Der Pfarrbrief in Zeiten des Medienumbruchs
Archivische Überlieferungsbildung zwischen analog und digital
Philosophische Fakultät
Pfarrbriefe, auch Gemeindebriefe oder Mitteilungsblätter genannt, informieren in Terminübersichten, Ankündigungen und kurzen Artikeln über Gottesdienste, Freizeitveranstaltungen, wohltätige Aktionen oder Personalveränderungen in einer Pfarrgemeinde. Sie hinterfragen gelegentlich kirchenpolitische Entscheidungen, behandeln Glaubensangelegenheiten oder versuchen, Kinder mit Rätseln an Gemeinde, Kirche und Glauben heranzuführen. Kurz: Pfarrblätter spiegeln das Gemeindeleben wider, halten es fest und zusammen. Ihre Bedeutung hat die Deutsche Nationalbibliothek erkannt und fordert eine Ablieferung von Pfarrbriefexemplaren, die unter anderem über eine reine Terminankündigung hinausgehen. Davon unabhängig sorgen auch die für Pfarreien zuständigen Kirchenarchive für die Aufbewahrung und den Erhalt von Pfarrbriefen. Eine auch in der Verwaltung voranschreitende Digitalisierung führt jedoch dazu, dass die im Pfarrbrief enthaltenen Informationen auch in anderer Form festgehalten werden. Das neue Medium ist die Gemeinde-Website. Vergleicht man die Inhalte, kommt es teilweise zu erheblichen Redundanzen. Zudem beziehen sich die Informationen aufeinander. Genauso verhält es sich mit den Pfarrbriefinhalten und dem Verwaltungsschriftgut der Pfarreien, insbesondere für die sowohl analog als auch digital geführten pfarramtlichen Kalender. Für Archivar*innen stellt sich daher die dringliche Frage, wie eine diesbezügliche historische Überlieferung vor dem Hintergrund des Medienumbruchs gebildet werden kann. Zur Beantwortung dieser Frage
wurde zunächst die Sichtweise der schriftgutbildenden Stellen mittels einer Online-Umfrage und darauf aufbauend die Perspektive der Kirchenarchivar*innen in einem Experteninterview abgebildet. Auf diesen beiden Sockeln stehend, konnte im Ergebnis eine Empfehlung zur
Bewertung von Pfarrbriefen, Gemeine-Websites und pfarramtlichen Kalendern erstellt werden. Die übersichtliche Bewertungsmatrix eignet sich auch als Grundlage zur Bewertung solcher Inhalte in anderen Kirchenarchiven. Als Beispiele für die konkrete Umsetzung wurden
Vorschläge für die Diözese Rottenburg-Stuttgart erstellt.