Einstellungen von Schülerinnen und Schülern zu Raumkonzepten der Geographie. Eine empirische Studie zur Erfassung der Lernerperspektiven
Die Arbeit mit Raumkonzepten im Geographieunterricht ist seit Jahren Gegenstand fachdidaktischer Diskurse. Zugleich sind die Raumkonzepte in den Nationalen Bildungsstandards sowie einigen Lehrplänen verankert und entsprechende
Unterrichtsmaterialien entwickelt worden. Jedoch fehlen bislang empirische Erkenntnisse sowohl zur Einsatzhäufigkeit der Raumkonzepte im Geographieunterricht als auch zur Perspektive der Schülerinnen und Schüler auf die Raumkonzepte, die als ein wesentlicher Faktor für das Gelingen von Lernprozessen angesehen werden kann. Vor diesem
Hintergrund wurden als zentraler Bestandteil eines dreiteiligen Forschungsprojektes mit Mixed Methods-Zugang die Einstellungen von 684 Schülerinnen und Schüler (Klasse 9, 12-Grundkurs und 12-Leistungskurs) an Gymnasien in Nordrhein-
Westfalen erhoben. Dazu kam nach einem 2-Phasen-Pretesting zur Prüfung der testtheoretischen Brauchbarkeit
ein itembasierter, standardisierter Fragebogen mit insgesamt 74 Items sowie 9 unabhängigen Variablen zum Einsatz.
Bei der Auswertung wurden neben Verfahren der deskriptiven Statistik Varianz- und Regressionsanalysen verwendet.
Die Ergebnisse zeigen eine geringe Einsatzhäufigkeit der Arbeit mit Raumkonzepten im Geographieunterricht. Die
Einstellungen der Schülerinnen und Schüler sind in der Summe als positiv zu kennzeichnen, wobei die klassischen
Raumkonzepte (Containerraum und Raum als System von Lagebeziehungen) positiver bewertet werden als die neuen
(Subjektiver Wahrnehmungsraum und Raum als Konstruktion). Als relevante Prädiktoren für die Einstellungen zu den
Raumkonzepten stellten sich das Interesse am Fach Geographie allgemein, das Interesse an Raumkonzepte allgemein
sowie die eigenaktive außerschulische Beschäftigung mit geographischen Themen heraus. Bezüglich erster Konsequenzen
lässt sich u. a. konstatieren, dass eine verstärkte Implementierung der Arbeit mit den Raumkonzepten durch
entsprechende Unterstützungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer gewährleistet werden sollte. In unterrichtspraktischer
Hinsicht scheint eine explizite Beschäftigung mit den Raumkonzepten auch auf metatheoretischer Ebene sinnvoll. Concepts of space have been a subject of discourses in geography education for several years. Contemporaneously,
they have been anchored in German Educational Standards and several curricula, and corresponding teaching
materials were developed. However, there is lack of empirical findings on how frequently the concepts of space are
used in geography classroom and there is no evidence of the students‘ attitudes, though the attitudes can be seen
as a crucial factor for successful learning processes. Accordingly, a research project with a mixed-methods design
was conducted. As a central part the attitudes of 684 grade 9 and grade 12 (basic/advanced course) students towards
the concepts of space were examined. After an extensive pretesting an item-based, standardized questionnaire with
74 items and 9 independent variables was used. For data evaluation, methods of descriptive statistics, analyses of
variance and multiple linear regression analyses were used. Results show that the frequency of using concepts of
space in geography classroom is quite low. The students’ attitudes towards them are positive in general, yet classic
concepts of space (container space, relational space) are rated better than the newer ones (perception space, constructed
space). General interest in the subject geography, general interest in the concepts of space and self-active
extracurricular working on geographical issues emerged as relevant predictors. Regarding first consequences, an
increased implementation of working with spatial concepts should be ensured by corresponding support measures
for teachers. Regarding teaching practices, dealing explicitly with the concepts of space, including a meta-theoretical
perspective, appears reasonable.
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