Objektkultur um 1900. Der Tastsinn in Décadence und Wissenschaft
Mit dem Dissertationsprojekt, aus dem der vorliegende Beitrag hervorgegangen ist, soll herausgearbeitet werden, dass und auf welche Weise der menschliche Körper in seiner physiologischen Präsenz in der Objektkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts eine tragende Rolle spielt. Die leibhaften Sinnesempfindungen wurden dabei im Kontext einer zunehmend physiologisch geprägten Ästhetik aufgewertet, so dass eine somatische Kunsterfahrung in Konkurrenz zur idealistisch-geistigen tritt. Eine ausdrückliche Herausforderung der Untersuchung liegt in der geistes- und insbesondere wissenschaftsgeschichtlichen Verortung objekthafter Kunstwerke, die bislang lediglich in der Sphäre der kunsthistorischen Kennerschaft betrachtet wurden.
Die Emergenz somatischer Wahrnehmungsmodi wird an der kontinuierlichen Aufwertung des taktilen Sensoriums besonders deutlich. Ausgehend von der Annahme, dass das Kunsthandwerk mit haptischen Erfahrungshorizonten verknüpft ist, wird abschließend nach der methodischen Bedeutung der Haptik für die kunsthistorische Objektwissenschaft gefragt. Es wird vorgeschlagen, die haptische Erfahrung als epistemischen, objekt-konstituierenden Faktor gleichsam als integralen Bestandteil der Objektwissenschaft zu berücksichtigen.
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