Berliner Leichenhäuser in Zahlen (1794-1871). Anhang zur Dissertationsschrift „Instrumentalisierter Tod. Die Kultur- und Sozialgeschichte der Berliner Leichenhäuser des 19. Jahrhunderts“. Ursprünglicher Titel bei Einreichung der Schrift am Institut für Geschichtswissenschaften an der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin: „Zwischen den Welten. Die Kultur- und Sozialgeschichte der Berliner Leichenhäuser (1794-1871)“.
Philosophische Fakultät
Berliner Leichenhäuser in Zahlen (1794-1871).
Anhang zur Dissertationsschrift „Instrumentalisierter Tod. Die Kultur- und Sozialgeschichte der Berliner Leichenhäuser des 19. Jahrhunderts“.
Leichenhäuser wurden in Berlin erstmals gegen Ende des 18. Jahrhunderts eingerichtet und entwickelten sich im 19. Jahrhundert von anfangs umstrittenen, aber auch innovativen Einrichtungen des Bestattungswesens zu einer bis heute in veränderter Form gängigen Institution. Dabei verfolgten die Anstalten von Beginn an zwei unterschiedliche Ziele: Zum einen sollten sie die Aufbewahrung und Beobachtung von scheinbar Verstorbenen Menschen auf potenzielle Lebenszeichen sichern; zum anderen dienten sie dem sanitätspolizeilichen Bestreben der Seuchenprävention und verbesserter Hygiene.
Unter „Scheintod“ verstand man im 18. und 19. Jahrhundert einen Zustand, in dem zwischen Leben und Tod nicht eindeutig unterschieden werden konnte. Innerhalb der damaligen Ärzteschaft wurde die Schwierigkeit verhandelt, den Tod eines Menschen zeitnah und präzise feststellen zu können. Vielerorts wurde allein die Verwesung als einziges sicheres Todesmerkmal anerkannt. Da diese jedoch mit Verzögerung auftritt, rief dies neue Schwierigkeiten bezüglich des Umganges mit den vermeintlichen Verstorbenen hervor.
Da sich die medizinische Problematik der Todesfeststellung zu diesem Zeitpunkt nicht beheben ließ, bemühte man sich, andere Lösungsansätze zu finden. Dies war die Geburtsstunde der Leichenhäuser.
Die Veränderungen im europäischen Bestattungswesen, die sich spätestens seit dem Ende des 18. Jahrhunderts abzeichneten, führten letztlich zu einem eklatanten Wandel der Vorstellungen vom Tod und den Verstorbenen in den westlichen Gesellschaften. Die Leichenhäuser stellen dabei einen Aspekt dar, an denen sich diese Prozesse ablesen lassen. Berlin Waiting Mortuaries in Figures (1794-1871).
Appendix to the doctoral thesis "Instrumentalised Death. The Cultural and Social History of the Berlin Waiting Mortuaries of the Nineteenth Century".
Waiting Mortuaries were first established in Berlin towards the end of the eighteenth century and developed in the nineteenth century from initially controversial but also innovative funeral facilities into an institution that is still common today in a modified form. From the beginning, the establishments pursued two different purposes: On the one hand, they were intended to ensure the preservation and observation of apparently dead people for potential signs of life; on the other hand, they served the sanitary police efforts of epidemic prevention and improved hygiene.
In the eighteenth and nineteenth centuries, "apparent death" was understood to mean a medical condition in which no clear distinction could be made between life and death. For the physicians of the time, it was difficult to determine the death of a person immediately and precisely. In many places, decay alone was recognised as the only certain sign of death. However, since decay occurs with a delay, this created new difficulties in dealing with the presumed deceased.
Since the medical problem of diagnosing death could not be solved at that time, efforts were made to find other solutions. This was the birth of the waiting mortuaries.
The changes in the European funeral system, which became apparent at the latest at the end of the eighteenth century, ultimately led to a striking change in the ideas of death and the dead in Western societies. The waiting mortuaries are one aspect in which these developments can be observed.
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