Der Objektcharakter der Fotografie.
Praktiken zur Autonomie des fotografischen Bildes am Beispiel des Schweizer Fotografen Balthasar Burkhard
Im Werk des Schweizer Fotografen Balthasar Burkhard (1944–2010) erscheint die Fotografie gleichermaßen als Bild und als Objekt. Es sind diverse formale Praktiken, die den Fotografien einen starken Objektcharakter verleihen. Erst in einer Gesamtschau des Werkes wird deutlich, welches Verständnis Burkhard von der Fotografie hat, das insbesondere an Materialien und Techniken orientiert ist. Weil das bildgebende Verfahren der Fotografie zudem nicht ausschließlich an eine Technik oder ein Material (also zum Beispiel einen Bildträger) gebunden ist, kann ein solches Verständnis zu einer heterogenen Erscheinungsweise des fotografischen Bildes führen. Ein Blick in die Entstehungsgeschichte der Fotografie und ihrer diversen bildgebenden Verfahren veranschaulicht, wie ursprünglich Burkhards Verständnis der Fotografie ist und insbesondere welche Diskurse, die im Lauf der Zeit die Rezeptionsgeschichte der Fotografie prägten, in einem solchen Verständnis von Fotografie verankert sind. Ein daran anschließender Fokus auf das Material ist in der Lage zu zeigen, wie die Wahl des Materials einer Anreicherung des Kontextes der Fotografie und ihrer Bedeutung dienen kann. Es ist gerade das Material, das den Objektcharakter einer Fotografie zum verstärkten Vorschein bringt. Und es ist schließlich die Darstellung von Fotografie als Objekt und damit als Werk, worin ein Autonomiebestreben des fotografischen Bildes als Kunstwerk erblickt werden kann. Impulse für ein solches Autonomiebestreben sind sowohl in Burkhards Werdegang vom Dokumentaristen hin zum freischaffenden Fotografen zu finden als auch in den Entwicklungen der 1960er und 1970er Jahre, in denen sich die Fotografie unabhängig von anderen Künsten und unabhängig von einer Werbeindustrie ihren Weg in die Öffentlichkeit bahnte.
Der vorliegende Beitrag stellt einen Ausschnitt aus dem Promotionsvorhaben der Verfasserin dar.
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