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Woran ist Authentizität gebunden? Von der Authentizität zu den Authentizitäten des Denkmals
Wolfgang
Seidenspinner
Authentizität
Georg Dehio
Substanz
Materialität
Der Beitrag will die Authentizität eines Denkmals als eine geistige und kulturelle Eigenschaft unterstreichen. Während die Authentizität eines Artefakts durchaus in seiner Substanz, in seiner Materialität in Form, Gestaltung und Funktion zu sehen ist, ist die Authentizität eines Denkmals in seiner entsprechenden Deutung, in der dem Artefakt zugemessenen, gesellschaftlich ausgehandelten Bedeutung zu sehen. Die in verschiedenen Disziplinen geführte Diskussion von Authentizität als einer arbiträren Wertsetzung bestätigt die auch in der Denkmalpflege schon angedachte Erkenntnis, dass einem Objekt neben der "offiziellen" Authentizität der Denkmalpflege noch verschiedene weitere, auch mehr oder weniger subjektbezogene Authentizitäten zukommen können.
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Wie lange dauert der neue Glanz der Werke? – Von der Obszönität der Rekonstruktion
Clemens
Kieser
Authentizität
Fragment
Vervollkommnung
Materielle Hinterlassenschaften der Geschichte sind grundsätzlich als Fragmente zu begreifen. Auch die Objekte der Denkmalpflege sind, von ihr selbst erkoren, fortwäh-rend Fragmente: Einerseits als dingliche Fundstücke oder Bauwerke, andererseits als interpretationsbedürftige Zeichen, die in einem unabschließbaren geistigen, nicht jedoch handwerklichen Prozess, als denkmalpflegerische Objekte beständig zu (re-)konstruieren sind. Versinkt das Fragment in der materiellen Rekonstruktion eines Ganzen, so verblasst oder verschwindet es als Objekt der Denkmalpflege. Die als Totalität gedachte Vervollkommnung des Fragments verbaut dessen wertvolle "Leerstellen", verschleiert seine historischen Geheimnisse und utopischen Verheißungen. Die Rekonstruktion wird zur obszönen Handlung, die alles zeigt und den Eros der Erkenntnis zerstört.
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Denkmalpflege und Psychologie. Rekonstruktion zwischen Lebens- und Todestrieb
Sabine Coady
Schäbitz
Berlin
Rekonstruktion
Psychologie
Dresden
Sigmund Freud
Diesem Aufsatz liegt ein äußerst spekulativer Ansatz zugrunde: Es ist der Versuch, die Frage der baulichen Rekonstruktion längst zerstörter Architekturen mit der von Sigmund Freud entwickelten Theorie des Lebens- und Todestriebes zu verknüpfen. In einem Gedankenexperiment werden Denkmalpflege und Rekonstruktion ins Spannungsfeld von Triebtheorie und Kulturkritik gestellt, um sich dem Phänomen Rekonstruktion über die bekannten Denkmalbedeutungen hinaus zu nähern und alternative Deutungsmodelle zu eröffnen. Könnte die Anwendung der Freudschen Theorie Antworten liefern darauf, warum es in der Gesellschaft immer wieder Bestrebungen gibt, verloren gegangene Bauten wiedererstehen zu lassen? Kann diese Theorie behilflich sein, die kranken oder gesunden Aspekte solcher Bestrebungen zu diagnostizieren? Liegt ein Heilungspotential in der Rekonstruktion? Unter Berücksichtigung speziell der These des Wiederholungsdranges innerhalb der Triebtheorie wird diesen Fragen im vorliegenden Beitrag nachgegangen. Das Ergebnis bleibt spekulativ, könnte aber einen Ausgangspunkt bilden für weitere interdisziplinäre Untersuchungen von Denkmalpflege und Psychologie.
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Tagungsprogramm und Teilnehmer
Tagungs-
Programm
Tagungsprogramm, Teilnehmer
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Werden und Vergehen. Rekonstruieren in Indonesien
Larissa
Sabottka
Indonesien
Rekonstruktion
Bali
Inwieweit hängt ein Denkmal von seiner materiellen Substanz ab? Auch hier gilt: andere Länder, andere Sitten! Am Beispiel Indonesien zeigt dieser Vortrag, wie sehr sich die dortige Auffassung von dem, was ein Denkmal ist, von der unseren unterscheidet. Vorgestellt werden hinduistische Tempelanlagen auf Bali, die als Teil des sehr ausgeprägten religiösen Lebens der Balinesen oftmals seit hunderten von Jahren intensiv genutzt werden und unter dem Einfluss des tropischen Klimas rasend schnell verfallen. Die damit verbundenen ständigen Reparaturen und Erneuerungen lassen fast nichts von der alten Substanz übrig. Was macht hier das Denkmal aus? Was ist hier "original"?
