Standards und Standardisierung im Kontext von Grid/eScience und Langzeitarchivierung
Die modernen Informationstechnologien haben in allen Lebensbereichen starke Veränderungen bewirkt. Besonders stark beeinflusst sind die Wissenschaften, die auch eine treibende Kraft dieser Entwicklungen sind und immer größere Anforderungen an Rechner, Speicher und IT-Werkzeuge stellen. In neuen Experimenten der Teilchenphysik werden kaum bewältigbare Datenmengen für Tausende von Wissenschaftlern produziert, Klimaforscher berechnen immer detailliertere Modelle des Systems Erde, und die Geisteswissenschaften beginnen riesige digitale Sammlungen von Kulturgütern mit Rechnern zu analysieren. // Die Grid-Technologie zur Aufteilung der Aufgaben auf viele verteilte IT-Ressourcen ist ein Mittel, um den Herausforderungen dieser neuen, als e-Science bezeichneten wissenschaftlichen Arbeitsweise gerecht zu werden. // nestor und Wissenschaftler weltweit haben immer wieder darauf hingewiesen, dass mit der Zunahme der Bedeutung digitaler Daten auch die Notwendigkeit wächst, ihre langfristige Nutzbarkeit zu sichern. Bei der Grid-Technologie ergibt sich die chancenreiche Situation, dass nicht nur wertvolle und zu erhaltende Daten produziert werden, sondern auch Mittel bereit gestellt werden, die für die Herausforderung der Langzeitarchivierung großer und komplexer Datenmengen nutzbar sein können. Die klassischen Gedächtnisorganisationen - wie Bibliotheken, Archive und Museen - und die neuen Gedächtnisorganisationen – wie Daten- und Rechenzentren - können wechselseitig voneinander profitieren. // Um dieses Potenzial auszuloten, hat nestor in seiner zweiten Projektphase eine Arbeitsgruppe mit Fachleuten aus klassischen Gedächtnisinstitutionen und aus e-Science- und grid-engagierten Institutionen initiiert und drei Expertisen in Auftrag gegeben. Diese Expertisen untersuchen den Ist-Stand und die Anforderungen und Ziele für das Zusammenspiel von e-Science-/Grid-Technologie und Langzeitarchivierung unter drei Gesichtspunkten: Welche Anforderungen gibt es für die Archivierung von Forschungsdaten? Was sind die möglichen Synergien, die angestrebt werden sollten? Und auf welche Standards können weitere Arbeiten in diesen Bereich aufgebaut werden und welche sind gegebenenfalls noch zu entwickeln? // Neben der Untersuchung des Standes der Technik, sind einige Projekte der deutschen Grid-Initiative D-Grid befragt worden. nestor wird in seiner Grid-/eScience-Arbeitsgruppe die Ergebnisse der Expertisen aufnehmen und versuchen, eine Landkarte für die weiteren Entwicklungsperspektiven zu zeichnen. // e-Science-/Grid-Technologie und Langzeitarchivierung sind relativ neue Forschungsbereiche, die sich sehr schnell entwickeln. Einzelne Fragen, die von nestor Mitte 2006 formuliert wurden, als die ersten Projekte der deutschen Grid-Initiative D-Grid gerade gestartet waren, stellen sich heute, wo bald schon die dritte Generation von D-Grid-Projekten beginnt, unter den veränderten Bedingungen möglicherweise anders dar. Die Expertisen müssen daher auch vor ihrem Entstehungshintergrund betrachtet werden. Derzeit liefern sie eine Beschreibung sinnvoller und notwendiger Entwicklungen. Wenn sie in naher Zukunft „veralten“, weil sie zur erfolgreichen Zusammenarbeit von e-Science/Grid und Langzeitarchivierung beigetragen haben, dann haben sie ihren Sinn erfüllt.
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