5282
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Die imaginäre Landkarte des antiken Italien ist durch mythische Wanderungen definiert, die vor allem aus dem Umkreis des troianischen Krieges stammen. Dabei sind die Gegensätze von Griechen und Troianern aufgehoben und zu einer neuen Synthese geführt. Das lässt sich aufgrund der Überlieferungslage besonders gut an Rom studieren (mit den founding fathers Euander, Aeneas und Romulus), gilt aber auch für viele andere Städte in Italien. In einer Reihe von Fällen lassen sich sogar noch die einschlägigen lokalen Traditionen identifizieren. Vorstellungen von Autochthonie und kultureller Unabhängigkeit von Griechenland sind demgegenüber kaum anzutreffen. Diese grundlegenden Tendenzen werden anhand ausgewählter einschlägiger Texte illustriert und ausgewertet.; The imaginary map of ancient Italy is defined by mythical wanderings that originate prima- rily with the events surrounding the Trojan War. The conflict between Greeks and Trojans is thereby quelled and a new synthesis achieved. Due to the extent of the surviving records this process can be studied particularly closely in the case of Rome (with the ‘founding fathers’ Euander, Aeneas and Romulus), but it holds as well for other Italian cities. In a number of cases it is even possible to identify the relevant local traditions. By contrast, there are hardly any examples of autochtonic conceptions or notions of cultural independence from Greece.
2013-12-20T00:00:00ZAmazonen als EinwanderinnenLangner, Martinhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59332020-03-07T04:06:47Z2013-12-20T00:00:00ZAmazonen als Einwanderinnen
Langner, Martin
http://dx.doi.org/10.18452/5281
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
In dem Beitrag werden zwei ältere, bislang unentdeckte Mythenversionen rekonstruiert, in denen die ,barbarischen‘ Amazonen als Einwanderinnen, Ahnfrauen und Gründungsheroinen in positiver Konnotation vorgeführt werden. Im Zentrum steht zum einen die am Ende des 6. Jh. v. Chr. beliebte Erzählung von Theseus und Antiope, die mit alten Kultmalen in Athen in Verbindung gebracht werden kann. Zum anderen sind Ergebnisse neuerer Grabungen im Artemisheiligtum von Ephesos zu nennen, wo Befunde aus der früharchaischen Zeit (7. Jh. v. Chr.) ebenfalls Anlass für die Entstehung einer älteren Gründungslegende geliefert haben könnten. Ihre Funktion als identitätsstiftende Migrationsmythen wurde während des 5. Jh. v. Chr. unter Einfluss der Perserkriege und der daraus resultierenden hegemonialen Interessen Athens aufgegeben und von der Dualität zwischen Griechen und Barbaren überlagert. Dies gelang deshalb so gut, weil die alten Raumbezüge nun nicht mehr präsent waren.; This paper reconstructs two old, previously undiscovered versions of myths that represent the ‘barbaric’ Amazons in a positive light as immigrants, female ancestors and founding heroines. The paper focuses on the tale of Theseus and Antiope – an especially popular narrative at the end of the 6th c. BC that can be connected with very old cult monuments in Athens. In Ephesos findings from recent excavations in the Temple of Artemis coming from the Early Archaic Period (7th c. BC) may likewise have provided reasons for the emergence of an older foundation legend there as well. During the 5th c. BC, under the influence of the Persian wars and of Athens’ subsequent hegemonic interests these stories lost their function as migration myths serving to establish identity and were eclipsed by the duality between Greeks and Barbarians. This process was so successful because the old spatial references were no longer present.
