Wege ins Archiv : Ein Leitfaden für die Informationsübernahme in das digitale Langzeitarchiv
Version I: Entwurf zur öffentlichen Kommentierung
Die Langzeitarchivierung digitaler Daten ist ein noch jüngeres Themenfeld als die digitalen Daten selbst und gerade erst gehen verschiedene Projekte in diesem Bereich in den Regelbetrieb über. Wie es für junge Aufgabenbereiche üblich ist, haben sich erst wenige Standards und Verfahren etabliert und von "Best Practice" im eigentlichen Sinne kann man kaum sprechen, denn praktiziert wird die Langzeitarchivierung bisher nur von wenigen Institutionen. Dieser Leitfaden möchte dabei helfen, das erste Hindernis bei der Langzeitarchivierung leichter zu bewältigen: Wie können digitale Informationsobjekte in ein Langzeitarchiv überführt werden, um dort schließlich langfristig sicher gespeichert, verwaltet und bewahrt zu werden?// Die Informationsübernahme in ein digitales Langzeitarchiv ist nicht nur ein technischer Transfer zwischen zwei Systemen, sondern sie ist insbesondere ein Prozess mit vielen organisatorischen Anforderungen, an dessen Ende die Übernahme der Verantwortung durch das digitale Langzeitarchiv steht. Ein Langzeitarchiv ist dabei nicht primär als ein technisches System zu verstehen, sondern als eine organisatorische Einheit oder Institution, die die Aufgabe der Langzeitarchivierung übernimmt und sich idealerweise am OAIS-Referenzmodell orientiert. Viele Anforderungen, die ein Langzeitarchiv auch bei der Informationsübernahme erfüllen muss, sind u.a. im nestor Kriterienkatalog bereits formuliert worden. "Wege ins Archiv" soll helfen, die Ziele und Besonderheiten einer Informationsübernahme zur Langzeitarchivierung deutlich zu machen: Daten müssen aus üblicherweise heterogenen technischen und organisatorischen Kontexten so übernommen werden, das sie trotzdem in ganz anderen, zukünftigen Kontexten verstehbar und nutzbar sein werden. // Die Informationsübernahme stellt aber nicht nur Anforderungen an das Langzeitarchiv, sondern auch an den Produzenten bzw. Lieferanten (wobei es sich dabei auch um andere Langzeitarchive handeln kann) der zu bewahrenden digitalen Objekte. Die besondere Aufwändigkeit, Komplexität und Relevanz rührt zu einem guten Teil daher, dass das Langzeitarchiv und der Produzent zusammen die späteren Nutzungsszenarien und Prozesse schon berücksichtigen müssen: Dürfen aus rechtlichen Gründen überhaupt Veränderungen an den Materialien durchgeführt werden? Welche Eigenschaften müssen an den Materialien definitiv erhalten werden? Und nicht zuletzt müssen die technischen und anderen Qualitäten der Materialien besonders geprüft werden, denn sie bilden die oftmals nicht mehr korrigierbare Grundlage für alle weiteren Maßnahmen. // Ausgangspunkt für die Erarbeitung des Leitfadens war neben der Erfahrung der Beteiligten das OAIS-Referenzmodell und der ergänzende Standard PAIMAS. Diese behandeln die Informationsübernahme, wie sie hier besprochen wird, allerdings entweder primär als Teil eines Langzeitarchivs ("Ingest") oder auf einem Abstraktionsniveau, das als Einstieg wahrscheinlich wenig hilfreich ist.
Dateien zu dieser Publikation