Der Hindukusch im deutschen Blick.
Die fotografischen Objekte der Stuttgarter Badakhshan-Expedition (1962/63)
Die Wahrnehmung Afghanistans hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Bis in die späten 1970er Jahre war das Land am Hindukusch ein bevorzugtes Feld deutscher Forschungsunternehmen. Eines der großen Projekte der westdeutschen Nachkriegsethnologie in Afghanistan war die Stuttgarter Badakhshan-Expedition (1962/63). Zu ihren Ergebnissen zählten auch 15.000 Fotografien. Ein Teil dieses fotografischen Bestands ist heute im Stuttgarter Linden-Museum erhalten; als historische Quelle sind die Bilder jedoch gänzlich aus dem wissenschaftlichen Blickfeld geraten. In meinem Dissertationsprojekt bemühe ich mich um die Rekonstruktion von westdeutschen Perspektiven der Nachkriegszeit auf die historische Region am Hindukusch. Die erhaltenen Fotografien der Stuttgarter Badakhshan-Expedition dabei nicht als zweidimensionale Abbildungen, sondern als dreidimensionale Objekte in ihren Nutzungs- und Bedeutungskontexten zu untersuchen, ist die zentrale methodische Überlegung der Arbeit. Der vorliegende Beitrag folgt einem Motiv – der Porträtaufnahme eines Mannes – von seiner Entstehung bis in die Gegenwart. Am Beispiel von vier Objektgeschichten wird nach Nutzen und Notwendigkeit einer Thematisierung des Objektstatus von Fotografien gefragt; veranschaulicht werden dabei die methodischen und epistemischen Möglichkeiten, welche die Arbeit mit historischen fotografischen Objekten heute bietet.
Files in this item