2019 Zur Sache! Objektwissenschaftliche Ansätze der Sammlungsforschung
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21913
2024-03-28T15:44:24ZZur Sache!
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21928
Zur Sache!
Seidl, Ernst; Schmieder, Felix; Schuppe, Julia; Piech, Janina; Biber, Anne; Holly, Marc; Behrend, Anna Katharina; Maier, Daniela C.; Hoppe, Lena; Ludolph, Sophia; Dahlke, Christian; Uhl, Almut; Heyink, Marina; Funcke, Kristin
http://dx.doi.org/10.18452/21155
Seidl, Ernst; Steinheimer, Frank; Weber, Cornelia
In den letzten Jahren ist ein verstärktes Interesse an objektbasierter Forschung vor
allem in den Sozial- und Kulturwissenschaften zu beobachten. Auch die neuere Wissenschaftsgeschichte
interessierte sich besonders für die materiellen Kulturen der Wissenschaft
und lenkte die Aufmerksamkeit auf universitäre Sammlungen, deren Objekte
Aufschluss geben über (historische) wissenschaftliche Arbeitspraktiken und die materiellen
Bedingungen wissenschaftlicher Erkenntnisprozesse.
Dieser Band vereint 13 Beiträge von Nachwuchswissenschaftler_innen aus den Bereichen
Kunstgeschichte, Kulturanthropologie, Archäologie und Restaurierungswissenschaften
sowie Ethnologie und Wissenschaftsgeschichte, die sich diesem Feld mit je
unterschiedlichen Fragestellungen und Analysemethoden nähern. Eine Reflexion über
forschungsleitende methodische Aspekte und theoretische Herangehensweise objektbasierter
Forschung bildet einen gemeinsamen Referenzpunkt der Beiträge.
2019-01-01T00:00:00ZEinleitung
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21927
Einleitung
Seidl, Ernst
http://dx.doi.org/10.18452/21154
2019-01-01T00:00:00ZObjekt vs. Erzählung.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21926
Objekt vs. Erzählung.
Schmieder, Felix
http://dx.doi.org/10.18452/21153
Objekte sind Wissensträger. Sie halten Erkenntnisse zu diversen Fragestellungen bereit, die es uns ermöglichen, Geschichte neu zu schreiben. Diese Erkenntnisse wiederum bilden die Grundlage für die Erzählung einer Ausstellung. Andererseits können einem Objekt auch viele unterschiedliche Rollen zugeschrieben werden, die sich nur bedingt mit ihrer eigentlichen Bedeutung und Objektgeschichte überschneiden müssen. So entstehen auch Ausstellungen, denen erst eine Botschaft zugrunde gelegt wird, gefolgt von der Bestückung mit Exponaten, die dem Narrativ entsprechende Funktionen übernehmen.
Besonders im 19. Jahrhundert, dem Jahrhundert der Museumsgründungen, hat das Erkenntnispotential, das das einzelne Objekt bereithält, für die Erzählung einer Ausstellung wohl oftmals keine Rolle gespielt. Vielmehr hatte sich das Exponat der Ausstellungserzählung, die an eine feste Botschaft geknüpft war, unterzuordnen. Dabei war es möglich, dass Fakten, die dem wiedersprachen, zum Teil unbeachtet blieben. So konnte der spezifische Charakter der Objekte der Botschaft und der Ausstellungserzählung diametral entgegenstehen.
Im Rahmen meiner Masterthesis untersuchte ich die historischen Ausstellungssituationen der kulturgeschichtlichen Sammlungen des Germanischen Nationalmuseums und deren Erzählungen am Beispiel zweier Kachelöfen. Dies geschah mittels Analyse und Vergleich der Bedeutung und Objektgeschichte der Exponate und ihrer Funktion innerhalb des Narrativs der Ausstellung. Die Ergebnisse sollen hier in verkürzter Form wiedergegeben werden und so die Relevanz der inhaltlichen Erforschung der Exponate und die Nutzung dieses Wissens als Grundlage der wissenschaftlichen Sammlungsarbeit und der Ausstellungen herausgestellt werden. Damit soll die Abhängigkeit vor allem dieser historisch gewordenen Ausstellungen von nicht objektgebundenen Einflüssen erläutert werden.
