Berechenbarkeit als Sphäre digitaler Medien
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät
Als Beitrag zu den Debatten über digitale Kulturen stellt die mit dem Humboldt-Preis 2017 prämierte Masterarbeit ‚Berechenbarkeit als Sphäre digitaler Medien’ die Frage, was mit digitalen Medien überhaupt möglich ist – und was nicht. Das dabei entwickelte Konzept der Sphäre der Berechenbarkeit legt einen Perspektivenwechsel angesichts digitaler Phänomene nahe.
Neu an diesem Ansatz ist, dass die Frage nach den Grenzen des Digitalen von zwei Seiten aus angegangen wird:
Zum einen wird die Turingmaschine von 1936 – fons et origo der modernen speicherprogrammierbaren digitalen Computer – minutiös analysiert. Wie dieser Rekurs zeigt, existieren Probleme und Funktionen, deren Lösung mit digitalen Medien schon rein konzeptuell unmöglich ist.
Zum anderen wird dieser klassische Zugang zu den Grenzen des Digitalen durch Konzepte aus dem Bereich der Hypercomputation ergänzt. Hypercomputer sind theoretische Modelle, die hinsichtlich der Berechenbarkeit mehr leisten sollen als alle digitalen Geräte. Modelle also, die unberechenbare Probleme – dem begrifflichen Widerspruch zum Trotz – eben doch berechnen. Dieses Heranziehen von Konzepten der Hypercomputation ermöglicht es, das Konzept der digitalen Computer zusätzlich von Außen zu umgrenzen.
Ziel dieses doppelten Zugangs ist die Ausarbeitung einer Sphäre der Berechenbarkeit, die all das umfasst und definiert, was mit digitalen Maschinen möglich ist, und die einen tiefgreifenden Perspektivenwechsel ermöglicht: Anstatt das Digitale weiter von der „realen Welt“ aus zu begreifen – d.h. im weitesten Sinne die Frage zu stellen, ob Phänomene der Lebenswelt im Digitalen angemessen repräsentiert werden – bietet sich mittels der Sphäre eine alternative Herangehensweise. Diese kann auf problematische Begriffe wie „Welt“, „Mensch“ oder „Geist“ zumindest temporär verzichten und stattdessen direkt an den allgemeinen Strukturen des Digitalen ansetzen, was eine erhebliche Reduktion des Problems und eine Schärfung des Begriff des Digitalen verspricht. The master’s thesis ‚Computability as the Sphere of Digital Media’ – awarded with the Humboldt-Price 2017 – is a contribution to the debate about digital cultures. It asks the question what can possibly be done with digital media – and what can’t.
The turing machine from 1936 can be regarded as the definition of a sphere of computability including everything that could possibly be executed by digital machines.
This concept of a sphere of computability can be used to analyze „the digital“ on a fundamental level starting right at the digital sphere itself and its techno-mathematical foundations, instead of starting the analysis by looking at the dichotomy of „real“ world phenomena and their digital representations. This change of focus holds the advantage that insufficiently answered and therefore philosophically problematic assumptions about the „world“ or the human mind need not to be made in advance of the analysis. Moreover this reversed approach makes it possible to scrutinize the representation of „world“ in digital machines from a different angle.
(This abstract is not a translation of the german one. It has therefore rather the character of an addendum.)
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Anmerkungen
Namensänderung durch
Heirat zu Thomas Nyckel