Die Anbahnung von Reflexionsfähigkeit durch ein Inverted-Classroom-Modell
Die Anforderungen an die Lehrerinnen- und Lehrerausbildung sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Wesentliche Gründe dafür sind die zunehmende Heterogenität der Schülerschaft, die Notwendigkeit der Ausbildung einer digital literacy sowie die Einführung umfangreicher Praxisphasen im Lehramtsstudium. Eines der Ziele dieser Praxisphasen ist es, Studierende zu einer forschenden, reflektierenden Haltung und einer systematischen Verknüpfung von Theorie und Praxis anzuregen. Für die ausbildenden Universitäten bedeutet dies, in den vorbereitenden Kursen die entsprechenden Kompetenzen anbahnen zu müssen. Diese Notwendigkeit kontrastiert mit der nach wie vor von Studierenden verbalisierten Erwartung an die fachdidaktische Ausbildung, ‚Rezepte für guten Unterricht‘ vermittelt zu bekommen. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, schon frühzeitig während der Ausbildung bei den Lernenden – oft aus den eigenen Lernerfahrungen gespeiste – Denkmuster aufzubrechen und die Befähigung zur kritischen Reflexion des eigenen Handelns anzubahnen. Vor dem Hintergrund der skizzierten Herausforderungen wurde ein Seminar zur Einführung in die Didaktik der romanischen Sprache in ein durch Moodle gestütztes Inverted Classroom-Modell (ICM) überführt. Dieses sieht vor, die Studierenden zu einer theoriegeleiteten praktischen Auseinandersetzung mit dem Gegenstand zu veranlassen. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf digitalen Materialien. Das ICM wird inzwischen im vierten Semester sprachenspezifisch differenziert (jeweils drei Kurse M.Ed. Französisch, Italienisch, Spanisch) durchgeführt. Im Beitrag sollen die dabei gewonnenen Erkenntnisse theorie-basiert kritisch reflektiert werden. Besonderes Augenmerk gilt der Frage, welchen Einfluss die hybride Struktur des Lernarrangements auf die Ausbildung von Reflexionsfähigkeit hat, welches Potenzial dem Konzept bei der Ausbildung von digital literacy und Heterogenitätsbewusstheit innewohnt und in welchem Ausmaß sich die Rolle des Lehrenden verändert hat bzw. verändern musste. In the last years, the demands on teacher training in Germany have continuously increased, mainly on account of heterogeneous learning groups, the need to develop digital literacy and the introduction of longer periods of in-school teaching practice as integral components of the master degree programme. One of the objectives of these periods of teaching practice is to support students in developing the reflective competence. In consequence, during introductory classes, universities have to prepare the ground for acquiring this competence. But many students still demand very hands-on lessons, expecting clear and always practicable guidelines for ‘good teaching’. Therefore, it seems to be necessary to encourage them very early to challenge established thought patterns, resulting often from their own learning experiences, and to reflect in a critical way upon their own ways of proceeding. In view of the challenges outlined above, a face-to-face-class introducing students to the basics of Romance language teaching was transformed into an inverted classroom model (ICM) supported by Moodle. The ICM is designated for a theory-based work with concrete tasks. Particular attention is paid to digital material. Until now, the ICM has been carried out four times, separated into three language-specific groups (French, Italian, Spanish). The aim of this paper is to reflect the teaching experiences in a theory-based way. Particular attention is given to the following questions: In which way does the hybrid structure of the learning arrangement influence the development of reflective competence? How does it help us to train digital literacy and to consciously deal with heterogeneity? How does it change the role of the teacher?
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