Wissensordnung in der Archäologie
Bibliothekarische Fachsystematiken im Kontext
Philosophische Fakultät
Kurz nach seiner Gründung 1829 entstand am Instituto di Corrispondenza Archeologica in
Rom – dem späteren Deutschen Archäologischen Institut – die wohl früheste
bibliothekarische Fachsystematik der klassischen Archäologie, in der Publikationen nach
Themen klassifiziert wurden. In den folgenden 180 Jahren wurde die ursprüngliche
Systematik je nach Publikationsaufkommen, Verschiebungen der Forschungsinteressen,
historischen Entwicklungen sowie organisatorischen und technischen Rahmenbedingungen
weiterentwickelt und verändert. Die Entwicklung der Fachsystematik des römischen
Institutes geht somit einher mit der Geschichte der klassischen Archäologie und der
bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Disziplinen. Anhand der sechs
systematischen Kataloge und Datenbanken der römischen Bibliothek sowie der Systematik
der jährlich erscheinenden Bibliographien des Deutschen Archäologischen Instituts verfolgt
die Arbeit die Entwicklung der Nutzung der Systematik als Werkzeug der Wissensordnung
zwischen 1836 und 2015. Der Vergleich zwischen den Systemen – ihrer Entstehung, Form
und Benutzung sowie ihren Inhalten und Strukturen – bildet die Grundlage für eine
übergreifende Betrachtung der Geschichte der Klassifikation in der deutschsprachigen
klassischen Archäologie. Anhand von ausgewählten Beispielen werden unterschiedliche
Anpassungsstrategien der Systematik an die jeweils aktuellen Entwicklungen des Faches
erläutert. Auf der Grundlage der Schwankungen im Publikationsaufkommen, dokumentiert
in den jährlich erscheinenden Bibliographien, wird zudem die Frage untersucht, nach
welchen Kriterien Kategorien und Systemstellen verändert, untergliedert oder gestrichen
werden. Die Arbeit identifiziert schließlich drei Phasen in der Geschichte der Nutzung der
Systematik, die sich inhaltlich und in ihrer Anwendung unterscheiden. Diese historische
Betrachtung soll die Grundlage für eine Analyse des momentanen Stands und für
Überlegungen zur Zukunft der Klassifikation und Inhaltserschließung an Institutionen wie
das Deutsche Archäologische Institut bieten.
Notes
Diese Veröffentlichung geht zurück auf eine Masterarbeit im Studiengang Digitales
Datenmanagement, M. A. an der Fachhochschule Potsdam und der Humboldt-Universität zu
Berlin.