2019-01-01T00:00:00ZSammlung und Ausstellung von Erinnerung und Bedeutung.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21925
Sammlung und Ausstellung von Erinnerung und Bedeutung.
Schuppe, Julia
http://dx.doi.org/10.18452/21152
In diesem Beitrag stehen die Aussagen von Besucher_innen im Mittelpunkt. Ausgehend von einem gemäßigten Konstruktivismus wird herausgearbeitet, wie unterschiedliche Erinnerungsebenen – das individuelle und kollektive Gedächtnis oder das kommunikative und kulturelle Gedächtnis der Besucher_innen – durch verschiedene Objekte und Ausstellungsszenen angesprochen werden. Dabei ist die besucherseitige Wahrnehmung stets als eine von drei Teilen der Bedeutungsaufladung von Museumsobjekten zu verstehen: der sammelnden, der ausstellenden und der rezipierenden.
Objekte, so der Ausschreibungstext zum Workshop „Zur Sache! Objektwissenschaftliche Ansätze der Sammlungsforschung“, materialisieren ein immaterielles Gedankenkonstrukt. Anknüpfend an diese Vorstellung fragt der folgende Beitrag, ob man Erinnerung sammeln und ausstellen kann. Er nutzt dabei einen metaphorischen Sammlungsbegriff und bezieht sich gleichwohl auf Objekte im musealen Kontext. Diese Fragestellung entstammt einer Besucherforschungsstudie zum Rezeptions- und Erinnerungsverhalten von Besucher_innen, die im Rahmen des eigenen Dissertationsprojekts im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn durchgeführt wurde. Es wird der Frage nachgegangen, ob und wie der Rezipient ausgestellter, vermittelter Objekte diese wahrnimmt, ihnen Bedeutung zuschreibt und Erinnerungen mit ihnen verknüpft.
2019-01-01T00:00:00ZSammlungsideologie und Geschichtsschreibung.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21924
Sammlungsideologie und Geschichtsschreibung.
Piech, Janina
http://dx.doi.org/10.18452/21151
Universitäre Sammlungen, die als Forschungsapparate für die wissenschaftliche Lehre angelegt wurden, sind unweigerlich mit der dazugehörigen Instituts- und Universitätsgeschichte verbunden. Als Wissensspeicher und Gedächtnisinstitution müssen wir die Umstände untersuchen, unter denen dieses gesammelte Wissen an die Universität und ihre Institutionen gelangt ist. Dies ist von besonderer Bedeutung für eine kritische Wissenschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts, da zahlreiche Sammlungen im Nationalsozialismus angelegt wurden und Provenienzfragen in diesen Fällen eine besondere Dringlichkeit haben. Der vorliegende Beitrag skizziert einige Möglichkeiten, um diese Problematik anhand der theaterhistorischen Sammlung des 1943 in Wien gegründeten „Zentralinstituts für Theaterwissenschaft“ zu analysieren. Im Rahmen des vom FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Österreich) geförderten Projekts „Historiography – Ideology – Collection“ (HIC) untersuchen die Projektbeteiligten gemeinsam die ersten Bestände dieses Archivs. Diese wurden 1943 für die neu gegründete theaterhistorische Sammlung erworben: im Einzelnen das sogenannte NS-Bildarchiv (Fotografien), das Theaterarchiv Leuschke (Theaterkritiken) und das Zensurarchiv Houben (Dokumentation von Literatur- und Theaterproduktion). Fragwürdige Erwerbungskontexte und der Bezug zur NS-Wissenschaftspraxis machen eine sammlungshistorische Auseinandersetzung notwendig, der wir im Forschungsprojekt bestandsübergreifend nachgehen. Erforscht werden Bezüge zwischen ideologisch motivierter Forschungspraxis, dem konkreten Sammlungsaufbau und der Provenienz einzelner Sammlungsobjekte. Die umfassende Untersuchung des Zensurarchivs Houben steht darüber hinaus im Zentrum meines Dissertationsprojekts, das die widersprüchliche Biographie der Sammlerpersönlichkeit Heinrich Hubert Houben (1875–1935) und dessen Netzwerk untersucht.
