Redaktion: Angela Fischel

Seit der Antike wird der Gesichtssinn als derjenige unter den Sinnen beschrieben, der zentral für die Erkenntnis der Welt ist. Das Sehen selbst wird jedoch auf sehr unterschiedliche Art und Weise beschrieben und in sehr verschiedene Kontexte gestellt. Bis heute paradigmatisch wirkt Descartes’ Sehmodell, in welchem das Auge als ein rein rezipierendes Organ dargestellt wurde. Er beschrieb die Funktionen des Auges am Modell einer Camera Obscura. Oft wird bei der Rezeption dieser Darstellung jedoch übersehen, dass diese Camera auch selbst neue (Ab-)Bilder produziert. Neuere Theorien des Sehens, betonen stärker die physiologischen und psychologischen, aber auch die kulturhistorische Prägung der visuellen Wahrnehmung. Der Zweifel an der Verläßlichkeit des Sehsinns ist genauso alt wie die Berufung auf die Sinne als Quelle der Erkenntnis. Wie die Autoren dieses Heftes zeigen, ist gerade das Zusammenspiel der Sinne, insbesondere von Tast- und Sehsinn heute von besonderem Interesse. Gerade in unserer Zeit wird dieses Thema: das Spiel mit Täuschung und Enttäuschung erneut thematisiert, es wird zu einem Spiel der Selbstverortung, deren Gewissheit untergraben und deren Standpunkt relativiert wird.

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