Schülervorstellungen zur Plattentektonik – Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie mit Schülern der neunten Jahrgangsstufe
Ziel der vorliegenden Studie war es, vorunterrichtliche Vorstellungen zu Strukturen und Prozessen der Plattentektonik zu erfassen. Diese wurden an vier bayerischen Gymnasien mittels teilstrukturierter Interviews bei 15 Schülerinnen und Schülern der neunten Jahrgangsstufe erhoben. Den theoretischen Rahmen der Untersuchung bildete die Theorie des erfahrungsbasierten Verstehens. Die Auswertung der Interviews erfolgte durch eine Kombination aus qualitativer Inhaltsanalyse, systematischer Metaphernanalyse sowie einer systematischen Analyse der Gestik. Auf diese Weise konnten nicht nur zentrale Vorstellungen der Jugendlichen identifiziert, sondern auch die von ihnen bei der Vorstellungskonstruktion genutzten Quellbereiche offengelegt werden.
Die Studie ergab, dass Schülerinnen und Schüler tektonische Platten wesentlich stärker mit den Kontinenten als mit den Ozeanböden in Verbindung bringen. Elemente des lebensweltlichen Verständnisses des Wortes Platte finden sich kontextunabhängig in den Vorstellungen der Befragten zu Lithosphärenplatten wieder. Plattenbewegungen werden von den Probanden als reine Horizontalbewegungen von Körpern betrachtet, Zerstörung und Produktion von Lithosphäre nicht in Erwägung gezogen. Als Auslöser der Plattenbewegungen werden u.a. die Erdrotation, Magmaströme, die Erdanziehungskraft, der Erdkern oder kurzfristig auftretende Naturereignisse betrachtet. Bei der Konstruktion dieser Vorstellungen greifen Schülerinnen und Schüler auf lebensweltliche Erfahrungen mit Bewegungen zurück. So werden Probanden Plattenbewegungen als eine Bewegung dargestellt, die durch drückende oder ziehende Kräfte verursacht wird. Einige Jugendliche gehen davon aus, dass Platten transportiert werden oder betrachten die Plattenbewegung als ein Hinabrutschen der Platte auf einer geneigten Fläche. Fifteen 9th grade students aged 14-15 of four different Bavarian grammar schools have been interviewed on the topic of plate tectonics using semi-structured interviews. The theoretical framework for this study is based on the theory of experientialism. Interviews have been analyzed by a combination of qualitative content analysis, systematic metaphor analysis and a systematic analysis of gesture. By this means I could identify students`central conceptions as well as the source domains used by students to construct these conceptions.
Main results of the study show that students associate plates strongly with continents and far less with oceanic floor. Students use many elements from an everyday-life conception of a plate to understand tectonic plates. They are only aware of horizontal movements of plates, but they do not consider the possibility of destruction
and production of lithosphere at the plates` borders. According to the students`conceptions the rotation of the earth, earth`s core, rivers of magma inside the earth, earth`s gravitational force or natural phenomena like earthquakes cause plates´ movements. For explaining causes of plates` movement students use everyday-life experiences with movements as source domains. Some students think plates moving is caused by pushing or pulling forces, other students belief plates are transported or they slip down a slope.