Provenienz und Anatomie einer Doppelfehlbildung
Digitale Provenienzforschung an Präparaten der Fetensammlung der Erlanger Anatomie
Die Erlanger Anatomische Sammlung erfuhr spätestens seit Einrichtung des „Theatrum Anatomicum“ 1754 einen steten Zuwachs unterschiedlichster Präparate historisch bislang meist ungeklärter Herkunft. Seit 1800 ist wiederholt von einer großen Anzahl von Präparaten mit Fehlbildungen in der Sammlung die Rede, die auch mehrfach durch Publikationen, Präsentationen und Vorlesungen der Öffentlichkeit vorgestellt wurden. Aufgrund der großen Zahl und Diversität der gesammelten Fehlbildungen stellten diese einen für die Erlanger Anatomie zentralen Sammlungsteil im 19. Jahrhundert dar. Sowohl die Geschichte der Serie als auch und vor allem die Provenienzen der Präparate sind noch kaum erforscht.
Mein Dissertationsvorhaben nimmt sich daher dieses in mehrfacher Hinsicht sensiblen Konvoluts an. Erste Ergebnisse dieser ausgedehnten Bearbeitung, in Form der Provenienzforschung zu einem einzelnen Präparat, werden in diesem Beitrag präsentiert. Dazu werden im Speziellen zunächst das Vorgehen der morphologischen Befundung einer Doppelfehlbildung und deren Vergleich mit der historischen Literatur veranschaulicht. Ein zentraler Punkt stellt hierbei die Digitalisierung aller Ergebnisse im Inventarisierungssystem WissKI dar, mit dessen Hilfe abschließend eine standardisierte und transparente Provenienzforschung in digitaler Umgebung verwirklicht werden soll. Diese kann unter anderem Hinweise auf Leichenablieferungsregeln geben, die auf dem Papier schon seit 1769 für Fehlbildungen bestehen. Das Promotionsvorhaben will darauf aufbauen und nicht nur lokal, sondern auch überregional zur Sammlungsforschung beitragen und die bislang unklaren Beschaffungsquellen anderer Präparate offenlegen.
WARNHINWEIS: In der Publikation befinden sich Bilder und Beschreibungen von menschlichen Überresten
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