Schöne Literatur binär kodiert
Die Veränderung des Text- und Dokumentbegriffs am Beispiel digitaler Belletristik und die neue Rolle von Bibliotheken
Jahrhundertelang waren das Buch und der literarische Text untrennbar miteinander verbunden. Das beschriebene oder bedruckte Papier war Voraussetzung für den Begriff des klar abgegrenzten Dokuments. Im Bitstream, mit E-Books und digitalen Textkorpora, geht diese eindeutige Abgrenzung des Dokuments verloren. Die Übergangsphase vom analogen zum digitalen Paradigma ist von Imitationen des traditionellen Dokuments im Digitalen geprägt. In diesem Kontext ist digitale Belletristik – im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Publikationen – ein Bereich, der sich einem Neudenken im Digitalen besonders stark widersetzt. Dabei eröffnen digitale literarische Texte vielfältige Möglichkeiten und bilden als Primärliteratur die Grundlage für neue wissenschaftliche Methoden und Disziplinen wie die Computerphilologie. Dass sich mit digitalem Text die Arbeitsweisen von Verlagen, Bibliotheken, Rechenzentren und Wissenschaften entscheidend verändern, ist bereits zu beobachten. In dieser Arbeit wird am Beispiel literarischer Texte dargestellt, wie digitale Umgebungen den traditionellen Dokumentbegriff auflösen, welche Auswirkungen die technologischen Veränderungen insbesondere auf die Rolle von wissenschaftlichen und öffentlichen Bibliotheken haben, und ein Ausblick gegeben, wie ein genuin digital gedachtes Dokument aussehen könnte.
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