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Rekonstruktion? Das Gropius-Haus in Dessau
Monika
Markgraf
Rekonstruktion
Walter Gropius
Meisterhäuser
Dessau
Nach Abschluss der Restaurierung der Meisterhäuser Feiniger, Kandinsky-Klee, Muche-Schlemmer begann in Dessau die Debatte um den Wiederaufbau des zerstörten Haus Gropius. Befürworter der Rekonstruktion die Siedlung als Einheit. Für sie ist der Wiederaufbau des Direktorenhauses eine notwendige Reparatur, die dringend erforderlich ist um die Bedeutung und Wirkung des Ensembles als Gesamtkunstwerkes zu verstehen. Befürworter der Konservierung des gegenwärtigen Zustands wollen den Lauf der Geschichte nicht verfälschen, sondern die Veränderungen sichtbar lassen. Sie weisen außerdem darauf hin, dass viele Fragen nicht wissenschaftlich fundiert beantwortet werden können und dass eine Rekonstruktion Zerstörung voraussetzt. Bei der Stiftung Bauhaus Dessau wurde deshalb der Gedanke der "Aktualisierung der Moderne" entwickelt: die Suche nach einem dritten Weg zwischen Konservierung des Status Quo und Rekonstruktion des Vergangenen.
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Einleitung in das Tagungsthema
Ulrich
Kerkhoff
Rekonstruktion
Konservierung
Erhaltung
Authentizität
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Wiederaufbau im Angesicht von Trümmerwüsten – der Architekt Rudolf Schwarz
Mathis
Nitzsche
Zweiter Weltkrieg
Rudolf Schwarz
Denkmalpflegerische Wiederherstellungen, Rekonstruktionen sind seit jeher umstritten und waren es unmittelbar nach den großen Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges. Die Wiederaufbauten der Nachkriegszeit wurden stark über Zweck und Funktion der wiederherzustellenden Denkmale diskutiert: breite Zustimmung erhielt die Rekonstruktion historischer Sakralbauten, Ablehnung hingegen der Wiederaufbau von Residenzschlössern. Schon damals gab es von progressiven Architekten Kritik an der Sehnsucht nach dem Vergangenen: kein Wiederaufbau, sondern Neuaufbau! Variationen von Instandsetzungen kriegszerstörter Denkmale werden an Beispielen einer "interpretierenden Denkmalpflege" von Rudolf Schwarz vorgestellt. Anspruchsvolle Ersatzbauten erübrigen Fragen der Rekonstruktion untergegangener Denkmale, unbefriedigende Nachfolgebauten provozieren hingegen Wiederherstellungen.
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Rekonstruktion als Architektur der Gegenwart? Historisierendes Bauen im Kontext der Denkmalpflege
Eva von
Engelberg-Dockal
Authentizität
Rekonstruktion
historisierendes Bauen
Thema dieses Beitrags sind weniger die berühmten, aufgrund ihrer architekturhistorischen Bedeutung aufwendig rekonstruierten Monumentalbauten, sondern die zahlreichen historischen Gebäude, die - meist zur Wiedergewinnung eines verlorenen Bildes – rekonstruiert, kopiert oder historisierend ergänzt werden. Beobachtet wurde hier gegenüber den Rekonstruktionen der 1980er Jahre ein deutlich freierer Umgang mit den Vorbildern, wobei der Eindruck eines historischen Gebäudes oftmals gar nicht beabsichtigt ist. Die Bauwerke geben sich vielmehr als Neubauten zu erkennen und wecken allein in ihrer Formensprache Assoziationen an ihre historischen Vorgänger. Das Rekonstruieren von Gebäuden, Platzfronten und Straßenbildern überschreitet somit vielfach die Grenze zum Historisierenden Bauen, eine Formensprache, die zunehmend auch in Deutschland als legitimer Beitrag zur zeitgenössischen Architektur akzeptiert wird. Diese Grauzone zwischen den auf wissenschaftlicher Basis durchgeführten Rekonstruktionen und freien historisierenden Fassadenentwürfen wird hier als Kennzeichen unserer Zeit gedeutet. Dass die Grenze zwischen Rekonstruktion und Historisierendem Bauen oft nur schwer zu ziehen ist, wird notwendigerweise auch unser Denkmalverständnis beeinflussen und die Frage nach der Bedeutung von "Authentizität" neu stellen.
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Aura und Reproduktion. Anmerkungen zum Haus Gropius in Dessau
Andreas
Schwarting
Bauhaus Dessau
Walter Gropius
Reproduktion
Aura
Rekonstruktion
Das ehemalige Direktorenhaus des Bauhauses in Dessau wurde 1945 bei einem Luftangriff schwer zerstört und erst im Jahr 1956 für einen leitenden Ingenieur des Dessauer Gasgerätewerks als Wohnhaus in traditionellen Formen mit Satteldach wiederaufgebaut. Der Vortrag untersucht die Hintergründe und die Realisierung des bestehenden Gebäudes. Der Vergleich zweier scheinbarer konträrer Modelle repräsentativen Wohnens (künstlerische Avantgarde der 1920er Jahre vs. "technische Intelligenz" der jungen DDR) wirft ein neues Licht sowohl auf das Verständnis des Hauses von 1926 als auch auf die gegenwärtige Rekonstruktionsdebatte.
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