Fachdisziplinäre Bedürfnisse in der Gestaltung von Discovery-Lösungen: Wirklich ein Katalog für alle?
Discovery-Systeme lösen auch in Deutschland in immer mehr wissenschaftlichen Bibliotheken die in die Jahre gekommenen Onlinekataloge (Opacs) ab. Diese Arbeit befasst sich deshalb mit der Frage, ob Discovery Systeme eine Lösung, ein One-Stop Shop, für alle Wissenschaftsdisziplinen sein können (und sollen) oder ob sie, so meine These, je nachdem wie sie konfiguriert sind, die eine oder andere Disziplin bevorzugen bzw. von sich aus einer der Wissenschaftstaxonomien eher entsprechen. Um dies zu überprüfen, wurden zunächst auf Grundlage einer wissenschaftshistorischen Analyse der Fachkulturen wissenschaftstheoretische Taxonomien erstellt. Diese Taxonomien bildeten die Basis für die empirischen Erhebungen zur Anwendung und zum Nutzen von Discovery-Lösungen im deutschsprachigen Raum. Eine Erhebung befragte elf Bibliotheken hinsichtlich ihrer fachspezifischen Beachtung dieser Taxonomien beim Einsatz und der Konfigurierung ihrer spezifischen Discovery-Systeme, die andere zwölf Wissenschaftler/innen mit unterschiedlichem fachkulturellen Background. Als Ergebnis zeigte sich relativ deutlich, dass Discovery-Tools eher die Bedürfnisse der Naturwissenschaftler/innen bedienen und dass es teilweise erhebliche Desiderate im Erkennen und Berücksichtigen der Bedarfe der Geisteswissenschaftler/innen gibt. Um diesen Zustand abzumildern, werden einige Vorschläge präsentiert, die insbesondere die Themen bessere inhaltliche Erschließung (Semantic Web), Trennung von Indices und Katalog und transparentes Ranking aufgreifen. Ein wissenschaftsphilosophisches Fazit über die möglichen Folgen der Discovery-Systeme für Forschung und Wissenschaft beschließt die Arbeit.
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