Bibliotheken: Die fünfte Gewalt im Staat?
Philosophische Fakultät
In der schwedischen Debatte um eine Nationale Bibliotheksstrategie wird Bibliotheken teilweise zugeschrieben, sie seien eine Fünfte Staatsgewalt. Der Artikel untersucht die Genese dieser Formulierung und konstatiert, dass in der weiteren Diskussion von diesem aktivistischen Standpunkt wieder abgerückt wird und Bibliotheken letztlich doch wieder als passiv neoliberale Schatztruhen bezeichnet werden. Die Formulierung Fünfte Staatsgewalt nahm ihren Ausgangspunkt in der Feststellung einer allgemeine Demokratiekrise, weshalb diese unter dem Eindruck neuer Demokratietheorie näher beleuchtet wird. Es wird das Konzept der Gewaltenteilung von Montesquieu diskutiert und eine genauere Analyse des verbreiteten Konzepts der Vierten Gewalt vorgenommen. Beides bietet Differenzierungen, die helfen, Bibliothekspraktiken neu zu positionieren. Am Schluss werden vier Aspekte vorgestellt, die sich auf den Impetus der schwedischen Position beziehen lassen, Bibliotheken sollten auf die gesellschaftlichen Veränderungen aktiv reagieren. Als eigenständige Gewalt gehen Bibliotheken aus dieser Analyse jedoch nicht hervor. The article begins with the formulation that libraries are a fifth branch of government which emerged in the debate about a national library strategy in Sweden and examines its genesis. It notes that in the ensuing discussion this activist stance is abandoned, and libraries are once again described as passive neoliberal treasure chests. The formulation of the Fifth State Power emerged from the observation of a general crisis of democracy which is why it is examined more closely under the influence of new democratic theory. Montesquieu’s concept of the separation of powers is discussed, and the popular concept of the Fourth Estate is analysed in more detail. Both provide distinctions that help to reposition library practice. Finally, four aspects are presented that can be related to the impetus of the Swedish position, suggesting that libraries should actively respond to societal changes. However, libraries do not emerge from this analysis as an independent force.
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