Brasília 1960. Fortschrittsdiskurs und espetáculo arquitetural
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät
Die Dissertation untersucht die Architektur von Oscar Niemeyer in Brasilia als plakative Inszenierung der brasilianischen Moderne im Fortschrittsdiskurs von Präsident Kubitschek. Die Rezeption hat bisher in dieser Architektur das Scheitern einer idealisierten Moderne zu sehen, die durch ein oberflächliches Barock und ihre Betonung des Spektakulären nach kurzer Zeit museumsreif wurde: Brasília als eine gescheiterte Utopie, die -aus dem offiziell erzählten Mythos von Fortschritt und Zukunft -den wirtschaftlichen Erfolg und den Triumph der Avantgarde symbolisieren sollte. Eine tiefere Betrachtung der mediatischen Narrativen mit ihrer Mythologie der Hauptstadt-Neugründung und der starken Symbolik ihrer Architektur zeigt inwiefern die Notwendigkeit von politischer Selbstbehauptung und künstlerischer Anerkennung die Regierung dazu bewegte, eine poetische, monumental futuristische Moderne zu konstruieren und wirksam zu inszenieren. Brasília scheint sich auf ein ästhetisch gewolltes, architektonisch denotativ explizierendes Modell zu reduzieren. Diese im klassischen internationalen Stil verankerte Formensprache, die Oscar Niemeyer „architektonisches Schauspiel“ nennt, wird hier in Frage gestellt und tiefer untersucht: Gegenüber der kritischen Ansätze vieler Studien wird in dieser Forschung versucht, dagegen zu debattieren, inwiefern das Wesentliche, das Entscheidende von Niemeyers free-form-Strategie nicht unbedingt in den stilistisch-urbanen Qualitäten oder qualitativen Mängeln liegt, auch nicht in dem Anspruch, eine dauerhafte, solide Moderne erfolgreich triumphierend darzustellen, sondern gerade im Artifiziellen-Künstlichen, im leicht zu verstehenden Zeichensystem einer angestrebten, notwendigen Moderne. Aus einer utopischen „Hauptstadt der Hoffnung“ ausgehend, gelingt es eine solche denotativ-plakative Architektur durch Einhüllung von konventionellen Strukturen monumentaler Geometrie, den Betrachter-Zuschauer ästhetisch und emotional zu überwältigen. For the critical reception of the last years Brasília would be basically a failed utopia, which - from the officially narrated myth of progress and the future - was essentially intended to symbolize the economic success and triumph of the avant-garde. A deeper examination in the light of the mediatic narratives with their mythology of the founding of the new capital and the concrete representation of their architecture shows to what extent the necessity of political self-assertion and artistic recognition led the government to construct a poetic, monumentally futuristic modernity. Basically, however, Brasília seems to be reduced to an aesthetically intended, architecturally denotatively explicative model. This superficial formal language, committed to modernity and yet anchored in the classical international style, had to be questioned and examined in the analysis of individual buildings of Niemeyer's architectural spectacle. In contrast to the critical approaches of many studies on Brasília, our research attempted to debate the extent to which the essential, the decisive aspect of Niemeyer's architecture in Brasília does not necessarily lie in the stylistic-urban qualities or qualitative deficiencies, nor in the successful or unsuccessful claim to successfully present a lasting, solid Modernism triumphantly, but rather precisely in the artificial-artistic, in the "easily understandable" sign of the Modern. From Lúcio Costa's rhetorically and utopically constructed design of a capital of hope, Oscar Niemeyer succeeded in aesthetically and emotionally overwhelming the viewer viewer for a fleeting moment by means of a denotatively placative wrapping of conventional structures - or monumental geometry.
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