Gastredaktion: Regina Wenninger und Annika Wienert

Die vorliegende Themenausgabe beruht auf ausgewählten Beiträgen einer gleichnamigen Tagung, die im November 2017 im Deutschen Historischen Institut Warschau stattfand. Ausgehend vom Konzept der histoire croisée (Verflechtungsgeschichte) setzten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Ziel, verbindende und trennende Aspekte der Kunstgeschichte in Polen und Deutschland zu analysieren, wobei der Fokus auf dem 20. und 21. Jahrhundert lag. Dabei konnten methodische Problemstellungen der histoire croisée anhand eines breiten Themenspektrums erörtert werden.

In der Einführung skizzieren die Autorinnen zunächst den methodischen Ansatz der histoire croisée. Im Anschluss daran werden verschiedene Aspekte kritisch diskutiert und auf das Themenfeld der deutsch-polnischen Kunstgeschichte bezogen. Zwei Fragekomplexe werden dabei herausgearbeitet: Zunächst geht es um die Kritik der histoire croisée am nationalen Paradigma der Geschichtswissenschaften. Andererseits wird erörtert, ob der Ansatz nicht negative Pendants der Verflechtung vernachlässigt – Phänomene der Abwehr, Abgrenzung und Ent-flechtung. An diese Überlegungen schließt sich ein Resümee der Diskussionen an, die auf der Tagung ausgehend von den präsentierten Fallstudien geführt wurden. Hierbei steht die Frage im Vordergrund, was die histoire croisée der Kunstgeschichte als Fach Neues hinzufügen kann.

Abschließend werden die Beiträge des Heftes vorgestellt, wobei jeweils zwei Beiträge unter einer inhaltlichen Klammer in Bezug zueinander gesetzt werden. Unter dem Titel Kunstausstellungen und ihre Kontexte finden sich der Beitrag von Gabriela Świtek zu Ausstellungen von John Heartfield in Polen sowie Marta Smolińskas Analyse aktuelle Kunstprojekte, die sich mit polnisch-deutschen Grenz- und Erinnerungsorten auseinandersetzen. Die Aspekte bilateral und international finden sich in den Beiträgen von Julia Röttjer zur UNESCO-Kommission und von Angelika Weißbach zur DDR-Beteiligung an der Internationale Biennale der Grafik in Krakau. Schwieriges Erbe nehmen Nawojka Cieślińska-Lobkowicz und Aleksandra Paradowska in diachroner Perspektive in den Blick; erstere beschäftigt sich mit der Provenienzforschung, letztere mit dem Umgang mit dem architektonischen Erbe des Nationalsozialismus in Westpolen.

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