Politische Bildung an Volkshochschulen im Zeichen der Legitimität
Eine neo-institutionalistische Betrachtung heterogener Erwartungen in der Programmplanung
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät
Insbesondere im Kontext der Verhandlung professioneller Überzeugungen und externer Erwartungen zeigt sich ein Forschungsdesiderat hinsichtlich des Programmplanungshandelns in der politischen Erwachsenenbildung. Vorliegende Arbeit untersucht unter Zuhilfenahme des Neo-Institutionalismus als Theoriegrundlage ebenjene Erwartungen, individuellen Überzeugungen sowie deren Aushandlungen am Beispiel brandenburgischer Volkshochschulen. Die aus offenen und leitfadengestützten Interviews gewonnenen Daten wurden im Sinne einer qualitativ inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz & Rädiker (2022) ausgewertet. Nachgezeichnet werden externe Erwartungen unterschiedlicher Akteursgruppen (bspw. kommunale Träger, Verbandswelt, Adressat*innen), die sich in Ansprüche der Effizienz, inhaltlicher Angemessenheit und einer gesetzlichen Pflichterfüllung zusammenfassen lassen. Individuelle Überzeugungen lassen sich in einem Wechselspiel aus rahmengebenden Überzeugungen (bspw. politische Bildung als etwas Schwieriges), allgemeinen Zielorientierungen (bspw. Demokratiebezogenheit der Angebote) und einzelne Konzeptionen politischer Bildung (bspw. systemkritische Haltungen) darstellen. Konflikte ergeben sich insbesondere zwischen eigenen Haltungen und den externen Effizienz- sowie Angemessenheitserwartungen, die im Sinne der Systematik Olivers (1991) vor allem passiv (bspw. im Sinne bewusster und unbewusster Akzeptanz) und anpassungsorientiert (bspw. im Sinne von Kompromissen zwischen eigenen Haltungen und Erwartungen) aufgelöst werden. Proaktive Strategien zeigen sich nur in geringem Ausmaß. Es wird deutlich, dass politische Erwachsenenbildung irrelevant für einen Legitimitätsgewinn der Organisation ist, gleichzeitig aber auch eine Gefahr des Legitimitätsverlustes darstellt, wenn Angebote als nicht inhaltlich angemessen wahrgenommen werden. Eine Abhängigkeit vom Primat der Effizienz und Wirtschaft-lichkeit lässt systemkritische Aspekte politischer Bildung in den Hintergrund rücken, so-dass pragmatische Zugänge im Programmplanungshandeln überwiegen.