2019-01-01T00:00:00ZKonservierungswissenschaft untersucht Kunststoffgeschichte.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21923
Konservierungswissenschaft untersucht Kunststoffgeschichte.
Biber, Anne
http://dx.doi.org/10.18452/21149
Das Technische Museum Wien (TMW) beherbergt eine rund 650 Objekte umfassende Sammlung zur Kunststofftechnologie. Sie entstand um 1913 und wurde bis in die 1980er Jahre erweitert. Die Material- und Produktproben, Schaustücke und Lehrbehelfe sowie dazugehörige Archivalien bilden einen noch unerforschten Quellenbestand zur Geschichte der Kunststofftechnologie, welche für die Entwicklung neuer Forschungs- und Erhaltungsstrategien für Kunststoffe in Museen von großem Wert ist.
In einer an der Hochschule für Bildende Künste Dresden entstehenden Dissertation wird der Bestand nun als Referenz für eine konservierungswissenschaftliche Forschung herangezogen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung, wie sich Farbgestaltung und Färbetechnologie von Kunststoffen entwickelt haben und wie der Erhaltungszustand und die Farbgebung von Kunststoffobjekten zusammenhängen. Zu diesem Themengebiet existiert nur wenig Literatur. Es wurde deshalb eine Vorgehensweise erarbeitet, die eine Sammlungsanalyse mit der Befragung anderer Quellen komplementär verknüpft, um Kenntnislücken sukzessive zu schließen.
Aufbauend auf einer Methodendiskussion, bei der Methoden unterschiedlicher historisch ausgerichteter Disziplinen verglichen und die wichtigsten Anforderungen an die Gestaltung des Forschungsprozesses behandelt werden, wird der gewählte Zugang überblickshaft dargestellt. Die Kernmethode bildet die konservatorische Bestands- und Zustandserfassung. Ein Fallbeispiel veranschaulicht die Herangehensweise, die aktuell im Zuge der Doktorarbeit angewendet und weiter adaptiert wird.
2019-01-01T00:00:00ZFarbe als Objekt.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21922
Farbe als Objekt.
Holly, Marc
http://dx.doi.org/10.18452/21148
Der vorliegende Beitrag widmet sich der Farbstoffsammlung der Hochschule Niederrhein, welche auf die in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete Königliche Webe-, Färberei- und Appreturschule Krefeld zurückgeht. Es wird diskutiert, inwiefern sich Farbstoffe als wissenschaftliches Objekt eignen und welche Erkenntnisse anhand einzelner Objekte und der gesamten Sammlung gewonnen werden können. Hierbei zeigt sich, dass die Farbstoffe als Objekt mehr als nur materielle Informationen enthalten, sondern auch für, auf den ersten Blick unerwartete Disziplinen wie die Wirtschafts- und Designwissenschaften wichtige Forschungsgegenstände darstellen können. Darüber hinaus soll die eingeleitete Musealisierung der Farbstoffsammlung betrachtet werden. Inwieweit die Farbstoffe in einer Hochschulsammlung tatsächlich entfunktionalisiert oder gar zu stummen symbolischen Artefakten der chemischen Industrie werden, wird in unterschiedlichen Überlegungen reflektiert. Abschließend werden die Konservierung der Sammlung, also ihr materieller Erhalt, vorgestellt und die diesbezüglichen Fragestellungen erläutert. Diese waren bisher nicht Gegenstand umfangreicher Forschungsbemühungen und sind daher grundlegend für die weitere Arbeit an der Sammlung.
