Die Angst vor dem Nationaltheater
Das Bonner Theater (1962–1965) als Medium staatlicher Selbstdarstellung
Humboldt-Universität (insgesamt)
Im Rahmen politischer und gesellschaftlicher Formationsprozesse
nach Ende des Zweiten Weltkriegs kam
Kulturbauten in der Bundesrepublik eine besondere
Rolle zu. Am Beispiel des 1965 eröffneten, heute als
Opernhaus genutzten Stadttheaters in Bonn wird diese
Funktion besonders deutlich, da sich aus dem ambivalenten
Status Bonns als provisorischer Hauptstadt
zwischen 1949 und 1990 komplexe Anforderungen
an die Repräsentationsfunktionen des Bühnenbaus
ergaben. Für Empfänge von Staatsgästen angelegt,
wurde es zu einem inoffiziellen „Staatstheater“,
dessen Gestaltung sich aber nicht auf traditionelle
Würdeformeln berufen konnte. Im Vorfeld der Erbauung
des Bonner Theaters entbrannten innerhalb der
Auftraggeberschaft kontroverse Debatten um die angemessene
bauliche Umsetzung sozialer und politischer
Strukturen, die in dem höchst aufschlussreichen
Streit um eine „Monarchenloge“ für prominente
Gäste kulminierten. Architektonische Strategien, mit
denen die teils widersprüchlichen Anforderungen an
das Bonner Theater erfolgreich eingelöst wurden,
werden als eine Methode skizziert, eine gegen Kritik
weitgehend unempfindliche Architektur zu schaffen.
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