Gesellschaftliche Integrität der Forschung: Wissenschaftsforschung Jahrbuch 2005
Philosophische Fakultät
Gesellschaftliche Integrität von Forschung bezieht sich nach Hippokrates vor allem auf das Methodische bei der Problembearbeitung: ein forschender Arzt ist verpflichtet, sich nur solcher Methoden zu bedienen, die dem Patienten nutzen, auf keinen Fall aber schaden dürfen. In diesem Sinne wird auch in unserer Zeit auf Unangemessenheiten in der Art naturwissenschaftlicher Wissensproduktion hingewiesen. „Unangemessenheit“ ist dabei als relationaler Begriff zu verstehen. Vor jeder Wertung stellt sie zunächst nur ein Verhältnis zwischen Eigenschaften der Wissenschaft und Eigenschaften des makrosystemischen Kontextes dar. Ändern sich die Systeme, die zu den Umwelten der Wissenschaften gehören, dann können sich die Bedingungen und Bestimmungen gesellschaftlicher Integrität
von Forschung ebenfalls verschieben. Dieses Problem stellt sich in analoger Weise für jedes andere System. Auch die Politik, die Ökonomie und gegebenfalls auch andere Systeme sind gezwungen, die Implikationen von Informationen aus der Wissenschaftsentwicklung für die
Funktionsabläufe und Ziele des eigenen Systems zu überprüfen (eine Übersetzung der fremdsystemischen Information in den Eigencode des Systems anzufertigen) und gegebenenfalls zu handeln. Dabei gibt es nicht selten Friktionen. Nicht immer zeigt sich zum Beispiel die Politik offen für die Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse. Es gibt Fälle, in denen sie sowohl die Gewinnung als auch die Ausnutzung neuer wissenschaftlicher Ansätze zu blockieren versucht – aus welchen Gründen auch immer. Für die Wissenschaftsforschung steht vor allem die gesellschaftliche Integrität der Forschung selbst zur Diskussion.
Die Gesellschaft für Wissenschaftsforschung hat sich dieser Fragestellung angenommen
und sie im Rahmen ihrer Jahrestagung im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung am 18. März 2005 unter dem Thema „Die gesellschaftliche Integrität der Forschung“ analysiert und diskutiert. Dabei ist es gelungen, theoretische Überlegungen mit historischen und aktuellen Fakten zu verbinden. Die Ergebnisse dieser Tagung werden in diesem Jahrbuch der Gesellschaft für Wissenschaftsforschung dem interessierten Leser vorgestellt.
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