2019-01-01T00:00:00ZTransformation als Konsummuster.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21921
Transformation als Konsummuster.
Behrend, Anna Katharina
http://dx.doi.org/10.18452/21147
Das Umarbeiten und Weiternutzen von Kleidung stellte bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine verbreitete textile Praktik dar. Von der kulturwissenschaftlichen Kleidungsforschung wurde diese Praktik bislang eher wenig beachtet oder vorrangig mit Kriegs- und Nachkriegszeiten in Verbindung gebracht. In meinem Dissertationsprojekt richte ich den Blick über solche expliziten Krisen- und Notzeiten hinaus auf Kleidungsstücke, die nach ihrer eigentlichen Herstellung umgeändert, bearbeitet oder modisch aktualisiert und damit einem „zweiten Leben“ zugeführt wurden. Dabei veränderten sich nicht nur ihre Erscheinungsformen, sondern unter Umständen auch Verwendungszusammenhänge und Bedeutungszuschreibungen. Ausgehend von einem objektbasierten Forschungsansatz werden anhand von erhaltenen historischen Kleidungsstücken, die von diesem Umgang mit Kleidung und Textilien zeugen, Fragen nach historischen Konsumpraktiken erörtert. In dem vorliegenden Beitrag, der ein frühes Stadium des Forschungsprozesses widerspiegelt, gehe ich auf die Forschungsfragen und die methodische Vorgehensweise der Studie ein.
2019-01-01T00:00:00ZDie Kopie als Objekt.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21920
Die Kopie als Objekt.
Maier, Daniela C.
http://dx.doi.org/10.18452/21146
Das Sammeln von Kopien von Kunstwerken ist mit der Geschichte von Sammlungsinstitutionen auf das Engste verknüpft. Im 19. Jahrhundert stellten dreidimensionale Kopien für Kunstgewerbemuseen einen signifikanten Sammlungsgegenstand dar. Als Institutionen, die sich der Förderung des Kunstgewerbes verschrieben hatten, wollten diese Museen möglichst umfangreiche Objektsammlungen anlegen, anhand derer sich gestalterische Prinzipien und technische Bearbeitungsweisen vermitteln ließen. Galvanoplastische Nachbildungen wurden von den Museen besonders geschätzt, da sie in der Lage waren, historische Edelmetallarbeiten form-, oberflächen- und materialgetreu nachzubilden – Objekte, die einen wichtigen Sammlungsbereich der Museen darstellten, aber kaum verfügbar waren.
Während die Produktion, das Sammeln und die Nutzbarmachung von galvanoplastischen Nachbildungen in Kunstgewerbemuseen des 19. Jahrhunderts und damit die historischen musealen Kontexte und Aktivitäten im Mittelpunkt meines Dissertationsprojektes stehen, richtet der vorliegende Beitrag den Blick auf die Kopie als Objekt und damit auf die spezifischen Eigenschaften (Form, Materialität, Technik) galvanoplastischer Nachbildungen. Nach einführenden Überlegungen zur Bewertung und Rezeption von Kopien im 19. Jahrhundert und in der Gegenwart kommt dem „close reading“ einer galvanoplastischen Nachbildung des sogenannten Maître Alpais Ziborium besondere Aufmerksamkeit zu. Unter Berücksichtigung der hier gemachten Beobachtungen und nach einer Erläuterung des Herstellungsprozederes wird schließlich der Frage nachgegangen, inwieweit Kopien nicht nur als Zeugnisse materieller Kultur zu begreifen sind, sondern in ihnen auch die (historische) Aneignungspraxis materieller Kultur nachwirkt.
