»Cut and Paste« im Tageswerk. Gunnar Björlings Methodenstil
Dieser Beitrag stellt Gunnar Björlings Methodenstil vor, um diese Bezeichnung als plausible Alternative zum Autoren-, Personal- oder Signaturstil zu präsentieren. Hierbei wird betont, dass sich die Themen und Schreibweisen des lyrischen Gesamtwerks von Björling nicht getrennt voneinander untersuchen lassen, sondern dass das ›Wie‹ und das ›Was‹ der Darstellung einander durchdringen. Björlings Gedichte bilden ein übergreifendes Gesamtwerk, sie sind für ihren ausdrucksstarken Minimalismus berühmt, der oft mit der modernistischen Außenseiterrolle des Autors und mit Abstraktion oder Hermetismus begründet worden ist. Mit Poul Borum vertrete ich dagegen die Einschätzung, dass es sich lohnt, die Einfachheit der Texte ernst und wörtlich zu nehmen – als Resultate einer
vorausgegangenen, höchst konkreten Spracharbeit. Durch die Streichungen und Umarbeitungen in den Manuskripten werden nicht nur konfrontative Brüche und viele Leerstellen geschaffen, sondern auch Wörter, Phrasen, Zeilen oder Verse dekontextualisiert und später in neue textliche Zusammenhänge wiedereingefügt. Dieser an die alltäglichen Schreibpraktiken gebundene Methodenstil erweist sich als schöpferischer Mitakteur. This contribution presents Gunnar Björling’s method style and proposes this term as a reasonable alternative to the terms author’s, personal or signature style. It emphasises that the writing styles and themes of Björling’s complete lyrical oeuvre cannot be examined separately. Rather, the how and what of the presentation permeate one another. Björling’s poems form a comprehensive oeuvre. They are famous for their expressive minimalism, which is often explained by the author's modernistic outsider role and by abstraction or hermeticism. However, in agreement with Poul Borum, I argue that it is worth taking the simplicity of the texts seriously and literally – as the results of a preceding, very concrete language work. Deletions and adaptations in the manuscripts do not only create confrontational discontinuities and gaps, but they also decontextualise words, phrases, lines and verses to later reinsert them in new textual contexts. This method style linked to everyday writing practices turns out to be a creative co-actor.
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