Das Pancasila-System und die Stellung indigener Religionen in Indonesien
Zwischen Religionisierung und Religionspolitik
Theologische Fakultät
In dieser Arbeit werden die Auswirkungen der westlichen Konstruktion von Weltreligionen auf die Religionsdefinition in der indonesischen Pancasila und die damit verbundene Marginalisierung jener Religionen, die diesen Kriterien nicht entsprechen, untersucht. Welche Einflüsse finden sich im Religionsverständnis der Pancasila wieder? Was hat dies für konkrete Auswirkungen auf die Bürger*innen Indonesiens? Was für Änderungen bewirkt das Gerichtsurteil von 2017, das es nun erlaubt, sich zu einer indigenen Religion zu bekennen? Nach einer Einführung in den Diskurs um das Weltreligionen-Paradigma anhand der Entstehung der Religionswissenschaft und der daraus folgenden Klassifizierung von Religionen werden anhand eines geschichtlichen Überblicks die Geschichte, Funktionen und Interpretationen der Pancasila als Fundament des jungen Staates Indonesien nachgezeichnet. Dabei wird auch der Einfluss des islamischen Verständnisses von „Leuten der Schrift“ berücksichtigt. Schließlich wird, nach einer Betrachtung des sprachlichen Diskurses um „Animismus“ und „Primitivismus“, untersucht, wie sich die Religionspolitik auf Religionen außerhalb der sechs anerkannten auswirkt und diese marginalisiert. Sichtbar wird dies vor allem in der obligatorischen Angabe der Religionszugehörigkeit im Personalausweis, der grundlegend für den Zugang zu öffentlichen Leistungen und die Rechte von Bürger*innen ist. In this work, the effects of the Western construction of world religions on the definition of religion in Indonesian Pancasila and the associated marginalization of those religions that do not meet these criteria are examined. Which influences can be found in the understanding of religion of the Pancasila? What concrete impact does this have on Indonesian citizens? What changes does the 2017 court ruling that now allows people to profess an indigenous religion bring about? After an introduction to the discourse on the world religion paradigm based on the emergence of religious studies and the resulting classification of religions, the history, functions and interpretations of the Pancasila as the foundation of the young state of Indonesia are traced using a historical overview. The influence of the Islamic understanding of "People of the Book" is also taken into account. Finally, after considering the linguistic discourse around “animism” and “primitivism”, it examines how religious politics affects and marginalizes religions outside of the six recognized ones. This is particularly visible in the mandatory indication of religious affiliation in the identity card, which is fundamental for access to public services and the rights of citizens.
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