Ausgabe 1.2011 / Gegenwart
Redaktion: Kristina Hoge / Lutz Hengst / Nadine Soell / Christia Kant
Ausgabedatum: 30.03.2011
Die Macht der Bilder und ästhetischer Objekte wird seit jeher und in unterschiedlichen Epochen, Kulturen und Kontexten stets emphatisch thematisiert, denn bestimmte Bilder/Objekte können den Betrachter zu konkretem Handeln veranlassen, Götter repräsentieren oder Dämonen entfesseln. Auch können sie Erinnerung beleben, ganze Zeit- und Raumstrukturen verändern oder Identitäten transformieren. Man schreibt ihnen daher nicht nur einen passiven oder aktiven Gebrauch durch den Betrachter zu, Autoren wie u.a. W.J.T. Mitchell beschreiben darüber hinaus “What pictures want” - die Performativität von Bildern als Akteure. (Auch über Agentien der Dingwelt wurde in jüngster Zeit unter anderem im Sinne Bruno Latours neu nachgedacht.) Bilder und Objekte handeln, wobei bestimmte Formen von Bilderhandeln auf struktureller Ebene magischen Praktiken ähneln, wie James Frazer sie beschreibt. Kultbildern und -gegenständen ist ein magischer Gebrauch eingeschrieben. Heiligenbilder berufen sich auf Berührungsmagie - sie figurieren gleichsam als “besessene Bilder”, und erwachen - wie Kultgegenstände -, sobald man sie in einen rituellen oder medialen Zusammenhang stellt. Besessene Bilder sind zudem operationale Bilder, sie rechnen mit ihren Benutzern oder sie verunsichern diese und verbreiten Angst, was im Zuge der Geschichte wiederholt zu ikonoklastischen Ausbrüchen geführt hat. Doch auch analytische Bilder der Wissenschaft sind auf effiziente Benutzung ausgerichtet und es scheint, als müssten wir - unbenommen aller Bemühungen wissenschaftsgeschichtlicher Inventaranalysen der letzten Jahre - noch weiter über ihr Funktionieren, ihr Scheitern oder ihr visionäres Potential lernen. Auf besondere Weise arbeitet auch die Filmgeschichte mit und an der Konstruktion magischer Bilder. Grundsätzlich fungieren gerade populäre fiktionale Filme als “Dreammachine”, während sich spezifische Produktionen ambitioniert diskursiv vernetzen und beispielsweise mit Ethnographie auseinandersetzen. Hier begreift sich das Kino erstmals bewusst als eine Kulturtechnik, die nicht einfach abbildet, sondern Kulturen auch transformiert. Die Wahrnehmung des Eigenen verändert sich mit dem Blick auf das kinematographisch Fremde und Unbewusste, was sich etwa im Typus’ des Ethnofilms als First Contact zwischen Kino und Kulturkritik nachvollziehen lässt. Doch vor allem rezente Bilder der Gewalt aus den Kriegen unserer Gegenwart stellen die Frage nach der Macht von Bilder immer wieder neu - die Rede vom "Krieg der Bilder" ist hier symptomatisch und wir sind aufgefordert, uns in Hinblick auf die "agency" von Bildern erneut Gedanken zu machen. welche Gewalt diese über uns besitzen, was wiederum unseren Umgang mit Bildern bestimmt. Im Interesse der aktuellen Ausgabe steht es daher, die Macht von machtzentrierten Bildern respektive besessenen Bildern und Objekten zu (re-)perspektivieren. Die potentiell übergreifende Debatte dazu gestaltet sich naturgemäß sehr vielschichtig und kann beispielsweise von Praktiken und Techniken des magischen Bilderhandelns, religiöser Ikonenverehrung, Geisterfotografie und den Anfängen des (anthropologischen) Films bis zur Computeranimation, aber auch der angstvoll-funktionalen Fetischisierung ästhetischer Objekte reichen.
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