In Massen produziert und doch ein Individuum.
Interdisziplinäre Spurenlese von Materialwissenschaftlern, Historikern und Restauratoren am Beispiel zweier Dosen von Tupperware
Tupperware gehört auch heute, 72 Jahre nach der Erfindung der „Wonderbowl“, noch in vielen westlichen Haushalten zum Alltag und verkörpert in vielerlei Hinsicht ein typisches Phänomen der modernen Warenkultur. Im Zuge der industriellen Massenproduktion stieg die Verfügbarkeit und der Verbrauch von Dingen in einem bis dahin unbekannten Maß an. Hierbei spielt seit dem 20. Jahrhundert, besonders in der zweiten Hälfte, der Werkstoff Kunststoff eine entscheidende Rolle als zunächst unbelastetes, frei formbares Material der unbegrenzten Möglichkeiten. Längst haben Objekte aus Kunststoff Eingang in Museumssammlungen gefunden, und zunehmend stellt sich die Frage: Wie werden wir diesen Dingen des Alltags und ihrer kulturellen Bedeutung gerecht, ohne das Alltägliche dabei in unangemessener Weise zu erhöhen oder es allein zur Illustration vorgefertigter Thesen zu benutzen?
Der vorliegende Beitrag zeigt an einem Fallbeispiel auf, wie eine direkte Spurenlese an alltäglichen Dingen, zu denen Tupperware zweifelsohne gehört, stattfinden kann. Die Besonderheit bei dieser Spurenlese liegt in der Untersuchung der Objekte aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Nach einer Einleitung zum Vorhaben und zur Methodik beschreiben in diesem Beitrag vier Autoren aus den Bereichen der Materialwissenschaft, der Kunst- und Kulturgeschichte und der Restaurierung ein und dieselben Objekte; hierdurch sollen diese „zum Sprechen“ gebracht und umfangreiches Wissen erarbeitet werden. Abschließend formuliert der Beitrag einen Ausblick über die weiteren Ziele im Forschungsprojekt und verdeutlicht die Notwendigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit, um den Erhalt von Kunststoffen in Museumssammlungen zu gewährleisten.
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