Guerrilla Gardening - zwischen Street Art und der Rückkehr zur Natur
„Natur“ im ursprünglichen Sinne – so sie denn je existierte – ist tot, eine idealisierte Vorstellung der zivilisierten Gesellschaft. Gerade in Zeiten globaler Umweltzerstörung wird der Sehnsuchtsgedanke an eine Rückkehr in die unzerstörte Natur laut. Dies zeigt sich beispielsweise in den verschiedenen Kunstbewegungen seit den 1960ern, die die Natur als Medium für sich entdeckten und ihre Arbeiten an entlegenen Orten, fernab des traditionellen musealen Raums, inszenierten und präsentierten. Ziel war jedoch nicht nur eine romantische Flucht aus der gesellschaftlichen Enge, vielmehr waren ihre Arbeiten stark von sozialem sowie politischem Engagement geprägt. Eine moderne Form dieser Zivilisationskritik, die einer Institutionalisierung bisher entgangen ist, ist die Protestbewegung „Guerrilla Gardening“. Dabei werden Brachflächen im Stadtraum von Aktivisten mit Blumen, Bäumen und Gemüse bepflanzt – explizit ohne eine Genehmigung des Eigentümers dafür einzuholen. Wie bei ihren Vorgängern der Land Art ist ihr Handeln vielseitig motiviert. Primär lassen sich pragmatische, ökologische, politische und ästhetische Beweggründe identifizieren. Der Kunststatus wird Guerrilla Gardening jedoch häufig abgesprochen. Im Folgenden wird zunächst auf die Verzahnung der vier genannten Motivationsgründe eingegangen. Über die Funktions- und Wirkungsweise des Guerrilla Gardenings im öffentlichen Raum wird anschließend analysiert, inwieweit sich die Bewegung unter einen Kunstbegriff stellen lässt. Hierbei wird – in Abgrenzung zu anderen Kunsttheorien des 20. Jahrhunderts – insbesondere George Dickies Institutionelle Kunsttheorie zur Anwendung kommen und gezeigt werden, dass Guerrilla Gardening einer Definition als Kunst entspricht.
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