2013-12-20T00:00:00ZMigration, Genealogie und TypologieStenger, Janhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59322020-03-07T04:06:47Z2013-12-20T00:00:00ZMigration, Genealogie und Typologie
Stenger, Jan
http://dx.doi.org/10.18452/5280
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
In seiner fünften Isthmischen Ode verarbeitet der griechische Chorlyriker Pindar einen Mythos, in dem die Motive Migration und Genealogie eine prominente Rolle spielen. Obgleich sich der Mythos der Aiakiden für die Konstruktion von Identitäten eigentlich nicht eignet, verwendet das Siegeslied die heroischen Leistungen der Aiakossöhne, um den Ruhm sowohl des Adressaten als auch der Einwohner der Insel Ägina zu mehren. Da die Aiakiden im Mythos ihre Heimat Ägina gezwungenermaßen verlassen, war die Inselbevölkerung nicht in der Lage, eine direkte Blutsverwandtschaft mit ihnen zu postulieren. Daher ersinnt Pindar eine Strategie, um Migration und Genealogie neu zu akzentuieren. Indem er die Muster von Wanderung und Genealogie betont und gleichzeitig die engen familiären Bindungen unter den Aiakiden auf die Familie des Adressaten projiziert, transformiert Pindar die Konzepte von Migration und Verwandtschaft in zeitlose Narrative. Auf diese Weise wird die ,reale‘ Genealogie gewissermaßen in eine Typologie verwandelt, in der sowohl der Adressat und seine Familie als auch die Inselbevölkerung den mythischen Helden entsprechen.; In his fifth Isthmian the Greek lyric poet Pindar reworks a myth that combines the motifs of migration and genealogy. Although the story of the sons of Aeacus does not lend itself easily to identity work, the victory song exploits the heroic deeds of the most famous Aeacids, in order to enhance the glory of both its addressee and the audience. Since the sons of Aeacus were forced to emigrate from their home Aegina and therefore it was not possible for the fifth-century islanders to claim blood kinship with their lineage, Pindar conceived a new form of dealing with migration and genealogy. By highlighting the patterns of wandering and return and by simultaneously assimilating the strong family ties among the Aeacids to those of the victor’s family the poet transforms the concepts of migration and kinship into timeless narratives. As a result, the ‘real’ genealogy is replaced by a (so to speak) typology, in which on the one hand victor and his family and on the other hand the islanders resemble the mythical heroes.
2013-12-20T00:00:00ZKlios Ärger mit den Söhnen NoahsWiedemann, Felixhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59312020-03-07T04:06:46Z2013-12-20T00:00:00ZKlios Ärger mit den Söhnen Noahs
Wiedemann, Felix
http://dx.doi.org/10.18452/5279
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Erzählungen von Herkunft und Wanderungen der Völker gehörten immer schon zu den zentralen Motiven in Darstellungen der Vergangenheit – das gilt für mythische Überlieferungen ebenso wie für moderne historiographische Abhandlungen. Vor dem Hintergrund des modernen Nationalismus und Kolonialismus hat die Thematik schließlich im 19. und 20. Jahrhundert zusätzliche Brisanz erhalten. Entsprechend avancierten Massenmigrationen oder sogenannte Völkerwanderungen zu den zentralen Feldern altertumswissenschaftlicher Forschung. Dabei zielten diese Studien vornehmlich auf eine kritische Überprüfung der antiken Überlieferungen. Unabhängig von den behandelten historischen Kontexten lassen sich hingegen auch in der wissenschaftlichen Literatur bestimmte wiederkehrende Muster erkennen, wie Herkunft und Migrationen verschiedener Völker jeweils dargestellt und erzählt worden sind. Am Beispiel der Wissenschaften vom Alten Orient (d. h. Assy- riologie und Vorderasiatische Archäologie) aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert soll im Folgenden sowohl die Ähnlichkeit entsprechender Wanderungsnarrative als auch deren fortwährende Verhaftung an den alten Überlieferungen und Quellen aufgezeigt werden.; Questions as to the origins of different historical peoples and their movements through time and space have always played a vital role in human accounts of the past – whether in ancient myths or in modern historiography. The whole subject awakened new interest and became increasingly politically charged in the course of the emerging nationalism and colonialism of the 19th and 20th centuries. Against this backdrop mass migrations or ‘the wanderings of peoples’ advanced to a central object of historiographical and archaeological research. However, in contrast to mythical accounts, modern classical and ancient studies aimed at a critical examination of these traditional narratives. Regardless the historical contexts to which historians or archaeologists refer in order to examine and to explain the origin and migrations of certain peoples, their accounts feature remarkable narrative similarities. Looking at ancient Near Eastern studies in the 19th and early 20th centuries it can not only be demonstrated to what extent historiographical migration narratives resembled each other but also how they continued to draw upon older – traditional – narrative patterns and sources.
