Disfluencies und Reparaturen bei Muttersprachlern und Lernern
eine kontrastive Analyse
Philosophische Fakultät II
Diese Arbeit untersucht Disfluencies innerhalb von Reparaturen bei 16 Muttersprachlern (L1) und sechs fortgeschrittenen Lernern (L2) des Deutschen. Hierfür wird ein Korpus quasi-spontansprachlicher Wegbeschreibungsdaten (BeMaTaC) mit Reparaturkategorien annotiert. Zugrunde liegt ein dreiteiliges Reparaturschema mit Reparandum, Interregnum und Reparans. Das fakultative Interregnum enthält alle Disfluency-Phänomene, die zwischen Reparandum und Reparans stehen (bspw. gefüllte und ungefüllte Pausen). Das Schema lässt also auch direkte Reparaturen ohne Interregnum zu. Im Reparans werden zusätzlich Wiederholungen, Ersetzungen und Einfügungen als Subreparaturphänomene betrachtet. Aus der Literatur ergeben sich die Hypothesen, dass Lerner mehr Interregna als Muttersprachler verwenden sollten und dass die eingenommene Gesprächsrolle in der Wegbeschreibungsaufgabe (Instructor vs. Instructee) einen Einfluss auf die Existenz von Interregna hat. Explorativ wird untersucht, welchen Einfluss Subreparaturen auf die Existenz eines Interregnums vor dem Reparans ausüben, und ob L1 und L2 oder die verwendeten Wortarten im Reparans dabei eine Rolle spielen. Die Auswertung zeigt, dass Muttersprachler und Lerner sich hinsichtlich der Häufigkeit von Interregna innerhalb ihrer Reparaturen anscheinend nicht mehr unterscheiden. Auch die Rolle im Gespräch hat keinen signifikanten Einfluss auf das Vorhandensein eines Interregnums. Die Reparaturstrukturen von Lernern mit Interregnum ähneln denen der Muttersprachler ohne Interregnum. Vor Wiederholungen oder Substitutionen wird die Wahrscheinlichkeit eines Interregnums sowohl in L1 als auch in L2 signifikant geringer, was auf eine leichtere kognitive Verarbeitbarkeit dieser Subreparaturen schließen lässt. This study is concerned with disfluencies within speech repairs of 16 German native speakers (L1) and six advanced non-native speakers (L2). A corpus of quasi-spontaneous map task data (BeMaTaC) is annotated with repair categories. These consist of a reparandum, an optional interregnum, and a reparans. The interregnum contains all disfluency phenomena between reparandum and reparans (e.g. filled and unfilled pauses). It is possible, however, to repair in a direct manner without interregna. Subrepair phenomena within the reparans consist of repetitions, substitutions, and insertions. It is expected that learners will use more interregna than native speakers, and that the map task role (i.e. instructor vs. instructee) will influence the existence of interregna. Additionally, it will be explored whether subrepairs and parts of speech influence the existence of interregna in L1 and L2. The results indicate that L1 and L2 speakers do not seem to differ with regard to their interregnum frequency within repairs. Map task role does not seem to have a significant influence on the existence of an interregnum. The repair structures of L2 speakers with interregna are similar to those of L1 speakers without interregna. Interregna seem to become less likely before repetitions or substitutions, implying an easier cognitive processability of these subrepairs.
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