2019-01-01T00:00:00Z„… der semptlichen Schifferen bruderschafft zu Nutz und Ehren“.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21919
„… der semptlichen Schifferen bruderschafft zu Nutz und Ehren“.
Hoppe, Lena
http://dx.doi.org/10.18452/21145
Das gemeinsame Trinken und Zutrinken findet sich in so gut wie allen Kulturen und Epochen und drückt seit jeher die friedlichen Absichten der Anwesenden aus. Die hierbei verwendeten Gefäße waren zu keiner Zeit allein Gebrauchsgegenstände, sondern besaßen immer auch einen hohen symbolischen Aussagewert und wurden dementsprechend als Kommunikationsmedien eingesetzt. Hinter ihrer Gestaltung stecken bewusste und zielgerichtete Mechanismen, die Auskunft über die Wert- und Identitätsvorstellungen sozialer Gruppen geben können. Um diese zu entschlüsseln, bedarf es allerdings einer umfassenden Analyse, bei der die Zusammenhänge zwischen der formalen Gestaltung, dem ikonographischen Inhalt und dem historischen Kontext betrachtet werden. Am Beispiel des Willkomms der Lübecker Schiffergesellschaft soll in diesem Beitrag skizziert werden, mit welcher Herangehensweise der vielschichtige kulturhistorische Informationsgehalt von materiellen Objekten aufgezeigt werden kann. Es wird sich zeigen, dass der Pokal als komplexe Reaktion auf die gesellschaftspolitischen Ereignisse der Zeit zu betrachten ist und sich in ihm Sozialstrukturen der vorindustriellen Gesellschaft manifestieren.
2019-01-01T00:00:00ZIdeologien und Kännchen.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21918
Ideologien und Kännchen.
Ludolph, Sophia
http://dx.doi.org/10.18452/21144
Die Gestaltung der Dinge erhielt in der planwirtschaftlich organisierten DDR den Rang einer Staatsaufgabe und folgte der Prämisse, das sozialistische Lebensgefühl widerzuspiegeln und zu beeinflussen. Ökonomisches Zweckdenken in ideologischer Auslegung und kulturelle Legitimation durch traditionelle ästhetische Normensysteme charakterisierten die Produktkultur. Praxis und Theorie des Gestaltens waren dabei oftmals von Ambivalenzen geprägt, unterlagen einem Bewertungswandel und gerieten zum Politikum. Alltägliche Gegenstände wie das Kaffeekännchen der Gastronomieserie „rationell“ wurden zur umkämpften Bastion der unterschiedlichen Gestaltungsgrundsätze.
Das „rationell“-Kännchen wurde 1969/70 von Margarete Jahny und Erich Müller entworfen. Innerhalb der Produktkultur der DDR nahm es eine originäre Stellung ein und ist sicherlich in jeder Sammlung, die sich der Alltags- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands widmet, zu finden. Als Teil des am meisten verbreiteten Porzellangeschirrs in öffentlichen Einrichtungen der DDR ist es ein Repräsentant der industriellen Alltagskultur der 1970er und 1980er Jahre.
Im folgenden Beitrag wird die Objektgeschichte des Kännchens, von der Genese der Form und des Dekors über die Produktion und Distribution bis hin zur Musealisierung, dargelegt. Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Produktgestaltung der DDR werden offenkundig. Dabei handelt es sich nicht um eine bloße „Trivialanthropologie“ des „rationell“-Kännchens. Im Ergebnis steht vielmehr eine Schärfung des reflexiven Blicks auf die Ästhetik des Alltäglichen und deren weiterreichende Bedeutung, der sich die Autorin im Rahmen eines Dissertationsprojektes widmet.
2019-01-01T00:00:00ZObjektinformationsanalyse.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21917
Objektinformationsanalyse.
