Ach, Bartleby!
Über Bibliotheken als emanzipatorische Orte des freien Handelns
Bibliotheken werden im Wesentlichen durch Steuergelder finanziert. Allein damit scheint die Forderung, Bibliotheken haben politisch neutral zu sein, ausreichend begründet. Doch politische Neutralität genügt nicht als Handlungsrahmen und um die Rolle Öffentlicher Bibliotheken für die Gesellschaft hinreichend zu definieren. Die Öffentliche Bibliothek ist für sich schon eine unschätzbare Errungenschaft; daher stellt sich die Frage, welche Werte ihr als Handlungsmotive hinreichen. Die einfachste aber gleichzeitig am wenigsten überzeugendste Lösung wäre es, ihr einen von oben angeordneten Wertekanon zu Grunde zu legen. Um der Falle einer normativen Diskussion vorzubeugen, wird hier nach der Metaphysik von Öffentlichkeit gefragt. Die Bibliothek als öffentlicher Raum wird, entsprechend Hannah Arendts Überlegungen über das Öffentliche und das Private, als Ort der gesellschaftlichen Aushandlung von Realität begriffen. Obwohl der Ausgang dieses Prozesses in der Hand der Beteiligten liegt, ist das nicht eine Auslagerung der Verantwortung, sondern vor Allem eine Emanzipation von konfektionierten Werten. Damit werden Öffentliche Bibliotheken zu Orten, in denen Gesellschaft entsteht.