2013-12-20T00:00:00ZWanderungssagen der Erzväter Israels im Lichte der Geschichte des 12. und 11. Jahrhunderts v. Chr.Vieweger, Dieterhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59302020-03-07T04:06:46Z2013-12-20T00:00:00ZWanderungssagen der Erzväter Israels im Lichte der Geschichte des 12. und 11. Jahrhunderts v. Chr.
Vieweger, Dieter
http://dx.doi.org/10.18452/5278
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Die Thora enthält zwei wegweisende Wanderungssagen aus der Frühgeschichte Israels. Beide Überlieferungen werden im Kleinen geschichtlichen Credo Dtn 26,5-9 (Gerhard von Rad) aufgenommen, das die Israeliten und Judäer am Erntedankfest bei der Darbringung der Früchte des Feldes vor ihrem Gott zu sprechen hatten. Die vorliegende Sammlung von Wanderungssagen der Erzväter aus dem 6.–5. Jahrhundert v. Chr. im Buch Genesis ist im heutigen Bestand nicht als historischer Reflex anzusehen, sondern vielmehr als Landbesitz- und Landanspruchserzählung einer späteren Epoche zu verstehen. Dennoch könnten in den Erzvätererzählungen auch Traditionen aus der Zeit der Ansiedlung von Proto- Israeliten/Judäern bewahrt worden sein. So wird der im 12./11. Jahrhundert v. Chr. vor- herrschende kulturelle Einfluss aus dem Norden, die Nähe zu den ostjordanischen Königtümern (Jakob-Esau-Erzählkreis; Abraham-Lot-Erzählkreis), die Begründung der Zusammengehörigkeit der israelitischen Stämme (Königszeit) und die Abgrenzung von den übermächtigen Seevölkern und Phöniziern sowie den in der Küstenebene und der Schefela lebenden ,Kanaanäern‘ zutreffend hervorgehoben.; The Torah contains two groundbreaking sagas of wanderings from the early history of Israel. The two stories were combined into the Kleines geschichtliches Credo Deut. 26:5–9 (Gerhard von Rad), which Israelites and Judeans were to recite at their harvest festival when offering the fruit of the land to their God. The surviving accounts of the wanderings of the patriarchs of Israel from the 6th – 5th c. BC in the Book of Genesis are not to be understood today as historical reflections, but rather as stories from a later period about landholding and land claims. Nevertheless, it may be the case that traditions from the proto-Israeli/Judean settlement period have been preserved in the stories of the patriarchs. Accordingly, appropriate emphasis is placed on the predominant cultural influence from the North, on the nearness of the kingdoms of Eastern Jordan (Jacob-Esau story circle; Abraham-Lot story circle), the establishment of common bonds among Israeli tribes (regal period) and the dissociation from overly powerful seafaring nations and Phoenicians, as well as from the Canaanites dwelling in Shfela and in the coastal plains.
