Korrektives Feedback im DaZ-Unterricht. Ein Plädoyer für mehr Selbstkorrekturen
Dieser Beitrag basiert auf einem Dissertationsprojekt zum mündlichen korrektiven Feedback im DaZ-Unterricht in 2. und 3. Primarklassen. In sechs DaZ-Gruppen wurden je zwei Lektionen gefilmt und die Unterrichtsinteraktionen mit Blick auf rekurrente Interaktionsmuster verschiedener Reparaturtechniken und auf die Peerbeteiligung konversationsanalytisch ausgewertet. Darüber hinaus wurden die Aufnahmen jeweils am Folgetag für die videobasierte Erhebung des noticing (Wahrnehmung des korrektiven Feedbacks) sowie kurzzeitiger Lerneffekte eingesetzt. Außerdem wurden mittels Leitfadeninterviews subjektive Auskünfte der DaZ-Schüler*innen zu ihren Einstellungen zum korrektiven Feedback erhoben. Die Daten zeigen, dass prompts (Aufforderungen zur Selbstkorrektur) zu anforderungsreicheren und eigenaktiveren Formen der schüler*innenseitigen Beteiligung an der Reparatur führen, die Fokussierung auf die problematische Form begünstigen, Peerbeteiligung anregen und zudem den Präferenzen der Schüler*innen entsprechen. Aufgrund der Ergebnisse wird postuliert, dass prompts über ein höheres erwerbförderliches Potenzial als Fremdkorrekturen verfügen und es wird für mehr Anregung zu Selbstkorrekturen im DaZ-Unterricht plädiert. This article is based on a dissertation investigating the oral corrective feedback in German as a Second Language (GSL) classes (grades 2 and 3) in Swiss public schools. In six GSL groups, two lessons were video recorded. The identified repair sequences were then analyzed using conversational analysis with a focus on recurrent interaction patterns and peer participation. The recordings were also used the following day for Stimulated Recall (noticing) and the video-based elicitation of linguistic forms (short- term learning effects). In addition, subjective information from GSL learners about their attitudes toward corrective feedback was collected. The findings indicate that prompts lead to more self-active and cognitively demanding forms of learner participation and support the learners’ focus on the problematic form. Furthermore, prompts promote peer participation in the repair process and correspond to the learners’ preferences. Based on the findings of this study, prompts appear to hold greater potential for language learning than other-corrections and thus should strongly be encouraged in GSL lessons.