Das männliche Selbstbild im Kontext von Körperbehinderungen
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem männlichen Selbstbild im Kontext von Körperbehinderungen. Die Grundlage der Arbeit bildet eine stereotype Zuschreibung von Merkmalen des männlichen, weiblichen und behinderten Körpers von Köbsell (2010), die den Männer- und Frauenkörper in ein dichotomes Verhältnis setzt. Im Vergleich zeigen der behinderte Körper und der weibliche Körper nahezu identische Merkmalsbeschreibungen auf, während der Männerkörper und die stereotypen Zuschreibungen dessen demgegenüber stehen. Dadurch wirkt ein Männerkörper mit Behinderung nicht vereinbar. Vor dem Hintergrund behinderungs-, geschlechtertheoretischer und körpersoziologischer Konzepte sowie Normativitäts- und Normalitätsdefinitionen wird untersucht, inwieweit gesellschaftliche Männlichkeits- und Behinderungsbilder auf die Konstruktion des körperlichen Selbstbildes von Männern mit körperlicher Beeinträchtigung wirken. Dafür werden fünf narrative Interviews mit Männern mit körperlicher Beeinträchtigung mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring (2010) analysiert.
Aus den Ergebnissen wird der Schluss gezogen, dass gesellschaftliche Normativitäts- und Normalitätsvorstellungen von Männlichkeit sowie soziokulturell geprägte Bilder von Behinderung allgegenwärtig sind. Der Männerkörper wird insbesondere vor dem Hintergrund seines funktionalen Äußeren anhand von soziokulturellen Zeichen und Deutungssystemen gesellschaftlich bewertet und hierarchisiert. Im Besonderen wird ein thematischer Fokus auf den Einfluss gesellschaftlicher Machtstrukturen auf den Lebensbereich der Sexualität und Partnerschaft deutlich. Es wird sichtbar, dass die Schnittstelle zwischen körpertheoretischen Vorstellungen und heteronormativer Sexualität eine tragende Rolle dahingehend einnimmt, dass der sexuellen Funktionalität und körperlichen Fähigkeit essenzielle Bedeutsamkeit im Kontext von Männlichkeit zugeschrieben werden. Männer mit Körperbehinderungen werden sexuell anders wahrgenommen und durch das Fremdbild von Frauen und nichtbehinderten Männern mit Herausforderungen konfrontiert. This thesis addresses the male self-image in the context of physical disabilities. This study is based on a stereotypical attribution of characteristics of the male, female, and disabled body by Köbsell (2010), which places the male and female body in a dichotomous relationship. In comparison, the disabled body and the female body show almost identical descriptions of characteristics, while the male body and its stereotypical attributions stand opposite. As a result, a male and disabled body appears to be incompatible. Against the background of disability-, gender-theoretical and body-sociological concepts as well as definitions of normativity and normality, this study examines the extent to which social images of masculinity and disability impact the construction of the physical self-image of men with physical impairment. For this purpose, five narrative interviews with men with physical impairment are analyzed using qualitative content analysis according to Mayring (2010).
From the results, it is concluded that societal notions of normativity and normality of masculinity as well as socio-culturally formed images of disability are omnipresent. In particular, sociocultural signs and interpretive systems evaluate and hierarchize the male body based on its functional appearance. In particular, the study focuses on the influence of social power relations on the sphere of sexuality and partnership. It becomes visible that the intersection between body-theoretical ideas and heteronormative expectations of sexuality plays a meaningful role in that sexual functionality and physical ability are attributed essential significance in the context of masculinity. Men with physical disabilities are perceived differently sexually and face challenges from the image women and non-disabled men have of them.
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