Migrationen als transkulturelle Verflechtungen im mittelalterlichen Europa. Ein neuer Pflug für alte Forschungsfelder
Bei der Betrachtung des europäischen Mittelalters unter dem Aspekt der Globalität treten Verflechtungen hervor, die auf Migrationen, imperialen Expansionen oder Handelsbeziehungen beruhen (J. H. Bentley). Insbesondere der Bewegungsbegriff der Migration ist dabei wahlverwandt mit dem Konzept der Transkulturalität, da dieses Kultur nicht mit Einheit und Identität in Verbindung bringt, sondern als unaufhörlichen Prozeß des Wandels erfassen soll. Migration als transkulturelle Verflechtung zu verstehen, bietet sich beispielsweise an, um die Blockaden bei der internationalen Debatte um die germanische Völkerwanderung zu lösen und die einseitige Auffassung von der Spätantike als Transformation of the Roman World zu überwinden. Wie am Fall der normannischen Eroberung Englands gezeigt werden kann, lassen sich mit einem Verständnis unterschiedlich ausgeprägter kultureller Vermischungen auch polare Gegensätze in der Urteilsbildung auflösen, die auf generalisierenden und homogenisierenden (M. Chibnall) oder partikularisierenden und essentialisierenden (M. T. Clanchy) Zugriffen beruhen.
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