Dahlke, Christian
http://dx.doi.org/10.18452/21143
Dermatologische Moulagen sind bemalte Wachsabformungen von erkrankten Hautpartien oder Körperteilen. Hautkliniken vermittelten vor gut 100 Jahren über dieses Lehrmittel Krankheitsbilder. Die Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie an der Universitätsmedizin Rostock besitzt heute noch 32 von einst 2.000 bzw. 3.000 Moulagen. Im Sinne der Materialen Medizingeschichte dienen die genannten 32 Moulagen als Ausgangspunkt für eine Rekonstruktion der Sammlung und ihrer Geschichte.
In der Dissertation des Verfassers wurde für die wissenschaftliche Untersuchung der Moulagen eine hermeneutische Methode entwickelt, die sogenannte Objektinformationsanalyse. Mit ihr werden sämtliche Objektinformationen der Einzelmoulage dokumentiert und in Serie ausgewertet. Hierbei zeigten sich Phänomene, die begrifflich u. a. als Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Informationen bestimmt wurden. Die Phänomene wurden in einem weiteren Schritt historisch als Herstellung, Bearbeitung und Veränderung der Moulagen verstanden. Die Interpretation richtete sich zuletzt auf die mikrogeschichtlichen Zusammenhänge und wissenschaftsgeschichtlichen Diskurse.
Am Beispiel des Diagnoseschildes – einem bedruckten Etikett mit einer Krankheitsbezeichnung – wird in diesem Beitrag der Weg von der Objektinformation zur Materialen Medizingeschichte aufgezeigt.
2019-01-01T00:00:00ZDas Herbarium: Objekt und Zeugnis der Forschung.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21916
Das Herbarium: Objekt und Zeugnis der Forschung.
Uhl, Almut
An-Institute und nicht zur HU gehörige Einrichtungen
http://dx.doi.org/10.18452/21142
Herbarien stellen einen außergewöhnlichen Sammlungstyp dar: Sie umfassen naturentnommene, materielle Objekte systematischer botanischer Forschung und präsentieren eine konkrete stoffliche Pflanzenbibliothek der Natur- und Wissenschaftsgeschichte. Als Pflanzenstandorte eigener Art ermöglichen sie dem Botaniker den Zugang zu den realen, morphologischen und molekularbiologischen Merkmalen von Pflanzen fernab von Raum und Zeit ihres Vorkommens. Zusammen mit den jedem Fund beigefügten Informationen bildet das Herbarium mit den ungezählten Aufsammlungen, Tauschobjekten und Züchtungen in Botanischen Gärten das materielle Substrat und dokumentierte Abbild einer langen Forschungsarbeit.
Im Promotionsprojekt der Verfasserin wird eine Verknüpfung von Wissenschaftsgeschichte und aktueller systematischer Forschung in der Botanik hergestellt. Der erste Teil des Projektes befasst sich mit Daten, die aus Herbarmaterial ermittelt werden können. Dies soll zu einem biographischen Überblick über Leitgedanken, Arbeitsgebiete und -weisen des Erlanger Professors Wilhelm Daniel Joseph Koch führen. Im Mittelpunkt steht das wissenschaftliche Netzwerk, das er über ganz Europa zu einer Vielzahl bekannter Botaniker seiner Zeit geknüpft hat. Ausgehend von Kochs Wirken wird die Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte des frühen 19. Jahrhunderts beleuchtet. In einem zweiten Teil wird durch einen Vergleich von aktueller Feldbotanik und genetischen Analysen und Herbarbelegen systematische Forschung an der Pflanzengruppe Senecio nemorensis L. vorgenommen. Dazu werden Pflanzen der Senecio nemorensis-Gruppe aus dem Koch-Herbar an ihren historischen Fundorten erneut aufgesucht und morphologisch und molekular miteinander verglichen.
2019-01-01T00:00:00ZDer Hindukusch im deutschen Blick.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21915
Der Hindukusch im deutschen Blick.
