Objektinformationsanalyse.
Materiale Medizingeschichte am Beispiel der Rostocker Moulagen-Sammlung
Dermatologische Moulagen sind bemalte Wachsabformungen von erkrankten Hautpartien oder Körperteilen. Hautkliniken vermittelten vor gut 100 Jahren über dieses Lehrmittel Krankheitsbilder. Die Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie an der Universitätsmedizin Rostock besitzt heute noch 32 von einst 2.000 bzw. 3.000 Moulagen. Im Sinne der Materialen Medizingeschichte dienen die genannten 32 Moulagen als Ausgangspunkt für eine Rekonstruktion der Sammlung und ihrer Geschichte.
In der Dissertation des Verfassers wurde für die wissenschaftliche Untersuchung der Moulagen eine hermeneutische Methode entwickelt, die sogenannte Objektinformationsanalyse. Mit ihr werden sämtliche Objektinformationen der Einzelmoulage dokumentiert und in Serie ausgewertet. Hierbei zeigten sich Phänomene, die begrifflich u. a. als Kontinuitäten und Diskontinuitäten der Informationen bestimmt wurden. Die Phänomene wurden in einem weiteren Schritt historisch als Herstellung, Bearbeitung und Veränderung der Moulagen verstanden. Die Interpretation richtete sich zuletzt auf die mikrogeschichtlichen Zusammenhänge und wissenschaftsgeschichtlichen Diskurse.
Am Beispiel des Diagnoseschildes – einem bedruckten Etikett mit einer Krankheitsbezeichnung – wird in diesem Beitrag der Weg von der Objektinformation zur Materialen Medizingeschichte aufgezeigt.
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