2013-12-20T00:00:00ZDie Völkertafel von Genesis 10 als genealogische RaumordnungHieke, Thomashttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59292020-03-07T04:06:46Z2013-12-20T00:00:00ZDie Völkertafel von Genesis 10 als genealogische Raumordnung
Hieke, Thomas
http://dx.doi.org/10.18452/5277
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Die sogenannte Völkertafel von Genesis 10 ist ein fiktionaler Text, der die Kategorien Ab- stammung und Verwandtschaft als Darstellungsmittel verwendet, um in narrativer Weise eine räumliche Ordnung der vorfindlichen Welt vorzunehmen. Das Kapitel ist ein ausge- wogen strukturiertes Ganzes, das die Aspekte Sprache, ethnische Zugehörigkeit, räumli- che Lage und Verwandtschaft in ein einziges Bild der Völkerwelt integriert. Die Völker kommen in Genesis 10 als autonome Größen eigenen Rechts in den Blick und werden unter drei Ausgangsgrößen (entsprechend den drei Großmachtsphären) systematisiert. Die Darstellung der Völkerschaften als verwandt macht deutlich, dass alle Menschen trotz ihrer kulturellen Eigenheiten zueinander in Beziehung stehen. In der Erzähllinie des Buches Genesis ist die Völkertafel eine Ätiologie für die Ausbreitung der Menschheit im Raum und eine Erfüllung des Schöpfungssegens: Alle existierenden Völker gehören zu der von Gott geschaffenen Menschheit. Die Völkertafel hat außerdem die Funktion, die bekannten Völker geographisch zu verorten und sie über genealogische Beziehungen auch zueinander ins Verhältnis zu setzen. Genesis 10 zeigt die Weltdeutung und die politische Sichtweise ihrer Verfasser zu deren Zeit.; The so-called Table of Nations from Genesis 10 is a fictional text that employs the categories of lineage and kinship as a representational means for arranging the existing world into a spatial order through narrative. The chapter is a well-balanced whole that integrates aspects of language, ethnic affiliation, spatial locations and kinship into a unique image of the nations of the world. Genesis 10 depicts the nations as autonomous powers of their own right, and groups them systematically into three entities (corresponding to the three imperial spheres). By representing the tribes as interrelated, the Table makes it clear that all people, despite their cultural differences, are related to one another. Within the narrative of the Book of Genesis, the Table of Nations functions as an etiology for the propagation of mankind in space and as a fulfillment of the blessing of creation: All of the existing nations belong to mankind as created by God. Furthermore, the Table of Nations served the function of situating the nations geographically and of placing them in relation to one another through genealogical ties. Genesis 10 reflects its author’s worldview and political views of the time of its origin.
2013-12-20T00:00:00ZEinleitungRenger, Almut-BarbaraToral-Niehoff, Isabelhttp://edoc.hu-berlin.de/18452/59282020-03-07T04:06:46Z2013-12-20T00:00:00ZEinleitung
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
http://dx.doi.org/10.18452/5276
Renger, Almut-Barbara; Toral-Niehoff, Isabel
Genealogien sind in Kulturen des antiken Mittelmeerraums und der Arabischen Halbinsel weit verbreitet. Sie dienen dazu, durch Bezüge zwischen einzelnen Menschen und Gruppen sowie zwischen Mensch und Gottheiten Kontinuität und Dauer herzustellen. Unter diachronhistorisierender Rückbindung in vertikalen Geschlechterfolgen werden soziale Wirklichkeiten konstruiert, die Ordnung, Stabilität und Beständigkeit suggerieren. Brüche und Diskontinuitäten werden harmonisiert, Fortdauer und Verstetigung garantiert und so religiöse, politische und ethnische Ansprüche und Vorrechte legitimiert. Viele dieser Funktionen teilen die Genealogien mit Mythen von der Herkunft und den Wanderungen einer fiktiven oder realen Person, eines Geschlechts oder einer Ethnie. Die interdisziplinäre Betrachtung von Genealogie und Migrationsmythen stellt ein Desiderat dar, dem der vorliegende Band mit Beiträgen aus Religionswissenschaft und Theologie, Biblischer und Klassischer Archäologie, Alter Geschichte, Gräzistik und Latinistik, Ägyptologie und Ara- bistik anhand exemplarischer Einzelstudien nachkommt.; Genealogies are a prevalent feature of the cultures of the ancient Mediterranean and the Arabian Peninsula. They provide continuity and permanence by relating individuals and groups as well as man and the gods. Social realities were constructed along vertical genealogical lines by connecting to the past, thus emphasizing order, permanence and stability. Gaps and discontinuities were harmonized, and perpetuation and continuation guaranteed, thereby legitimizing religious, political and ethnic claims and prerogatives. Genealogies share a lot of these functions with the origin myths and migration narratives of real or fictional individuals, tribes or ethnic groups. The entanglement of genealogies and myths of wandering has long required a consideration from an interdisciplinary perspective. This volume aims to meet this desideratum, with articles based on case studies in the fields of religious studies and theology, biblical and classical archaeology, ancient history, Greek and Latin philology, Egyptology and Arabic studies.
2013-12-20T00:00:00Z