Heyink, Marina
http://dx.doi.org/10.18452/21141
Die Wahrnehmung Afghanistans hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Bis in die späten 1970er Jahre war das Land am Hindukusch ein bevorzugtes Feld deutscher Forschungsunternehmen. Eines der großen Projekte der westdeutschen Nachkriegsethnologie in Afghanistan war die Stuttgarter Badakhshan-Expedition (1962/63). Zu ihren Ergebnissen zählten auch 15.000 Fotografien. Ein Teil dieses fotografischen Bestands ist heute im Stuttgarter Linden-Museum erhalten; als historische Quelle sind die Bilder jedoch gänzlich aus dem wissenschaftlichen Blickfeld geraten. In meinem Dissertationsprojekt bemühe ich mich um die Rekonstruktion von westdeutschen Perspektiven der Nachkriegszeit auf die historische Region am Hindukusch. Die erhaltenen Fotografien der Stuttgarter Badakhshan-Expedition dabei nicht als zweidimensionale Abbildungen, sondern als dreidimensionale Objekte in ihren Nutzungs- und Bedeutungskontexten zu untersuchen, ist die zentrale methodische Überlegung der Arbeit. Der vorliegende Beitrag folgt einem Motiv – der Porträtaufnahme eines Mannes – von seiner Entstehung bis in die Gegenwart. Am Beispiel von vier Objektgeschichten wird nach Nutzen und Notwendigkeit einer Thematisierung des Objektstatus von Fotografien gefragt; veranschaulicht werden dabei die methodischen und epistemischen Möglichkeiten, welche die Arbeit mit historischen fotografischen Objekten heute bietet.
2019-01-01T00:00:00ZDer Objektcharakter der Fotografie.
http://edoc.hu-berlin.de/18452/21914
Der Objektcharakter der Fotografie.
Funcke, Kristin
http://dx.doi.org/10.18452/21140
Im Werk des Schweizer Fotografen Balthasar Burkhard (1944–2010) erscheint die Fotografie gleichermaßen als Bild und als Objekt. Es sind diverse formale Praktiken, die den Fotografien einen starken Objektcharakter verleihen. Erst in einer Gesamtschau des Werkes wird deutlich, welches Verständnis Burkhard von der Fotografie hat, das insbesondere an Materialien und Techniken orientiert ist. Weil das bildgebende Verfahren der Fotografie zudem nicht ausschließlich an eine Technik oder ein Material (also zum Beispiel einen Bildträger) gebunden ist, kann ein solches Verständnis zu einer heterogenen Erscheinungsweise des fotografischen Bildes führen. Ein Blick in die Entstehungsgeschichte der Fotografie und ihrer diversen bildgebenden Verfahren veranschaulicht, wie ursprünglich Burkhards Verständnis der Fotografie ist und insbesondere welche Diskurse, die im Lauf der Zeit die Rezeptionsgeschichte der Fotografie prägten, in einem solchen Verständnis von Fotografie verankert sind. Ein daran anschließender Fokus auf das Material ist in der Lage zu zeigen, wie die Wahl des Materials einer Anreicherung des Kontextes der Fotografie und ihrer Bedeutung dienen kann. Es ist gerade das Material, das den Objektcharakter einer Fotografie zum verstärkten Vorschein bringt. Und es ist schließlich die Darstellung von Fotografie als Objekt und damit als Werk, worin ein Autonomiebestreben des fotografischen Bildes als Kunstwerk erblickt werden kann. Impulse für ein solches Autonomiebestreben sind sowohl in Burkhards Werdegang vom Dokumentaristen hin zum freischaffenden Fotografen zu finden als auch in den Entwicklungen der 1960er und 1970er Jahre, in denen sich die Fotografie unabhängig von anderen Künsten und unabhängig von einer Werbeindustrie ihren Weg in die Öffentlichkeit bahnte.
Der vorliegende Beitrag stellt einen Ausschnitt aus dem Promotionsvorhaben der Verfasserin dar.
2019-01-01T00:00:00Z